Die Black Metal Band Cradle Of Filth ist, seitdem ich vor 16 Jahren erstmals einen ihrer Tonträger hören durfte, eine meiner absoluten Lieblingsbands, wie ihr auch im Bericht zu meinem letzten Konzertbesuch im Backstage in München erfahren konntet. Neben der genialen Musik umgibt die Band mittlerweile ein ganzes Imperium an Produkten, die von den üblichen Bandshirts bis hin zum schon legendären Horrorschocker “Cradle Of Fear“ (2001) oder dem gelungenen Buch “The Gospel Of Filth: A Bible Of Decadence And Darkness“ (das Buch erschien hierzulande unter dem Titel “Das Kompendium Der Dunklen Künste“) reichen. Nun versuchte sich Cradle of Filth Frontmann Dani Filth in Zusammenarbeit mit dem Autor Kurt Amacker, welcher auch mit den Goth Rockern von The 69 Eyes zusammenarbeitet, an einer Comicveröffentlichung, die sie dank zahlreicher Kickstarter-Unterstützer auch verwirklichen konnten. Werfen wir also einen Blick in den finster-infernalischen Strudel von “Cradle Of Filth: The Curse Of Venus Aversa“:
Handlung
Lord Daniel Impudicus ist am Ende. Vollkommen alleine und finanziell ruiniert verbringt er seine Zeit in seinem Herrenhaus in Ipswich im England des späten 19. Jahrhunderts. Nach der Ermordung seiner Verlobten Gabrielle, der Frau seiner Träume, verlor er seinen Lebenswillen. Zu alledem wurde er auch noch ihrer Ermordung verdächtigt, da neben ihrem Leichnam ein Buch mit dem Titel “Evangelium Secundum Impudicitiam“ gefunden wurde und die Behörden aufgrund der Ähnlichkeit des Titels mit seinem Nachnamen annahmen er hätte etwas mit ihrem Tod zu tun. Und obwohl niemals ein Zusammenhang festgestellt werden konnte, wurden Lord Daniels eigene Veröffentlichungen als Autor aus allen Buchläden Ipswichs verbannt um seinen potentiellen kriminellen Einfluss einzudämmen. Der einzige, der ihm in dieser Zeit beistehen konnte, war sein alter Freund und Schreibkollege Oscar Wilde. Doch in Lord Daniel reifte bereits ein irrwitziger Plan heran, von dem ihn auch sein Freund nicht mehr abbringen konnte und bei dem er sich des ominösen Werkes “Evangelium Secundum Impudicitiam“ bemächtigte, mit dessen Hilfe er hoffte eine Spur zu Gabrielles Mördern zu finden. Doch wer hätte ahnen können, dass das Studium des Buches unter Einfluss von Äther Lord Daniel auf eine wahrhafte Höllenfahrt in die tiefsten Abgründe der Seele schicken würde und er dort tatsächlich Hinweise auf die Ermordung seiner Verlobten finden würde?
Cradle of Filth als Comic?
Dani Filths Comicdebut wirkt leider ziemlich ungeschliffen, was ich persönlich auch sehr schade finde, da es dem kreativen Frontmann von Cradle of Filth nicht an guten Ideen mangelt, wie er bereits diverse Male unter Beweis gestellt hat. Ganz im Stile seiner Songtexte erwartete ich auch bei “Cradle Of Filth: The Curse Of Venus Aversa“ eine Art schwarzes Märchen mit Bezug auf literarische Klassiker des Horror-Genres. Zwar finden wir in “Cradle Of Filth: The Curse Of Venus Aversa“ viele, viele Inhalte aus derartigen Werken und der Bandgeschichte selbst, aber diese sind lediglich Elemente, die sich nicht mit dem Hauptplot verbinden. Das Potential des Protagonisten, der wie eine Mischung aus Dani Filth selbst und Lord Byron wirkt, ist definitiv vorhanden und auch der Einbau der Autorenlegende Oscar Wilde ist durchaus vielversprechend, doch wird auch dieser Punkt nicht zu Ende gedacht. Schade, denn aus der Verbindung von Dani Filth und Kurt Amacker, hätte ich mir deutlich größeres vorstellen können und vielleicht wird dies in Zukunft auch noch geschehen, denn wie sich am Ende des Werkes bereits abzeichnet ist “Cradle Of Filth: The Curse Of Venus Aversa“ nur der Auftakt einer längeren Geschichte.
Zeichnungen
Der Künstler Montgomery Borror schafft es dank einem stimmigen Schwarz-Weiß-Look zwar eine gute Gothic-Atmosphäre im Comic “Cradle Of Filth: The Curse Of Venus Aversa“ zu erschaffen, sein generelles Zeichentalent wirkt aber noch ziemlich ungeschliffen. So fällt es ihm sichtlich schwer in manchen Szenen Tiefe in die Bilder zu bringen und auch die Gestaltung der Hintergründe wirkt sehr einfach. Probleme sehe ich auch bei der Darstellung von Figuren aus verschiedenen Perspektiven. Sein Charakterdesign zeigt hingegen viel Potential, auch wenn man hier wirklich merkt, dass der Ausgestaltung der jungen, blutbeschmierten und nackten Schönheiten deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde, als dem Rest (was ja auch nicht unbedingt verkehrt ist ^^). Bei Montgomery Borror sehe ich durchaus mögliche Qualität nach oben, die sich durch mehr Übung und Erfahrung zum Vorschein bringen ließe.
Veröffentlichung
“Cradle Of Filth: The Curse Of Venus Aversa“ erscheint als Softcover (Höhe: 26cm; Breite: 16,8 cm) mit 80 Seiten, die eine mittelmäßige Papier- sowie eine gute Druckqualität aufweisen. Der Comic ist auf Englisch verfügbar. Neben der Standardedition gibt es alternativ auch eine von Dani Filth und Kurt Amacker signierte Ausgabe auf der Homepage von Kurt Amacker zu erwerben.
Fazit
Trotz einiger guter Ansätze überzeugt die Handlung von “Cradle Of Filth: The Curse Of Venus Aversa“ nicht besonders und ist streckenweise sogar ziemlich trocken. Der Comic enthält diverse Anspielungen auf bekannte, reale Horrorlegenden wie Vlad III. Drăculea, Elizabeth Bathory und Gilles de Rais und auch diverse Eastereggs zu Cradle of Filth selbst. Die Optik des Comics ist nur Mittelmaß, so dass sich insgesamt ein eher ernüchterndes Bild ergibt.
Verlag/ Label: Dark Notes Press
Autor: Dani Filth, Kurt Amacker
Veröffentlichung: 00.04.2014
Seitenzahl: 80
ISBN: 978-0692432785
Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Webseite: http://www.kurtamacker.com/#!product/prd13/1494779495/cradle-of-filth%3A-the-curse-of-venus-aversa
Webseite 2: http://www.darknotespress.com
Webseite 3: http://www.cradleoffilth.com
Copyright Artikelbild: Cradle of Filth
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