Nach viel zu langer Konzert-Abstinenz sammelte euer borbarad666 seine verstaubten Knochen auf und begab sich am 26.10.2015 ins Münchner Backstage, um mal wieder seiner Lieblingsband Cradle Of Filth zu huldigen. Es war das mittlerweile vierte Mal, dass ich Cradle Of Filth sehen durfte, auch wenn ich dieses Mal aufgrund des eher mäßigen Albums “Hammer Of The Witches“ (nur mein Eindruck, das Album sahnte einige Topwertungen ab!) mit eher gemischten Gefühlen zum Konzert fuhr. Um eben jenes Album dem Schwarzvolk zu präsentieren, starteten Cradle Of Filth ihre aktuelle “Inquisitional Tourture 2015“-Tour, wobei das Konzert in München eines der ersten darstellte. Neben Cralde Of Filth waren aber auch noch zwei weitere Bands am Start und zwar Ne Obliviscaris und Darkest Horizon, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört hatte. Wie sich der Abend von einem guten Start aber zum absoluten HAMMER steigerte, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
“It has begun!”
Bei meiner Ankunft am Backstage in München um 18:50 Uhr war nur ein kleiner, trauriger Haufen von Konzertbesuchern an der Warteschlange vor der Abendkasse bzw. dem Einlass, was mich zunächst sehr erschreckte. Zwar war der Montag ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für ein abendfüllendes Black Metal Konzert, doch immerhin haben wir es bei Cradle Of Filth mit einer der erfolgreichsten Black Metal Bands der Welt zu tun, die unzählige Anhänger rund um den Globus besitzt. Zum Glück steigerte sich der Andrang in der Halle aber immer mehr und um es mit den Worten von Cradle Of Filth-Frontman Dani Filth zu sagen: “Fuck the week!”, war es dann im Laufe das Abends auch irgendwann scheißegal, ob man am nächsten Morgen früh aufstehen und in die Arbeit musste, denn das Konzert ließ jedem eingefleischten Fan die Zeit vergessen.
Darkest Horizon
Ich ordnete mich zunächst etwas links in die erste Reihe ein und wartete auf den ersten Akt mit den Jungs von Darkest Horizon. Mit leichter Verspätung gegen 20:15 Uhr betraten sie dann auch die Bühne und legten gleich so richtig los! Die Band aus Rodgau war zwar den meisten kein Begriff, sie rockten den Saal aber schon mit den ersten Tönen und brachten das Publikum zum bangen. Sie hatten aber auch offensichtlich eine Truppe ihrer Anhängerschaft aus der Heimat mitgebracht, die ihre Freunde anfeuerten. Obwohl ihnen aufgrund des eher jungen Alters wohl Erfahrung fehlen sollte, merkte man ihnen das nicht im Geringsten an und sie beherrschten den Konzertsaal. Bei der nachträglichen Recherche ergab sich aber dann, dass die Kerle schon einiges an musikalischer Erfahrung in Petto haben, was auch den geübten Umgang mit dem begeisterten Publikum erklärte.
Vor allem der Sänger Aurelius Lie Machte eine gute Figur und animierte das Publikum auch zwischen den Liedern. Ihre Stilrichtung ist dem Epic bzw. Melodic Death Metal zuzuordnen und die Band erlangte zurecht in diversen Reviews verdammt hohe Kritiken! Nach vier Songs war aber leider schon Schluss, hier hätte ich gerne noch etwas mehr haben können.
Ne Obliviscaris
Nach der Umbaupause gingen Ne Obliviscaris aus Melbourne auf die Bühne. Diese Band ist dem Progressive/extreme/melodic Metal zuzuordnen. Die Band fiel zunächst durch zwei vom Gesang sehr unterschiedliche Sänger auf, von denen einer (Tim Charles) auch noch eine Geige mit ins Feld führte. Ne Obliviscaris startete zunächst passabel, steigerte sich aber von Song zu Song und entfachte beim Finale eine richtige Brachialgewalt! Während die Geige zunächst eher fehl am Platz wirkte und sich nicht besonders hervortun konnte, wurde dieser im letzten Song auch eine ruhigere Passage zur Verfügung gestellt, wo sie endlich glänzen konnte.
Gerade das Zusammenspiel der beiden Sänger Xen (Leadsänger) und Tim Charles (Clear Vocals) mit den sehr unterschiedlichen Stimmen gefiel mir sehr gut! Diese beiden schafften es auch, die gesamte Bühnenpräsenz zu übernehmen und ihren Bandkollegen vollkommen die Show zu stehlen. Bei den Zuschauern kam Ne Obliviscaris übrigens verdammt gut an, nur konnte sich nach dem Konzert keiner an den Namen der Band erinnern. ^^
Jetzt war das Publikum wirklich angeheizt und Cradle Of Filth konnten kommen!
Cradle Of Filth
Ich machte es mir rechtzeitig schon mal im Fotograben gemütlich, um nicht eine Sekunde von Cradle Of Filth zu verpassen, denn für einen Anhänger wie mich, der seit nunmehr 17 Jahren der größte “Cradle”-Fan der Welt ist, ist jeder Blick auf die Black Metal Dämonensultane Gold wert. Als die Spannung kaum noch auszuhalten war, betraten Dani Filth (Leadgesang), Lindsay Schoolcraft (Keyboard und female Vocals), Richard Shaw (Gitarre), Ashok (Gitarre), Daniel Firth (Bass) und Martin Skaroupka (Drums) die Bühne! Der Frontmann selbst war als Faun mit passendem Hornkopfschmuck und flatterndem Gewand gekleidet und mit einem gewaltigen Stab mit Bocksschädel in der Hand betrat er die Bühne. Auch die Sängerin und Keyboarderin Lindsay Schoolcraft war in wallende Kleidung mit einer Laterne gekleidet und begrüßte uns schaurig schön als eine Art Geisterhexe.
Ohne Umschweife legten Cradle Of Filth auch direkt los und erfreuten uns mit einem gewaltigem Metalsturm, der direkt aus der Hölle entsprungen schien! Da ich von Cradle Of Filth alle Alben kenne und sie nun schon zum vierten Mal gesehen habe, muss ich sagen, dass die Band gerade auf einem musikalischen Höhepunkt war und von allen Aufritten, die ich verfolgt habe, mit eine der besten Leistungen gezeigt hat. Das mag auch daran liegen, dass die “Inquisitional Tourture 2015“-Tour gerade erst am Anfang ist und gerade die anstrengenden Gesangseinlagen auch einen Dani Filth mit Sicherheit viel abverlangen, vor allem bei längeren Touren. Dani Filths Stimme ist brachial wie eh und je und er perfektionierte den Wechsel von hohen Bansheeschreien zu tiefem Höllenbass wie zu Bestzeiten. Da Dani Filth immer mal wieder seine Bandkollegen austauscht (er ist als einziges Gründungmitglied noch dabei), kenne ich die anderen Musiker live noch nicht, doch auch sie lieferten eine klasse Show ab!
So zeigt bei Cradle Of Filth nicht nur der Frontman Dani Bühnenpräsenz, auch die anderen Bandmitglieder erobern gekonnt die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Besonders gelungen ist mir das Anfeuern und Anheizen durch den Gitarristen Richard Shaw aufgefallen, der ständig mit uns kommunizierte und mit skurrilen Posen begeisterte.
Nach drei Songs musste ich leider auch schon wieder aus dem Fotograben raus. Doch zuvor rockte ich nur wenige Zentimeter von Dani Filth entfernt vor den Zuschauern und musste mich regelrecht zwingen, meine Musikgötter nicht zu berühren.
Danach ging‘s mitten ins Schwarzvolk etwa in Reihe fünf, direkt neben dem Moshpit, der sich in der Mitte der Halle gebildet hatte. Ein Blick nach hinten offenbarte zudem, dass sich mittlerweile auch die Halle deutlich mehr gefüllt hatte und auch am Montag genug Metalheads zusammenkommen können, um eine weltklasse Band zu feiern. Auch Dani Filth spielte darauf an und spornte uns an, trotz Wochenanfang und einem üblen Dienstagmorgen in Aussicht, alles zu geben und mit Gegröle, Devil Horns und Headbangen der Hölle ihren Tribut zu zollen! Wie üblich zelebrierten Cradle Of Filth auch bei diesem Konzert eher ältere Songs und zeigten eher wenig vom neuen Album “Hammer Of The Witches“, was mir auch sehr recht war. Ein Song, den sie aus dem neuen Album spielten, war “Blackest Magic In Practise“, der aber einen sehr guten Eindruck hinterließ, aber nicht an die großen Klassiker heranreichte. “Right Wing Of The Garden Triptych“ (ein Video dazu findet ihr unter dem Bericht) hingegen war ein echter Knaller und ist nun mein Lieblingssong aus dem neuen Album, das bei Nuclear Blast Records erschien.
Viel zu früh war ihr Auftritt dann auch zu Ende, doch ein erfahrender Cradle Of Filth-Konzertbesucher wie ich wusste, dass diese Pause nur dazu diente, dass die Band sich umzuziehen kann, um sich bei einem erneuten Auftritt nochmal feiern zu lassen. Die Rufe nach einer Zugabe wurden natürlich erfüllt und mit weiteren sechs Songs drehten die Blackmetaller aus England erst so richtig auf und spielten diverse Klassiker wie “Nymphetamine“ und “Twisted Nails Of Faith“. Zu guter Letzt entfachten Cradle Of Filth mit “Her Ghost In The Fog“ in ihrem gelungenen stimmungsvollen Meisterwerk ein Finale, das ihrer würdig war. Gerade im zweiten Teil ihres Auftrittes schafften es Cradle Of Filth, das Publikum immer noch weiter zu motivieren und spätestens jetzt war ich sowieso in einer Art Trancezustand, der durch die geile und laute Musik und vier Stunden Headbangen hervorgerufen wurde (ernsthaft, das war mein erstes Konzert, auf dem ich nüchtern geblieben bin ^^). Dann war es leider auch schon vorbei und nach ca. 90 Minuten Cradle Of Filth war das Konzert um 23:30 Uhr auch zu Ende und man beschritt den Heimweg an.
Den glücklichen Metaller vor mir, der das am Boden gelandete Plektrum von Richard Shaw noch gefunden hat, möchte ich hier nochmal beglückwünschen, es sei dir gegönnt! 🙂 Dann ging es auch schon wieder in die kühle Abendluft und ab zum Hauptbahnhof, wo es zur Stärkung noch einen Doppel Whopper mit extra Käse und Bacon gab. 🙂 Dann ging‘s mit dem Zug nach Hause, stets mit dem Wunsch, Cradle of Filth so bald wie möglich wieder sehen zu können!
Als letzter Eindruck blieb vor allem die gute Atmosphäre des Konzerts zurück, das erstaunlich friedlich war, sodass man sich voll dem Abrocken und der genialen Musik hingeben konnte. Das lag wohl auch am bunt gemischtem Publikum, das mehrere Generationen von Metallern vereinte. Auch was die Soundabmischung anging, war ich extrem zufrieden. Wir sehen uns also wieder beim nächsten Konzert!
Datum : 26.10.2015
Einlass: 19:00 Uhr Beginn: 20:00 Uhr
Veranstaltungsort : München, Backstage
Ticketpreis : 31,90 €
Künstler :
Cradle of Filth
Ne Obliviscaris
Darkest Horizon
CRADLE OF FILTH – Right Wing Of The Garden Triptych (OFFICIAL VIDEO)
Verlag/ Label: NUCLEAR BLAST GmbH
Webseite: http://www.backstage.eu/
Webseite 2: http://www.cradleoffilth.com/
Webseite 3: http://www.nuclearblast.de/de/
Copyright Artikelbild: NUCLEAR BLAST GmbH
Copyright andere Bilder: borbarad666