H. R. Giger‘s Necronomicon

Nachdem ich in unzähligen Rezensionen vom Großmeister der dunklen Kunst, H.R. Giger, geschwärmt habe, ist es nun endlich an der Zeit eines seiner Werke genauer zu betrachten. Folgt mir also mit Hilfe von “H. R. Giger’s Necronomicon“ auf dem direkten Weg in die Hölle:

Die Geschichte des Werkes

“H. R. Giger’s Necronomicon“ liegt mir hier in Form der 7. Auflage aus dem Jahr 2004 vor, allein das sagt schon einiges über das Werk selbst, das ursprünglich im Jahre 1977 erschien und die erste große Sammlung der Werke des Schweizer Künstlers darstellte, aus. Ein Folgeband mit dem Titel “H. R. Giger’s Necronomicon 2“ erschien im Jahre 1985. Der Kunstband “H. R. Giger’s Necronomicon“ war es auch, der den Regisseur Ridley Scott dazu bewegte, H.R. Giger das Design der außerirdischen Bedrohung im Film “Alien - Das Unheimlich Wesen Aus Einer Fremden Welt“ (1979) zu überlassen, und der Erfolg des Designs des Aliens sowie des Filmes sind ja allgemein bekannt.

Natürlich bezieht sich H. R. Giger’s Werk auf das mystische und geheimnisumwobene und höchstwahrscheinlich auch vollkommen fiktive Buch Necronomicon, welches vom “verrückten Araber“ Abdul Alhazred geschrieben worden sein soll, der selbst wohl eine Erfindung des uns längst wohlbekannten Schriftstellers H. P. Lovecraft darstellt. Dieses in Menschenhaut gebundene Werk beschreibt zahlreiche Dämonen und Rituale rund um H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos und stellt somit einen Einblick ins Reich der Finsternis dar. H. R. Giger’s Interpretation des Werkes ist nicht minder düster und führt uns Betrachter in eine hypnotisierend grauenvolle Reise zu Giger’s Interpretationen des Bösen.

Die Kunst

Über H. R. Gigers Kunst reden, wollte ich seitdem ich aktiv zum Schreiben begonnen habe, steckt diese faszinierende und oft auch groteske Art der Darstellung des Schweizers doch voller Kunstfertigkeit und verarbeiteter Symbolik. Wenn man die Texte in “H. R. Giger’s Necronomicon“  mit den zahlreichen Interpretationen liest, findet man viele perfekte Beschreibungen seiner Kunst, da kann ich kaum etwas hinzufügen. In diesem Fall ist es für mich als Rezensenten immer möglich, mich der Kunst von einer ganz persönlichen Seite zu nähern und meine Gefühle darzulegen, denn an den Werken von H. R. Giger kann man nicht unbetroffen vorbeigehen. In “H. R. Giger’s Necronomicon“ finden wir Werke aus Gigers früherer Schaffenszeit, die hin und wieder seine Herkunft als Bauzeichner nicht verbergen können, was aber keinesfalls negativ gemeint ist. Gerade diese Bilder, die eine Unterwelt oder eine Interpretation der Hölle selbst zeigen, brillieren durch eine geschickte, beklemmende Optik, die durch eine klaustrophobische Gang- oder Schachtarchitektur erzeugt wird, die in dieser Form einmalig ist.

Ein anderes Markenzeichen von H. R. Giger, welches er bis zu seinem Tode im Jahr 2014 in seinen Werken fast immer zeigt, war eine biomechanische Verschmelzung zwischen Lebewesen und einer starren Umgebung und technisch-mechanischen Bestandteilen. Diese Verbindung aus nacktem Fleisch, das auch oft mit einer erotischen Komponente daherkommt und welches in starren Apparaturen gespannt ist, kennen wir auch in einer ähnlichen Art vom Künstler Hajime Sorayama. Auch H. R. Giger trieb es in seinen Werken oft an die Spitze und zeigt Frauen und Babys, die in Wände eingearbeitet wurden und von Schlauchsystemen am Leben erhalten werden. Verstörende und doch umso erotischere, sexuelle Inhalte, Kreisläufe von Leben und Tod und, um nicht zu vergessen, magische Symboliken, all das sind elementare Inhalte der meisten Kunstwerke H. R. Gigers. Die verarbeiteten Symboliken und okkultistischen Inhalte führten auch zu einer Zusammenarbeit des Schweizers mit dem Okkultisten Akron, welches zum “Akron/ H. R. Giger Baphomet Tarot Der Unterwelt“ führte. So auch das Cover von “H. R. Giger’s Necronomicon“ mit einer absolut herausragenden Abbildung von Baphomet, welcher voller Symboliken und Inhalten wie dem Dualismus von Leben und Tod/ Weiblich und Männlich besteht und trotz eindeutiger Handschrift Gigers zweifelsfrei an Eliphas Lévis Darstellung des Gehörnten erinnert.

Und nicht zu vergessen natürlich, das weltbekannte Alien, für dessen Design für den Film “Alien - Das Unheimliche Wesen Aus Einer Fremden Welt“ (1979) H. R. Giger mit dem Oskar ausgezeichnet wurde. Auch diese Figur ist eines der elementaren Bestandteile der Kunst Gigers, die wir vor allem aber in seiner späteren Schaffenszeit wiederfinden. Auch das kokonartige Design der Wände, welche die Wohnstätten der Aliens durchziehen, finden wir in Gigers Werken des Öfteren.

Die Werke im Buch selbst kann man auch aufgrund des verwendeten Werkzeuges in zwei Kategorien einteilen. Zunächst finden sich in “H. R. Giger’s Necronomicon“ Werke, die Giger mit Bleistift und Tusche anfertigte. Deutlich bekannter sind seine Arbeiten mit Öl- oder Acrylfarben und der Spritzpistole, im Umgang mit der es Giger zu einer wahren Meisterschaft gebracht hat.

Die Texte

Wir kommen zum einzigen Problem des Buches “H. R. Giger’s Necronomicon“ und zwar betrifft dies die Verteilung der Texte. In “H. R. Giger’s Necronomicon“ finden wir meist am linken Seitenrand, manchmal aber auch auf der ganzen Seite, Texte und Fotos zu H. R. Gigers Privatleben und seinem Leben als Künstler, sowie zahlreichen Reaktionen zu seiner Kunst. Besonders interessant sind auch die Einflüsse und seine Begegnungen mit anderen großen Künstlern wie etwa Salvador Dali. Diese Texte sind interessant und geben uns einen guten Einblick in das Leben und Schaffen des Schweizer Künstlers H.R. Giger, dennoch stören sie die Impressionen bezogen auf die Werke zum Teil stark. Hier hätte man meiner Meinung nach die Texte gerade von den großflächigen Abbildungen separieren müssen damit diese ihre Wirkungen auf den Betrachter voll entfalten können.

Das Buch

“H. R. Giger’s Necronomicon“ wurde in Form eines exzellenten XXL-Formates (30,2 cm x 42,5 cm) als Hardcover produziert. Das 82-seitige Buch enthält 174 Abbildungen. Die Druck - und Papierqualität ist sehr gut. Die weiße Schrift auf schwarzem Grund fördert die Atmosphäre des Buches in perfekter Art und Weise. Ein ausfaltbarer Teil bringt zudem das Werk mit Baphomet zur vollen Geltung! Die Texte in “H.R. Giger’s Necronomicon“ sind alle auf Deutsch.

Fazit

Die Kunst des Großmeisters der morbiden, erotisch-biomechanischen und tiefschwarzen Künste ist in hervorragender Qualität zu sehen. Lediglich der Aufbau mit der ungünstigen Platzierung der Textparts hätte einfach nicht sein müssen und verwehrt dem Werk die Höchstwertung.

Verlag/ Label: Lappan Verlag GmbH, Edition C

Autor: H. R. Giger

Veröffentlichung: 30.06.2004

Seitenzahl: 82

ISBN: 978-3-89082-519-9

Altersfreigabe: unbekannt

Webseite: https://www.lappan.de/index.php/titelansicht/artikel/9783890825199.html

Webseite 2: Amazon

Webseite 3: http://www.hrgiger.com

Copyright Artikelbild: Lappan Verlag GmbH, Edition C, H. R. Giger

  • 10/10
    Artwork - 10/10
  • 10/10
    Intensität und Atmosphäre - 10/10
  • 7/10
    Texte - 7/10
  • 10/10
    Druckqualität und Haptik - 10/10
9.3/10

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