GERRY CONWAY & MIKE PERKINS – Carnage: Band 1: Blutrausch

Dass Antihelden als Protagonisten von Geschichten eingesetzt werden, ist schon gar nichts Besonderes mehr und erfreut sich steigender Beliebtheit, wie unter anderem der Film “Suicide Squad“ (2016) unter Beweis stellte. Doch Carnage aus dem “Spider-Man“-Universum ist ganz sicher kein Antiheld, sondern ein geisteskranker Serienschlächter, der reihenweise Menschen frisst. Eine derartige Figur als Protagonisten einer Geschichte einzusetzen und ihm sogar eine eigene Reihe Comicreihe zu spendieren, wirkt hingegen schon sehr gewagt. Ob der Auftakt der neuen Riehe “Carnage“ mit dem ersten Band “Blutrausch“ überzeugen kann, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen:

Handlung

Nachdem der Serienkiller Cletus Kasady alias Carnage erfuhr, dass eines seiner früheren Opfer noch am Leben sein soll, gibt es für ihn kein Halten mehr: Niemand darf Carnage entkommen und so gilt es, den Fehler der Vergangenheit sofort auszubügeln! Hinter der geschickt platzierten Spur verbirgt sich aber eine Falle des FBI, die ein Team bestehend aus Profis zusammenstellte, um sich des blutrünstigen Monsters endgültig entledigen zu können. Niemand wundert sich, dass der narzisstische Soziopath tatsächlich den Köder schluckte und zum geplanten Schauplatz seiner finalen Ruhestatt hetzte. Doch das verlassene Minengelände barg eine große Überraschung, so dass sich beim Kampf mit den Schallkanonen, einer der wenigen Schwächen des Symbionten Carnage, der Boden auftat und Carnage zusammen mit dem Kampfteam verschluckte. Und nun bleibt den verbliebenen Agenten und Spezialisten, unter denen sich sogar Eddie Brock, der ehemalige Träger von Venom und nun Besitzer des Alien-Symbionten Toxin, befindet, nichts Anderes übrig, als in die finsteren Schächte der Mine hinabzusteigen, um mögliche Überlebende zu retten und Carnage endgültig den Gar auszumachen. Aber der rote Psycho fühlt sich in der absoluten Dunkelheit des Untergrunds sofort wie zu Hause und mutiert schnell vom Gejagten zum Jäger…

Carnage

Was eigentlich verdammt spannend klingt, stellt sich im Verlaufe des Comics “Carnage Band 1: Blutrausch“ als ziemlich uninspiriert heraus und der Titel landet wohl leider auf mittlere Sicht in der Versenkung. Schade drum, denn das Potential wäre locker da gewesen und so hätte man in den engen Gängen im Untergrund der Mine, dem Hauptschauplatz von “Carnage Band 1: Blutrausch“, eine Horror-Verfolgungsjagd á la “ALIEN“ inszenieren können, bei der Carnage sein volles grausiges Potential hätte entfalten können. Vielleicht sollte ich mal selbst Hand an ein eigenes Comicskript legen…

Das eine Problem von “Carnage Band 1: Blutrausch“ ist die Tatsache, dass man seinen Protagonisten Cletus Kasady/Carnage nicht von der Leine lässt. Wo sind die typischen Fähigkeiten von Carnage? Warum kommt kaum Spannung auf? Warum fließt hier kein Tropfen Blut, dabei haben wir doch einen der gewalttätigsten, geistesgestörtesten Killer der gesamten Comicbranche als Protagonisten! Meiner Meinung nach hapert es einfach am Konzept sowie dem Design des Comics, wohingegen die Grundidee sehr viel Potential besäße.

Doch wer ist eigentlich dieser Carnage, der ja eigentlich einer der beliebtesten Schurken des netzschwingengen Spider-Mans ist. Carnage ist als Teil der berühmten Symbionten-Saga der “Spider-man“-Story aufgetreten, wobei wir uns diesem Ursprung noch genauer widmen werden, wenn wir demnächst den Comicklassiker “Spider-Man: Maximum Carnage“ bei uns untersuchen.

Im Auftakt der Symbionten-Saga gelangte ein außerirdischer Alien-Symbiont auf Spider-Man, der sich mit ihm verband. Dieser Symbiont, genannt Venom, gelangte schließlich auf Eddie Brock, der zu einem der größten Feinde Spider-Mans wurde. Von Venom löste sich schließlich ein Ableger namens Carnage und verband sich mit dem Psychopathen Cletus Kasady, dessen Markenzeichen es wurde, aus seinem Körper alle nur erdenklichen Waffen formen zu können.

Zeichnungen

Für die graphische Ausgestaltung von “Carnage Band 1: Blutrausch“ ist der Comiczeichner Mike Perkis verantwortlich, wobei die Kolorierung von Andy Troy stammt. Der Comic ist sehr gut gezeichnet und auch die Tuscharbeiten sowie die Einfärbung in dunklen Farben sorgen für Atmosphäre. Potential wird aber vor allem beim Design von Carnage verschenkt, der zwar in Ordnung aussieht, aber weder jemals seine berühmten Waffenformen seines Symbionten verwendet, noch sein an einen Schädel erinnerndes Fratzengesicht in einer unheimlichen Weise zeigt. Dafür kann aber Mike Perkins wohl eher nichts, sondern ich befürchte da war eine grundlegende Designentscheidung bei der Konzeption des Comics im Weg.

Im Comic finden wir auch die Cover der US-Einzelausgaben mit den genialen Artworks des Künstlers Mike del Mundo, die genau meine Geschmack treffen und für mich das wahre Highlight des gesamten Comicbandes darstellen. Ein “Carnage“-Comic in diesem Stil, das ist genau das, was ich mir wünschen würde!

Veröffentlichung

“Carnage Band 1: Blutrausch“ erscheint beim Panini Verlag als Softcover Ausgabe (Format: Höhe: 26,1 cm; Breite: 17,4 cm). Neben der Standardausgabe ist zudem noch die auf 444 Exemplare limitierte Variant-Ausgabe von der Comic Con Stuttgart erhältlich. Die 132 Seiten des Comicbandes weisen eine gute Druck- und Papierqualität auf. Im Anhang finden wir neben Infos zum Autor Gerry Conway und dem Künstler Mike Perkins auch eine Galerie mit den Variant-Covern des Comics. “Carnage Band 1: Blutrausch“ umfasst die im US-Original veröffentlichten Comichefte “All-New All-Different Marvel Point One 1“ “Carnage 1-5“.

Eine gute Lesevorschau findet ihr auf der Seite myComics.de.

Fazit

“Verschenktes Potential“, leider steht dieses Fazit unterm Strich, wenn man alle Elemente von “Carnage Band 1: Blutrausch“ zusammenrechnet. Mehr Mut zu einem höheren Gewaltgrad, eine intensivere Atmosphäre mit Horror-Einlagen, mehr Freiheiten bei der Darstellung von Carnage und ein etwas verändertes Charakter-Roster hätten womöglich Wunder gewirkt. So präsentiert sich “Carnage Band 1: Blutrausch“ als mittelmäßiges Comicwerk mit guten Zeichnungen und ordentlich Action.

Verlag/ Label: Panini Verlag
Autor: Gerry Conway
Veröffentlichung: 12.07.2016
Seitenzahl: 132
ISBN: 978-3957988249
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Webseite: https://www.paninishop.de/artikel/carnage-1
Webseite 2: https://www.paninishop.de/artikel/carnage-1-variant-comic-con-stuttgart
Webseite 3: Amazon
Copyright Artikelbild: Panini Verlags-Gmbh; MARVEL

  • 6/10
    Handlung - 6/10
  • 7/10
    Intensität und Atmosphäre - 7/10
  • 8/10
    Graphische Ausarbeitung - 8/10
  • 6/10
    Charaktere - 6/10
  • 8/10
    Druckqualität und Haptik - 8/10
7/10

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