Der nunmehr 27ste Band der erfolgreichen und fantastischen Comicreihe “Fables“ von Bill Willingham mit dem Titel “Fables 27: 1001 Schneeweiße Nächte“ spielt nach der eigentlichen Haupthandlung und versteht sich als eine Art Prolog-Spin-off. Doch anstatt irgendwelche Ermüdungserscheinungen zu zeigen, präsentieren uns der Autor und zahlreiche talentierte Künstler einen der besten Comics, die ich je lesen durfte:
Handlung
Nach einer kurzen Einleitung von Bill Willingham beginnt die zauberhafte Geschichte, in der Snow White in die Welt der arabischen Märchenfiguren als Botschafterin reist und dort um Hilfe gegen die Heere des Feindes bittet. Doch anstatt auf offene Ohren zu stoßen, gerät Snow White bei ihrer Audienz mit dem Sultan in eine echt miese Situation. Der Sultan richtet, weil er von seiner Ex-Frau gedemütigt wurde, seit Jahren jeden Morgen die Frau hin mit der er zuvor die Nacht verbracht hat und nun ist Snow White dazu auserkoren worden, als Partnerin für des Sultans Teppichbett herzuhalten. Doch Snow White ist eine intelligente und schlagfertige Frau und hält den Sultan mit einer List hin, indem sie ihm jede Nacht eine spannende Geschichte erzählt und er, weil er neben Frauen eben auch Geschichten liebt, schiebt ihre Hinrichtung immer weiter hinaus. Und Snow Whites Vorrat an Geschichten ist immens, erlebten sie und viele andere Märchenfiguren/Fables schon diverse dramatische Abenteuer, von denen sie dem Sultan eine nach der anderen zum Besten gibt.
Wiedersehen mit bekannten Märchenfiguren
Verpackt in die Rahmenhandlung der bekannten Story von “Tausendundeine Nacht“ erzählt uns Snow White verschiedenste Geschichten, die Hintergründe zu verschiedenen Fables darstellen. Auch Snow White selbst ist in zwei der Geschichten eine der wichtigsten agierenden Figuren. Andere bekannte Figuren, die in “Fables 27: 1001 Schneeweiße Nächte“ auftauchen sind z.B. Bigby Wolf, der Froschkönig und der Fuchs Reynard.
Durch diese Methode erhält der Autor von “Fables“, Bill Willingham, die Möglichkeit diverse Kurzgeschichten zu erzählen und sie in einen größeren Zusammenhang zu setzen. Als Kenner der Reihe kennt man die auftauchenden Figuren bereits bestens, aber die Konzeption der Geschichten erlaubt es zudem, dass sich Einsteiger den Comic zu Gemüte führen.
Die Geschichten selbst sind allesamt Kurzgeschichten, die zum Teil nur wenige Seiten (eine Geschichte um eine bekannte Meerjungfrau umfasst gerade einmal zwei Seiten) lang sind. Doch alle Geschichten sind trotz ihres geringen Umfangs hochintensiv und warten mit ein oder zwei anderen überraschenden Wendung auf. “Fables“-typisch entfalten viele Geschichten auch eine unterwartete Härte, welche passend inszeniert ist.
Zeichnungen
Für die graphische Ausgestaltung der diversen in “Fables 27: 1001 Schneeweiße Nächte“ enthaltenen Kurzgeschichten ist ein ganzes Heer von Künstlern verantwortlich, die allesamt zur absoluten Elite der Comiczeichner gehören und den Comicband zu einem optischen Prachtwerk der Extraklasse werden lassen! Ein jeder der elf Zeichner schafft es eine vollkommen andere und einmalige Stimmung zu erschaffen, die hervorragend zur jeweiligen Geschichte passt. Der freie Stil erlaubt es zudem den Künstlern viel zu experimentieren und normalerweise für Comics sehr untypische Zeichentechniken zu verwenden.
Besonders an dieser Stelle möchte ich den uns bereits aus “Marada Die Wölfin“ bekannten Künstler John Bolton hervorheben, dessen einmaliger auf besonderen Realismus achtender Stil im Laufe der Jahre zur Vollendung gelangte. Seine Art der Darstellung präsentiert uns sehr realistische Figuren in malerischen Hintergründen, die wie zum Leben erwachte Märchen wirken. Unvergleichlich ist auch Mark Buckinghams “Die Weihnachtspasteten“, das uns ein rührendes Märchen in sanften und hellen Farben zeigt und viel Wert auf die kleinsten Figuren legt. Solche Hingabe bei der Darstellung einer Gruppe von Tieren, bei der nie die Maus, der Marienkäfer und die Schnecke vergessen werden, sah ich selten. Eine derartige Liebe zu den Kleinsten und den winzigsten Details sprechen eindeutige Worte über einen sympathischen Charakter sowohl von Zeichner als auch dem Autor.

Hier sehen wir die erste Seite der Geschichte “Die Weihnachtspasteten“, die vom bekannten “Fables“-Illustrator Mark Buckingham gemalt wurde. Der gesamte Comic zeigt die gleiche, hochwertige Illustration wie dieses Cover auf und zaubert uns ein wahrhaft zauberhaftes Märchen aufs Papier.
Der Comic
“Fables 27: 1001 Schneeweiße Nächte“ erscheint im Softcover und weist eine gute Druck- und Papierqualität auf. Der Comicband umfasst 148 Seiten. Das Format des Comics hat die Abmessungen 16,7 x 25,9 cm und reiht sich damit in die Größenordnung der meisten von Panini Comics erschienenen Comicbände ein. Neben einem Vorwort des Autors finden wir zudem Infos zu den verschiedenen Künstlern, die an der Entstehung von “Fables 27: 1001 Schneeweiße Nächte“ beteiligt waren.
Das US-Original “1001 Nights Of Snowfall“ erschien 2006 und wurde nicht als Teil der Hauptreihe, sondern direkt al Spin-off publiziert. Der US-Band erschien zudem als Hardcover.
Fazit
Anstatt seine Kuh “Fables“ zu Tode zu melken, schwängert Bill Willingham sie erneut und sorgt für eine weiterhin fruchtbare Zukunft. “Fables 27: 1001 Schneeweiße Nächte“ bietet zahlreiche unendlich intensive und sympathische Kurzgeschichten in der Welt von “Fables“, die von den besten Comiczeichnern zum Leben erweckt werden.
Zur Info
Bei uns geht es auch in Zukunft weiter mit der Erfolgsreihe “Fables“, die wir bald wieder im Comicband “Fables: The Wolf Among Us - Der Wolf Geht Um Band 1“ besuchen werden.
Verlag/ Label: Panini Verlag
Autor: Bill Willingham
Veröffentlichung: 26.01.2016
Seitenzahl: 148
ISBN: 978-3957986429
Altersfreigabe: ab 14 Jahren
Webseite: https://www.paninishop.de/artikel/fables-27-1001-schneeweisse-naechte
Webseite 2: Amazon
Copyright Artikelbild: Panini Verlag, Bill Willingham and DC Comics
Copyright andere Bilder: Panini Verlag, Bill Willingham and DC Comics
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