Panini Verlag

PAUL TOBIN & JOE QUERIO – The Witcher – Im Glashaus

Für viele Gamer steht momentan vor allem ein Videospiel auf dem Speiseplan: “The Witcher 3: Wild Hunt” von CD Project RED. Auch ich begleite momentan den Witcher Geralt von Riva auf seiner Reise durch die kriegsgebeutelten Königreiche des Nordens und lege mich mit allerlei Monstern und natürlich der Wilden Jagd selbst an. Das Spiel ist gerade für Fans von Rollenspielen eine wahre Offenbarung und bietet ein hochwertiges und komplexes Spiel in einer atmosphärisch extrem dichten, mittelalterlichen Dark Fantasy Welt.

Die “The Witcher”-Produkte basieren alle auf den Romanen des Polen Andrzej Sapkowski, der eine sehr erwachsene, gnadenlose Welt erschaffen hat, in der sein Antiheld unzählige Abenteuer erlebt. Mittlerweile muss man schon von einer richtig großen “The Witcher”- Marke sprechen, denn mittlerweile gibt es zahlreiche Produkte, die sich mit dem Hexer Geralt von Riva beschäftigen. Seit der Ankündigung von “The Witcher 3: Wild Hunt” herrscht direkt ein richtiger Hype um “The Witcher”. Viele dieser Produkte werden wir euch in den kommenden Wochen vorstellen und zusammen das ein oder andere richtige Highlight entdecken, soviel sei schon mal verraten. Denn auch der heute vorgestellte Comic “The Witcher – Im Glashaus” vom Autor Paul Tobin und dem Künstler Joe Querio ist ein richtiges Top-Werk!

Handlung (mild Spoiler)

Der Hexer Geralt von Riva trifft auf seinen Streifzügen durch die Welt in einer Nacht auf ein Lagerfeuer, an dem ein einsamer Jäger sitzt. Die beiden teilen ihren Proviant und kommen ins Gespräch. Der Jäger erzählt dem Witcher seine traurige Geschichte: Seine Frau wurde in dieser Gegend von vampirähnlichen Bruxae angefallen und zu einer der ihren gemacht. Seitdem sucht sie dieses Gebiet heim und zeigt sich immer in seiner Nähe, sobald er ihr aber näher kommt, verschwindet sie. Auch hat er den Eindruck, dass sie mit ihm durch Singvögel versucht Kontakt aufzunehmen. Da er seine Frau trotz ihrer Verwandlung nicht verlassen will, streift er seit Jahren durch diese Gegend. Zusammen mit dem Witcher will er es aber versuchen, endlich weiterzuziehen und seine Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Die Reise führt sie durch den verfluchten Schwarzen Wald, wo sie jedoch nach kurzer Zeit von einem extrem gefährlichen Monster namens Leshen, dem Herrscher dieses Waldes, angegriffen werden. Plötzlich auftauchende Singvögel, die sie in Richtung eines Herrenhauses mitten im Wald führen, interpretieren sie als Hilfe von des Jägers Frau Marta. Doch im weitläufigen Haus angekommen, merken sie sehr schnell, dass sie vom Regen in die Traufe geraten sind, denn “Im Glashaus” warten noch viel größere Gefahren als draußen im Schwarzen Wald…

Was ist ein Hexer?

Um Uneingeweihte etwas aufzuklären, was denn überhaupt ein Hexer/Witcher in den Werken von Andrzej Sapkowski ist und was diesen von der klassischen Figur eines Hexers unterscheidet, hier eine kurze Erklärung:

Hexer bzw. Witcher sind eine Art Monsterjäger, die in ihrer Stammburg Kaer Morhen ausgebildet werden. Die Anwärter werden in jahrlangem Training ausgebildet und lernen Kampfkünste, Zaubertechniken, Alchemie und alles über die Monsterjagd. Durch Magie und alchemistische Substanzen verändern sie ihren Körper soweit, dass man von ihnen zu Recht von Mutanten sprechen kann. So haben Hexer z.B. weißes Haar und Katzenaugen und erreichen ein sehr hohes Alter von mehreren Hundert Jahren. Ihr Kodex beschreibt sie als Söldner, die auf die Jagd nach den vielen Monstern und Ungeheuern gehen und damit die Bevölkerung schützen, jedoch nicht ohne eine Gegenleistung zu erhalten. Sie halten sich zudem aus politischem wie kirchlichem Weltgeschehen strikt heraus.

Dark Fantasy und die Macht der Frauen (mild Spoiler)

Die düstere Stimmung der “The Witcher”-Reihe wird auch im Comic “The Witcher – Im Glashaus” einfach perfekt eingefangen. Das liegt zum einen sehr an der Konzeption der Zeichnungen mit viel Tusche, dazu kommen wir aber gleich im nächsten Abschnitt. Die anderen Punkte sind die Story und das Design sowie die Ausgestaltung der Figuren. Hier beweist Paul Tobin sein absolutes Verständnis der Reihe und konzipiert ein düsteres Schauerdrama im Mikrokosmos eines Herrenhauses. Die Zahl der handelnden Figuren ist stark begrenzt und mehr noch der Schauplatz der Handlung, dennoch macht genau dieses Schema den Reiz der Geschichte aus.

Es gibt vier Hauptpersonen, die sehr viel Aufmerksamkeit und Raum für ihre Ausgestaltung erhalten. Das sind zum einen der Hexer Geralt von Riva selbst und sein Begleiter der Jäger, später stoßen noch die Frau des Jägers sowie ein Sukkubus hinzu, die allesamt intelligent-düster designt wurden. Gerade von beiden Frauen geht eine wunderschöne und auch Angst einflößende Atmosphäre aus, die die beiden Männer, obwohl diese ihnen körperlich weit überlegen sind, lenken und dominieren. Eine bessere Darstellung der Faszination der Weiblichkeit habe ich selten gesehen und bin wirklich überrascht, einen derartig gelungenen Ansatz gerade hier wiederzufinden.

Die Monster, die die typischen Gegner aus dem “The Witcher”-Universum sind und mich auch gerade beim Spielen von “The Witcher 3: Wild Hunt” immer wieder heimsuchen, treten zunächst im Comic in Form von einfachen Cameos auf. Zunächst dachte ich, dass man hier sozusagen die Pflichtvorgabe abarbeitet, ein paar typische “The Witcher”-Monster einzubauen, später im Laufe der Handlung von “The Witcher – Im Glashaus” merkt man aber erst, wie gut diese in die Geschichte eingeflochten werden. Allein dieser Punkt verdient schon hohe Anerkennung.

Zeichnungen

Der Künstler Joe Querio schafft es mit seinen Zeichnungen, die düstere Atmosphäre der “The Witcher”-Reihe perfekt einzufangen. Die komplette Geschichte spielt entweder in der Nacht oder an lichtarmen Orten wie einem dichten Wald oder dem Herrenhaus, was die Verwendung dunkler Farben begünstigt. Die Verwendung von Tusche zeigt sich in einer selten gesehenen, überaus dominanten Form. Dies geht soweit, dass wir fast nie ein Gesicht deutlich erkennen, denn diese liegen fast immer zum Teil in den Schatten. Dies erleichtert dem Zeichner zwar sein Werk, aber da dies hier zum Wohl der Atmosphäre geschieht, ist diese Vorgehensweise hier gerechtfertigt. Leider werden die Charaktere in manchen Bildern nur sehr oberflächlich und äußerst rudimentär gezeichnet. Während einige Hintergründe auch nur sehr oberflächlich angedeutet werden, ist das im Herrenhaus, wo der Großteil der Handlung spielt, sehr gut dargestellt und reichhaltig ausgestattet, egal ob es sich nun um die reich verzierten Mosaikglasfenster oder das altertümliche Mobiliar handelt.

Der Comic

Der Comic mit Softcover zeigt gute Druck- und Papierqualität. Als Bonus finden wir am Ende des Comics noch einige Seiten mit Skizzen zur Entstehung des Werkes. Der Comic umfasst die Ausgaben 1-5 (Reihe ist abgeschlossen) der im amerikanischen Original einzeln veröffentlichten Comichefte.

Fazit

Der Comic “The Witcher – Im Glashaus” fängt die düstere und gnadenlose Atmosphäre, für die die Welt von Geralt von Riva so bekannt ist, einfach perfekt ein und führt uns in ein ungewöhnliches Abenteuer, das gerade aufgrund seines abgegrenzten Schauplatzes enorm Gruselstimmung aufbauen kann.

Verlag/ Label: Panini Verlag

Autor: Paul Tobin

Veröffentlichung: 08.12.2014

Seitenzahl: 132

ISBN: 978-3957980519

Altersfreigabe: ab 14 Jahren

Webseite: http://www.paninicomics.de/the-witcher-1-i11411.html

Webseite 2: http://www.amazon.de/The-Witcher-Bd-Im-Glashaus/dp/3957980518

Webseite 3: http://www.thewitcher.com/

Copyright Artikelbild: Panini Verlag

  • 9/10
    Handlung - 9/10
  • 9/10
    Intensität und Atmosphäre - 9/10
  • 8/10
    Grafische Ausarbeitung - 8/10
  • 9/10
    Charaktere - 9/10
  • 8/10
    Druckqualität und Haptik - 8/10
8.6/10

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