Aus Steve Naghavis anfangs fest entschlossenen Aufhörplänen wurden schlussendlich nicht nur ein, sondern gleich drei neue And One Alben – der Gute hatte sich nochmal Zeit genommen und über sich und sein künstlerisches Schaffen nachgedacht, und hatte gemerkt, was es war, das ihn mit And One zunehmend unzufriedener werden ließ: Dass die Songs auf seinen Alben nicht zusammenpassen.
Und da seine Band Steves Ansicht nach Songs in drei verschiedenen Kategorien macht, lag die Lösung quasi auf der Hand: Ein Album für jede Kategorie, damit die romantisch-verträumten Synthie-Pop Stücke ebenso unter sich sein können wie die Partyhits und die härteren EBM-(Pop)-Songs. Das möchte Steve von nun an immer so machen (naja, schauen wir mal!), und die erste Albumtrilogie setzt sich zusammen aus den Alben “Magnet”, “Propeller” und “Achtung 80!”.
Ist es sinnvoll die Lieder zu splitten, ist die Gefahr von Langeweile groß, wenn die Stücke alle im selben Stil gehalten sind, oder kann man sich nun endlich ein And One Album aussuchen, bei dem man nicht andauernd Songs skippen muss, die einem stilistisch nicht zusagen? Bevor es ein Fazit mit Antworten auf diese Fragen geben wird, höre ich mir die Alben zunächst einzeln an, beginnend mit “Magnet”, dem ruhigeren Synthie-Pop Album.
“Magnet” hat tatsächlich einen klar erkennbaren, roten Faden: Eingängige Melodien, zarte, meist melancholische und absolut And-One-typische Synthies, hier und da sind ein paar düstere Bässe stimmig platziert und all das erzeugt eine träumerische Atmosphäre. Trotzdem mangelt es dem Album auch nicht an tanzbaren Beats, man will nicht gerade ausflippen, eher verträumt von sich hin tanzen. Langweilig wird es also nicht, denn das Album ist auch tempomäßig durchaus abwechslungsreich und auch die Schwerpunkte sind recht unterschiedlich. Während etwa “Love Is Always On Your Side” und “Everybody Lies At Night” mit ihrem besonders hohen Maß an Eingängigkeit in Richtung Clubhit gehen, lebt “The Other Side” besonders von minimalistischen Klangspielen, die süße hohe und düstere tiefe Motive miteinander kombinieren und das Stück so generell etwas düster wirken lassen. “Keiner Fühlt’s Wie Wir” ist musikalisch ziemlich zurückhaltend und reduziert und stellt den Text in den Vordergrund. Das Stück wirkt intim und persönlich, etwas sehnsüchtig, ohne jetzt aber vor Emotionen zu brodeln. Mit “Dead Love” gibt’s auch noch die obligatorische Ballade.
Große Gefühle gibt es bei And One ohnehin nicht, hier ebenso wenig wie auf den zahlreichen Vergängeralben, es gibt eher Stimmungen, und die vermag Steve auch mit seinem Gesang durchaus einzufangen, indem er ruhig und wenig variabel singt und immer wieder auch besonnenen Sprechgesang einbaut. Textlich spinnen And One den roten Faden des Albums und ihres vorherigen Schaffens fort: Trennungen, Liebe, Sex, Steve Naghavi und solche Sachen.
Ein wunderschöner Song, der als mein persönliches Highlight auf “Magnet” besondere Erwähnung verdient hat, ist “Zeit Ohne Zeit”, ein etwas schmerzlich-nostalgisches Stück, welches das Gefühl beschreibt, an seine eigene Vergangenheit zurückzudenken, als man sich noch über nichts Gedanken gemacht und einfach in der Gegenwart gelebt hat, während man allmählich die Vergänglichkeit zu fühlen beginnt.
Insgesamt gibt es wenig Innovation, die Songs reihen sich ein in die Tradition von zum Beispiel “Love You To The End”, “Krieger”, “Für” oder “Traumfrau” und sind alle mindestens okay, viele aber auch echt gut gelungen und könnten mal einen ähnlichen Klassikerstatus erreichen wie die genannten Songs. Jeder Song ist also zwar definitiv als And One Song wiederzuerkennen, würde aber auch auf den meisten anderen Alben der Band nicht aus der Reihe tanzen. Dass für einzelne Hörer Totalausfälle dabei sind, ist dadurch, dass die Songs stilistisch ähnlich sind, recht unwahrscheinlich, und trotzdem ist noch genug musikalische Abwechslung vorhanden, dass es nicht langweilig wird. Ich kann “Magnet” zumindest am Stück durchhören und hab auch Spaß dabei, auch wenn mich nicht jeder Song absolut vom Hocker haut. Ein großer Vorteil ist, dass nun die eher zurückhaltenden Midtempo-Songs wie “The Other Side” oder “Fake Of Pleasure” viel besser zur Geltung kommen, weil es hier keine knalligen Partyhits oder wuchtigen “Panzermenschen” gibt, die ihnen die Aufmerksamkeit stehlen könnten.
“Magnet” würde ich letztendlich in meiner And One Sammlung schon mal nicht missen wollen. Es wird nun aber Zeit, es erst einmal zur Seite zu legen und sich in den nächsten Tagen dem Album “Propeller” zu widmen.
Trackliste:
01 Love Needs A Saving Hand
02 Zeit Ohne Zeit
03 Love Is Always On Your Side
04 Unter Meiner Uniform
05 The Other Side
06 Love Me
07 Keiner Fühlt's Wie Wir
08 Everybody Lies At Night
09 Fake Of Pleasure
10 Dead Love
AND ONE - Unter Meiner Uniform offizielles Video
Verlag/ Label: Soulfood
Veröffentlichung: 08.08.2014
Webseite: http://www.andone.de/
Webseite 2: https://de-de.facebook.com/ANDONEoffiziell
Copyright Artikelbild: And One
Copyright andere Bilder: And One
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Kurzfassung
Interessante Idee: 2014 gibt es nicht nur ein neues And One Album, sondern gleich drei auf einmal, die sowohl zusammen als auch einzeln erhältlich sind. “Magnet” ist der Synthie-Pop-Teil der Album-Trilogie und wartet mit eingängigen, tanzbaren und absolut And One-typischen Songs auf, mit denen And One wie fast immer keinerlei Wert auf Innvoation legen.