Taschen Verlag

DIAN HANSON & SARAHJANE BLUM & LOUIS MEISEL – The Art of Pin-up

Heute werfen wir einen genauen Blick in eines der Lieblingsbücher von Dita von Teese, die sogar einige der in “The Art Of Pin-Up“ gezeigten Bilder von hübschen, gezeichneten Frauen als wertvolle Originale besitzt. Als Königin des Burlesque wundert es auch nicht, dass das Artverwandte Pin-up ihr Interesse geweckt hat, bestechen doch auch beide Gebiete mit Erotik und makelloser Schönheit. Als größte bisher erschienene Sammlung zum Thema Pin-up veröffentlichte der Taschen Verlag das Mammutwerk “The Art Of Pin-Up“, das nicht nur die Kunstform selbst, sondern auch zehn ihrer Meister vorstellt:

Pin-ups als Zeitzeugen

Pin-up definiert sich als Kunst, bei der idealisierte Frauengestalten auf Kalendern, Zeitschriftencovern oder Centerfolds (Faltbilder in der Mitte von Magazinen) präsentiert werden.

Dass selbst so etwas sympathisches und harmloses wie Pin-ups in vergangen Zeiten als pornographischer Schund abgetan wurde, schmerzt heute schon richtig. Aber so sehen wir, wie stark sich Sexualität und der Umgang damit im Laufe der Zeit verändert und wir selbst in Mitteleuropa in der heutigen Zeit noch immer weit entfernt von einem gesunden Zustand sind, wie er beispielsweise in der Antike und zuvor herrschte. Und von den Ansichten in anderen Ländern will ich lieber mal ganz schweigen…

Für mich sind Pin-ups überaus sympathische und keinesfalls böswillige Darstellungen von nordamerikanischen (bzw. europäischen) Frauen (selten gibt es Abweichungen, das erklärt sich aber auch daraus, dass nahezu alle bekannten Künstler dieses Kunstbereiches aus diesen Regionen stammen), die in sexy Posen oder erotischen Szenen dargestellt werden. Getreu dem Motto “Sex Sells“, aber auch weil der weibliche Körper (auch der männliche, von dem reden wir aber hier nicht ^^) einfach wunderschön und ästhetisch ist, wurden diese Bilder benutzt, um den Verkauf von Produkten zu fördern oder generell als “Eye-Catcher“ auf Werbung zu fungieren. Dabei wird mit der Darstellung von nackter Haut recht dezent umgegangen und überlässt sehr erfolgreich der Fantasie des Betrachters die glückliche Arbeit. Diese Kunstform, die mindestens bis in die 1880er Jahre zurückzuverfolgen ist, erlebte ihre Höhepunkte aber in Amerika in der Zeit der 1930er bis Ende der 1960er. Anschließend wurden Pin-ups immer mehr auch von Fotos abgelöst, deren Qualität nach und nach immer besser wurde. Ausgestorben ist die Kunstform der Pin-ups aber nie und sollte unbedingt wieder mehr Anklang finden, so zumindest meine Meinung.

Pin-up gehört aber definitiv zu einer der mittlerweile wiederentdeckten Kunstformen, die im Zuge von Retro- und Vintagebewegungen wieder mehr Anklang findet. Die Kunst ist aus dem Zeitgeist bestimmter Jahrzehnte eben nicht wegzudenken und findet somit z.B. auch in der Videospielreihe “Fallout“ ihren festen Platz, die ein Endzeitszenario mit starken Einflüssen aus dem Amerika der 1950er Jahre kreieren.

Eine der Personengruppe aus denen Pin-ups nicht wegzudenken wären, sind die amerikanischen Soldaten im 2. Weltkrieg, bei denen die Bilder der hübschen Damen in den Quartieren, als Tattoos oder als Bilder auf Kriegsgerät wie Panzern und Abfangjägern oft zu sehen waren. Die meist jungen Soldaten errichteten sich regelrechte Schreine, um von den sanften Augen der gezeichneten Frauen Mut und Trost zu schöpfen. Das Ganze erinnert schon fast an mittelalterliche Minne, bei der die Ritter Andenken an eine für sie unerreichbare Dame bei sich trugen und ihr Siege widmeten und Kämpfe in ihren Namen bestritten. Eine Vergötterung der Weiblichkeit in ihrer unschuldigsten Reinform.

Komische, erotische Einblicke sind typisch für die Pin-up Kunst. Bei Arthur Frahms Werken verlieren die Frauen gerne mal ihre Schlüpfer in diversen Alltagssituationen. So auch hier bei “Number Please“ (1957).

Komische, erotische Einblicke sind typisch für die Pin-up Kunst. Bei Arthur Frahms Werken verlieren die Frauen gerne mal ihre Schlüpfer in diversen Alltagssituationen. So auch hier bei “Number Please“ (1957).

Einen weiteren Stammplatz fand die Pin-up Kunst im “Playboy“-Magazin, wo neben echten Frauen eben auch gezeichnete zu sehen waren. Gerade Hugh Hefner‘s “Playboy“ war in dieser Hinsicht schon immer ein Refugium für “umstrittene Künste“, die sich auch dank des “Playboys“ überhaupt erst durchsetzen konnten. Ein anderes Beispiel lernten wir bereits vor einiger Zeit in der Rezension zum Manga “Lady Snowblood“ kennen, welcher lange bevor diese Kunstform den Westen eroberte, schon im Playboy zu sehen war. Die Geschichte des “Playboy“-Magazins werden wir ebenfalls noch in einem Werk des Taschen-Verlages ergründen, seid also gespannt für was das Hochglanzheft neben nackten Tatsachen noch so alles verantwortlich war und ist.

Die Autoren

Die Autoren des von “The Art Of Pin-Up“ sind Dian Hanson, Sarahjane Blum und Luis Meisel, wobei die letzteren lediglich Koautoren bei diesem Werk darstellen. Dian Hanson verfügt über einen großen Erfahrungsschatz im Bereich von Erotik in der Literatur und arbeitete nicht nur als Verlegerin für diverse Herrenmagazine, sondern ist auch als Herausgerberin für die “Taschen Sexy Books“ verantwortlich. Als Autorin qualifizieren sie bereits über 60 eigene Werke.

“Skirting The Ride“ von Edward Runci aus dem Jahr 1950.

“Skirting The Ride“ von Edward Runci aus dem Jahr 1950.

Die Künstler

In “The Art Of Pin-Up“ werden die wohl zehn besten Pin-up-Künstler mitsamt einer großen Auswahl ihrer Werke vorgestellt. Neben diesen werden aber auch noch 85 weitere Künstler mit einer Kurzbiographie und ausgewählten Werken gezeigt, wodurch sich ein sehr guter Gesamteindruck der gesamten Pin-up Kunst ergibt. Bei den in “The Art Of Pin-Up“ vorgestellten Künstler handelt es sich im John Scott “Rolf“ Armstrong, Enoch Bolles, Peter Driben, Gilette “Gil“ Elvgreen, Arthur “Art“ Frahm, William “Bill“ Medcalf, Earl Moran, Zoë Mozert, Gerge Petty IV und Alberto Vargas. Einem jeden Künstler werden im Buch etwa 30-40 Seiten gewidmet, wo wir neben den großflächig präsentierten Werken auch die Geschichte des Künstlers selbst erfahren. So sehen wir hier z.B. auch Fotos der Künstler und der Modelle, die für die Pin-ups posierten oder auch Cover von Magazinen auf denen die fertigen Kunstwerke zu sehen waren.

Auch wenn zweifellos jeder der aufgeführten Künstler und auch jedes im Buch zu sehende Werk sehr gut oder sogar überragend ist, so gibt es natürlich für jeden Betrachter subjektive Präferenzen, so dass ich an diese Stelle besonders die Kunst eines Alberto Vargas hervorheben möchte, der für mich der talentierteste Künstler des Werkes ist und vor allem durch eine sehr realistische Darstellung der schönen Frauen punktet. Seine erotischen Darstellungen waren nicht nur im “Playboy“ und auf Produkten von “Coca Cola“ zu sehen, sondern schmückten auch diverse Cover und Kalender. Auch die charmanten Werke von Gilette Elvgreen müssen an dieser Stelle Erwähnung finden. So unschuldig und beinahe zauberhaft wurde Erotik wohl noch nie dargestellt wie von Elvgreen. Auch die hochwertige Arbeit mit Ölfarben auf Leinwand, die in seiner Hand sehr realistische Bilder erzeugt, ist bemerkenswert. Dass er in seiner Karriere über 700 Werke erschuf scheint mit diesem Hintergrund schon beinahe unfassbar.

Das Buch

“The Art Of Pin-Up“ ist ein echtes Mammutwerk und erscheint im gewaltigen Format von 29 x 39,5 cm (Breite x Höhe) als gebundenes Buch im Hardcover mit Schutzumschlag. Zur sicheren und ansprechenden Aufbewahrung wird das Buch in einem wunderschön illustrierten Koffer aus stabilem Karton ausgeliefert. Eine Leseband zur Orientierung im Werk ist auch enthalten. Die 546 Seiten weisen eine sehr gute Druck - und Papierqualität auf. Im Buch kommen verschiedene Papierarten zur Verwendung, auch wurden einzelne Pin-up-Karten ins Buch geklebt. Insgesamt weist das Buch eine sehr ansprechende Verarbeitung auf. Um die Bilder bestmöglichst zu würdigen, wurden viele der Originalwerke extra zur Erstellung von “The Art Of Pin-Up“ neu fotografiert. Bei dem Buch handelt es sich um eine mehrsprachige Ausgabe in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch.

Fazit

Zweifellos das beste und umfangreichste Buch zum Thema Pin-up, das sowohl die Kunstform selbst als auch deren Geschichte und Künstler ansprechend würdigt.

Verlag/ Label: Taschen Verlag

Autor: Dian Hanson, Sarahjane Blum, Louis Meisel

Veröffentlichung: 05.09.2014

Seitenzahl: 546

ISBN: 978-3-8365-3570-0

Altersfreigabe: unbekannt

Webseite: http://www.taschen.com/pages/de/catalogue/popculture/all/01116/facts.the_art_of_pin_up.htm

Webseite 2: Amazon

Copyright Artikelbild: Taschen Verlag

Copyright andere Bilder: Taschen Verlag

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