The Technomancer [Playstation 4]

Schwierigkeit: mittel bis schwer New Game Plus: Nein Spielzeit:  ca. 40 Stunden Spieleranzahl :Multiplayer: Nein Systeme: Playstation 4, Xbox One, PC

Als eines der ersten Rollenspiele für die Current Gen Konsolen erschien im Jahre 2014 der Titel “Bound By Flame“ der französischen Entwickler von Spiders. Leider war das Spiel mit dem Mittelalter Fantasy Setting und der düsteren Atmosphäre nur mittelmäßig und bestach vor allem durch ein absolut katastrophales Balancing. Ich habe “Bound By Flame“ ehrlich gesagt nicht mal vollständig durchgespielt, der Endboss war einfach zu krank und Bock hatte ich ehrlich gesagt auch keinen mehr auf das Game. Nun, ein paar Jährchen später beehren uns Spiders mit einem neuen Rollenspiel mit einem komplett anderen Setting, einer Art SciFi/Cyberpunk Action auf dem Mars mit dem Titel “The Technomancer“. Und so viel sei schon mal verraten: “The Technomancer“ ist in einigen Belangen besser als “Bound By Flame“, richtig gut ist es aber dennoch nicht. Warum und wieso, klären wir im folgenden Test:

Handlung

Der Rote Planet ist ein extrem lebensfeindlicher Ort und die menschlichen Siedler kämpfen jeden Tag erneut ums nackte Überleben. Nun ja, zumindest, wenn man nicht zur Oberschicht gehört, denn diese lebt ein deutlich angenehmeres Leben, beschützt vom Militär und dem mysteriösen Orden der Technomancer, einer Gilde von Menschen mit der Kraft Elektrizität zu erzeugen und bewusst zu kontrollieren. Doch auch die Technomancer haben es zunehmend schwerer und werden von der Regierung des Mars immer mehr zur Erledigung der Drecksarbeit eingesetzt oder gar auf dem Schlachtfeld verheizt. Euer Charakter (euer Name lautet Zacharia) ist einer dieser Technomancer, der gerade seine Reifeprüfung abgelegt hat und auch sofort auf seinen ersten Auftrag geschickt wird, bei dem ihr euch auf die Spur nach Desserteuren in die Slums und den Untergrund begeben müsst und diese dort eliminieren sollt. Doch ihr selbst entscheidet, ob ihr die aufgespürten, desertierten Soldaten hinrichtet, ausliefert oder sogar laufen lasst, schließlich hatten sie triftige Gründe für ihre Flucht. Im Laufe des Spiels stoßt ihr auf weitere Widerstandsgruppen gegen die Regierung und entscheidet selbst (das Spiel besitzt dazu auch ein Karmasystem), ob ihr euch als Freiheitskämpfer gegen die Unterdrückung oder als Hüter der Ordnung einsetzt. Doch bedenkt, welchen Weg ihr auch einschlagt, jede Entscheidung zieht weitreichende Folgen nach sich…

Leveldesign

Der Mars ist wahrlich kein beschaulicher Ort zum Leben. Um wenigstens einen Hauch eines Eindrucks von Vegetation zu erwecken, stehen im Börsenviertel der Stadt Baumstatuen aus Metall, das war's dann aber auch schon an Beschaulichkeit und Kunst (die Architektur der Stadtviertel ähnelt der Architektur von Zwergen aus so manchem anderen Medienprodukt; die Medienpropaganda ist jedoch eher einer Diktatur zuzuordnen) auf dem Roten Planeten, denn der Rest orientiert sich an Effektivität, Zweckorientiertheit oder wurde einfach dem Verfall überlassen wie die Slums oder diverse andere Areale, in denen sich höchstens die verstrahlten Mutanten herumtreiben.

Wir bewegen uns hierbei auf ziemlich großen Maps, auf denen wir in Truhen, Kisten und Containern zahlreiche Items wie Ausrüstungsgegenstände und Baumaterialien zum Craften finden können. Leider sind die Areale optisch nicht besonders abwechslungsreich und sehen auch nicht gerade sonderlich ansprechend aus. Immerhin steigert das eintönige und düstere Design die Stimmung, denn es ist genau diese Atmosphäre, die dem Spiel auch etwas Charme verleiht. Zu späteren Zeitpunkten, wenn ihr z.B. einige Quests in einem Areal erledigt habt, befinden sich dort auch wieder neue Gegner, so dass sich ein mehrfaches Aufsuchen der Areale durchaus lohnt. Gefundene Truhen usw. bleiben aber ausgeräumt.

Große Areale laden in “The Technomancer“ zum Erkunden ein!

Große Areale laden in “The Technomancer“ zum Erkunden ein!

Als Loot nach den zahlreichen Kämpfen und als Beutegut auf den Maps findet ihr zahlreiche Materialien, die ihr als Technomancer zu sinnvollen Werkzeugen verarbeiten könnt. So könnt ihr z.B. Heiltränke, Konzentrationsinjektionen (Regeneration der Technomancher-Kräfte) und Sprengfallen (wie in “Bound By Flame“ sind diese sehr effektiv und zählen zu euren effektivsten Waffen) herstellen, mit weiteren Rezepten auch noch diverse andere hilfreiche Gegenstände. Nicht benötigte Ausrüstung könnt ihr auch einfach zerlegen und die Materialien zum Basteln verwenden. Das Ganze geht aber nur an Werkbänken, von denen es auf jeder Karte (natürlich auch in eurer Base) ein paar gibt.

Kampf

Alleine oder mit bis zu zwei zusätzlichen Begleitern müsst ihr euch in “The Technomancer“ zahlreichen Kämpfen stellen, denn auf dem Mars warten einige Feinde auf euch. Schon direkt in der Stadt warten in so ziemlich jeder dunklen Ecke Banditen auf euch und je weiter ihr euch entfernt, desto ungewöhnlicher werden die Gegner, denn auf dem Mars gibt es eine ganze eigenartige Fauna. Heuschrecken, die wie ihr Elektrizität produzieren können, zweibeinige Lastentiere mit Tentakeln am Kopf oder gewaltige Zecken in den Marshöhlen, die euch aufessen wollen, das Monsterdesign kann sich durchaus sehen lassen und wartet mit so einigen Überraschungen auf!

Schon der erste Bossgegner, eine Art gigantische Gottesanbeterin, ist eine spektakuläre Erscheinung!

Schon der erste Bossgegner, eine Art gigantische Gottesanbeterin, ist eine spektakuläre Erscheinung!

Im Kampf habt ihr die Auswahl aus drei Kampfarten und zwar dem Stabkampf der Technomancer, bei dem ihr auch die Elektrofähigkeiten des Ordens nutzten könnt, dem Wächterkampfstil mit Streitkolben und Schild sowie einem schnellen und hinterhältigen Gaunerstil mit Messer und Pistole. Bei allen Stilen habt ihr einen eigenen Fähigkeitenbaum, bei dem ihr einige neue Attacken und passive Skills erlernen könnt. Der Kampf selbst ist sehr schnell und wird leider auch sehr schnell unübersichtlich, vor allem wenn mehrere Gegner kommen (also fast immer ^^) und ihr zu dritt unterwegs seid. Das Chaos im Kampf wird noch durch die Kameraansicht verschlimmert, bei der ihr es echt schwer haben werdet, die Gegner im Blick zu behalten und euch diese gerne mal von sonst wo her abballern. Dabei könnt ihr eigentlich jedem Angriff schnell ausweichen (Mit dem Wächterstil könnt ihr auch mit dem Schild parieren) und auch die Kampf KI der Gegner ist sehr vorhersehbar. So lassen sich die menschlichen Gegner in der Regel zweimal angreifen und dann erst greifen sie selbst an. Bei den Tieren und Monstern auf dem Mars ist das Verhalten aber besser und abwechslungsreicher. Ganz genauso wie bei “Bound By Flame“ funktioniert aber auch bei “The Technomancer“ der Trick, dass wenn man mit seinem Hauptcharakter weit genug aus dem Kampfgebiet läuft, die gefallenen Begleiter mit voller Energie wieder aufstehen und man sich so durch die zum Teil echt stark unbalancierten Kämpfe glitchen kann. Das ist leider einer der schwerwiegenderen Fehler des Spiels.

Die Kämpfe in “The Technomancer“ sind unübersichtlich und arten schnell in heilloses Chaos aus!

Die Kämpfe in “The Technomancer“ sind unübersichtlich und arten schnell in heilloses Chaos aus!

Gefährten auf dem Mars

Ihr könnt eurer Party zwei weitere Mitglieder hinzufügen, die euch im Kampf unterstützen. Außerhalb des Kampfes werdet ihr aber leider nicht unterstützt, wie z.B. in anderen Rollenspielen, wo euch eure Partymitglieder in vielfacher Hinsicht (z.B. Heilung, Buffs, Dialogoptionen usw.) unterstützen können. Zunächst werden euch nur unwichtigere Begleiter auf Quests unterstützen, im Laufe des Spiels schließen sich eurer Truppe aber auch richtige Freunde an, mit denen ihr sogar Beziehungen eingehen könnt. Dazu müsst ihr aber zunächst deren Freundschaft gewinnen, was ihr durch richtige Entscheidungen (bei denen ihr womöglich andere Charaktere verschreckt) und Gefallen (spezifische Begleiterquests) erreicht.

Alle Partymitglieder könnt ihr auch individuell mit Waffen und Rüstung ausrüsten. Eure Begleiter selbst aufzustufen und ihre Skills zu wählen, geht aber leider nicht. Im Kampf könnt ihr über eure Kammeraden auch nicht direkt verfügen, sondern lediglich eine Tendenz für ihre Handlungen im Kampfgeschehen einstellen, was konkret heißt, dass sie sich eher offensiv oder defensiv verhalten sollen. Zum Beispiel Bei einem Heiler könnt ihr zudem einstellen, dass dieser vorrangig verletzte Mitglieder heilen soll. Verlorene Lebensenergie regeneriert sich nach dem Kampf aber sofort, so dass Heiltränke nach dem Kampf nicht verwendet werden können/müssen.

Die wichtigen Nebencharaktere sind allesamt mit einer Hintergrundgeschichte und eigener Persönlichkeit ausgestattet, aber erwartet jetzt an dieser Stelle keine “Bioware-Charaktere“, sondern ähnlich wie schon in “Bound By Flame“ eher flache Charaktere. Die Charaktere, die ihr gerade nicht benutzt, warten dann in eurer Basis auf euch und können jederzeit ins aktive Team aufgenommen werden.

Im Laufe des Spiels wächst eure Truppe um sieben weitere Individuen an, mit denen ihr dann die gefährlichen und absolut lebensfeindlichen Gegenden des Roten Planeten erkundet.

Im Laufe des Spiels wächst eure Truppe um sieben weitere Individuen an, mit denen ihr dann die gefährlichen und absolut lebensfeindlichen Gegenden des Roten Planeten erkundet.

Grafik und Sound

Das Action-RPG mit Cyberpunk Setting (Handlung in der Zukunft; Menschen werden körperlich durch moderne Technik verbessert, was zu gesellschaftlichen Spannungen führt usw.) kann grafisch mit aktuellen Veröffentlichungen nicht mithalten. Die Grafik ist auf eher durchschnittlichem Playstation 3 Niveau. Die Charaktermodelle sind zwar gut, zeigen aber relativ wenig Vielfalt, gerade was die Passanten und Wachen auf der Straße angeht, die alle fast gleich aussehen. Eurem eigenen Charakter könnt ihr zu Beginn des Spiels ein individuelles Aussehen verleihen, wobei ihr aber nur einen Mann spielen könnt. Besonders viel Auswahl habt ihr im Charaktereditor auch nicht, es ist aber durchaus möglich, einen ansprechenden Hauptcharakter zu basteln.

In Sachen Sound unterhält “The Technomancer“ mit einem atmosphärischen, elektronischen (was auch sonst ^^) Soundtrack, der leider viel zu leise im Hintergrund summt. Selbst nach Umstellung der Prioritäten in Richtung der Hintergrundmusik im Optionsmenü bleibt dieser immer noch zu leise, was echt schade ist. Die Synchronisation der Figuren ist in Ordnung, Highlights bleiben aber aus. Die Sprachausgabe ist auf Englisch. Untertitel gibt es auf Deutsch und Englisch.

Kleine technische Macken an diversen Stellen

Technisch ist “The Technomancer“ also eher von gestern, was sich auch an diversen kleinen Macken im Spiel zeigt. Schon das Anwählen der Truhen und Kisten bzw. das Looten gefallener Gegner fällt oftmals schwer, da man den Aktionsbutton zunächst oft nicht eingeblendet bekommt. Hier müsst ihr erstmal ne Sekunde warten, was auf Dauer echt nervig wird.

Auch das altbekannte Problem von Spiders mit dem unpassenden Balancing zeigt sich bei “The Technomancer“ erneut, zum Glück aber nicht in einem Ausmaß wie noch im Vorgängertitel “Bound By Flame“. Unterstrichen wird diese Tatsache auch dadurch, dass man sich entschied, schon nach wenigen Tagen den “Easy“-Modus noch einfacher zu machen, da selbst dieser für einige Spieler zu schwer geraten ist.

Ein weiteres Problem ist die Kamera, die vor allem im Kampf ein Problem darstellt. Leider kann man im Kampfgeschehen nicht herauszoomen um den Überblick zu behalten und verliert gerne mal den ein oder anderen Gegner aus den Augen.

Veröffentlichung

Das Rollenspiel “The Technomancer“ der Entwickler von Spiders erscheint für die Playstation 4, die Xbox One sowie dem PC. Der Publisher ist Focus Home Interactive.

Fazit

Mittelmäßiges Rollenspiel mit einem relativ frischen Setting, das übrigens auch im Spiel “Mars: War Logs“ (ebenfalls von Spiders), welches im gleichen Spieleuniversum handelt, der Schauplatz ist. In Sachen Figuren und Story wird das Potential leider nicht ausgeschöpft. Viele kleine Macken wirken sich störend auf das Gameplay aus. Wer jedoch nach “The Witcher 3“, “Fallout 4“ und Co. neuen RPG Nachschub benötigt und sich an den diversen kleinen Macken und der alten Technik nicht stört, der kann mit “The Technomancer“ durchaus einige gute Stunden erleben.

The Technomancer - Launch Trailer

Verlag/ Label: Focus Home Interactive

Veröffentlichung: 28.06.2016

Altersfreigabe: ab 16 Jahren

Webseite: http://www.thetechnomancer-game.com

Webseite 2: Amazon

Copyright Artikelbild: Focus Home Interactive

Copyright andere Bilder: Focus Home Interactive

  • 6/10
    Grafik - 6/10
  • 7/10
    Sound und Sprachausgabe - 7/10
  • 5/10
    Gameplay - 5/10
  • 6/10
    Story - 6/10
  • 6/10
    Wiederspielwert - 6/10
  • 6/10
    Spielspaß - 6/10
6/10

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