12 STONES – Beneath The Scars

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    Sound - 85%
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    Vocals - 90%
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    Texte - 90%
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    Intensität - 90%
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    Eingängigkeit - 90%
89%

Kurzfassung

Auf ihrem vierten Studioalbum zeigen sich die amerikanischen Hard Rocker um Paul McCoy von ihrer besten Seite.

12 Stones ist eine amerikanische Rockband, die nach zwölf Jahren Bandgeschichte auf einige handfeste Erfolge in ihrem Heimatland zurückblicken kann.
Zwar gelang den bodenständigen Musikern bisher kein fulminanter Riesendurchbruch, eine gewisse Grundpopularität besitzt die Band jedoch seit Jahren, beispielsweise hatten sie Chartplatzierungen bis in die Top 30 hinauf.
In Deutschland hingegen hält sich die Bekanntheit in viel engeren Grenzen. Der Bandname wird nur den wenigsten etwas sagen, erwähnt man den Namen des Sängers, Paul McCoy, dämmert es eventuell im Hinterkopf einiger Goth-Metaller, die nach längerer Überlegung sagen werden: “War das nicht der, der mal einen Song mit Evanescence gemacht hat?”

Richtig. Paul McCoy hat im Jahr 2003 dem Song “Bring Me To Life” seine Stimme geliehen und damit Evanescence zu einem Megahit verholfen. Seine eigene Band hatte davon leider reichlich wenig – sehr schade für die Band und für die Welt, denn 12 Stones haben einiges zu bieten und spielen seit Jahren auf konstant hohem Niveau solide sowie leidenschaftliche Rockmusik.

Mit “Beneath The Scars” bringen 12 Stones im Jahr 2012, im 12. Bandjahr, ihr bereits viertes Studioalbum heraus. Und so viel Zahlenmystik kann eigentlich nur ein Omen sein – es wird also Zeit, auch außerhalb der USA Fuß zu fassen, und dieses am 12. Juni verfasste Review kann ja als eine Art erster Schritt fungieren.

Wie die meisten Bands erfinden auch 12 Stones kein Rad neu, weder jetzt noch haben sie das jemals getan, doch seit Jahren verändern sich weder die Qualität noch der Charakter ihrer Musik, viel eher ist diese Band ein exzellentes Beispiel dafür, wie man als Musiker seinen eigenen Stil immer wieder ausbaut und perfektioniert.
Seit jeher schreiben sie Songs, von denen jeder eine klare Bandprägung und seine eigene Seele mit ihren eigenen einprägsamen Wesenszügen hat. So besteht auch “Beneath The Scars” aus 14 Stücken, von denen jeder seinen eigenen Absatz verdient hat und die sich anhören, als seien sie enge Freunde, mit denen man die Höhen und Tiefen des Lebens durchschreitet.

“Infected” ist ein fetziger Opener, der den Hörer voller Spielfreude in diesem frisch erbauten Land innerhalb der 12 Stones-Welt willkommen heißt.
Coole Übergänge und ein groovy Solo sorgen für eine gute Stimmung und machen den Aufenthalt in diesem Land namens “Beneath The Scars” von Anfang an sehr angenehm.

Ebenso energiegeladen und rockig geht es weiter mit “Bulletproof”, einem Song voller Tatendrang, Stärke und schnellen Gitarrenspielereien, der den Zuhörer antreibt und motiviert.

“For The Night” ist dann ein sensibler Song mit ruhigem Auftakt, der den Text, der Mut machen und zeigen möchte, dass man mit seinen Schwierigkeiten nicht allein ist, sehr adäquat vertont und zum Refrain hin richtig kraftvoll wird.

Mit “Worlds Collide” wird das Album dann musikalisch vielseitiger. Die energischen Gitarrenriffs zwischen den ruhigen Strophen sind nur eines von mehreren Highlights des Songs. Der Refrain ist ein richtiger Ohrwurm, ein Gitarrensolo vermischt sich hier mit passend eingesetzter Elektronik, worauf dann, was eher ungewöhnlich ist, ein Schlagzeug-Solo folgt.
Ganz nach dem Motto des Titels kommen hier also einige sehr schöne Elemente zusammen. Die Mixtur aus ruhigen Strophen und hartem Refrain ist zwar eines der Lieblingsrezepte der Band, der Kontrast ist hier jedoch ungewöhnlich stark, und die schnellen, prägnanten Riffs verleihen den Strophen einiges an Härte und Tempo.

“That Changes Everything” ist ein dramatisches Lied über die Sinnfrage einer Beziehung, die nicht mehr zu funktionieren scheint. Durch spannende Rhythmus-Arbeit baut sich der Song allmählich auf, richtig episch wird er jedoch erst durch die Streicher.

Gemeinsam mit dem basslastigen “The One Thing” betritt der Zuhörer dann wieder deutlich ausgelassenere und rockigere Gefilde, die Stimmung geht nach oben, es darf gerockt werden, bevor es mit “Blind” wieder ruhiger wird, aber nicht bleibt: Der Trost spendende Song mutet zwar in seinen von cleanen Gitarren begleiteten Strophen balladesk an, hat jedoch einen Streicher-durchzogenen, epischen Refrain.

“I’m With You” ist wieder einer der kraftspendenden Motivations-Stücke, sein tiefes Gitarrensolo klingt besonnen, überzeugend, und man möchte sich fallen lassen und dem Lied sein Vertrauen schenken.

“Bury Me” beginnt mit einem wunderschönen hellen Gitarrenintro und wird vor allem von melancholischen Streichern getragen, die ihren Höhepunkt im letzten Drittel des Songs erfahren. Der markante Basseinsatz tut den Rest und sorgt für die nötige Schwere.

Drei eher düstere Songs in Folge also. Spätestens jetzt, so wissen die 14 Freunde des Hörers, wird es Mal wieder Zeit für eine Party, und so kommt nun “Psycho” zum Zug, ein Rock-Kracher mit groovy Gitarrenriffs und schwungvollem Rhythmus. Man kann sich somit richtig austoben, bevor es mit “Only Human” gedanken- und verständnisvoll zugeht: Jeder zweifelt mal an sich selber und jeder macht mal Fehler, sagt uns Paul McCoy, und seine Instrumentalisten pflichten ihm einstimmig bei, woraus ein harmonischer, gemäßigter und eingängiger Rocksong entsteht.

Eine Seele, somit menschliche Züge scheinen die Songs zu haben, habe ich am Anfang des Reviews behauptet. So zeigen 12 Stones mit “Someone Like You” dann, dass ihre Lieder auch mal wütend werden können: Hier hauen kurze Riffs und ein schnelles Schlagzeug richtig rein, es herrscht Ernüchterung und Enttäuschung vor, der man freien Lauf lässt, anstatt an ihr zu verzweifeln.

“Shine On Me” hat trotz generell ruhigem Charakter einige unerwartet harte Stellen, bevor es sich in einem tollen kleinen Gitarrensolo dramatisch entlädt und schließlich akustisch ausklingt.

Fast am Ende von “Beneath The Scars” vereinen 12 Stones auf “Pretty Poison” noch einmal ihre gängigsten Spielweisen, bieten schöne Übergange von langsamen zu schnellen Passagen und wunderbare akustische sowie verzerrte Gitarreneinsätze. Generell sind die Gitarren auf diesem Album sehr erwähnenswert. So wie jeder Song seine eigenen Wesenszüge hat, so hat er auch seine eigenen charakteristischen Riffs und Soli, von denen keines wie das andere klingt, aber jedes für sich einprägsam und eindrucksvoll ist.

Der Sound der 12 Stones geht stets in dieselbe gleichbleibende Richtung, aber ihr Talent, Stimmungen festzuhalten und großartige Rocksongs darzubieten, ist bemerkenswert, ebenso wie die Fähigkeit, eben dieses von Album zu Album auszuweiten und zu verfeinern. Was sie bereits als leidenschaftliche Jungs auf ihrem Debütalbum mit Anfang 20 im Jahr 2003 außerordentlich gut konnten, perfektionieren die an Spiel- und Lebenserfahrung immer reicher werdenden Mittdreißiger unaufhörlich, sodass ich mir etwas anderes als eine kontinuierliche Steigerung kaum vorstellen kann.

12 Stones - Bulletproof

Verlag/ Label: Executive Music Group
Veröffentlichungsjahr: 22.05.2012

Trackliste:
01 Infected
02 Bulletproof
03 For The Night
04 Wolds Collide
05 That Changes Everything
06 The One Thing
07 Blind
08 I'm With You
09 Bury Me
10 Psycho
11 Only Human
12 Someone Like You
13 Shine On Me
14 Pretty Poison

Webseite: http://www.12stones.com
Webseite 2: http://www.facebook.com/12stones
Copyright Artikelbild: Executive Music Group

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