Albinus on Anatomy

Ich mag Skelette total gern und das um ehrlich zu sein schon immer. Schon seitdem ich denken kann, strahlten für mich die fleischlosen Freunde eine beruhigende und behagliche Atmosphäre aus. Das klingt vielleicht etwas schräg, doch auch wenn man von einem Schauergerippe solch eine Ausstrahlung vielleicht nicht erwartet, geht meine Meinung über die Knochenmenschen doch weit über bloße Faszination, wie etwa über die Kunstrichtung der Schwarzen Romantik, hinaus. Was Skelette aber auch erreichen - und damit bin ich ganz sichern nicht alleine - ist, dass wir beim Anblick der Knochengebilde an unsere eigene Sterblichkeit und den unvermeidlichen Tod erinnert werden. Beim Betrachten von Skeletten, insbesondere der menschlichen, schwingen also viele Gefühle mit, was auch der Grund ist, warum sich Tod und Kunst so gut verstehen. Diesem Thema werden wir die nächsten Tage noch weiter auf den Grund gehen, doch heute widmen wir uns zunächst dem Thema auf künstlerische und auch ein bisschen wissenschaftliche Art und graben dabei einen wahren anatomischen Schatz aus der Versenkung aus:

Bernard Siegfried Albinus - Der Anatom des 18. Jahrhunderts

Der deutsche Mediziner Bernard Siegfried Albinus (1697-1770) begann schon mit 12 Jahren mit dem Studium und erhielt schon mit 24 eine Stellung als Professor an der Universität Leiden in den Niederlanden. Der begnadetet Mediziner schrieb auch mehrere Bücher zum Thema Anatomie, von denen “Tabulae sceleti et musculorum corporis humani“ sogar als wichtigstes anatomisches Werk des 18.Jahrhunderts gilt. So wundert es nicht, dass der bewanderte Mediziner einer der einflussreichsten und gefragtesten Ärzte und Dozenten Europas war.

Inhalt

In “Albinus On Anatomy“ finden wir die von Bernard Siegfried Albinus in Auftrag gegebenen, hochdetaillierten anatomischen Abbildungen, die ursprünglich in seinen Werken “Tabulae sceleti et musculorum corporis humani“ von 1747 und “Tabulae Ossium Humanorum“ aus dem Jahr 1753 publiziert wurden. Für die unfassbar akkuraten Abbildungen der menschlichen Knochen und Muskeln beauftragte Albinus den niederländischen Künstler Jan Wandelaar. Man merkt beim Betrachten der ausdrucksstarken Abbildungen direkt, wie gut die Zusammenarbeit der beiden Talente gewissen sein muss und die Tatsache, dass es bis heute kaum ein vergleichbares Werk gibt, wundert den Leser von “Albinus On Anatomy“ auch nicht im Geringsten. “Albinus On Anatomy“ stellt seit der ursprünglichen Veröffentlichung der Werke in der Mitte des 18. Jahrhunderts auch die erste Möglichkeit dar, diese in ihrer Vollständigkeit (es handelt sich um insgesamt 80 Kupfertafeln, die über 230 Einzelillustrationen enthalten) zu sehen, denn zuvor wurden lediglich vereinzelt einige der auf Kupfertafeln gebannten Abbildungen der menschlichen Knochen in Zeichenlehrbüchern gezeigt.

“Albinus On Anatomy“, das 1988 bei Dover Publications erschien, beginnt zunächst mit einer kurzen Einführung des Autors Terence Coyle, anschließend finden wir ein paar Seiten mit erläuternden Texten von Terence Coyle und Robert Beverly Hale mit den Hintergründen zur Entstehung der Anatomiebücher von Bernard Siegfried Albinus. Dort finden wir auch Infos zu den ausgiebigen Vorbereitungen, die den Werken vorausgegangen sind und von der Auswahl des Skelettes bis hin zur finalen Portierung auf die Kupferplatten durch den Künstler Jan Wandelaar reichen.

Die Werke

Jan Wandelaar schaffte es in Zusammenarbeit mit dem Anatom Bernard Siegfried Albinus in einem vermutlich enormen Arbeitsaufwand, eine hochdetaillierte Abbildung des Skelettes und der Muskelpartien des menschlichen Körpers zu schaffen. Das Ergebnis ist derart gelungen, dass ihrer beider Werk auch heute noch zu den beeindruckensten Werken seiner Art zählt und sowohl für Künstler als auch Mediziner eine große Hilfe sein kann. Als Vorlage verwendeten Albinus und Wandelaar das Skelett eines 25jährigen, ausgewachsenen Mannes. Durch Albinus umfangreiche Kenntnisse des menschlichen Körpers und der Zusammenarbeit mit Modellen, schaffte es Jan Wandelaar sowohl Abbildungen des Skelettes im ganzen als auch hochdetaillierte Abbildungen der einzelnen Knochen zu erschaffen. Des Weiteren finden wir in “Albinus On Anatomy“ auch Abbildungen der Muskelpartien des Menschen, entweder des gesamten Körpers oder eben auch von verschiedenen Teilbereichen.

Das Buch ist dabei in neun Kapitel geteilt und beginnt mit der Darstellung des gesamten Körpers und geht dann in die Teilbereiche über, die von allen Seiten und bis ins feinste Detail gezeigt werden. Abbildungen mit Beschriftungen der einzelnen Knochen und Muskeln mit lateinischen Namen sorgen für weitere wertvolle Informationen. Die Abbildungen der kompletten Skelette wurden von Wandelaar zusätzlich mit malerischen Hintergründen versehen, auf denen wir wunderschöne Gebäude und fremd anmutende Figuren wie einen Engel oder ein Nashorn finden. Die Hintergründe machen aus den Skelettabbildungen nicht nur wahre Kunstwerke, sondern sorgen auch für Perspektive.

Veröffentlichung

“Albinus On Anatomy“ erscheint als Softcover Buch im Großformat (Höhe: 31,1cm; Breite: 23,6 cm; Dicke: 1,4 cm). Das Buch umfasst 208 Seiten in guter Papier-und Druckqualität. Das Buch ist in englischer Sprache verfasst worden. “Albinus On Anatomy“ erscheint beim Verlag Dover Publications mit Sitz in New York. Alternativ erhaltet ihr das Buch z.B. auch bei Amazon Deutschland. Das Werk erschien ursprünglich 1979 beim Verlag Watson-Guptill Publications und wurde für die 1988 erschienene Version von Dover Publications überarbeitet und mit dem Vorwort von Terence Coyle ergänzt.

Eine sehr gute Leseprobe findet ihr auf der Produktseite von Dover Publications.

Fazit

Perfektes - und wohl auch einzigartiges - Werk um sich als Künstler mit der exakten Darstellung des menschlichen Körpers und seines Inneren auseinanderzusetzten. Aufgrund seiner unfassbaren anatomischen Genauigkeit ist “Albinus On Anatomy“ aber sogar als Zusatzliteratur für Mediziner und Heilkundler geeignet, die hier womöglich noch einen anderen Blick auf Teilbereiche des Körpers werfen können, die in anderen Werken zum Thema zu kurz kommen.

Und ich kann dank “Albinus On Anatomy“ mal so richtig authentische Skelette zeichnen! 🙂

Verlag/ Label: Dover Publications Inc.
Autor: Robert Beverly Hale, Terence Coyle
Veröffentlichung: 27.11.1989 (new Edition)
Seitenzahl: 208
ISBN: 9780486258362
Altersfreigabe: unbekannt
Webseite: http://store.doverpublications.com/048625836x.html
Webseite 2: Amazon
Copyright Artikelbild: Watson-Guptill Publications, Paul E. Kennedy

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