Marada, die wegen ihrer Kampfeslust und römischen Herkunft auch “Die Wölfin“ genannt wird, ist eine der Comicfiguren, die sich trotz guter Voraussetzungen nicht durchsetzen konnten und im Äther der Zeit verschwanden. Die römische Kriegerin, die mit Figuren wie Red Sonja (wird werden sie in zukünftigen Rezensionen noch kennenlernen) vergleichbar ist, wurde vom Comicmeister Chris Claremont erfunden und vom talentierten Zeichner John Bolton graphisch zum Leben erweckt. Die beiden erschufen drei Geschichten zur silberhaarigen Römerin, die nun nach fast 30 Jahren nach der Erstveröffentlichung in Form eines überarbeiteten Sammelbandes erschienen sind:
Handlung
Der vorliegende Band enthält die drei Geschichten “Das Zerschmetterte Schwert“, “Königliche Jagd“ und “Die Maske Des Zauberers“. Es folgt eine kurze Einleitung zu “Das Zerschmetterte Schwert“:
Mitten in der Wüste südlich von Damaskus zur Zeit der Antike kommt es zu einem mehr als ungewöhnlichen Aufeinandertreffen als britannische Krieger einen Gefangenentransport, der von parthischen Söldnern eskortiert wird, angreifen. Die Britannier unter Donal MacLlanllwyr überwältigen die Wachen und befreien die silberhaarige Schönheit, wegen der sie gekommen sind. Doch Donal MacLlanllwyr erkennt seine alte Freundin Marada Sternenhaar kaum wieder, die nichts mehr mit der vor Kraft strotzenden Kriegerin von früher in sich zu tragen scheint. Mittels eines magischen Portals reisen sie zurück nach Britannien in die sagenumwobene Festung Ashandriar, wo sich herausstellt, dass Maradas Körper, Geist und Seele vom Dämon Y’Garon geschändet wurden und sie seitdem nicht mehr zu sich selbst findet. Doch der Diener des Dämons Y’Garon, der Zauberer Simyon Karashnur, hat sein finsteres Werk noch nicht beendet und schickt dämonische Schergen aus, um Maradas Leben zu beenden. Wird Marada rechtzeitig wieder ihren Kampfeswillen erlangen oder sind sie und ihre Freunde dem Tode geweiht?
Heroic Fantasy
“Marada - Die Wölfin“ ist klassische Heroic Fantasy, erreicht aber nicht die Größen des Genres wie etwa “Conan“ und “Red Sonja“. In der Heroic Fantasy sehen wir meist einen zentralen Helden, der sich durch Kraft und Mut auszeichnet und oft leicht bekleidet ist. Die großen Zeiten der Heroic Fantasy waren die 1980er Jahre, dennoch hat sich dieses Genre, zum Glück, bis heute erhalten. Viele Geschichten der Heroic Fantasy sind tatsächlich dem Low Fantasy Bereich zuzuordnen, die mit einem sehr geringen Anteil an übernatürlichen Elementen (Zauberei, Fantasiekreaturen etc.) zurechtkommen und gerne mal mit ausgereiften Geschichten und Charakteren punkten. Gerne verwendete Gegner sind Magier und Dämonen, die den schwertschwingenden Helden ihre Schwachpunkte aufzeigen, denn im direkten Zweikampf ist diesen kaum ein Gegner gewachsen. Deswegen hat sich auch der sehr passende Begriff “Sword & Sorcery-Stories“ für diese Geschichten eingebürgert.
Zeichnungen
Der Look, den John Bolton für “Marada - Die Wölfin“ erzeugt, ist auf jeden Fall einzigartig und unterscheidet sich stark von allen Comiczeichnungen, die ich bisher gesehen habe. Auf John Boltons Zeichenstil und die Entwicklung von “Marada - Die Wölfin“ wird in einem umfangreichen Text im Comicband selbst sehr genau eingegangen, ich möchte jedoch hierzu anhand einer Seite aus dem Werk ein paar Dinge dazu sagen:
Grundsätzlich ist “Marada - Die Wölfin“ große Comickunst, die jedoch auch ein paar Makel aufweist. Die ursprünglichen Seiten wurden aufwendig überarbeitet und neu eingescannt, um diese bestmöglich wiederzugeben. John Bolton fertigte zunächst Bleistift und Farbskizzen jeder Seite an, bevor er die Bilder vollendete. Eine aufwendige Planung und Vorarbeit, bei der er sogar Tonfiguren anfertigte, um den Schattenwurf perfekt zu platzieren, sind elementare Bestandteile seiner Arbeit. Genau dies merkt man auch beim Betrachten der sehr detaillierten Figuren, die mit sehr aufwendigen Details versehen wurden.
Probleme sehe ich aber bei der Kolorierung, die durchgehend sehr blass wirkt. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass die Farbgebung dem Werk sogar Details genommen hat, gerade was Haare und Bart der Figuren angeht. Der Verdacht erhärtet sich, da bis auf “Die Maske Des Zauberers“ die Geschichten um die Römerin eigentlich schwarz-weiß waren und erst später eingefärbt wurden, obwohl sie ursprünglich nicht als farbige Comics geplant waren. Auch beim Figuren und Monsterdesign kann ich nur solide Arbeit, aber keine außergewöhnliche Leistung sehen, selbst Marada bleibt einem kaum im Gedächtnis. So bleibt eine technisch meisterhafte Leistung, die durch die Einfärbung und Schwächen im Design kleine Makel aufweist.
Der Comicband
“Marada - Die Wölfin“ erscheint als Hardcover Ausgabe im Großformat (21 x 27 cm). Der Comicband mit den 112 Seiten weist generell eine sehr hochwertige Verarbeitung auf, was sich auch bei der Druckqualität sowie dem verwendeten Papier zeigt. Ein ausführlicher Einleitungstext gibt zudem viele Informationen zur Entstehung der Comicgeschichten um Marada und zeigt auch einige Entstehungsskizzen. Dieser Band erschien auch in einer auf 111 Exemplare limitierten Vorzugsausgabe mit einem signierten Exlibris, diese ist jedoch bereits verlagsvergriffen.
Fazit
Für Sammler und Heroic Fantasy-Fans ist “Marada - Die Wölfin“ Pflichtprogramm, gehören die Comicgeschichten um die silberhaarige Römerin doch zu Referenztiteln der Comicgeschichte. Dennoch kann sich “Marada - Die Wölfin“ nicht gegen ihre Genrevettern durchsetzen und zeigt trotz hochtalentierten Schöpfern Schwächen bei Design und Konzeption.
Verlag/ Label: All Verlag
Autor: Chris Claremont
Veröffentlichung: 07.09.2015
Seitenzahl: 112
ISBN: 978-3-926970-54-1
Altersfreigabe: unbekannt
Webseite: http://all-comic.de/Gesamtprogramm/Marada-Die-Woelfin/Marada-Die-Woelfin-Gesamtausgabe.html
Webseite 2: Amazon
Copyright Artikelbild: © Titan Books 2013 / All Verlag 2015 / All rights reserved
Copyright andere Bilder: © Titan Books 2013 / All Verlag 2015 / All rights reserved
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