Den Künstler Don Lawrence als Comic-Gott zu bezeichnen ist in keinster Weise übertrieben, bewies er doch allein schon durch sein Mammutcomicwerk “Storm“ sein unglaubliches Zeichentalent. Aber nicht nur die “Storm“-Reihe stammt aus seiner Feder, auch ein Werk, das lange Zeit nicht die Beachtung fand, die es verdient, ist nun nach viel zu langer Zeit endlich wieder aus der Versenkung aufgetaucht: “Trigan“!
Handlung
Was tun im Angesicht der drohenden Auslöschung? Mit genau dieser spannenden Frage beschäftigt sich der erste Band des Meisterwerks “Trigan: Band 1: Kampf Um Elekton“ und liefert auch die Antwort: Nicht aufgeben und mit Mut, Verstand und Zusammenhalt das schier Undenkbare angehen!
Auf dem Planeten Elekton gibt es den Kontinent Viktris, den sich fünf Nationen untereinander aufteilen. Doch das Land Loka strebt nach aggressiver Expansion seiner Territorien und will den Kontinent in Form von Blitzkriegstaktiken unterwerfen. Dies soll ihnen dank ihrer überlegenen Waffentechnik gelingen. Das Land Vorg, das nur von diversen Barbarenstämmen bewohnt ist, weiß von den Angriffsplänen Lokas und sieht sich mit der baldigen Auslöschung konfrontiert. Einer der Stämme wird von den Drillingsbrüdern Brag, Klud und Trigo geführt, von denen Trigo eine Vision einer Stadt vorschwebt, die als Metropole einer neuen Nation dienen soll um den Angriff der Lokas abzuwehren. Doch zunächst findet seine utopische Idee kaum Zuspruch. Erst als ein Aufklärungsflugzeug der Loka einige Stammesmitglieder einfach so abschießt, macht sich der Zorn auf die Loka bemerkbar, welcher von Trigo in den Bau einer Stadtmauer kanalisiert wird.
Doch schnell stoßen die Barbaren, die stets als Nomaden gelebt haben, an ihre architektonischen Grenzen. Währenddessen vernichten die Streitkräfte der Loka die Hauptstadt der friedlichen Tharv, von denen sich aus den Überlebenden ein gewaltiger Flüchtlingsstrom nach Vorg, dem Land der Barbaren, bildet. Während ein Teil der Bevölkerung Vorgs die Flüchtlinge sofort wieder vertreiben will, sieht Trigo in den Flüchtlingen der friedliebenden Hochkultur eine Chance und heißt sie willkommen (erneut, ein hochaktuelles Thema!). Unter den Flüchtlingen befindet sich auch der begnadete Architekt Perik, mit dessen Hilfe es den Barbaren gelingt, den Bau der Metropole wieder in Angriff zu nehmen. Doch gelingt es der neuen Nation aus den Barbaren Vorgs und den friedliebenden Menschen aus Tharv schnell genug, eine Verteidigung gegen die mordlüsternen Loka aufzubauen, oder werden sie allesamt ausgelöscht?
Flüchtlingsthematik in fiktiver Welt
Die Veröffentlichung von “Trigan: Band 1: Kampf Um Elekton“ könnte vom Zeitpunkt nicht besser gewählt werden, auch wenn das bestimmt nicht so geplant war. Der Comic, der aus der Zusammenarbeit des Künstlers Don Lawrence und des Autors Mike Butterworth entstanden ist, behandelt eine Flüchtlingsthematik, in der verschiedene Nationen zusammenarbeiten, um nicht ausgelöscht zu werden, denn genau das droht ihnen durch die Hand des Landes Loka und dem Expansionstreiben seiner Bewohner. Doch zuvor wird das Land Tharv erobert und die Bewohner getötet. Nur wer flieht, hat eine Chance auf Überleben.
Die Stämme des Landes Vorg stellen sich der Frage: Nehmen sie die Flüchtlinge auf und verlieren vielleicht einen Teil ihrer früheren nationalen Identität um etwas Neues zu erschaffen und um zusammen eine Chance gegen die Feinde in Form der Loka zu haben, oder vertreiben sie die Flüchtlinge, was für diese den sicheren Tod bedeuten würde? “Trigan: Band 1: Kampf Um Elekton“ zeigt sehr schön, wie diese Frage beantwortet werden kann, wie aus der Vermischung beider Nationen etwas Neues entsteht, das dem Alten in jeder Hinsicht überlegen ist, denn das Wissen beider Völker ergänzt sich perfekt.
Eine Space Opera
Die Comicreihe “Trigan“ erschien ursprünglich in den Jahren 1965-1982 und umfasst sehr viele Geschichten, von denen die ersten von Don Lawrence gezeichnet wurden, später übernahmen andere Zeichner die Ausgestaltung. Nachdem Don Lawrence ausstieg, war die Reihe deutlich weniger erfolgreich. Als typisches Science Fiction Werk der 1970er und 1980er Jahre werden hier die Helden oft muskulös dargestellt, obwohl der Fokus oft eigentlich mehr auf ihren Verstand ausgerichtet war. Dieses Phänomen geht auch mit der Eigenheit einher, dass in dieser Zeit die Guten generell meist mit muskelbepackten Körpern dargestellt wurden, die Feinde jedoch mit anderen Attributen und Talenten (Magie, Gift, Hinterlist etc.) agierten. Diese Geschichten werden auch als Space Operas bezeichnet, die ebenfalls Abenteuer in fremden und außerirdischen Welten und spannende Weltraumgefechte zum Thema haben.
Zeichnungen
Don Lawrence ist einfach der Meister, mit offenem Mund steht man vor jedem einzelnem Kunstwerk und ein Comicband enthält unzählige dieser Prachtwerke. Der Detailreichtum, die unglaubliche Fantasie und Kreativität sowie der Umgang mit Wasserfarben (für mich ist diese Leistung nicht nachvollziehbar, Don Lawrence ist meiner Meinung einer der besten Künstler, die je gelebt haben) bei der Erstellung von “Trigan“ sind einfach nur bemerkenswert.
Aufmachung
Als Teil der neuen Albenserie vom Panini Verlag erscheint die Comicreihe “Trigan“ in Form einer hochwertigen Hardcoverausgabe im Format 23 x 1,2 x 32,2 cm. Das Comicbuch wurde mit sehr guter Druck- und Papierqualität produziert und liefert uns im Anhang noch diverse Zusatzseiten mit hochinteressanten Hintergrundinfos zum Comic.
Fazit
Tatsächlich weist die Comicreihe “Trigan“ eine ebenso fantastische Qualität wie Don Lawrence’ spätere Serie “Storm“ auf. Trotz der Fixierung beider Reihen auf starke Heldenfiguren in einem fiktiven Science Fiction-Universum unterscheiden sich die Geschichten jedoch vollkommen.
An dieser Stelle danke ich dem Panini Verlag für die Wiederauferstehung eines echten Klassikers der Neunten Kunst, der vor Kreativität und unfassbarem Talent nur so strotzt!
Verlag/ Label: Panini Verlag
Autor: Mike Butterworth
Veröffentlichung: 17.08.2015
Seitenzahl: 64
ISBN: 978-3957984487
Altersfreigabe: ab 14 Jahren
Webseite: http://www.paninicomics.de/trigan-band-1-i12989.html
Webseite 3: http://www.triganempire.co.uk/
Copyright Artikelbild: Panini Verlag
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