In vorangegangenen Rezensionen habe ich ja bereits angesprochen, dass ich euch in nächster Zeit einige Produkte zum Thema “Dinosaurier” vorstellen möchte. Einige dieser Produkte kommen dabei aus Großbritannien und den USA und sind dementsprechend englischsprachig, wie das heute vorgestellte Buch “Dinosaur Art: The World’s Greatest Paleoart”.
Doch wie komme ich überhaupt dazu? Schon als kleines Kind war ich dermaßen von Dinosauriern fasziniert und beinahe jedes Spielzeug und Buch, das ich besaß, beschäftigte sich mit den geschuppten Giganten. Als dann auch noch der Film “Jurassic Park” erschien, war ich wirklich im Dinohimmel. Unzählige Produkte erschienen auf dem Markt und ich erfreute mich an unzähligen Merchandise Artikeln. Doch im Laufe der Jahre ebbte das Dinosaurier Thema am Markt ab. Doch nicht bei mir! Mit fortschreitendem Alter versuchte ich an Dino-Fachliteratur, gut gemachte Dinosaurier Filme und hochwertige Miniaturen und Figuren zu gelangen, doch ich wurde leider meist enttäuscht, da nur wenige Hersteller diese Art von Produkten mit dem Dinosaurier-Thema noch herstellten. Da vor nicht allzu langer Zeit der Film “Jurassic World” in den Kinos lief, hoffte ich auf eine neue Welle das Hypes um die urzeitlichen Wesen, doch bis auf wenige lobenswerte Ausnahmen wurde ich auch hier enttäuscht.
Also begab ich mich auf die Suche und stieß im englischsprachigen Ausland auf Dinosaurier-Artikel, denn dort waren die Dinosaurier nie in Vergessenheit geraten. Auch gab es dort richtige Fachliteratur zu erwerben, von der wir euch auch etwas vorstellen werden. Da viele dieser Produkte aus dem Ausland auch beim deutschen Zweig des Versandriesen Amazon erhältlich sind, gibt es wohl auch nach wie vor in Deutschland genügend Dino-Fans, die ein reges Interesse an Produkten zu unseren schuppigen und gefiederten Freunden aus der Urzeit haben. Für euch und für alle an Dinos interessierten Neueinsteiger präsentiere ich euch nun das Artbook “Dinosaur Art: The World’s Greatest Paleoart”, das von Steve White im Titan Books Verlag herausgegeben wurde.
Dinosaurier in der Kunst
Das Buch “Dinosaur Art: The World’s Greatest Paleoart” bietet in erster Linie etwas fürs Auge, denn hier werden verschiedenen Künstler und ihre Werke, die sich mit der realistischen Darstellung von Dinosauriern und anderen Tieren aus der Urzeit befassen, vorgestellt. Sehr gut sieht man das auf dem Cover, das eine zunächst sehr übertrieben wirkende Szene darstellt, denn es sieht so aus als würde hier ein ausgewachsener Tyrannosaurus Rex (ein T. rex erreichte eine Höhe von 6 Metern und wurde mindesten 12 Meter lang) von einem gigantischen Krokodil angefallen. Das Krokodil Deinosuchus ist zwar echt groß (10 bis 15 Meter Länge), aber so gigantisch nun auch wieder nicht, denn es handelt sich bei dem Opfer nicht um einen Tyrannosaurus Rex, sondern um einen deutlich kleineren Albertosaurus (ebenfalls ein Mitglied der Familie der Tyrannosauridae, doch mit einer Länge von etwa 9 Metern, deutlich kleiner als der T. rex). Das Cover steht auch stellvertretend für die Qualität der Bilder, die uns im Buch “Dinosaur Art: The World’s Greatest Paleoart” erwartet, denn die Künstler und ihre Werke sind extrem gut.
Exkurs: Paleoart
Die Kunstrichtung der Paleoart bezeichnet die wissenschaftlich möglichst korrekte Darstellung von ausgestorbenen Spezies. Der Begriff wurde Ende der 1980er Jahre vom Künstler Mark Hallet geprägt.
Die Künstler und ihre Stärken
Das Buch “Dinosaur Art: The World’s Greatest Paleoart” beinhaltet Paleoart von zehn zum Teil herausragenden Künstlern, die sich mit der urzeitlichen Welt sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch beschäftigen. Ein jeder Künstler setzt hier andere Schwerpunkte bei seiner Arbeit und den dargestellten Wesen, doch Allen ist ihre wissenschaftliche Korrektheit bei den Darstellungen der Dinosaurier und anderen Kreaturen der Urzeit gemein. Ich möchte im Folgenden kurz die Stile der Künstler und deren Kunst vorstellen.
Nach Einleitungstexten von Dr. Philip J. Currie, Dr. Scott D. Sampson und Steve White, beginnt der Künstler Julius Csotonyi mit seinen Werken das Buch “Dinosaur Art: The World’s Greatest Paleoart”. Julius Csotonyi verwendet die digitale Kunst am Computer, um die Dinosaurier zum Leben zu erwecken. Dass ich von dieser Art der Kunst eigentlich kein Fan bin, wisst ihr ja wohl schon. Aber ich muss auch hier wieder zugeben, dass die digitale Kunst mittlerweile so weit fortgeschritten ist, dass ich von einigen Bildern stark beeindruckt bin und ich auch ihre Herkunft zunächst nicht einordnen konnte. Beim genaueren Hinsehen erkennt man aber, dass die Dinosaurier in die Hintergründe eingefügt wurden und die Grenzen der beiden Ebenen nicht komplett verschwimmen, so dass eine Art “Bild im Bild” entsteht. Durch die digitale Kunst können aber echte Hintergründe, die durch Fotographie entstanden sind, verwendet werden, in denen dann die Dinos platziert werden. Auch ist eine vielseitige und anders wirkende Darstellung von verschiedensten Haut –und Federstrukturen auf den Oberflächen der Dinosaurier möglich.
Als nächstes zeigt der Künstler Gregory S. Paul sein Können, welcher hauptsächlich mit Bleistiften oder Ölfarben arbeitet.
Mauricio Antón verwendet ebenfalls digitale Kunst, stellt aber keine Dinosaurier dar, sondern die Säugetiere des deutlich späteren Känozoikums, wie z.B. Mammuts und Säbelzahntiger.
Doug Henderson fängt mit seinen Pastellfarben geschickt gewisse Stimmungen und komplexe Szenerien bei den Werken ein. So sind die Dinosaurier oft Nebensache und das Bild konzentriert sich auf die malerisch beeindruckenden Umgebungen.
Todd Marshall zeichnet seine Bilder mit Acrylfarben oder dem Bleistift. In beiden Zeichenarten schafft er es, unglaubliche Details herauszuarbeiten und ist für mich der talentierteste Künstler des gesamten Werkes.
John Sibbick arbeitet mit der sog. Guache Malerei, welche mit meist deckenden, wasserlöslichen Farben angewendet wird. Durch diesen Stil entstehen sehr detaillierte und farblich höchst interessante Gemälde. John Sibbick zeichnet zudem große Szenerien, in denen eine Vielzahl an verschiedenen Dinosauriern abgebildet ist.
Luis Rey verwendet ebenfalls die digitale Kunst, aber auch eine Mischung aus Acrylfarben und Tinte. Seine Bilder sind sehr bunt und mit kräftigen Farben versehen. Was ihm gut gelingt, ist es, bei dargestellten Bewegungen eine gewisse Dynamik ins Bild zu verfrachten.
John Conway arbeitet auch am Computer in Form digitaler Kunst und mit dem Programm Photoshop. Seine Bilder wirken zum Teil von den Details sehr reduziert und farblich ungewohnt, entfernen sich dadurch also von der Realität in die Kunst. Anders ist das bei seinen Bleistiftzeichnungen, die extrem detailliert und präzise sind.
Robert Nicholls verwendet Acrylfarben und zeigt uns gerade bei einigen Unterwasserwelten die Giganten der Urzeitmeere. Seine Kunstfertigkeit ist ebenfall sehr beeindruckend.
Raúl Martín verwendet die digitale Kunst für seine Bilder, zeichnet zuvor aber Skizzen per Bleistift. Dass sich diese Vorarbeit auch in beeindruckenden Bildern niederschlägt, sehen wir unter Anderem am Cover, das von ihm stammt. Seine Kunstfertigkeit mit dem Bleistift erlaubt es ihm aber auch, geniale Bilder mit diesem Kunstwerkzeug zu vollenden, wobei wir im Buch “Dinosaur Art: The World’s Greatest Paleoart” aber nur ein beeindruckendes Beispiel sehen.
Paläontologisch korrekt
Schön zu sehen ist, dass alle dargestellten Dinosaurier nach anatomisch korrekten (zumindest nach aktuellem Stand des Wissens) Vorgaben gezeichnet und dargestellt wurden. Auch handelt es sich bei einigen Bildern um Auftragsarbeiten für Museen oder Bücher mit paläontologischem Bezug. Für mich als alten Dinoveteranen war es auch wirklich toll, mal wieder ein richtiges Dinosaurierbuch in den Händen halten zu dürfen, das nicht darauf Rücksicht nehmen musste, besonders kindgerecht zu sein.
Neben unzähligen bekannten, stieß ich auch auf für mich unbekannte Spezies, wie z.B. das sog. “boar croc” Kaprosuchus saharicus, einem gewaltigen Krokodil mit einem Gebiss voller gigantischer Hauer, das ich nun zu meinen Lieblingsurzeitwesen zähle.
Infos zu den Dinos und den Künstlern
Neben den wunderschönen und faszinierenden Bildern finden sich auch Texte zu den dargestellten Wesen und deren Umgebung. Hier erfährt man das Nötigste zu den Dinosauriern. Gerne hätte ich zwar mehr zu den einzelnen Dinos erfahren, da es sich hier aber im eigentlichen Sinn um ein Artbook handelt, geht dieser Umstand vollkommen in Ordnung. In den ausführlichen Begleittexten erfahren wir aber auch Einiges über die Künstler und die Hintergründe zur Entstehung der einzelnen Werke.
Kreative Konzeption
Neben möglichst naturgetreuen Abbildungen bekannter Dinosaurier entwarfen die Künstler auch sehr unwahrscheinlich auftretende Szenarien, die umso interessanter sind, da es dennoch möglich gewesen wäre, dass so etwas irgendwann wirklich passiert sein könnte. Sehr beeindruckend finde ich z.B. das Werk “Devourer Of Giants” von Robert Nicholls. Hier wurde eine Herde Anancus (eine Art Mastodon) beim Überqueren eines Flusses durch die starke Strömung ins Meer getrieben. Es wartet eine Gruppe Megalodons, einem extrem großen Hai (die Schätzungen der Größe gehen sehr weit auseinander, als sicher gilt aber eine Mindestgröße von 12-18 Meter), der sogar in der Lage war, ausgewachsene Wale zu jagen. Die schon extrem großen Anancus wirken gegen die gigantischen Haie wie mundgerechte Häppchen. Interessant ist die Tatsache, dass der Megalodon erst seit etwa 10.000 Jahren als ausgestorben gilt, was erdgeschichtlich ein winziger Zeitraum ist. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Megalodon tatsächlich noch auf der Erde weilt… ich wünsche euch viel Spaß beim nächsten Ausflug ans Meer. ^^
Sehr interessant finde ich auch ein Bild des Künstlers Gregory S. Paul mit dem Titel “Dinosaurs Of The Cenozoic On The Great Plains Of The Neogene” aus dem Jahr 1989, des einen spekulativen Blick auf die Dinosaurier wirft, wie diese sich weiterentwickelt hätten, wenn diese nicht vor 65 Millionen Jahren ausgestorben wären. Hier sehen wir unter anderem einen Dinosaurier der Familie der Tyrannosauridae, bei dem sich die kleinen Arme durch Evolution komplett zurückgebildet haben, da diese wohl keinen Zweck mehr erfüllten.
Verarbeitung
Das gebundene Buch ist einwandfrei mit guter Papierqualität und einem Hardcover verarbeitet worden. Wie es bei einem Buch dieser Art enorm wichtig ist, gereicht auch hier die Druckqualität den höchsten Ansprüchen der Leserschaft. Zwei ausklappbare Seiten zeigen uns große Szenerien mit den Dinos. Ein wunderschön illustrierter Schutzumschlag (siehe das Cover) vervollständigt “Dinosaur Art: The World’s Greatest Paleoart”.
Fazit
Manchmal muss man das gewünschte Buch erst in der Ferne suchen, um fündig zu werden. So erging es mir bei “Dinosaur Art: The World’s Greatest Paleoart”, das als eines der schönsten Bücher zum Thema Dinosaurier einen Stammplatz bei meinen Lieblingsbüchern einnimmt.
Verlag/ Label: Titan Books
Autor: Steve White
Veröffentlichung: 28.09.2012
Seitenzahl: 188
ISBN: 9780857685841
Altersfreigabe: unbekannt
Webseite: http://titanbooks.com/dinosaur-art-the-worlds-greatest-paleoart-5737/
Webseite 3: http://paleoartistry.webs.com/
Copyright Artikelbild: Titan Books
-
9/10