Kunst zum Thema Biomechanik beschäftigt sich meist mit den eher dunklen Gedankenwelten, die einem bei den Gedanken an diesen Begriff entgegenströmen. Die Verschmelzung von Technik, Konstrukten und Maschinen mit Fleisch wird hier zu regelrechten Höllenvisionen, in denen wir menschliche Körper - oft auch auf sehr obszöne Weise - in Wänden eingemauert oder auf ewig verdammt in martialischen Folter- und Lustapparaten wiederfinden. Meister dieses Genres, wie der Schweizer Künstler H R Giger oder der Polnische Künstler Zdzisław Beksiński, tauchten dabei in Welten vor, die einen regelrecht das Blut in den Adern gefrieren lassen. Im Artbook “Biomech Art“ stellt uns der Autor Martin De Diego Sádaba diverse Künstler aus aller Welt vor, die auf den Spuren dieser Großmeister wandeln:
Inhalt
Die Bandbreite an Künstlern und damit verbunden auch die Anzahl an unterschiedlichen Darstellungstechniken im Artbook “Biomech Art“ ist enorm, schließlich werden im Werk ganze 28 Künstler und ihre Kunstwerke vorgestellt. Jedem der Künstler werden im Buch acht bis zwölf Seiten eingeräumt, wo wir neben den großformatig dargestellten Werken auch ein Foto sowie eine kurzen Infotext zum Künstler präsentiert bekommen. Ob traditionelle Zeichentechniken, digital erstellte Kunst oder auch Statuen, die Künstler in “Biomech Art“ nähern sich dem Thema der Biomechanik auf verschiedenste Weisen. Allen gemein ist jedoch, und das ist interessanterweise wohl sogar ein Pflichtmerkmal der biomechanischen Kunst, dass sämtlichen Werken ein düsterer Unterton mitschwingt, der je nach Werk von Faszination bis hin zu echtem Horror reicht. Natürlich sehen wir in “Biomech Art“ die bekannten, genretypischen Verschmelzungen von Mensch und Maschine, bei der Menschen in mechanische Elemente eingebaut wurden und mit Schläuchen in jeder Öffnung versehen sind. Diese Werke enthalten oft auch eine sexuelle Komponente. Wir finden im Buch aber auch gigantomanische Bauwerke, oft noch Rohbauten, in Form von organischen Lebewesen, die eine geradezu bedrohliche Aura ausstrahlen und sich inmitten apokalyptischen Ödlandes befinden. Weitere, mehrmals auftauchende Bildelemente sind Horrorkreaturen, die oft aus der Verschmelzung von mehreren Menschen hervorgehen.
Obwohl mit Sicherheit alle in “Biomech Art“ vertretenen Künstler Talent besitzen, überzeugen mich dennoch nur die wenigsten so wirklich. Das mag zum einen daran liegen, dass einige Künstler versuchen den Großmeistern des Genres wie H R Giger und Zdzisław Beksiński nachzueifern, ohne selbst etwas Neues zu erschaffen. Zudem erreichen sie deren Qualität auch nicht. Bei einigen der Künstler überzeugen mich auch die gewählten Motive nicht, denn diese wirken teilweise zu abstrakt oder wecken keinerlei Gefühle. Hervorheben möchte ich aber die Bildkompositionen von Peter Gric, der mit seinen bedrohlichen Mensch-Gebäude-Kombinationen eindeutig in Schwarze trifft. Auch Shingo Matsunumas “Manga-Biotech“ hat durchaus großes Potential und auch der allgegenwärtige Verfall in den Werken von Tomasz Strzalkowski bleibt dem Betrachter im Gedächtnis.
Veröffentlichung
“Biomech Art“ erscheint als hochwertiges, gebundenes Artbook im Hardcover mit Schutzumschlag. Die 255 Seiten des Werkes weisen eine sehr gute Druck- und Papierqualität auf. Das Buch ist beim Verlag Graffito Books in London erschienen und ist durchgehend auf Englisch.
Fazit
Trotz vieler guter Ansätze, fehlt den meisten Werken in “Biomech Art“ der letzte Funke Genialität. So stellt das Artbook zwar eine gute Sammlung verschiedener Kunstwerke zum Thema dar, richtig imposante Meisterwerke finden sich darin aber nur wenige. Im Anschluss an das Fazit findet ihr noch einen Trailer zum Buch:
BIOMECH ART: Surrealism, Cyborgs and Alien Universes
Verlag/ Label: Graffito Books
Autor: Martin De Diego Sádaba
Veröffentlichung: 00.11.2013
Seitenzahl: 255
ISBN: 978-1909051027
Altersfreigabe: unbekannt
Webseite: http://www.graffitobooks.com/products/biomech-art-surrealism-cyborgs-and-alien-universes
Webseite 2: Amazon
Copyright Artikelbild: Graffito Books Ltd; Peter Gric
Copyright andere Bilder: Bild 1: Graffito Books Ltd; Alexander Fedosov; Bild 2: Graffito Books Ltd; Peter Gric
-
7/10