Als ich vor ziemlich genau zwei Jahren das Debütalbum der damals frisch gegründeten Band Grub zu hören bekam, war es ihr gut gelaunter und sehr detailverliebter Rock mit starkem Fokus auf interessante Rhythmen, der mich von dem Album „On The Grid“ überzeugte.
Ähnliches erwartete ich freilich nun auf dem Nachfolger „The Ship Of Theseus“ – doch weit gefehlt. Mit diesem Album schlagen Grub vollkommen andere Töne an. Benannt nach dem griechischen Helden Theseus, ist diese hier vorliegende klangliche Schiffsreise mindestens genauso spannend wie das kampf- und liebesreiche Leben der berühmten Sagenfigur.
Dabei könnte man angesichts des Artworks schon erwarten, wie wild es auf diesem Album zugeht: In recht abstrakter Weise gezeichnet, kämpft sich ein Schiff durch die das Digipack durchziehende tosende See. Die eigentliche Gefahr sehen wir dann auf der CDs selbst und auf der Rückseite: Eine gewaltige Riesenkrake (der ja auch ein ganzer Song gewidmet ist – und was für einer. Aber dazu später.)
Dieses Album ist geprägt von kreischenden und mit vielen Effekten versehenen Gitarrensounds, komplexen Melodien, seltsamen Klangexperimenten, teils überdurchschnittlich langen Songlängen – kurz gesagt, „The Ship Of Theseus“ ist meines Empfindens nach auf weiter Strecke Rock der ganz klar psychedelischen Art.
Typisch Psychedelic, ist zum Beispiel „Twist My Brain“ – wie der Titel schon sagt – ein Song über einen Bewusstseinszustand, der nicht ganz unangenehm, aber auch nicht ganz angenehm, ganz sicher aber sehr besonders ist und in dem Falle aber durch die Liebe, die hier mit einer Droge verglichen wird, verursacht worden ist. Super passend dazu die abgefahrenen Gitarreneffekte, die Tempowechsel, sowie die abwechslungsreiche, irgendwie nicht kontinuierliche Gesangsmelodie, die doch viel vom vermittelten Gefühl rüberbringt.
„Speak To Me“ ist ein schwermütiger, langsamer, aber nicht balladesker Song. Durch das getragene Tempo haben Bass und Gitarre die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich zu ziehen. Sie dienen der Gesangmelodie nicht als Untermalung, sondern stehen gleichberechtigt daneben – als würden sich Gesang und Instrumentierung einen Dialog miteinander liefern.
Für gute Laune sorgt „Grub’n’Roll“, ein richtig fetziger Partysong, der im Verhältnis zu den anderen Songs sehr kurz ist und auch mit überraschenden Soundeffekten spart und somit eine echte Ausnahme auf dem Album ist, die aber definitiv auch für Auflockerung sorgt.
Und diese ist auch noch goldrichtig platziert, denn danach folgt mit „The Kraken“ richtig schwere, knapp 13 Minuten lange Kost. Düster und minimalistisch beginnt dieses Monster von einem Song, aber die kreischenden und weinenden Gitarren lassen nicht lange auf sich warten. Der Rhythmus mutet rituell und mystisch an, der Gesang von Sänger Daryl ist besonders tief (wobei er auch generell eine recht tiefe Stimme hat, die jetzt nicht unbedingt markant, aber auf jeden Fall durchgehend angenehm ist). In der Mitte wird das Tempo plötzlich auf ein Minimum runtergefahren, die Gitarre klingt plötzlich clean und leicht orientalisch und man fragt sich: Ist das noch derselbe Song?? Ach, ganz ehrlich – alles beschreiben bringt nix. Hier muss man sich einfach mal 13 Minuten Zeit nehmen und diesen Song anhören. Am besten, ohne nebenher etwas anderes zu machen. Machen kann man das übrigens zum Beispiel auf Bandcamp.
Wunderschön finde ich den Ausklang des Albums mit dem instrumentalen Titeltrack „Ship Of Theseus“. Hier können sich die Instrumente und Effektgeräte nochmal richtig austoben und wir hören sieben Minuten lang verrückteste Klänge, die sich immer wieder in Sound und Tempo verändern.
Auch die übrigen, hier nicht erwähnten Songs sind alle sehr hörenswert und in einem ähnlich psychedelischen Stil gehalten. Mit dem Scheibchen haben mich Grub echt überrascht. Erwartet hätte ich hörenswerten, aber nicht weiter herausstechenden Rock, bekommen hab ich aber ein Album voller Wendungen und Irritationen, das für jede Menge Verblüffung und dadurch auch für ein wirklich spannendes Hörerlebnis sorgt.
P.S.: Jetzt, wo ich mir „On The Grid“ nochmal zu Gemüte führe, höre ich auch hier die psychedelischen Elemente schon heraus. Aber das haben Grub auf „The Ship Of Theseus“ definitiv auf erstaunliche Weise intensiviert und perfektioniert!
Verlag/ Label: Eigenvertrieb
Veröffentlichungsdatum: 03.05.2016
Trackliste:
01 Exodus
02 Twist My Brain
03 Speak To Me
04 Psychedelic Surf
05 Lighthouse
06 Grub'n'Roll
07 The Kraken
08 Monkey Island
09 September Song
10 Ship Of Theseus
Webseite: http://www.grubsound.de/EN/grub
Webseite 2: https://www.facebook.com/GRUB-193364467357402/
Webseite 3: https://grubsounds.bandcamp.com/
Copyright Artikelbild: Grub
-
85%
-
80%
-
75%
-
85%
-
90%
Kurzfassung
“The Ship Of Theseus” von Grub ist ein spannendes Album voller psychedelischer Sounds und ungewöhnlicher Melodien.