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OLIVIER PERU & STEFANO MARTINO – Orakel Band 1: Die Pythia

Die griechische Mythologie wartet mit unzähligen genialen Geschichten auf. Sie lehren uns Moral, Heldenmut und erzählen von Kraft und Verstand gewaltiger Helden wie Herkules, Odysseus, Theseus, Perseus und vielen anderen. Doch nicht immer gibt es in diesen Geschichten Lehrreiches, manche handeln nämlich von großem Leid und blutiger Rache. Natürlich kann man auch daraus etwas lernen, nur das Hauptthema ist eben nicht drauf ausgerichtet. Neue Geschichten in der griechischen Mythologie anzusiedeln fällt vielen Autoren außerordentlich schwer. Dies beweisen unzählige gescheiterte Produkte. Es gibt aber auch lobenswerte Beispiele für einen Erfolg, wie z.B. die auf der Playstation beheimatete “God of War”-Trilogie.

Heute führen wir uns Band 1 einer 5-teiligen Comicreihe namens “Orakel” mit dem Thema “Rache” zu Gemüte. Der erste Band mit dem Titel “Die Pythia” erzählt uns von großem Unrecht eines Gottes und wie eine Frau dieses zu sühnen versucht.

Handlung (mild Spoiler)

Der heilige Posten der Pythia bedeutet sowohl große Ehre als auch unendliche Entbehrungen, denn die Pythia ist das Orakel des Gotte Apollon. Die aktuelle Pythia von Delphi, Aspasia, ist die Protagonistin dieser Geschichte. Nicht nur ihre weissagerischen Fähigkeiten, sondern auch ihre Schönheit wird über die Landsgrenzen hinweg gerühmt. Beide Gaben sollen ihr zum Verhängnis werden. So verleitet ihre Schönheit den Gott Apollo dazu, sie zu vergewaltigen. Da die Pythias stets rein bleiben müssen um ihre Gabe zu wahren, wehrt sie sich nach Kräften gegen die Annäherungen des Gottes, doch gegen dessen Mächte ist sie hilflos ausgeliefert. Um sich zu rächen, manipuliert sie den ehrgeizigen Spartanerkönig Eukratides dazu, die Götter selbst herauszufordern und sich in einem beispiellosen Feldzug den Olymp hinaufzukämpfen. Dort warten nicht nur die Götter selbst, sondern auch diverse mythologische Ungeheuer auf die furchtlosen Kämpfer.

Konzept

Das Grundthema “Rache” beherrscht alle 5 Teile der Comicreihe “Orakel”, alle von anderen Zeichnern und Autoren interpretiert. Verbindendes Glied den verschiedenen Handlungen ist ein alter, umherwandernder Geschichtenerzähler, der diese an verschiedenen Standorten bereitwilligen Hörern erzählt. Er ist das sog. Orakel, ein unsterblicher Reisender, der trotz seiner Blindheit mehr erkennt als die Sehenden. Die fünf Bände tragen die Titel:

Band 1: Die Pythia
Band 2: Der Sklave
Band 3: Der kleine König
Band 4: Der Bucklige
Band 5: Die Witwe

Die Grundidee zur Reihe stammt von Jean-Luc Istin, der vorliegende Band 1 “Die Pythia” stammt aus der Feder des Autors Olivier Peru, der aus Comicserien wie z.B. “Elfen” (Splitter Verlag) und “Zombies” (Splitter Verlag) bekannt ist.

Das Thema der Rache ist den Sagen der griechischen Antike in keinster Weise unbekannt. Viele bekannte Geschichten wie die Sagen um Herkules oder Homers “Ilias” beschäftigen sich intensiv mit dem Thema. Generell sind die antiken Sagen auch nicht für ihre “Happy Ends” bekannt, eine der wenigen Ausnahmen stellen die “Irrfahrten des Odysseus” dar. An dieser Stelle möchte ich auch anmerken, dass wohl keine Sage der Antike auch in der Antike handelt, denn die Geschichten handeln in Zeiten davor, in der Jungsteinzeit bis hin zur Eisenzeit. Dies aber nur als Anmerkung am Rande.

Insgesamt wirkt der erste Band von “Orakel: Die Pythia” wie ein Sammelsurium aus bereits bekannten Geschichten. Nicht nur die handelnden Charaktere wie die Pythia selbst oder das erzählende Orakel wirken anderen Geschichten entlehnt, nein die ganze grobe Handlung kommt mir bereits bekannt vor, als hätte ich die Geschichte schon einmal gelesen. Das liegt natürlich daran, dass sich schon zuvor viele Medien mit der griechischen Mythologie beschäftigten. In den “God Of War”-Videospielen begleitete ich schon mal einen Spartaner beim Rachefeldzug auf den Olymp, der dort genauso wie die Spartaner des Comics auf Zyklopen, Minotauren, Gorgonen und ähnliche Wesen der griechischen Mythologie traf. Auch dass Apollon, der strahlende Sonnengott, keine reine Weste besitzt, weiß ich bereits aus der antiken Sage um die Nymphe Daphne, deren Vater sie vor den Übergriffen des Gottes schützte, indem er seine Tochter in einen Baum verwandelte. Auch die Lehre “Übermut tut selten gut”, die ich dem Comic entnehmen kann, traf ich schon in anderen Veröffentlichungen der altgriechischen Literatur. Die Neuzusammenwürfelung im Comic “Orakel Band 1: Die Pythia” gelingt zwar, erschafft dadurch aber nichts Neues. Sprich, die Handlung des Comics ist zwar gelungen, haut mich aber nicht vom Hocker.

Zeichnungen

Der Künstler Stefano Martino und die Coloristen der Digikore Studios leisten bei “Orakel Band 1: Die Pythia” sehr gute Arbeit. Die sehr detailreichen Bilder weisen eine hohe Kunstfertigkeit auf, egal ob Stefano Martino nun Menschen, Monster oder Hintergründe zeichnet, alles geht ihm wunderbar von der Hand. Zwar bedient er sich bei den mythologischen Kreaturen bereits vorhandener Designs, diese nicht neu zu erfinden soll aber auch nicht kritisiert werden, da hier auch eine klassische Darstellung absolut perfekt ist, wenn sie in dieser Qualität geschieht. Die gezeichneten Personen zeigen verschiedenste Herangehensweisen bei der Konzeption und der Darstellung und werden alle, ob bekannter Gott oder neu erfundene Figur, würdevoll und einwandfrei herausgearbeitet. Die Colorierung erfolgt farbenreich, doch stets mit einem Fokus auf Erdtöne wie Braun und Moosgrün, wobei bei Rückblenden ein starker Grauschleier die Szenerie umarmt.

Warum also “nur” 8 Punkte? Dazu muss ich etwas zu unserem Wertungssystem sagen: 8 Punkte bedeuten, dass es sich hier um das Werk eines sehr talentierten Künstlers handelt. Diese Wertung erhalten nur richtig gute und wunderschöne Werke. 9 Punkte vergebe ich nur sehr selten und nur an wirklich herausragende Werke, von denen es nicht viele gibt. 10 Punkte erreichten bisher nur die zwei Künstler: Don Lawrence und Luis Royo, und die beiden sind nicht umsonst weltweit bekannte Legenden der Kunst.

Der Comic

Das Werk im Großformat mit Hardcover wird absolut perfekt präsentiert. Druck- und Papierqualität sind makellos und tragen maßgeblich zum Lesevergnügen bei.

Fazit

Ein wunderschön gezeichneter Comic, der eine ernste, von Rache geprägte Geschichte in der Welt der griechischen Sagen und Legenden erzählt. Einziger Verbesserungsbedarf besteht beim Recycling zu vieler bekannter Elemente. Umso mehr bin ich aber auf die anderen Bände der Reihe gespannt!

Verlag/ Label: Splitter Verlag

Autor: Olivier Peru

Veröffentlichung: 01.03.2015

Seitenzahl: 48

ISBN: 978-3-95839-000-3

Altersfreigabe: unbekannt

Webseite: http://www.splitter-verlag.eu/orakel-bd-1-die-pythia.html

Copyright Artikelbild: Splitter Verlag

  • 8/10
    Handlung - 8/10
  • 8/10
    Intensität und Atmosphäre - 8/10
  • 8/10
    Grafische Ausarbeitung - 8/10
  • 8/10
    Charaktere - 8/10
  • 6/10
    Innovation - 6/10
  • 10/10
    Druckqualität und Haptik - 10/10
8/10

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