Mit “Neuro” veröffentlichte Anna Aaron kürzlich nach ihrer EP “I’ll Dry Your Tears Little Murderer” und ihrem Album “Dogs In Spirit” nun ihre dritte CD. Die Schweizer Künstlerin spielt vielseitigen Alternative, der schwer in Worte zu fassen ist und auch etwas geheimnisvoll klingt. Die Sängerin selbst versucht hingegen nicht, sich als mystisch oder unergründlich zu präsentieren. Auf eine sympathische Weise nüchtern und sachlich hat Sie unsere Fragen zu ihrer Musik, ihrem neuen Album, ihren Vidoes und vielen weiteren Themen beantwortet.

NecroWeb: Hallo liebe Anna! Dein Album “Neuro” ist gerade frisch veröffentlicht, herzlichen Glückwunsch dazu! Was ist es für ein Gefühl, das fertige Album in Händen halten zu können? Bist du zufrieden mit dem Endergebnis?

Anna: Danke, ja ich bin sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Es ist ja schon eine Weile fertig und ich höre es mir eigentlich nicht mehr an, aber wenn ich es zufällig irgendwo höre bin ich immer wieder überrascht wie gut es klingt.

 

NecroWeb: Gab es Schwierigkeiten beim Entstehungsprozess oder lief etwas anders, als du es dir vorgestellt hast?

Anna: Nein es gab keine Schwierigkeiten. Die Zusammenarbeit mit David (Kosten, Produzent von “Neuro”, Anm. d. Red.) ging sehr leicht und es war lustig mit ihm im Studio. Am Tag als Ben Christophers (Singer-Songwriter aus England, Anm. d. Red.), vorbeikam um seine Sachen aufzunehmen haben wir uns die Hälfte der Zeit halb totgelacht.

 

NecroWeb: Was bedeutet der Albumtitel “Neuro” und warum hast du ihn gewählt?

Anna: Ich hatte eigentlich einen anderen Titel im Kopf; schon bevor ich überhaupt mit dem Schreiben des neuen Materials begonnen hatte war der immer da. Dann (als das Album bereits fertig aufgenommen war) ging ich eines Abends alleine ins Stadtkino in eine Vorführung von Tarkovsky’s STALKER. Als ich so dasaß und auf den Beginn des Films wartete, schoss mir der Gedanke durch den Kopf “eigentlich sollte ich das Album einfach NEURO nennen.” Von da an war es klar.

 

anna aaron-neuroNecroWeb: Gibt es etwas auf “Neuro”, seien es Instrumente, Stileinflüsse, Kompostionsmethoden oder andere Elemente, das du zum ersten Mal ausprobiert hast?

Anna: Ich habe eigentlich alles geändert in Bezug auf das alte Album. Ich mache fast alles, was auf dem neuen Album zu hören ist, zum ersten Mal. Aber das ist auch gut so. Sonst kommt man nicht weiter.

 

NecroWeb: Hat das Album ein bestimmtes Konzept, und wenn ja, kannst du uns bitte etwas darüber erzählen?

Anna: Ich hatte während der Arbeit das Bild eines großen, im Dunklen leuchtenden Objektes im Kopf, wie zum Beispiel ein Unterseeboot oder ein Raumschiff. Ich wollte Licht, aber eben im Dunklen leuchtendes, artifizielles Licht.

 

NecroWeb: Zu beiden Songs “Stellarling” und “Linda” gibt es Musikvideos. Welche Rolle spielen Videos für dich, ist es dir wichtig, deine Songs durch Videos zu visualieren?

Anna: Die visuelle Arbeit ist mir sehr wichtig. Man hat damit ein zusätzliches Werkzeug um zu vermitteln was für Vorstellungen man im Kopf hat. Ich liebe Bilder und Filme allgemein.

 

NecroWeb: Beide Videos wirken auf mich surreal, abstrakt und auch etwas befremdlich und ich könnte sie nicht recht in Worte fassen. Ist diese Wirkung beabsichtigt?

Anna: Surreal mag ich durchaus und wenn es befremdlich ist stört es mich auch nicht, aber mein Fokus ist nicht auf diesen Elementen an sich. Ich möchte nicht etwas seltsames machen, nur um seltsam zu sein, das bringt nichts.

 

NecroWeb: Es ist schwierig, deine Musik einer bestimmten Richtung zuzuordnen. Wie würdest du selbst sie beschreiben?

Anna: So wie bei der Antwort auf Frage 5 vielleicht?

 

anna aaron-02NecroWeb: Deine Musik wird häufig als düster charakterisiert. In einem Interview habe ich gelesen, dass du selbst sie aber nicht als düster empfindest. Was vermutest du, woran könnte es liegen, dass deine Musik als düster empfunden wird?

Anna: Die Dunkelheit symbolisiert für mich das Unbekannte. Ein Weg, der in die Dunkelheit führt, steht in der Bildsprache von mythologischen Erzählungen oft für die Reise in das eigene Innere: die Konfrontation mit den eigenen Ängsten, verborgenen Sehnsüchten und allen möglichen sonstigen Bildern. Dort kann es durchaus dunkel sein und es kann Angst machen. Aber es liegt für einen selbst als Mensch auch riesiges Wachstumspotential in dieser Reise. Somit liegt mein Fokus nicht auf der Düsterheit an sich, sondern auf dem Mut, sich ihr zu stellen.

 

NecroWeb: Du verwendest ein Pseudonym. Warum hast du gerade “Anna Aaron” gewählt, hat der Name eine besondere Bedeutung?

Anna: Ich habe mich schon immer Anna genannt in meinem Kopf. Dann suchte ich noch einen männlichen Vornamen als zweiten Namen. Es steckt aber ansonsten keine grosse Geschichte dahinter.

 

NecroWeb: Bevor du deine erste Solo-Scheibe veröffentlicht hast, hast du in einer Band gespielt. Was war der Grund für dich, einen Weg als Solokünstlerin einzuschlagen?

Anna: Ich glaube ich bin einfach zu egozentrisch, um in einer demokratisch funktionierenden Band zu spielen… Ich wollte die Musik von A bis Z so machen wie ich sie wollte und alles alleine entscheiden.

 

NecroWeb: Was entsteht in deinem Songwriting-Prozess zuerst: Musik oder Text?

Anna: Es entsteht immer beides zusammen.

 

NecroWeb:  Hast du eine Gesangs- oder andere musikalische Ausbildung?

Anna: Nein.

 

NecroWeb: Du tourst mit einer Liveband. Hast du eine feste Besetzung oder ändert sich die von Tour zu Tour?

Anna: Ich toure mit Emilie Zoé an Gitarre und backing vocals, Christophe Farine am Bass und Elektronik und Fred Bürki am Schlagzeug. Ich bin sehr glücklich mit ihnen und kann mir gut vorstellen noch lange mit ihnen zu arbeiten.

 

NecroWeb: Seit einigen Jahren nutzen die meisten Musiker  Social Media zur Verbreitung und Vermarktung ihrer Musik, auch du. Wie wichtig ist Social Media für dich als Musikerin und warum?

Anna: Ich freue mich immer, wenn Leute mir auf facebook schreiben, aber ansonsten ist das für mich nicht so wichtig.

 

NecroWeb: Zuletzt würde ich dir gerne ein paar mehr oder weniger “Off-Topic”-Fragen stellen, bei denen es einfach darauf ankommt, was dir spontan dazu einfällt. Was ist der schönste Aspekt daran, eine bekannte Musikerin zu sein?

Anna: Mit Menschen sein zu können.

 

NecroWeb: Was war der schönste Ort, an dem du je warst?

Anna: Unter Wasser.

 

anna aaron-03NecroWeb:  Wenn du dich für eine Sache/ Fähigkeit entscheiden müsstest, die du in deinem Leben lernen darfst. Was wäre das?

Anna: Ich würde gerne richtig gut Schach spielen können oder alle Sprachen der Welt verstehen und sprechen können.

 

NecroWeb: Welches Konzert hast du zuletzt als Zuschauerin gesehen?

Anna: My Bloody Valentine an der Bad Bonn Kilbi

 

NecroWeb: Was würdest du tun, wenn du keine Musik mehr machen könntest?

Anna: Das habe ich mir noch nie überlegt.

 

NecroWeb: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, die Fragen zu beantworten! Wir wünschen dir alles Liebe, viel Erfolg mit “Neuro” und eine super Zeit auf Tour!

 

Copyright Artikelbild: Sabine Burger
Copyright weitere Bilder: Neuro-Cover: Two Gentlemen, Foto 1: GERMINAL ROAUX, Foto 2: Sabine Burger
Datum: 15.03.2014

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