Tokyo Ghoul – Vol. 1 [Blu-ray]

“Tokyo Ghoul” zählt zu den populärsten aktuellen Anime und Manga Serien und erreichte auch international einen enormen Erfolg. Dabei handelt es sich bei dem Szenario von “Tokyo Ghoul” ganz sicher um keine Mainstream-Angelegenheit, schließlich dreht sich hier alles um menschenfressende Wesen, die mitten unter uns leben. Werfen wir also mal einen genauen Blick auf den Anfang der Erfolgsserie, die hierzulande bei KAZÈ Anime erscheint:

Handlung

Ken Kaneki ist eher ein zurückgezogener Bücherwurm und ganz sicher kein Frauenschwarm. Dennoch schaffte er es irgendwie, die Aufmerksamkeit seiner Traumfrau Liz auf sich zu ziehen und sich mit dem Mädchen zu treffen. Nachdem Liz aber bei dem Treffen versucht, unseren Ken aufzuessen, und den armen Kerl nur als nächste Mahlzeit betrachtet, erklärt sich die Situation, denn für Liz war Ken nur eine weitere Mahlzeit. Doch dann kommt es zu einem Zwischenfall, bei dem Liz von Stahlträgern erschlagen wird.

Als Ken wieder aufwacht, befindet er sich in einem Krankenhaus. Die schweren Verletzungen, die ihm Liz zugefügt hatte, hätte er eigentlich nicht überleben können. Doch die Ärzte wagten aufgrund der Notsituation eine außergewöhnliche Maßnahme und transplantiertem ihm die Organe von Liz, was nicht nur sein Leben rettete, sondern auch noch eine extrem schnelle Heilung nach sich zog. Seitdem ist Ken nicht mehr der gleiche, denn nicht nur, dass ihm normale Nahrungsmittel nicht mehr schmecken und er sie nicht mal mehr runterbekommt, nein er entwickelte auch noch einen ungewöhnlichen Appetit auf Menschenfleisch. Und so realisiert er, dass Liz gewissermaßen in ihm weiterlebt und seinen Körper langsam in den eines menschenfressenden Ungeheuers verwandelt….

Arabische Geister

Bevor ich zu meiner Einschätzung der ersten Volume von “Tokyo Ghoul” komme, zunächst einmal ein paar Worte zur Begriffsklärung. Die Menschenfresser in Menschengestalt, um die es in der Serie “Tokyo Ghoul” geht, nennt man Ghul (Mehrzahl: Ghule) bzw. Ghoul (Mehrzahl: Ghouls) im Englischen. Der Grund, warum ich dies so genau ausführe, ist, dass es hier oft zu großer Verwirrung bei der richtigen Namensbezeichnung kommt und dieser Umstand in Medien moderner Popkultur auch gerne mal auf die Schippe genommen wird, so z.B. auch im “John Sinclair Hörspiel Nr. 83: Ein Leben Unter Toten“, wo es zwischen den Geisterjägern John Sinclair und Dorian Hunter zu einem kleinen Streit kommt, weil sie sich nicht einigen können, ob die Mehrzahl von Ghul nun “Ghule“ oder “Ghouls“ lautet.

Auch wenn Ghule beim Großteil der Bevölkerung unbekannt sind, ganz im Gegenteil zu ähnlichen Wesenheiten wie Vampire oder Zombies, sind diese leichenfressenden Monster gerade bei Rollenspielern und Freunden der Fantasy durchaus ein Begriff. Doch die Figur des Ghul ist noch deutlich älter und stammt ursprünglich aus dem persisch-arabischen Raum, also aus dem gleichen Pool wie etwa der deutlich bekanntere Dschinn oder der Ifrit, und kommt z.B. in verschiedenen Erzählungen im Buch “Tausendundeine Nacht“ vor.

Der Ghul ist in jeder Veröffentlichung ein Leichenfresser und ähnelt optisch meist einer wandelnden Leiche. Er ernährt sich von menschlichen Kadavern und ist ein Aasfresser, bei Nahrungsmangel geht es aber auch mal den Lebenden an den Kragen.

Domestizierte Leichenfresser (ein sehr subjektives Review)

Bei “Tokyo Ghoul” orientiert man sich bei der Darstellung der Ghule sehr stark an den modernen Vampirdarstellungen, wie etwa aus den “Underworld“ Filmen, bei denen diese getarnt in Mitten der Menschen leben und sich diesen anpassen, um nicht aufzufallen. Und da kommen wir auch schon zu meinem großen Kritikpunkt des Konzeptes von “Tokyo Ghoul”, denn die Darstellung der Ghule wirkt wie eine einfache Kopie der Vampire, nur eben, dass diese kein Blut, sondern eben alles andere vom Menschen aufessen. Gerade bei den Ghulen hätte man die Chance, diese extrem abartig, verstörend und grauenvoll darzustellen. Damit würde man auch den inneren Konflikt des Protagonisten Ken Kaneki verschärfen, denn Kens neue Natur treibt ihn ja dazu seine ehemaligen Mitmenschen aufzuessen, was er um jeden Preis zu vermeiden versucht. Hier wird mir das Thema einfach viel zu brav und gewissermaßen auch auf Mainstream gebügelt präsentiert, ein Umstand den ich übrigens auch immer wieder mal bei der Vampirdarstellung ankreide (ja, “Twilight“, du bist gemeint!). Ich hoffe sehr, das sich bei der Darstellung der Ghule und dem Konflikt von Ken mehr Härte, Kompromisslosigkeit und Dramatik einstellen wird, denn in den ersten drei Folgen war davon noch viel zu wenig zu sehen.

Ich habe aber ein wenig in die kommende Handlung der Serie “Tokyo Ghoul” gespäht und einige Hinweise darauf gefunden, dass die Serie in eine Richtung geht, die mir mehr gefällt und die mehr Gewalt und Kompromisslosigkeit bei der Darstellung der menschenfressenden Ghule zeigt. Natürlich muss man auch bedenken, dass das Konzept, das mir bei “Tokyo Ghoul” vorschwebt, nochmal einen ganz anderen Zuschauerkreis erwachsener Horror- und Splatter-Fans ansprechen würde. Aber die meisten Veröffentlichungen im Vampir-und Zombie- Bereich tun eben genau das.

Dennoch ist “Tokyo Ghoul” auch im aktuellen Zustand kein Zuckerschlecken und wird manchen sensibleren Zuschauer schon jetzt an seine Grenzen bringen, denn die Serie ist schon jetzt recht brutal und an Blut wird nicht gerade gespart. Die Einstufung in den FSK 16 Bereich halte ich also für absolut gerechtfertigt.

Ghule = Vampire?

Auch bei der Geschichte orientiert sich “Tokyo Ghoul” zunächst sehr an bekannten Vampirgeschichten und lässt die Ghule in einer versteckten Gemeinschaft unter den Menschen leben. Dabei gibt es Parteien die in Frieden leben wollen und sich unauffällig verhalten, andere geben jedoch ihrem Hunger nach und werden zu Jägern. Die verschiedenen Parteien und Gruppierungen der Ghule bekämpfen sich auch mal und so kommt es zu actionreichen Kämpfen, wobei die Ghule sich mit ihren besonderen Waffen wehren können und die Kämpfe somit sehr spektakulär ausfallen. Doch auch die Regierung ist längst auf die Ghule aufmerksam geworden und macht wiederum Jagd auf diese Monster in Menschengestalt. Und dazwischen steckt Ken Kaneki, der als Halb-Ghul zwischen seinem alten Leben und seinem neuen Dasein als Albtraumkreatur steckt. Dieses Konzept funktioniert sehr gut und auch Kens Konflikt wird gut dargestellt. Nur hätte ich mir eben noch ein wenig Mehr gewünscht…

Bild und Ton

Die Anime Serie “Tokyo Ghoul” stammt aus der Hand des Animationsstudio Pierrot. Das Bild der Dark Fantasy-Serie im Format 1920 x 1080 p ist gut und auch das Design der Figuren ist gelungen. Lediglich mit dem Hauptcharakter Ken Kaneki kann ich mich so gar nicht anfreunden, das ist aber meine subjektive Meinung.

Auch der Ton im Format DTS HD MA 2.0 in den Sprachen Deutsch und Japanisch ist gut, auch was die Synchronisation der Figuren angeht. Deutsche Untertitel stehen auch bereit.

Alle Angaben beziehen sich auf die von uns getestete Blu-ray Version der “Tokyo Ghoul Vol. 1”.

Veröffentlichung

“Tokyo Ghoul“ erscheint sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray Disk. Wir haben zum Test freundlicherweise die Blu-ray Version erhalten, vielen Dank dafür an KAZÈ Anime für das Testexemplar! Neben der Standardversion gibt es auch eine limitierte Edition, die noch zusätzlich einen Sammelschuber beinhaltet.

Die von uns getestete Standardversion umfasst die ersten drei Folgen der insgesamt zwölf Episoden umfassenden ersten Staffel der Anime Serie. Diese erscheinen auf einem Datenträger der sich in einer der klassischen blauen Blu-ray Hüllen befindet. Dank eines Wendecovers kann man auch das hässliche FSK 16 Logo verschwinden lassen. Als Bonus liegt der Blu-ray noch ein dünnes Booklet mit Conzept Art, Charakterbeschreibungen, Infos zu den Episoden sowie einem Interview mit dem Regisseur Shuuhei Morita bei. Als digitalen Bonus gibt es noch Trailer zu anderen Veröffentlichungen von KAZÈ Anime mit auf der Disc.

Von der zweiten Staffel der erfolgreichen Serie aus Japan mit dem Titel “Tokyo Ghoul Root A“ sind die ersten Volumes auch bereits bei KAZÈ Anime erschienen. Bei KAZÈ gibt es auch die Manga Vorlage, auf der die Serie “Tokyo Ghoul“ basiert.

Fazit

Anstatt die Chance zu nutzen, das Thema “Ghule in der Großstadt” mit der nötigen Gewalt, Dramatik und auch schwer verdaulichen Darstellungen darzustellen, verkommen die Ghule in der Anime Serie (bzw. auch der Manga Vorlage) zu Kopien moderner Vampirdarstellungen. So wird vor allem der innere Konflikt des Protagonisten Ken Kaneki und seinem Hunger nach Menschenfleisch nicht voll ausgeschöpft. So ähnelt “Tokyo Ghoul“ in den ersten Folgen diversen anderen Medienveröffentlichungen und kann sich kaum davon absetzten. Wer aber auf die etwas jugendgerechtere Version der Kreaturen der Nacht steht, wird auch mit “Tokyo Ghoul“ seine Freude finden, denn dieses Rezept funktioniert auch hier. Auch technisch leistet sich “Tokyo Ghoul“ keine Ausrutscher und zeigt sich von einer guten Seite. Wichtig ist auch anzumerken, dass dieser Artikel mitsamt der Bewertung sich lediglich auf die erste Volume der Serie mit den ersten drei Folgen bezieht und keinesfalls eine Bewertung der gesamten Serie darstellt, die sich noch in eine vollkommen andere Richtung entwickeln kann.

Tokyo Ghoul (Anime) – Trailer HD

Verlag/ Label: KAZÈ Anime

Veröffentlichung: 20.11.2015

Laufzeit: ca. 75 Minuten

Altersfreigabe: ab 16 Jahren

Webseite: http://www.kaze-online.de/Programm/Anime/Tokyo-Ghoul-Blu-ray-Vol-1.html?listtype=search&searchparam=tokyo%20ghoul%20blu%20ray

Webseite 2: Amazon

Webseite 3: http://www.kaze-online.de/Programm/Manga/Tokyo-Ghoul-Band-1.html

Copyright Artikelbild: Sui Ishida/Shueisha,Tokyo Ghoul Production Committee; VIZ Media Switzerland SA (German Version)

  • 8/10
    Visueller Eindruck - 8/10
  • 8/10
    Audioerlebnis - 8/10
  • 7/10
    Handlung - 7/10
  • 7/10
    Intensität und Spannung - 7/10
  • 7/10
    Charaktere - 7/10
7.4/10

Noch keine Kommentare bis jetzt.

Einen Kommentar schreiben