“Die sind echt richtig gut. Die haben das Potenzial, groß zu werden!”
Das war der Satz, der mir einfiel, als A Life Divided am 19. Januar 2013 im Backstage Werk von einer riesen Menge enthusiastischer Fans auf der Bühne empfangen wurden. Geäußert wurde er im Jahr 2005 von meiner damals besten Freundin, als wir mal wieder einen Abend im Ingolstädter Ohrakel verbrachten und den Auftritt einer uns unbekannten Band bedauerten, die voller Leidenschaft ihre Songs darbot, doch von den letzten vielleicht 15 anwesenden Konzertbesuchern, die sich im hinteren Eck des Clubs versteckten, nur verhaltenen Applaus erhielt.
Das ist lange her und es ist viel passiert seit diesem einen Abend. Als ich das letzte Mal versucht hatte, die Geschichte und die Liveshow von A Life Divided nachzuzeichnen, fehlte noch ein Kapitel namens “Der richtig große Durchbruch”.
Es ist nun an der Zeit, dieses Kapitel zu schreiben, denn wie sonst soll man ein fast ausverkauftes Konzert im Backstage Werk mit seiner Kapazität von ungefähr 1200 Menschen beschreiben? Zumal A Life Divided im Vorfeld im Rahmen der Veröffentlichung ihres neuen Albums “The Great Escape” eine Menge Aufmerksamkeit von zahlreichen Medien erhalten hatten und mit ihrer Single “The Last Dance” hoch oben in den deutschen Alternative Charts eingestiegen waren.
Helen Was Here / Weto
Doch beginnen wir am Anfang. Die Münchner Band HELEN WAS HERE eröffnete den Konzertabend. Vom Publikum, dem die Band teilweise nicht unbekannt war, da A Life Divided sie nicht zum ersten Mal als Supportband eingeladen hatten, wurden die Jungs warm empfangen. Eine halbe Stunde frische Rockmusik wärmte die Leute auf und sorgte für ausgelassene Stimmung. Doch so ganz unspektakulär wollten Helen Was Here sich nicht verabschieden, und so führten sie, bevor sie die Bühne wieder verließen, ein kleines musikalisches Experiment durch. Im Gegensatz zu den flotten Rocksongs, die sich durch ihr Set gezogen hatten, packten Helen Was Here nun eine schwere Ballade aus, die nicht von Gitarrenriffs, sondern von Dubstep-artigen Klängen durchzogen wurde. Sowas kennt man bisher eigentlich nur von Muse, und hier Vergleiche anzusetzen werde ich nicht wagen, doch interessant klang es allemal.
Auch die Musiker, die als nächstes die Ehre hatten, waren für die meisten Rockkonzert-Gänger aus dem Raum München vermutlich alte Bekannte, die Band WETO. Weto ist zwar, vor allem vermutlich weil die Aktivitäten der Band sich eher in Grenzen halten, nicht gerade die berühmteste Band, doch verfügt sie über ein überaus bekanntes Alter Ego: Weto besteht fast ausschließlich aus Mitgliedern der Folkrocker von Schandmaul. Und so gewann die Band das Publikum spätestens dann für sich, als die Leute die markante Stimme Thomas Lindners erkannten. Mit dem Folkrock Schandmauls haben die synthielastigen Weto-Songs jedoch nichts zu tun. Das einzige, was bei Weto an Folk erinnerte, waren die Lederhosen der beiden Gitarristen. Doch trotz der ganz verschiedenen Genres sind die ohrwurmverdächtigen Melodien beiden Bands gemeinsam. Und genau deshalb gelang es Weto, trotz der teilweise sehr ernsten Songs, die hochaktuelle Probleme der gegenwärtigen Gesellschaft thematisieren, für gute Laune beim Publikum zu sorgen. Sowohl inhaltlich als auch musikalisch war “Ausgebrannt” eines der Highlights dieses Auftritts. Dieser Song ist den übrigen Weto-Songs nicht nur bezüglich des Härtegrads voraus, sondern weiß auch durch seinen Text zu überzeugen, handelt er doch, so Thomas Lindner, von der “Volkskrankheit unserer modernen Gesellschaft”, dem Burn-Out-Syndrom. Auch das düstere doch hoffnungsvolle “Ins Licht”, was einen zugrunde gehen und wieder aufstehen lässt, war musikalische sowie textlich ein großer Moment.
Helen Was Here & Weto
A Life Divided
Die beiden Supportbands hatten gute Arbeit geleistet: Das Publikum war nun bester Feierlaune und begrüßte seine Helden von A LIFE DIVIDED schließlich mit großer Euphorie, als diese nach kurzem Umbau mit “The Lost” auf die Bühne schossen.
Der Opener war gut gewählt und traf ins Schwarze: Einerseits begann die Band somit ihr Konzert, das ja zu Ehren ihres Albums “The Great Escape”, das erst am Vortag erschienen war, gleich mit dem Song, der auch das Album eröffnet, andererseits jedoch boten A Life Divided dem Publikum so auch ein Stück, das die meisten vermutlich schon kannten so auch gehörig abfeiern konnten, denn “The Lost” hatten A Life Divided schon ein Jahr zuvor vorgestellt und ihn seitdem immer wieder in ihre Setlisten eingebaut.
Hatte das Konzert schon voller Enthusiasmus seitens des Publikums begonnen, gelang es der Band, die Stimmung im Verlauf der Show mittels einer extrem geschickt gewählten Setlist noch zu steigern. Natürlich legten A Life Divided Wert darauf, ihren Fans die neuen Songs vorzustellen. Mit dem fetzigen “It Ain’t Good” fegten sie auch alles hinweg, während sie mit “Wait For Me” und “Feel” verdeutlichen konnten, dass das Album auch seine gemäßigten, fast poppigen Seiten hat. Dabei warfen sie auch immer wieder Songs aus ihrem letzten Album “Passenger”, mit dem sie in den letzten zwei Jahren so durchgestartet waren, ein. Lauthals und leidenschaftlich sangen mit Jürgen Plangger zusammen hunderte von Kehlen die Worte von “Doesn’t Count”, “Other Side” und “Anyway”. Doch auch die Insider, die sich ganz besonders intensiv oder schon sehr lange mit A Life Divided beschäftigen, durften voll auf ihre Kosten kommen: Noch immer räumen A Life Divided ihrem 2006er-Album “Far”, das sie damals noch in Eigenvertrieb veröffentlicht hatten, ausreichend viel Platz auf ihren Setlisten ein. Neben den schmissigen “Isolation” und “Hand Of Healing” durfte natürlich auch die Ballade “The Ordinary” nicht fehlen. Nach wie vor ist der Song, den die Band live akustisch darbietet, der einzig wirklich ruhige Moment eines A Life Divided Konzertes. Um die Abwechslung zur Perfektion zu bringen hatten A Life Divided auch ihre seltenen Coversongs “Walking In My Shoes” von Depeche Mode und das sehr neue “Perpetual” von VNV Nation, die sich nicht auf ihren Alben befinden, sondern nur Live- oder Bonussongs sind, auf die Setliste gepackt.
Dass sie es geschafft hatten, eine so große Location zu füllen, schien A Life Divided, die in den letzten Jahren immer mehr aus sich herausgegangen waren, nochmal ordentlich ihr Ego zu streicheln. Alle fünf Musiker glänzten mit einer selbstbewussten und attraktiven Rockstar-Ausstrahlung, die jedoch ihrer nach wie vor typischen, charmanten Bescheidenheit keinen Abbruch tat. Gut gelaunt, voller Energie und sympathisch führte Jürgen Plangger außerdem das Publikum mit immer wieder zwischen die Songs eingefügten Witzen und Ansagen durch das Konzert. Mehrmals betonte er seine Freude darüber, tatsächlich im Backstage Werk auf der Bühne zu stehen und witzelte über den Backstage-internen Aufstieg der Band, die sich von der kleinsten zur größten Location des Hallenkomplexes hochgespielt hatte: “Vor zwei Jahren waren wir auch schon hier, nur drüben im Club. Das Jahr drauf in der Halle. Und jetzt spielen wir im Werk. Wo gehen wir denn dann nächstes Jahr hin?” Auch seine Bandkollegen mussten daran glauben und wurden ein kleines Bisschen, auf liebenswerte Art, auf den Kieker genommen (“Schickes Outfit, Toby!” “Du hast Freunde, Toby?”) und nachdem A Life Divided bisher ein Rockkonzert der Extraklasse abgeliefert, das Publikum bestens unterhalten hatten und Jürgen sogar sein Bier mit seinem großen Fan Klaus, der die Band fast überall hin begleitet und stets in der ersten Reihe abrockt, geteilt hatte, wurde es nun Zeit, noch einen Gang zuzulegen, denn A Life Divided hatten an diesem Abend auch noch einen Very Special Guest im Schlepptau.
A Life Divided
So traute sich, schüchtern wie man ihn kennt und nachdem Jürgen ihm Mut zugeredet hatte, Alex Wesselsky auf die Bühne, um Jürgen für ein Medley aus “Perfect Day” und “Clouds of Glass” zu begleiten. Dieser Gastauftritt passte musikalisch an dieser Stelle wunderbar, da “Perfect Day” auf “The Great Escape” ohnehin ein Duett, im Original jedoch mit Chris Harms von Lord Of The Lost, ist und da “Clouds Of Glass” ursprünglich sogar für Eisbrecher geschrieben worden war, wie Jürgen verlauten ließ, als er Alex ankündigte. Doch schon allein dem großen Kapitän dabei zuzusehen, wie er A Life Divided huldigt, machte diesen Auftritt lohnenswert: Ist sonst die ganze Aufmerksamkeit auf Alex als Sänger von Eisbrecher gerichtet, so legte er seinen Fokus diesmal, ohne natürlich seiner Rampensau-Ausstrahlung untreu zu werden, darauf, Jürgen und seine Band als die Stars des Abends zu ehren und verbeugte sich sogar letztendlich vor der Band und nach einigen zärtlichen Faxen zwischen Jürgen und Alexx, die letztendlich in einen Kuss mündeten, verließ der Eisbrecher-Kapitän die Bühne und A Life Divided begannen damit, das Publikum mit “Walking In My Shoes” auf den letzten und spektakulärsten Teil des Konzertes vorzubereiten.
Nach Abschluss des regulären Sets mit ihrer aktuellen Single “The Last Dance” schritt die Band zur Zugabe, die aus vier der beliebtesten Songs aus “Passenger” bestand. Mit entsprechender Begeisterung setzte das Publikum mit ein, als Jürgen das bekannte Motiv aus “Words” anstimmte und feierte, als die Band dann zu “Sounds Like A Melody” überging, das schon zu einer Art A Life Divided-Klassiker geworden ist, und auch noch “Hey You” draufgab. Schließlich verabschiedeten sich die Musiker mit “Heart Of Fire”, das stets das große Finale eines jeden A Life Divided Konzertes ist.
Und so endete dieses Spektakel und der tosende Jubel, der den Jungs entgegenkam, als sie sich in die Arme nahmen und vor ihrem Publikum verbeugten, zeigte ihnen, dass sie es geschafft haben und dass es sich lohnt, nicht aufzugeben.
Setliste A Life Divided:
The Lost
Isolation
It Ain’t Good
Doesn’t Count
Hand Of Healing
Wait For Me
Perpetual
Other Side
Feel
Anyway
The Ordinary
Perfect Day/ Clouds Of Glass (feat. Alexx Wesselsky)
Walking In My Shoes
The Last Dance
Words
Sounds Like A Melody
Hey You
Heart On Fire
Datum : 19.01.2013
Veranstaltungsort :München, Backstage Werk
Ticketpreis :19 Euro
Webseite: http://www.a-life-divided.de/
Webseite 2: http://www.facebook.com/alifedivided
Copyright Coverbild: A Life Divided