VON KUMMANT & VON ECKARTSBERG – GUNG HO BAND 1: SCHWARZE SCHAFE

So, jetzt ist es Zeit mein Versprechen wahr zu machen und euch, meine geneigten Leser, ein Comicmeisterwerk aus dem Herzen Bayerns von dem erfolgreichen Duo bestehend aus Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant vorzustellen, das in nahezu jeder Hinsicht ein Meisterwerk ist und zu den besten Comics zählt, die ich kenne. Gerade erst lernten wir die beiden talentierten Illustratoren von Eckartsberg und von Kummant durch die Vorstellung eines ihrer früheren Werke, dem ersten Band der Comicadaption von Wolgang Hohlbeins Romansaga “Die Chronik Der Unsterblichen“ kennen, in welcher ich bereits andeutete, dass sich die Fähigkeiten der Künstler bei einem späteren Werk sogar noch deutlich verbessert haben. Folgt mir also bei der Vorstellung des ersten Bandes der Comicreihe “Gung Ho“ in eine gnadenlose, postapokalyptische Welt voller Gefahren, in der die Geschichte aus der Sicht von Teenagern erzählt wird:

Handlung

Die Brüder Archer und Zack Goodwoody befinden sich auf dem Weg nach Fort Apache, einem Außenposten inmitten eines postapokalyptischen Europas, in dem außerhalb schwer befestigter Siedlungen der Tod allgegenwärtig ist. Das etwas 400 Seelen beherbergende Fort Apache ist zudem der letzte Anlaufpunkt der beiden Brüder, denn die beiden Waisen wurden aufgrund ihres Fehlverhaltens bereits von allen anderen Orten des Restes der Zivilisation verstoßen, so dass dies ihre absolut allerletzte Chance darstellt sich in menschlicher Gesellschaft zu bewähren. Denn in dieser Welt muss ein jeder seine Pflicht für die Gemeinschaft erfüllen, da der Kampf gegen die “Weiße Plage“ die Mitarbeit aller erfordert, ansonsten droht auch allen der kollektive Untergang. Und so fällt es den beiden schwarzen Schafen in der neuen Gemeinschaft so gar nicht einfach sich anzupassen, denn die beiden Rabauken haben ihre ganz eigene Auffassung vom Leben und wurden auch noch nie mit dem konfrontiert was wirklich außerhalb der sicheren Mauern lauert. Doch gerade die anderen Teenager sind begeistert von den beiden frechen Neuankömmlingen und helfen ihnen sich zu integrieren, wobei dem jüngeren Bruder Zack (er ist auf dem Cover zu sehen) der Ernst der Lage deutlich bewusster ist als seinem Bruder Archer, der es eher vorzieht dem nächsten Rock hinterherzujagen. Konflikte mit Erwachsenen, Pflichtbewusstsein und Verantwortung und die reale Gefahr jenseits der Mauer in einer Welt am Abgrund - das ist “Gung Ho“!

Postapokalypse von zwei Talenten aus einem Münchner Designstudio

Rebellieren oder Verantwortung übernehmen im Angesicht permanenter Gefahr - Ein Hauch von “The Walking Dead“ (wobei ich mich hier mehr auf die Inhalte der Serie beziehe) - Alte Strukturen erhalten oder neu überdenken? Das sind Themen und Inhalte der Comicreihe “Gung Ho“, welche im Erstlingswerk einen majestätischen Start hinlegt und dieses extrem hohe Niveau hoffentlich auch in den Folgebänden halten (oder sogar noch ausbauen?!?) kann. Erstklassiger Survival Horror made in good old Bavaria, was will man mehr? 😉

Auf den ersten Seiten des Comics finden wir übrigens eine kurze Begriffserklärung zu "Gung Ho“, welcher so viel wie „übereifrig und wild entschlossen“ bedeutet, besonders wenn es darum geht in den Krieg zu ziehen.

Zeichnungen

Der Illustrator Thomas von Kummant bringt seinen unverkennbaren Stil diesmal voll auf den Punkt. Der Grund dafür ist ganz einfach, denn da sich im Gegensatz zu “Die Chronik Der Unsterblichen Band 1: Am Abgrund“ diesmal kaum ein Unterschied zwischen den einzelnen Zeichenebenen abzeichnet, wirkt das Bild viel harmonischer. Zeichentechnisch und farblich wurden die Bestandteile einfach viel weiter angenähert. Zwar sind die Figuren noch “sauberer“ und klarer koloriert und wurden wieder am Computer erstellt, der Künstler vermag es aber diesmal diese mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Die Hintergründe sind nach wie vor sehr detailliert und weisen einen realistischeren Stil auf und sind wohl ebenfalls rein digital verwirklicht worden, wobei hier aber eher der Look traditioneller Zeichentechniken angestrebt und verwirklicht wurde. Was beim Bild neben dem gekonnten Farbeinsatz auch auffällt ist der gelungene Einsatz von Licht, das den Leser sogar richtig blenden kann. Bei einer Kampfszene fällt dies richtig ins Auge, Hut ab, so etwas habe ich in dieser Form noch nicht erlebt!

Ebenso grandios ist auch das Charakterdesign, das vom aalglatten Bürokraten, der seine Stellung gnadenlos ausnutzt bis hin zum sympathischen Teenie-Herzensbrecher reicht, der den Mädels mit seiner rebellischen Art und frecher Zahnlücke den Kopf verdreht. Besonders, aber nicht nur, ist hier die zentrale Gruppe Jugendlicher hervorzuheben, von denen eine jede Figur einen toll ausgearbeiteten, charakterunterstützenden Look spendiert bekommt.

Veröffentlichung

“Gung Ho Band 1: Schwarze Schafe“ erscheint beim Verlag Cross-Cult als hochwertige Hardcover Ausgabe (Format: Höhe: 32 cm; Breite: 24 cm). Der Comicband umfasst 80 Seiten in sehr guter Druck- und Papierqualität. Bisher sind zwei Bände der Reihe, die voraussichtlich insgesamt fünf Bände umfassen wird, erschienen. Wir versuchen natürlich euch auch die Folgebände vorstellen zu können. Um einen sehr guten Eindruck vom Werk zu bekommen, empfehle ich euch sowohl einen Blick in die Lesevorschau auf der Produktseite des Verlages als auch in den Comictrailer zu werfen.

Neben der Standardausgabe ist bei Cross-Cult zudem eine auf 1444 Exemplare limitierte und um 40 Seiten Extras mitsamt einer ausklappbaren Landkarte erweiterte Vorzugsausgabe erhältlich.

Fazit

“Gung Ho Band 1: Schwarze Schafe“ hat mich vollkommen überrascht, schließlich wusste ich im vornherein nichts von der Reihe und wurde von den großartigen Illustrationen angelockt. Ehrlich gesagt wurde mir auch erst vor Kurzem überhaupt erst bewusst, dass ich mit “Die Chronik der Unterblichen“ und “Gung Ho“ zwei inhaltlich vollkommen unterschiedliche Werke von den gleichen Erschaffern zur Hand hatte. Gerade Thomas von Kummants Illustrationen haben sich dermaßen weiterentwickelt, ich würde sogar sagen perfektioniert, dass sich die Stile der graphischen Ausgestaltung nur noch schwer vergleichen lassen, so dass ich zunächst keinen Zusammenhang feststellen konnte. So traf mich “Gung Ho“ also vollkommen unerwartet mit einer intensiven Atmosphäre, die von einer allgegenwärtigen, unbekannten Bedrohung hin zu einem Teenager-Drama schwenken kann ohne je seine gewaltige Faszination zu verlieren. Mit Sicherheit liegt das auch am grandiosen Charakterdesign, das so ausgereifte Charaktere auf die Seiten zaubert, dass man sich diesen sofort zugehörig fühlt und ein Teil dieser Gruppe sein möchte, so viel Entbehrung dies in der postapokalyptischen Welt im Vergleich zu unserem jetzigen Leben auch bedeuten mag. Ich für meinen Teil kann es auf jeden Fall nicht erwarten den zweiten Band in meine Griffel zu kriegen!“ 🙂

Gung Ho - Trailer // Cross Cult TV

Verlag/ Label: Cross Cult
Autor: Benjamin von Eckartsberg
Veröffentlichung: 19.06.2014
Seitenzahl: 80
ISBN: 978-3-86425-385-0
Altersfreigabe: unbekannt
Webseite: http://www.cross-cult.de/titel/gung-ho-1.html
Webseite 2: Amazon
Webseite 3: http://gungho-blog.blogspot.de/
Copyright Artikelbild: Cross Cult Verlag; Amigo Grafik GbR; Éditions Paquet; von Kummant; von Eckartsberg

  • 9/10
    Handlung - 9/10
  • 10/10
    Intensität und Atmosphäre - 10/10
  • 9/10
    Graphische Ausarbeitung - 9/10
  • 9/10
    Charaktere - 9/10
  • 10/10
    Druckqualität und Haptik - 10/10
9.4/10

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