Stephen King – Der Dunkle Turm Band 1: Der Revolvermann

Die umfangreiche Saga “Der Dunkle Turm“ ist wohl Stephen Kings ungewöhnlichstes Werk, denn der Meister des amerikanischen Kleinstadthorrors bewegt sich normalerweise nicht im Fantasy-/Western- Bereich. Dennoch oder gerade deshalb erschuf King mit dem achtbändigen “Der Dunkle Turm“-Zyklus ein weitreichend anerkanntes Meisterwerk, das zahlreiche Fans, auch in meinem engsten Freundeskreis, um sich vereint. Stephen King selbst bezeichnet interessanterweise sein Werk “Der Dunkle Turm“ als sein persönliches Magnum Opus, bzw. als sein wichtigstes Werk und schrieb die Buchreihe in einem Zeitraum von ganzen 30 Jahren. “Der Dunkle Turm“ ist, obwohl er im Jahre 2012 fertig gestellt wurde, ein sich dennoch noch immer weiterentwickelndes Projekt, das nicht nur von King selbst, sondern auch Dank anderer Autoren und Künstler um weitere Nebenstränge erweitert wird. Hochaktuell ist auch eine geplante Verfilmung der Bücher, an der unter anderem namhafte Schauspieler wie Oskarpreisträger Matthew McConaughey beteiligt sind. Eines dieser Großprojekte ist auch die Graphic Novel zu “Der Dunkle Turm“, die das Mammutwerk nicht nur umsetzen, sondern sogar noch ergänzen will. Mit “Der Dunkle Turm Band 1: Der Revolvermann“ möchte ich Euch heute, im Rahmen unseres Spezials zum zehnjährigen Jubiläum des Splitter Verlags, den ersten Band der Reihe vorstellen.

Umsetzung als Graphic Novel

Die Comicreihe (ich verwende die Begriffe Comic und Graphic Novel absichtlich gleichbedeutend, da ich hier genau genommen keinerlei Unterschied feststellen kann. Das Medium Comic hat sich längst weiterentwickelt und lässt sich kaum mehr in Schubladen pressen) “Der Dunkle Turm“ basiert auf der gleichnamigen, achtreihigen Romanreihe von Stephen King. Die Umsetzung als Graphic Novel erfolgte durch die Autoren Robin Furth und Peter David, wobei Stephen King die Aufsicht und Gesamtleitung übernahm. Für die Graphische Ausgestaltung sind die Comiczeichner Jae Lee und Richard Isanove verantwortlich.

Handlung

Nachdem der junge Roland Deschain die beschwerliche Mannbarkeitsprüfung geschafft hatte, bei der so viele andere Prüflinge elendig scheiterten, darf er endlich einen der legendären Revolver tragen, die als Markenzeichen und Waffen der Revolvermänner dienen, zu denen sich nun auch er zählen darf. Kurz darauf werden Roland und seine beiden Freunde Cuthbert Allgood und Alain Johns auch schon auf ihren ersten Auftrag geschickt, der sie inkognito in die Baronie Mejis führt, wo sie den dortigen Pferdezüchterverband ausspionieren sollen. Neben den Pferden selbst, sind für den Bund, also der Gemeinschaft der Revolvermänner und ihrer Untergebenen, auch mögliche Machenschaften das mächtigen Banditen Farson interessant, von dem sie vermuten, dass dieser dort in den Ölfeldern Treibstoff für Kriegsmaschinen aus längst vergangenen Zeiten fördern lässt. In der Baronie angekommen stellt sich für die drei Jungen schnell heraus, dass hinter den Gerüchten noch mehr steckt als bisher angenommen und wahrhaft finstere Leute in der Baronie Mejis ihren Machenschaften nachgehen. Durch Zufall oder Schicksal trifft Roland dort auch auf das wunderschöne Mädchen Susan Delgado, die dem örtlichen Bürgermeister als Frau versprochen wurde, was für das unberührte Mädchen einem Dasein in der Hölle gleichkommen würde. Schon auf den ersten Blick verlieben sich Susan und Roland und dabei gefährdet Roland nicht nur seine wichtige Mission, sondern auch das Leben seiner besten Freunde sowie des gesamten Bundes…

Roland Deschain aus der Linie des Eld ist die zentrale Figur des “Der Dunkle Turm“-Zyklus.

Roland Deschain aus der Linie des Eld ist die zentrale Figur des “Der Dunkle Turm“-Zyklus.

Kein Vorwissen nötig

Zunächst einmal muss ich eingestehen, dass ich die Bücher des “Der Dunkle Turm“-Zyklus nicht gelesen habe und fast vollkommen ohne Vorwissen an diesen Comicband herangegangen bin. Natürlich wusste ich, dass der “Der Dunkle Turm“ von Stephen King eine große Nummer war und auch aus meinem Freundeskreis kamen diverse Stimmen, die mir die Buchreihe aufs heftigste empfahlen. Doch um mich zum Lesen einer derart großen Romanreihe zu bringen ist so einiges nötig und deswegen habe ich die Werke bisher links liegen gelassen. Nachdem ich nun den ersten Band der Graphic Novel “Der Dunkle Turm Band 1: Der Revolvermann“ gelesen habe, hat mich die Geschichte um den Gunslinger Roland Deschain aber voll gepackt und neben den weiteren Comicbänden werde ich wohl auch die Bücher selbst angehen. Dass ich mich in diesem großen Universum von “Der Dunkle Turm“ noch nicht besonders gut auskenne, kommt denjenigen von Euch zugute, denen es genauso geht, denn zum einen ist dadurch die Gefahr von Spoilern deutlich geringer und ihr könnt euch eine Rezension aus den Augen eines “Unkundigen“ durchlesen, der etwas anders an die Bewertung des Werkes herangehen könnte, als es jemand tun würde, der die Buchreihe kennt.

Ein umfangreiches Universum

Beim Lesen von “Der Dunkle Turm Band 1: Der Revolvermann“ merkt man sehr stark, dass die Welt, in der die Geschichte des ersten Bandes spielt, eigentlich deutlich umfangreicher ist, denn die zahlreichen Anspielungen an Personen und Ereignisse, die nicht weiter beleuchtet werden, lassen darauf schließen, dass diese an anderer Stelle im “Der Dunkle Turm“-Zyklus vorkommen. Schließlich haben diese auch eine große Bedeutung und eine Tragweite, die für die Handlung essentiell zu sein scheint. Auch die zahlreichen Begriffe und die Logik bzw. die Gesetze der Welt sind oft kaum einzuordnen und werden bestimmt an anderer Stelle erklärt. Was sich zunächst nämlich nach einer ganz normalen Westernwelt anfühlt, wird jäh durch den Auftritt von moderner Technologie, die jedoch als Relikte einer anderen Zeit angesehen werden, abscheulichen Mutationen von Tier und Mensch sowie von Dimensionsrissen und ähnlichem Undefinierbaren, aufgerissen.

Wieso, weshalb, warum? Das wird sich erst noch ergeben. Ich würde euch raten erstmal alles so hinzunehmen, denn in den äußerst gelungenen Texten im Anhang von “Der Dunkle Turm Band 1: Der Revolvermann“ werdet ihr über die meisten Sachverhalte aufgeklärt, so dass auch Leser, die die Bücher nicht kennen, voll auf ihre Kosten kommen.

Selbstverständlich erklärt sich die Menge an ungeklärten Themen auch mit der Tatsache, dass der erste Band der Graphic Novel von “Der Dunkle Turm“ nicht mit dem Anfang des “Der Dunkle Turm“-Zyklus in Buchform übereinstimmt, denn die Handlung von “Der Dunkle Turm Band 1: Der Revolvermann“ rekrutiert sich hauptsächlich aus dem Buch “Glas: Rücksicht“ (im englischen Original “Regard“), dem vierten Werk der Reihe. In den Graphic Novels geht man im Gegensatz zu den Büchern strikt chronologisch vor und beginnt mit der Jugend des Protagonisten Roland Deschain, die in den Büchern eher als Nebenhandlung später nachgereicht wird, während sich die Haupthandlung mit dem erwachsenen Roland beschäftigt. In die Graphic Novels fließen später auch andere Nebenstränge mit ein, die nicht im “Der Dunkle Turm“-Zyklus selbst vorkommen oder dort nur am Rand erwähnt werden. Im späteren Verlauf der Graphic Novels erreicht man auch die Handlung, die die Erlebnisse des erwachsenen Roland aufgreifen.

Verfilmung

Nach langem Hin und Her und gescheiterten Konzepten, wird die Verfilmung der umfangreichen Saga von “Der Dunkle Turm“ endlich Wirklichkeit. In den USA wird der Film voraussichtlich am 17.02.2017 in die Kinos kommen. In der Hauptrolle des Roland Deschain werden wir den Schauspieler Idris Elba sehen, Matthew McConaughey verkörpert den Schwarzen Mann und in die Rolle der schönen Susan Delgado schlüpft die Schauspielerin Alex McGregor. In weiteren Nebenrollen sehen wir das Model Abbey Lee und Katheryn Winnick, die gerade den “Vikings“-Fans unter uns ein Begriff sein wird.

Wann die Handlung des Filmes angesiedelt ist, ist momentan noch etwas unklar. Angeblich handelt es sich sogar um ein Sequel der Bücher.

Graphische Ausarbeitung

Optisch ist “Der Dunkle Turm Band 1: Der Revolvermann“ ziemlich prachtvoll, einziger Wermutstropfen ist, dass das gesamte Werk wohl am Computer entstanden ist. Im Vergleich zu gezeichneten Werken ergibt sich so ein ganz anderer Look, der zwar gut, meiner Meinung aber nicht mit gezeichneten (und zum Teil am Computer überarbeiteten) Bildern mithalten kann. Dennoch verstehen die Künstler Jae Lee und Richard Isanowe mit ihrem Handwerkszeug umzugehen und zeigen darüber hinaus ein meisterliches Verständnis vom Einsatz von Licht und Schatten und der Bildkomposition, die zum Teil zu wahrhaftig epochaler Bildsprache, die einem eine Gänsehaut beschert, führt. Die Position von Körpern, der Perspektive und zum Teil auch den Farben führt hier zu einem der ausdruckstärksten Comicwerken überhaupt. Weniger wichtig, aber trotzdem verdammt gut gelungen ist auch, wie sie optisch den Falten werfenden Stoff von Kleidung umsetzen, was mir persönlich sehr imponiert hat.

Die Bewertung fällt mir in diesem Fall recht schwer, da mir zwar das Handwerkszeug und dessen erzeugter, sauberer Look nur teilweise gefällt, das Wissen und Talent der Künstler aber unbestreitbar ist. So gelange ich zu einer sehr guten 8, wenn andere Reviewer hier aber höher bewertet haben sollten, kann ich das absolut nachvollziehen.

Optisch ist die Graphic Novel von “Der Dunkle Turm“ sehr beeindruckend!

Optisch ist die Graphic Novel von “Der Dunkle Turm“ sehr beeindruckend!

Veröffentlichung

Die Graphic Novel “Der Dunkle Turm“ gehört zu den Flaggschiffen des Splitter Verlags und ist noch nicht beendet (aktuell umfasst die Reihe 13 Bände). Der Splitter Verlag veröffentlicht die umfangreiche Reihe in Form von dicken, prachtvollen Hardcover Bänden (im Format Höhe: 32,2 cm und Breite: 23,2 cm) mit umfangreichem Bonusmaterial und jeweils einem herausnehmbaren Kunstdruck pro Band (die US-Originale erschienen zunächst in Heftform). Ein dicker Anhang mit etwa 40 Seiten Bonusmaterial vollendet das Werk. Das Bonusmaterial ist gerade für diejenigen, die, die Buchvorlage nicht kennen hochinteressant, werden hier doch in Form von Kurzgeschichten einige der Hintergründe erklärt. Z.B. Im ersten Text mit dem Titel “Die geheiligte Geographie Von Mittwelt“ hören wir in Form einer kleinen Geschichte, wie die noch ganz jungen Racker Roland, Cuthbert und Alain bei ihrem Lehrer Vannay im Unterricht beigebracht bekommen wie ihre Welt aufgebaut ist und was eigentlich dieser ominöse Dunkle Turm ist, von dem hier immer die Rede ist. Diese Texte stammen ebenfalls vom Autor Robin Furth, zudem finden wir hier weitere gelungene Illustrationen, die jedoch von anderen Künstlern (Jim Califore und June Chung) als jenen stammen, die den Comic optisch verwirklichten. Gezeichnete Landkarten und der Kunstdruck mit Susan Delgado als Motiv vervollständigen den extrem gut gelungenen Anhang.

Fazit

Ungewöhnlich atmosphärische Western Story mit Einflüssen aus dem Fantasy- sowie dem Horror-Genre. Dabei ist es schon beim Lesen des ersten Bandes offensichtlich, dass man hier lediglich an der Oberfläche des “Der Dunkle Turm“-Universums kratzt und die Reihe noch nicht mal angefangen hat ihre zahlreichen Joker auszuspielen. Deshalb: Super Auftakt und wir bleiben definitiv weiter dran!

Verlag/ Label: Splitter Verlag
Autor: Stephen King, Peter David, Robin Furth
Veröffentlichung: 00.01.2009
Seitenzahl: 240
ISBN: 978-3-940864-21-5
Altersfreigabe: unbekannt
Webseite: http://www.splitter-verlag.eu/stephen-king-der-dunkle-turm-bd-1-der-revolvermann.html
Webseite 2: Amazon
Webseite 3: http://stephenking.com/DarkTower/
Copyright Artikelbild: Splitter Verlag GmbH & Co. KG
Copyright andere Bilder: Splitter Verlag GmbH & Co. KG

  • 8/10
    Handlung - 8/10
  • 9/10
    Intensität und Atmosphäre - 9/10
  • 8/10
    Graphische Ausarbeitung - 8/10
  • 8/10
    Charaktere - 8/10
  • 10/10
    Druckqualität und Haptik - 10/10
8.6/10

Noch keine Kommentare bis jetzt.

Einen Kommentar schreiben