Mirror’s Edge Catalyst [Playstation 4]

Schwierigkeit: mittel bis schwer; Spielzeit: ca20 Stunden; Spieleranzahl :1; Multiplayer: Nein Systeme: Playstation 4, Xbox One, PC

Das im Jahr 2008 erschienene Videogame “Mirror’s Edge“ (Playstation 3, Xbox 360, PC und iOS) von den schwedischen Entwicklern von DICE erhielt von den Kritikern zwar nur mittelmäßige Wertungen, bei vielen Fans hinterließ das Game aber einen bleibenden Eindruck. Das lag vor allem an dem ungewöhnlichen Setting, bei man als coole asiatische Freerunnerin Faith gegen die unterdrückende Obrigkeit in der fiktionalen Stadt Glass ankämpfte. Der Clou an der Sache war, dass sich Faith ihren Weg durch die Stadt mit Hilfe der Sportart Parkour bahnte und sie die urbane Umgebung zu ihrem Vorteil nutzen konnte indem sie diese artistisch durchquerte. So wurde “Mirror’s Edge“ zu einem Geheimtipp für Fans und Parkour-Liebhaber und war für den Massenmarkt eher uninteressant. Dennoch - und das auch zum Glück - öffnete der Publisher EA den Entwicklern von DICE die Türen zu einer Fortsetzung. Doch eigentlich handelt es sich dabei um ein Reboot des ersten Titels von 2008. Warum? Das klären wir im folgenden Test zu “Mirror’s Edge Catalyst“:

Handlung

Gerade erst wieder aus dem Jugendknast entlassen kann die junge Faith Connors es einfach nicht lassen, sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen. Schon bei ihrem ersten Auftrag als Runner, nachdem sie wieder auf freiem Fuß ist, bestielt sie auf eigene Faust den mächtigen Magnaten Gabriel Kruger, womit sie nicht nur sich, sondern auch ihre Freunde und Runner-Kollegen in Gefahr bringt.

Die Handlung und das Setting von “Mirror’s Edge Catalyst“ ähneln sehr stark dem Original “Mirror’s Edge“ aus dem Jahr 2008, von dem her sieht sich das Spiel gewissermaßen als Reboot. Auch wenn sich beim Gameplay einiges ähnelt, so finden sich doch auch einige wichtige Unterschiede.

Ihr seid Faith Connors, die einen ganz persönlichen Feldzug gegen das Regime der Metropole Glass führt und den Tod ihrer Familie rächen will.

Ihr seid Faith Connors, die einen ganz persönlichen Feldzug gegen das Regime der Metropole Glass führt und den Tod ihrer Familie rächen will.

Gameplay oder: „Folge dem Rot!“

In der Welt von “Mirror’s Edge Catalyst“ spielt sich das Leben in den luftigen Höhen der Metropole Glass ab. Die steril anmutende Stadt der Zukunft ist ein Muster an Ordnung, welche die Obrigkeit auch gnadenlos bis ins Fundament durchzieht. An jeder Ecke befinden sich bewaffnete Sicherheitsleute, Kameras und Drohnen der Regierung und Schmutz jedweder Art wird nicht geduldet. In dieser Welt hat sich eine interessante Art des Widerstandes gebildet, der von Parkour betreibenden Freerunnern geführt wird. Diese führen auf den Dächern der Stadt die verschiedensten Aufträge aus, die von Sabotage und Diebstahl bis hin zu einfachen Botengängen, äh, Botenläufen reichen. Ihr schlüpft in die Rolle von Faith Connors, die ultraagile Freerunnerin und die Speerspitze gegen die Machenschaften der Obrigkeit. In verschiedenen Missionen, verteilt in der großen Stadt Glass, führt ihr eure Aktionen gegen Kruger Security (K-Sec), der Wachfirma von Gabriel Kruger (und später auch anderen Gruppierungen) aus. Neben den Hauptmissionen gibt es auf den frei begehbaren Dächern der Stadt noch viele Nebenmissionen zu bestreiten. Darunter sind Botenmissionen und Wettrennen, die euch unter Zeitdruck durch die Hindernisse der Stadt führen. Hier könnt ihr euch auch mit anderen Spielern messen, aber einen echten Multiplayer-Modus sucht ihr in “Mirror’s Edge Catalyst“ vergeblich. Lediglich eure Highscores könnt ihr nämlich mit denen anderer Gamer vergleichen.

Ihr könnt Glass aber auch frei erkunden (wobei ihr immer auf den Dächern und innerhalb weniger Gebäude unterwegs seid, die Straßen der Stadt sind nicht Schauplatz des Spiels) und diverse Collectibles aufsammeln. Durch das Erledigen der Missionen und Sammeln von Collectibles erhaltet ihr Erfahrungspunkte, mit denen ihr bei Faith weitere Skills freischalten könnt, die euch ermöglichen Glass noch schneller und eleganter zu durchqueren (freischaltbare Skills sind z.B. eine schnelle 180° Drehung oder die Fähigkeit zum sicheren Abrollen nach einem Sprung). Im Storyverlauf schaltet ihr auch weitere Skills frei, zudem warten ein paar hilfreiche Gadgets auf euch.

Um in der weitläufigen Stadt auch den richtigen Weg zu finden könnt ihr gezielt Wegpunkte setzen. Dann erscheinen an den richtigen Wegen und Abzweigungen rote Linien, mit deren Hilfe ihr einfach euren Weg findet. Auch bei den Hauptmissionen, Rennen und Herausforderungen könnt ihr diese sog. Runners Vision jederzeit anzeigen lassen. Doch Achtung: Nicht immer handelt es sich hierbei auch um den kürzesten Weg, so dass ihr unbedingt eure Augen aufhalten solltet um die diversen Abkürzungen zu finden.

Auf den Dächern der Stadt Glass ist so einiges los! Macht die Metropole mit euren Freerunner-Kollegen unsicher!

Auf den Dächern der Stadt Glass ist so einiges los! Macht die Metropole mit euren Freerunner-Kollegen unsicher!

Die Steuerung selbst ist definitiv ein Fall von easy to learn, hard to master und fordert euch schon nach kurzer Zeit sehr viel ab, zumindest, wenn ihr die Höchstwertungen bei den Herausforderungen knacken wollt. Mittels L1 Button führt ihr so ziemlich alle Aktionen von Faith aus und könnt damit über Hindernisse springen, Rohre erklettern, Seile herabrutschen usw., doch das richtige Timing ist entscheidend. Wenn ihr einen richtigen Flow habt wird nicht nur die Hintergrundmusik energischer, sondern ihr bekommt auch einen Schutzschild gegen feindlichen Beschuss durch die Sicherheitsmänner. Das Gameplay macht schnell viel Spaß und die zahlreichen Herausforderungen motivieren stark. Kurze Ladezeiten tun ihr übriges.

Im Gegensatz zum ersten “Mirror’s Edge“ ist die Stadt Glass in “Mirror’s Edge Catalyst“ ein richtiger Open-World Spielplatz (zumindest, wenn man ein todesmutiger Parkour Freerunner ist) mit einem richtig gelungenem, verschachtelten Leveldesign. Die Stadt selbst ist eine tolle Version einer Stadt der Zukunft, hinter deren blitzblanken Fassade, sich einiger Schmutz verbirgt. Optisch richtig anspruchsvoll wird es aber innerhalb der Gebäude, wenn ihr euch durch Aufzugsschächte, Fassaden und Wanddekorationen einen Weg zum Zielpunkt bahnt. Hier kam bei mir sogar etwas Höhenangst auf, ein Zeichen für eine realitätsnahe Darstellung, die umso intensiver ist, da das Spiel komplett in First-Person-Sicht ist.

Verschachteltes, gelungenes Leveldesign zeichnet “Mirror’s Edge Catalyst“ aus.

Verschachteltes, gelungenes Leveldesign zeichnet “Mirror’s Edge Catalyst“ aus.

Etwas ungewohnt ist anfangs jedoch das Kampfsystem, dahinter steckt jedoch auch ein Funken Absicht. Faith ist eine Sportlerin und will dem unterdrückenden System schaden, jedoch nicht mit Hilfe massiver Waffengewalt deren Anhänger niederballern. Aus diesem Grund verwendet Faith im Spiel auch keine Schusswaffen, sondern verlässt sich auch hier auf ihre Akrobatik. Ihr könnt die Gegner zwar mit euren zierlichen Fäusten angreifen, viel Erfolgt verspricht diese Taktik jedoch nicht. Viel erfolgreicher seid ihr, wenn ihr eure Fähigkeiten als Freerunnerin mit euren Kampfsportangriffen vereinigt und die Gegner z.B. mit Schwung aus der Luft trefft. Ihr müsst also beim Kampf etwas taktisch vorgehen und eure Gegner nicht frontal angreifen, sonst blüht euch ein vorzeitiges Ende.

Grafik und Sound

Die Frostbite 3 Engine stellt aktuell EAs Motor zu enormer Grafikpower dar, deren Grenzen bestimmt noch lange nicht ausgelotet sind. So zeig sich auch “Mirror’s Edge Catalyst“ in hervorragender Grafikqualität, die sich vor allem im genialen Look der Stadt Glass niederschlägt. Beim Vorgänger “Mirror’s Edge“ von 2008 wurde der sterile Look des Games oft bemängelt, in “Mirror’s Edge Catalyst“ erblüht Glass aber zur Perfektion. Die Stadt mutet zwar immer noch ziemlich steril an, das liegt aber an der radikalen Sauberkeit (in mehrerer Hinsicht) der Glasfassaden und High-Tech-Bauten, die echt fantastisch aussehen. Dazu enthält die Stadt auch mehr Leben, denn ihr werdet immer wieder auf andere Runner-Kollegen, Auftraggeber, Drohnen und Fluggeräte stoßen. Die NPC-Charaktere reden zwar mit euch, bewegen tun sie sich aber kaum. Richtig cool wird es auch wenn ihr einen Blick in die Wohnungen und Arbeitsbereiche innerhalb der Gebäude werft, die mit einem tollen Zukunftsdesign ausgestattet wurden. Großes Lob an die Artdesign-Abteilung von DICE!

Die Hintergrundmusik bietet uns atmosphärische Klänge, die mich teilweise an Stücke aus dem genialen und kultigen, deutschen Soundtrack der Anime Serie “Captain Future“ (1978) von Christian Bruhn erinnern. Auch die Soundeffekte und die Sprachausgabe (Deutsch) sind einwandfrei.

Fazit

“Mirror’s Edge Catalyst“ ist definitiv kein Spiel für den Massenmarkt, genauso wie Parkour keine Volkssportart werden wird. Aber genau das macht auch den Charme des absolut einzigartigen Spiels aus, das sich an eine Spielergemeinde richtet, die sich an schwierigen Herausforderungen und Wettrennen unter enormen Zeitdruck gerne versuchen und dabei mit wenig Abwechslung zufrieden sind. Mir hat “Mirror’s Edge Catalyst“ gut gefallen, würde es aber nicht jedem Spieler sofort empfehlen, gerade wenn diese Wert auf eine ausgereifte Story legen. Wer aber Gefallen am fordernden Spielprinzip findet, der hat mit “Mirror’s Edge Catalyst“ eine gute Zeit!

Mirror's Edge Catalyst Launch Trailer - Why We Run

Verlag/ Label: Electronic Arts
Veröffentlichung: 09.06.2016
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Webseite: http://www.mirrorsedge.com/de_DE/
Webseite 2: Amazon
Copyright Artikelbild: Electronic Arts
Copyright andere Bilder: Electronic Arts

  • 9/10
    Grafik - 9/10
  • 8/10
    Sound und Sprachausgabe - 8/10
  • 8/10
    Gameplay - 8/10
  • 7/10
    Wiederspielwert - 7/10
  • 7/10
    Spielspaß - 7/10
7.8/10

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