Boydell & Brewer

RICHARD BARBER – Bestiary: Being an English Version of the Bodleian Library, Oxford, MS Bodley 764

Mittelalterliche Bestiarien sind reichhaltige Fundgruben für Fans dieses finsteren Zeitalters, aber auch perfekt für Monsterfans, Kreaturen Designer, Historiker und Kryptozoologen geeignet. Diese altertümlichen Tierbücher sind zudem Zeitzeugen einer längst vergessenen Welt und perfekte Dokumente der Kunstgeschichte, zeigen sie uns doch den heute oft wiedersinnig erscheinenden Glauben der damaligen Bevölkerung auf. Wie wir bei der Rezension eines ähnlichen Werkes ("Seeungeheuer Und Monsterfische: Sagenhafte Kreaturen Auf Alten Karten") nämlich erfuhren, vermischten sich im damaligen Glauben, allzu oft Wahrheit und Mythos:

Inhalt

Der Autor Richard Barber ist ein wahrer Mittelalter Tausendsassa und veröffentlichte bereits mehrere Bücher zu verschiedensten Themen wie dem Adel Großbritanniens, dem Rittertum und dem Heiligen Gral. Zur Erschaffung des vorliegenden Buches übersetzte er ein mittelalterliches Bestiarium genannt MS Bodley 764 aus dem 13. Jahrhundert aus dem Lateinischen ins Englische. Auch diese Neuauflage des mittelalterlichen Manuskriptes orientiert sich stark am Original und verändert auch die Platzierung der Bilder im Text nicht, so dass eine sehr untypische, aber wunderbar authentische Aufmachung des Buches entsteht, die modernen mediengestalterischem Denken spottet.

Nach einer Einleitung des Autors beginnt auch schon das recht umfangreiche mittelalterliche Bestiarium, welches uns die verschiedensten Tierarten der damals bekannten Welt vorstellt. Dabei finden wir jedoch auch Fantasiewesen wie Greifen, Mantikore und Drachen vor, die hier mit vollstem Ernst aufgeführt sind, da die Menschen des Mittelalters tatsächlich an deren Existenz glaubten. Dennoch wird dieser Umstand verständlicher, wenn man bedenkt welchen Schock ein Elefant für einen Mitteleuropäer des Mittelalters ausgelöst haben musste, welcher für diesen wohl genauso unglaublich war wie ein Einhorn oder ein Basilisk (hiermit meine ich den mythischen Basilisken, der als gewaltiges Reptil oder als Mischung aus Reptil und Gockel auftritt und nicht den wirklich existierenden, ebenfalls Basilisk genannten, Leguan aus Lateinamerika).

Aber auch die realen in ”Bestiary – Being an English Version of the Bodleian Library, Oxford, MS Bodley 764” beschriebenen Tiere, die zum Teil überraschend exotisch sind, werden in einer sehr ungewöhnlichen Art beschrieben. Anhand von Beschreibungen aus der Bibel und merkwürdigen Vorurteilen und Unwissen wird eine Beschreibung der Tiere angefertigt über die man heute nur schmunzeln kann, wobei wir aber einen sehr interessanten Einblick in das Wissen der damaligen Zeit bekommen. Aber wir finden auch brauchbare Informationen, wie die Namensursprünge der Tiere (z.B. wird hier die lateinische Bezeichnung lynx für den Luchs darauf zurückgeführt, dass diese als Verwandte der Wölfe (lateinisch lupus) gesehen wurden), nur gab es für die Betrachtung der Tiere für den Menschen im Mittelalter ganz andere Schwerpunkte. Hier finden wir auch ganz bekannten Irrglauben, wie z.B. den, dass Elefanten Angst vor Mäusen hätten. ^^

Kunst des Mittelalters

Auch die Kunst des Mittelaltes ist lange nicht mit derjenigen der Moderne vergleichbar. Im Mittelalter gab es nur wenige gute Künstler, erst in der Renaissance machte die Kunst einen gewaltigen Sprung nach vorne und erreichte das heutige Niveau. Im Mittelalter gab es nur zweidimensionale Abbildungen, die Perspektive, welche die Kunst revolutionierte, wurde erst später “erfunden“. Aber auch die Tiere selbst wurden auf den meisten Bildern und so auch in ”Bestiary – Being an English Version of the Bodleian Library, Oxford, MS Bodley 764” nicht besonders realitätsgetreu dargestellt. So haben die abgebildeten Krokodile zwar einen einigermaßen brauchbaren Körper, der Kopf wirkt aber wie der eines Menschen. Dadurch ergibt sich aber ein vollkommen ungewohnter Stil, der nicht weniger interessant als moderne Abbildungen ist und auf seine eigene skurrile Weise genauso fasziniert und gelungene Kunst ist. Hochwertig und schön sind die Bilder aus dem Mittelalter, die wir im vorliegenden Werk finden, nämlich allemal.

Das Buch

”Bestiary – Being an English Version of the Bodleian Library, Oxford, MS Bodley 764” erscheint im Kleinformat (21.6 x 13.8) als Paperback. Das kleine Buch umfasst 206 Seiten, die eine sehr gute Druck- und Papierqualität aufweisen. ”Bestiary – Being an English Version of the Bodleian Library, Oxford, MS Bodley 764” erscheint beim Verlag Boydell & Brewer, ihr könnt das Buch aber auch bei Amazon Deutschland erwerben.

Fazit

Ein wertvoller Einblick in den “Tierglauben“ längst vergangener Tage, der uns mehr über die Menschen als von den Lebewesen dar damaligen Zeit erzählt.  Für Historiker, Freunde des Mittelalters und Kreaturen Designer definitiv mehr als einen Blick wert!

Verlag/ Label: Boydell & Brewer

Autor: Richard Barber

Veröffentlichung: 01.01.1992

Seitenzahl: 206

ISBN: 9780851157535

Altersfreigabe: unbekannt

Webseite: http://www.boydellandbrewer.com/store/viewItem.asp?idProduct=7113

Webseite 2: http://www.amazon.de/Bestiary-English-Version-Bodleian-Library/dp/085115753X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1450889405&sr=8-1&keywords=bestiary+richard+Barber

Copyright Artikelbild: Boydell & Brewer, Richard Barber

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