Der 26.04.1986 war genau jener Tag, an dem es zur Katastrophe in Tschernobyl kam und der Musiker von Shrine sieht "Ordeal" als Andenken an genau dieses schreckliche Ereignis, in dessen Schatten Fukushima ein weiteres Mal aufzeigte, dass man von beständiger Bedrohung umgeben ist. "Ordeal" beginnt mit dem noch angenehmen "Atomgrad", wo Mutter Natur scheinbar noch in Ordnung ist, ehe es mit dem folgenden "Readiant Skyline (Unit 4)" merklich unruhiger wird- bedrohliche Schatten liegen in der Luft, die Intensität nimmt zu und mit "The Silent Apocalypse" tritt das Unausweichliche ein- radioaktiver Niederschlag fällt und die austretende Strahlung gleicht einem lautlosen tödlichen Gift, welches sich unaufhaltsam ausbreitet und den Anfang vom Ende einleitet. Entsprechend der Thematik, so ist "Ordeal" keinesfalls ein Opus mit warmen Melodiebögen, sondern ein kühles Werk, welches in der Tat apokalyptische Züge beinhaltet und einem Soundtrack gleich, das damals Geschehene nochmals wiederkehren lässt. Das gesamte Material klingt wie aus einem einzigen Guss, weshalb man hier unbedingt in Ruhe eintauchen sollte, um die Atmosphäre vollstens aufzusaugen. Dabei wird die Qualität beständig gehalten und einer Achterbahn gleich, geht es auf und ab- Wahnsinn! Emotional großes Kino gibt es dann auch noch mal mit "The Burden Of Knowledge", wozu mir folgende Zeilen in den Sinn kamen:
Der Mensch sollte eigentlich daraus gelernt haben. Hat er aber nicht. Der Mensch sieht sich als Krönung der Schöpfung, handelt jedoch eigennützig, unbelehrbar, führt Kriege und beutet Mutter Natur gnadenlos aus. Es fällt schwer, an das Gute im Menschen zu glauben, Schwäche und Größenwahn dominieren dessen Geist und was bleibt, ist die Zeit bis zur nächsten Katastrophe.
Der Protagonist hat dies hier eindrucksvoll umsetzen können und Gedanken schweifend, so ist "Ordeal" letztendlich ein ergreifendes Tondokument, wobei ich gestehen muss, dies nicht wirklich erwartet zu haben. Was bleibt, ist das bislang beste Werk, welches unter Shrine publiziert wurde und hohe Anerkennung verdient. Meinerseits resultiert dies in der absoluten Höchstnote, welche ich hiermit zum ersten Mal vergebe. Wahnsinn!
Artikelbild Copyright: Shrine
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10/10