In “Elfen Lied“ Band 3 wird unser hochgeschätzter Ausnahmemanga fortgesetzt, der bereits in den ersten beiden Bänden unglaubliche Intensität und Spannung gezeigt hat. Mangaka Lynn Okamoto macht in Band 3 auf höchstem Niveau weiter und überrascht uns erneut mit einer unglaublichen Charaktertiefe, intimsten Emotionen und einem intelligent erdachten Netz aus Verstrickungen menschlicher Gefühle.
Was bisher geschah
In "Elfen Lied" Band 2 konnten wir miterleben, wie Yukas und Kotas Versuch, Nyu in die Uni mitzunehmen, um sie nicht alleine zuhause zu lassen, gehörig in die Hose gegangen ist, da diese vom Dozenten Professor Kakuzawa als die gefährliche Diclonius Lucy erkannt wurde. Durch Druck und Erpressung schaffe er es, sich die Obhut von Lucy/Nyu zu verschaffen, so dass Yuka und Kota mit einem mehr als ungutem Gefühl nach Hause gehen mussten. Dort planten sie die nötigen Schritte, um Nyu zurückzuholen. Doch hätten sie von den wahren Plänen des Professors gewusst, hätten sie sicher alles in ihrer Macht stehende getan um Nyu zu schützen, denn der teuflische Plan von Kakuzawa übertrifft unser aller Vorstellungsvermögen.
Professor Kakuzawa fesselt Nyu in seinem Forschungszimmer im Keller der Universität und eröffnet ihr seine wahre Identität: bei ihm handelt es sich ebenfalls um einen Diclonius, genauer genommen um einen seltenen männlichen Diclonius, und er will allen ernstes mit Nyu/Lucy Nachkommen zeugen, um mit diesen die Menschheit auszulöschen und als neue vorherrschende Rasse die Erde regieren. Auch erklärt er Lucy, dass dieses Vorhaben nur mit ihr gelingen kann, denn sie ist die einzige Weibliche Diclonius, die auch Kinder empfangen kann; sie ist genau genommen die Königin der Rasse der Diclonius. Doch zum Glück wechselt bei Nyu die Identität im richtigen Zeitpunkt zu Lucy, die sich im Gegensatz zur hilflosen Nyu durchaus zur Wehr setzen kann, reißt Kakuzawa den Kopf mit Hilfe ihrer Vectorarme ab und flieht anschließend aus der Universität.
Kota und Yuka halten es vor Sorge nicht mehr zu Hause aus und beschließen, Nyu zu holen, egal was der Professor ihnen entgegen wirft. Auf der Suche kommen sich die beiden näher und gestehen sich ihre gegenseitige Liebe. Als sie die ganze Nacht auf der Suche nach Nyu schon beinahe am Aufgeben sind, begegnet diese ihnen zufällig und kann plötzlich mehr als nur ein Wort sprechen…
Eine neue Figur
Band 3 führt zwei wichtige neue Hauptfiguren ein, von denen eine ein Mädchen namens Nozomi ist, welche auch das Cover des Bandes ziert. Die andere Figur werde ich aus Spannungs- und Spoilergründen natürlich nicht erwähnen. Nozomi ist eine Freundin von Yuka und wird ebenfalls in deren Zuhause eingeladen und ergänzt die Wohngemeinschaft, die nun aus Kota und diversen jungen Frauen und Mädchen besteht. Der Verdacht liegt nahe, dass “Elfen Lied” neben bereits vorhandenen Ecchi-Elementen auch das Harem-Genre betreten will. Dazu aber mehr in späteren Bänden.
Auch andere Charaktere begegnen sich durch Zufall und bilden neue Gruppen mit eigener Motivation. Nicht vorhersehbare Ereignisse und daraus resultierende Spannung sind die Stützpfeiler des 3. Bandes von “Elfen Lied”.
Zeichnungen
Lynn Okamoto überzeugt bei Elfenlied durchgehend mit seinem unter Mangakas einzigartigen Stil. Er zeichnet gerade die weiblichen Figuren extrem mangatypisch mit großen Augen und sehr kleinen Nasen. Die Mädchen wirken so weniger weiblich, eher kindlich. Dass hier nackte weibliche Kinder abgebildet werden, mag dem ein oder anderen ignoranten Menschen vielleicht suspekt vorkommen, ich kann euch jedoch versichern, dass hier Nacktheit stets als Zeichen absoluter Verletzlichkeit und nicht zu erotischen Zwecken dargestellt wird. Insgesamt behandelt der Manga “Elfen Lied” nun mal keine einfachen Themen, dessen sollte man sich einfach bewusst sein.
Auch im Bereich der Schattierungen leistet Lynn Okamoto gute Arbeit. Lediglich in Sachen Detailreichtum könnte er noch nachlegen.
Der Manga
Der Manga ist im Großformat mit etwa 450 Seiten ein richtiges Mangabuch geworden. Er ist solide verarbeitet, ich hätte mir aber zusätzlich ein Hardcover sowie eine richtige Buchbindung gewünscht.
Ein Gedicht
An dieser Stelle ein bisschen Hintergrundwissen: Habt ihr euch mal gefragt warum der Manga den ungewöhnlichen Titel “Elfen Lied” trägt? Es kommen ja schließlich keine Elfen darin vor. Der Manga bezieht sich hier auf das Gedicht des deutschen Lyrikers Eduard Mörike. Das Gedicht wurde dann später vom österreichisch-slowenischen Komponisten Hugo Wolf in Form eines Musikstückes adaptiert. Das Lied selbst taucht in der gesamten Manga Reihe zweimal kurz auf.
Davon abgesehen, wirken die weiblichen Diclonii, allen voran Lucy, mit ihrer zierlichen Statur und den kleinen Hörnern, sehr elfenhaft. Da “Lied” auch “Geschichte” bedeuten kann, wäre “Elfen Lied” dann eben die Geschichte um diese mysteriösen, wunderschönen Diclonii.
Kurzgeschichten
Neben der Haupthandlung finden sich den Mangabänden von “Elfen Lied” auch immer wieder Kurzgeschichten von Lynn Okamoto, die auch durch ihren tragischen und intelligenten Stil glänzen. Außerdem verwendet der Mangaka hier auch etwas abweichende Zeichenstile. Diese Kurzgeschichten sind ebenfalls sehr, sehr gut und sollten unbedingt Beachtung finden.
Es gibt bei Tokyopop auch die “Short Story Collection” von Lynn Okamoto, die genau diese Art von Kurzgeschichten enthält.
Fazit
Band 3 macht genau auf dem gleichen hohen Niveau weiter, auf dem die Vorgänger unterwegs waren und verwirrt das meisterhaft erdachte Geflecht aus Emotionen und Handlungsfäden weiter, auf dessen weitere Fortführung wir Leser sehnsüchtig warten.
Verlag/ Label: Tokyopop
Autor: Lynn Okamoto
Veröffentlichung: 00.08.2009
Seitenzahl: 448
ISBN: 978-3-86719-656-7
Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Webseite: http://www.tokyopop.de/manga-shop/product_info.php?products_id=2503
Copyright Artikelbild: Tokyopop, Lynn Okamoto
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