ANGE/ VARANDA – Die Legende Der Drachenritter Bd. 1: Jaina Neuausgabe

Das französische Autorenpaar Ange (der Künstlername steht für Anne und Gerard) hat mit der Comicreihe “Die Legende Der Drachenritter” ins Schwarze getroffen und eine Welt erschaffen, die für eine Vielzahl an weiteren Geschichten Raum bietet. Das war auch der ursprüngliche Plan, denn “Die Legende Der Drachenritter” ist keine fortlaufende Geschichte mit festen Protagonisten und einer chronologisch aufeinander aufbauenden Handlung, sondern bietet eine große Welt, in der eine Vielzahl an unabhängigen Geschichten ihren Platz finden. Themenschwerpunkt bleiben aber die Drachen und diejenigen, die gegen diese Bedrohung kämpfen.

Drachenseuche

Drachen hatten es im Mittelalter sehr schwer, denn neben vielen anderen realen Tierarten, waren es die fantastischen Drachen, die oft mit dem Bösen oder gar mit dem Teufel selbst gleichgesetzt wurden. Der Ritter, welcher den Drachen bekämpfte, war oft eine Personifikation des Glaubens. Aber auch schon weit vor dem Christentum gab es diverse Drachentöter: Der Gott Bhaal, der in der Region von Mesopotamien angebetet wurde, war selbst auch ein Drachentöter. Der höchste Gott der babylonischen Mythologie, Marduk, hat den Drachen Tiamat auf dem Gewissen. Und sogar das vermeintliche Böse hat es auf die Drachen abgesehen, denn in der ägyptischen Mythologie bekämpft und tötet der oft mit dem Teufel gleichgestellte Gott Seth die Dämonenschlange Apep/Apophis (diese wird oft auch als Drache dargestellt). Zum Glück folgte in der modernen Pop-Kultur und der Underground-Kultur eine Umkehr und die Drachen wurden zum Bestandteil beinahe jeder Fantasyveröffentlichung. Und nicht nur als hochgeschätzte Feinde wurden diese eingesetzt, nein, gar als mächtige Vertraute der Menschen, altehrwürdige Lehrmeister oder als nahezu göttliche, mystische Wesen. Publikationen in denen Drachen eine wichtige Rolle spielen, könnte ich hier niemals aufzählen, ich möchte jedoch ein paar prominente Vertreter nennen:

  • Die Romanreihe “Das Lied Von Eis Und Feuer” und deren Verfilmung im Serienformat mit Namen “Game Of Thrones”
  • Das Buch “Der Kleine Hobbit” und die Verfilmung in Form der “Hobbit-Trilogy”
  • Verschiedene Drachen (Bahamut, Leviathan usw.) in den “Final Fantasy”-Games
  • Gigantische Drachen mit gottgleichen Kräften in der Manga- und Animereihe “Record Of Lodoss War”

Der Orden der Drachenritter

So, jetzt bin ich leicht abgeschweift. Wir haben gesehen, dass sich das Image der Drachen stark gewandelt hat. In “[Der] Legende der Drachenritter” aber finden wir ein sehr archaisches Bild der Drachen wieder, denn diese werden dort als das pure Böse, das die Existenz der Menschheit bedroht, eingesetzt. Im Gegensatz zum strahlenden christlichen Ritter, bekämpft in “Die Legende Der Drachenritter” aber ein Orden, bestehend aus Jungfrauen, die Drachenbedrohung. Der Grund dafür ist ganz einfach: Männer und entjungferte Frauen sind anfällig für die Seuche, die von den Drachen ausgeht, welche in der Lage ist diese Menschen in Monster zu verwandeln. Diese sehen anschließend aus wie eine humanoide Form von “Reptilmenschen”. Die Einzigen, die sich gefahrlos einem Drachen nähern können, sind also Jungfrauen. Und um die Drachen bekämpfen zu können, wurde der Orden der Drachenritter ins Leben gerufen, um diese Jungfrauen auszubilden, damit sie im Kampf gegen die gigantischen Drachen eine Chance haben.

Aber was soll das denn nun, liebe Autoren? Soll der Comic jetzt die Botschaft verbreiten, dass Sex uns zur nächsten Drachenmahlzeit bzw. zur “Drachenscheußlichkeitsausgeburt” werden lässt? ^^

Handlung (Spoiler!)

Ein jeder Band von “Die Legende Der Drachenritter” ist eine abgeschlossene Geschichte. Hin und wieder finden wir Parallelen oder Überschneidungen zu anderen Bänden, aber das ist eher die Seltenheit.

Im ersten Band “Jaina” folgen wir der namensgebenden Drachenritterin Jaina und ihrer Knappin Ellys mit der knappen Bekleidung, auf der Suche nach einem Drachen, der bereits einige Landstriche mit der ominösen “Drachenseuche” – auch “Übel” genannt – infiziert hat und hunderte Bewohner in diese “Drachenscheußlichkeiten” bzw. “Drachenmutanten” verwandelt hat. Die Regierung der Stadt kann auch kein Heer entsenden um den Drachen aufzuhalten, da alle Krieger, sobald sie in die Nähe des Drachens, der das “Übel” aussendet, kommen, sich in diese Drachenmutanten verwandeln. Nur die Ritter des Drachenordens können in die Nähe des Drachens gelangen, da sie als Jungfrauen immun gegen die Seuche sind. Und sie haben auch die notwendige Ausbildung erhalten, um die Drachen bekämpfen zu können. Auf der Reise in die Gegend, wo der Drache vermutet wird, stellt sich jedoch heraus, dass das Übel sich schon viel weiter verbreitet hat als ursprünglich angenommen und ganze Heerscharen von Verwandelten umherstreifen. Einzig die Festung des Kommandanten Jahn von Espard hält auf mysteriöse Weise sowohl der Seuche, also auch den feindlichen Angriffen stand. Jaina und Ellys betreten die Festung, doch Jaina traut dem Ganzen nicht, da die Bewohner der Burg längst dem Übel hätten anheim fallen sollen…

Zeichnungen

Die Zeichnungen des Künstlers Alberto Varanda sind sehr gut. Die Charaktere, besonders die beiden Protagonistinnen Jaina und Ellys, arbeitet er sehr gut heraus. Jedoch trifft er deren Gesichtsausdrücke nicht in jeder Situation perfekt und in manchen Bildern sind ihre Gesichter minimal verzerrt. Die Hintergründe und Gebäude sind absolut fantastisch in Szene gesetzt, besonders die Panoramaaufnahme der Stadt in Mitten eines Meeres aus Wasserfällen. Am besten gelungen ist aber der majestätische Drache, der Hauptgegner unserer beiden Heldinnen. Diesen setzt Alberto Varanda gekonnt bedrohlich und gewaltig in Szene.

Die Verarbeitung des Comics

Typische Veröffentlichung des Splitter Verlages: Wer meinen Rezensionen folgt, weiß, dass der Splitter Verlag seine Comics liebt und diesen Werken die höchstmögliche Aufmerksamkeit und Würde schenkt. So auch hier! Großformat, sehr hohe Papier- und Druckqualität sowie ein stabiles Hardcover reichen zur Höchstpunktzahl. Zusätzlich wurden zur Neuveröffentlichung von Band 1 noch einige Zusatzseiten mit Skizzen von Alberto Varanda hinzugefügt. Diese sind derart beeindruckend, dass ich mich frage warum dieser Künstler kein Comicwerk mit Zeichnungen dieser Qualität herausbringt. Ganz klar, für ein derartiges Werk bräuchte man deutlich länger, aber für die Chance im Comicuniversum unsterblich zu werden, gehe ich doch so ein Risiko ein, oder?

Ausblick

“Die Legende der Drachenritter” ist mittlerweile bei Band 18 angekommen und das nicht zu Unrecht. Die Welt mit der Drachenbedrohung ist eine ideale Ausgangsituation für viele Abenteuer mit unterschiedlichen Helden und deren Antagonisten, meist in Drachenform.

Die Story stammt hier immer vom Autorenpaar Ange, aber alle Bände werden von verschiedenen Künstlern gezeichnet. Die Qualität der Zeichnungen schwankt nur leicht, alle Zeichner verwenden einen ähnlichen Stil und bleiben auf hohem Niveau.

Fazit

Super Auftakt einer sehr viel versprechenden Fantasy Reihe. Die gewaltigen Drachen sind das große Highlight von “Die Legende Der Drachenritter” und werden hier auf spektakuläre Weise in Szene gesetzt.

Verlag/ Label: Splitter Verlag
Autor: Ange
Veröffentlichung: 26.04.2011
Seitenzahl: 72
ISBN: 978-3-86869-128-3
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Webseite: http://www.splitter-verlag.eu/die-legende-der-drachenritter-bd-1-jaina-593.html
Copyright Artikelbild: Splitter Verlag

  • 8/10
    Handlung - 8/10
  • 8/10
    Intensität und Atmosphäre - 8/10
  • 8/10
    Graphische Ausarbeitung - 8/10
  • 8/10
    Charaktere - 8/10
  • 10/10
    Druckqualität und Haptik - 10/10
8.4/10

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