Bei uns sind der Manga und die dazugehörige Animeserie “Terra Formars” noch extrem unbekannt, in Japan ist die Reihe aber schon richtig angelaufen und dort ist sogar schon ein Videogame für den Nintendo 3DS in der Produktion. Der Grund dafür ist ganz einfach: Der Manga ist einfach richtig gut! Sicher ist “Terraformars” nicht für jedermann gedacht, er besticht durch extreme Gewaltdarstellung und Gore und die Handlung ist eher gehobenes Mittelmaß. Den Manga zeichnen aber eine Vielzahl gut herausgearbeiteter Charaktere, sehr gute Zeichnungen und eine enorme Spannung aus.
Die deutsche Version des Mangas verdient großes Lob und ist ein Augenschmaus für Sammler. Er weicht vom üblichen Standard-Format ab und ist etwas größer als dieser. Die Druckqualität und die Aufmachung mit Charakter Cards (eine Art Lesezeichen) ist perfekt. Auch die Übersetzung ist gut gelungen und weist keine Schwächen auf.
“Terra Formars” kann man dem Genre Science Fiction Horror mit Splatterelementen zuordnen (Altersempfehlung ab 16 Jahren). Diverse Rückblenden in dem Manga gehen aber eher in Richtung Drama und bereichern die Geschichte und die Stimmung ungemein. Eine ungewöhnliche, aber äußerst gelungene Mischung!
Die Story erinnert an den Film “Star Ship Troopers”. Nicht nur der Kampf auf einem fremden Planeten gegen Insekten ist hier identisch, auch die Tatsache, dass zwei Parteien in einem Krieg aufeinander treffen, die sich gegenseitig vollkommen unterschätzt haben. So beginnt der Krieg mit einem gewaltigen Massaker
Die folgenden Zeilen sollen nun die Handlung beschreiben, hier gilt natürlich Spoilergefahr!
Ein unbekanntes Virus bedroht die Existenz der Menschheit auf der Erde und der einzige Hinweis ist der Ursprungsort des Übels: der Planet Mars! Es wurde vor 500 Jahren damit begonnen, den Mars zu einem lebensfreundlicheren Ort zu machen und zwar durch so genanntes Terraforming. Zuerst wurde mittels Sonnenspiegeln die Temperatur erhöht, anschließend sorgten Algen für eine Atmosphäre. Zu guter Letzt wurden Kakerlaken als Terraformer ausgesetzt (diese sind auch die Namensgeber des Mangas. ”Terra Formars” ist ein Neologismus, mit welchem diese Marskakerlaken bezeichnet werden). Doch die Evolution steht nicht still und so hat sich in den 500 Jahren auf dem Mars auch einiges getan, was von den Menschen nicht berücksichtigt wurde.
Die Regierungen der Erde gründen in einem Notfallplan ein Team aus 15 Spezialisten und Freiwilligen, welche genetisch optimiert auf den Mars fliegen sollen und dort möglichst schnell ein Heilmittel finden müssen, um den Untergang der Menschheit abzuwenden.
Art der Veröffentlichung
Die Handlung der Mangareihe besteht aus zwei Blöcken, und zwar die zweite und die dritte Mars-Mission, wobei die Dritte den Großteil der Geschichte umfasst. Im Gegensatz zum japanischen Original, wird die deutsche Version der Mangareihe in einer anderen Reihenfolge veröffentlicht, welche zeitlich geordnet ist. So beginnt die deutsche Mangareihe mit dem Band, welcher in Japan als spezieller Prologband veröffentlicht wurde. Der zweite deutsche Band entspricht dann dem ersten Band der japanischen Reihe. Dieses Vorgehen ist aber durchaus klug, da dem Leser nun die ganze Reihe in chronologischer Folge vorliegt.
Die Handlung dieses Prologbandes erschien in Japan in Form zweier Anime OVAs, welche zusätzlich zur 13-teiligen Animeserie veröffentlicht wurden. Leider umfasst die Animeserie nicht die gesamte Handlung der Mangareihe und dient somit lediglich als “Appetitanreger” für die Mangareihe; ähnliches Vorgehen kennen wir bereits aus anderen Animeserien. Nichts desto trotz kann ich auch die Animeadaption nur weiterempfehlen, da sie der Qualität des Mangas in nichts nachsteht!
Ankunft auf dem Mars
Der erste Band behandelt die Geschichte der zweiten Marsexpedition. Was mit der ersten Marsexpedition geschehen ist, erfährt der Leser erst zu einem deutlich späteren Zeitpunkt. Einige Spezialisten und Freiwillige werden einer Operation unterzogen, um dem menschenfeindlichen Klima auf dem Mars nicht anheim zu fallen. Des Weiteren ist die Rede von einer unbekannten Gefahr, gegen die sie sich wappnen müssen. Die Operation ist sehr gefährlich und nur ein Bruchteil der Teilnehmenden überlebt diese. Aus diesem Grund besteht ein Großteil der Crew aus Leuten, die aus ärmlichsten Verhältnissen stammen und durch das Gelingen der Marsexpediton hoffen, endlich finanziell abgesichert, ein menschenwürdiges Leben führen zu können. Anscheinend ist in der Zukunft die Kluft zwischen Arm und Reich noch extremer geworden. Durch die Operation erhalten die Menschen Kräfte von Insekten, da ihre DNA mit denen bestimmter Insekten vermischt wird. Dabei wird keine Spezies zweimal verwendet und ein jedes Crewmitglied kann auf eine andere Kraft zugreifen, die für sein Insekt charakteristisch ist. So entsteht ein Team aus “Superhelden”, welche mit den unterschiedlichsten Kräften ausgestattet auf jede sich bietende Gefahrensituation reagieren können.
Liebe zum Krabbeltier
Hier wird ein großer Respekt des Autors für die Natur deutlich, denn die Insekten mit ihren Fähigkeiten werden detailliert beschrieben und dadurch, dass diese auf menschliche Maßstäbe angewandt werden, wird dem Leser deutlich, welch großartige Leistungen Kreaturen vollbringen, die wir tagtäglich ignorieren. So beispielsweise kann eine Ameise das Vielfache ihres eigenen Körpergewichts tragen, ein Mensch mit Ameisenkräften könnte also locker einen Bus aufheben und auf potentielle Angreifer werfen. So einen respektvollen Umgang mit den Leistungen der Natur wünsche ich mir in den Medien öfter! Durch Kombination mit kulturellen Errungenschaften der Menschen entstehen hier interessante Kombinationen: stellt euch nur mal einen Thai-Boxer vor, der mit der Kraft von Heuschreckenbeinen zuschlagen kann und aus dem Stand einfach aufs nächste Hochhaus springt!
Hier sollte man zudem wissen, dass Insekten in Japan einen ganz anderen Stellenwert haben als z.B. in Zentraleuropa, wo diese hauptsächlich als störend oder als Ungeziefer und als Krankheitsüberträger betrachtet werden. In Japan zählen viele Insekten als Nutztiere (Bienen, Ameisen, Würmer etc.) oder werden sogar als Haustiere (Rosenkäfer, Herkuleskäfer etc.) gehalten.
Gemetzel auf dem roten Planeten
Auf dem Mars angekommen, merken die Besatzungsmitglieder recht schnell, dass sie nicht allein sind und sehen sich mit einer Gefahr konfrontiert, mit der sie nicht gerechnet haben:
Die vor 500 Jahren ausgesetzten Kakerlaken haben sich zu etwa menschengroßen “Menschenkakerlaken” weiterentwickelt und besitzen ebenfalls Kräfte, die denen der Crewmitglieder ähneln. Also Kräfte, die natürliche Kakerlaken besitzen, nur auf menschliche Maßstäbe hochgerechnet. Das heißt beispielsweise, dass diese aus dem Stand auf 200km/h beschleunigen und mit einem Tritt ihrer Beine einen Menschen einfach halbieren können.
Im Gegensatz zur Crew, deren Fähigkeiten zeitlich durch die Einnahe von Medikamenten begrenzt sind, haben die Marskakerlaken ihre Kräfte jedoch immer und treten zudem zu Hunderten oder mehr auf.
Die Ankunft der Crew endet also in einem Massaker und nur wenige können die ersten Momente auf dem Mars überhaupt überleben und die ganze Mission scheint binnen kürzester Zeit zu scheitern.
In Terraformars gibt es keinen Hauptcharakter, auch kein Konzept wie z.B. bei Game of Thrones, in dem es mehrere Hauptcharaktere gibt, welche die Handlung vorantreiben. In Terraformars werden eher gezielt Charaktere aus dem großen Pool der Crewmitglieder vorgestellt, welche mit großen Momenten glänzen können, indem sie ihre einzigartigen Fähigkeiten anwenden.
Ich vermute, dass sich dies im Verlauf der Handlung noch ändern wird, und nachdem die meisten Crewmitglieder das Zeitliche gesegnet hat, einige Charaktere sich als “Hauptfiguren” hervorheben können.
Qualität der Zeichnungen und Design
Die Zeichnungen von ”Terra Formars” weisen ein extrem hohes Niveau auf. Die Animecharaktere sind perfekt gezeichnet und auch die unterschiedlichen Hintergründe und Umgebungen sind einwandfrei herausgearbeitet. Und das sowohl auf der eher kargen Marsoberfläche, als auch in den Städten auf der Erde. Die Marskakerlaken wurden in einem anderen Zeichenstil gemalt und ihr Design erfüllt vollkommen seinen Zweck: diese wirken mächtig und vor allem bedrohlich. Auch die Details bei den Körperteilen der Menschen, die sich durch die Medikamenteneinnahme in die der Insekten verwandeln, sind unglaublich detailreich gezeichnet, so dass die Vermutung nahe liegt, dass der Mangaka einige Insektenanatomiebücher studiert haben muss, oder zumindest einen Entomologen als Berater hinzugezogen hat.
Fazit
Super gezeichneter, brutaler SciFi-Splatter mit spannender Story, vielen Charakteren und einem Respekt vor der Natur, der einfach nur vorbildlich ist! Absolute Kaufempfehlung, jedoch nichts für Zartbesaitete!
Verlag/ Label: Tokyopop
Autor: Yu Sasuga, Ken-ichi Tachibana
Veröffentlichung: 00.12.2014
Seitenzahl: 224
ISBN: 978-3-8420-1143-4
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Webseite: http://www.tokyopop.de/manga-shop/product_info.php?products_id=3901
Copyright Artikelbild: Tokyopop
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