Es gibt Spiele, die den menschlichen Sammeltrieb ausnutzen. Die überaus erfolgreiche Pokémon Reihe von Game Freak/Nintendo ist da nur ein, aber wohl auch das bekannteste Beispiel. Nun schickt sich Level-5 an, mit der Yo-Kai Watch Reihe einen ähnlichen Erfolg für sich zu verbuchen. In Japan erfreut sich inzwischen der dritte Teil der Spielereihe großer Beliebtheit, in Deutschland wurde bislang nur der erste Teil für den Nintendo 3DS veröffentlicht. In den USA und Canada, sowie Australien und Neuseeland wurde mittlerweile mit Yo-Kai Watch 2: Bony Spirits und Yo-Kai Watch 2: Fleshy Souls der zweite Teil veröffentlicht. Glücklicherweise befinden sich Australien und Neuseeland in der PAL/EU Region, so dass einem Import nichts im Wege steht, sofern die Englischkenntnisse ausreichen und man bereit ist, den etwas höheren Preis zu zahlen. Wie das weitere Review zeigen wird, lohnt es sich aber, vor allem da noch nicht einmal ein EU Release Termin bekannt gegeben wurde.
Yo-Kai Watch 2 erscheint in 2 Versionen: Bony Spirits und Fleshy Souls. (Auf Deutsch etwa: Knöcherne Geister und Fleischige Seelen. Genaue deutsche Titel sind noch nicht bekannt.) Wie auch bei Pokémon gibt es nach Version unterschiedliche Yo-Kai zu befreunden. Das war beim Vorgänger noch anders, der erschien noch als Einzelversion.
Beginnt man das Spiel, so darf man sich zunächst entscheiden, ob man die Welt als Junge oder als Mädchen retten möchte, seiner Spielfigur einen eigenen Namen geben und dann die ersten Videosequenzen zur Geschichte genießen. Yo-Kai Watch Anfängern sei gesagt, dass keine Vorkenntnisse aus dem ersten Teil notwendig sind. Das Spiel erklärt die Hintergründe kurz und schließt dann nahtlos an die Geschichte aus Teil 1 an: Es herrscht Streit im Yo-Kai Reich und nur der Protagonist ist in der Lage, diesen Streit mithilfe der Yo-Kai, die er oder sie auf seiner Reise befreundet, zu schlichten. Um Spoiler zu vermeiden, soll ein tieferes Eindringen in die Story an dieser Stelle vermieden werden. Es sei nur soviel gesagt: die Geschichte ist nett, aber auch nicht weltbewegend.
Das Spiel punktet vor allem durch die Verbesserungen, die es aufbauend auf den Vorgänger erfahren hat: die Karte im unteren Bildschirm kann nun sinnvoll zur Navigation genutzt werden. Vor allem dadurch, dass endlich die Gebäude usw. auch benannt werden. Sehr hilfreich, wenn man wieder einmal planlos durch Springdale irrt. Im Übrigen hat sich das Spiel auf 3 Orte erweitert: Springdale, die Heimat unseres Protagonisten, Harrisville, wo seine Großmutter lebt und San Fantastico, ein Dorf am Meer. Verbunden sind die Orte durch die Eisenbahn, welche zumindest zu Anfang zur Reise benutzt werden muss. Glücklicherweise bekommt man recht schnell im Verlauf des Spieles Zugriff auf das Mirapo-Netzwerk, was die Reisezeit mitunter stark verkürzen kann. Erst im umfangreichen Post-Game, also dem Spiel nach dem Abspann, muss wieder auf die Eisenbahn zurückgegriffen werden. Ach ja, Zeitreisen werden im Laufe des Spiel ebenfalls zu unternehmen sein, aber ich möchte wie gesagt nicht spoilern.
Weitere Verbesserungen betreffen die Online-Fähigkeiten. So gibt es inzwischen neben der Möglichkeit, mit Freunden Yo-Kai Medallien zu tauschen oder sie zu einem Kampf herauszufordern, auch die Möglichkeit, Zufallskämpfe auszutragen. Das ganze ist schön gelöst und macht echt Spaß.
Yo-Kai Watch 2 präsentiert sich mit der von Level-5 gewohnten Qualität. Die Grafik ist gut und erinnert mich stark an Fantasy Life und auch ein bisschen an Attack Of The Friday Monsters, welche ebenfalls von Level-5 hergestellt wurden. Der Soundtrack ist ausgesprochen gut und geht einem auch in längeren Sitzungen nicht auf die Nerven. Im Gegenteil, jeder Ort und auch jede Zeit (remember: Zeitreisen sind nötig) hat seine eigene schöne Erkennungsmelodie. Die Yo-Kai sind zahlreich und sowohl putzig animiert als auch witzig benannt. Hier kommt der japanische Hintergrund des Spiels besonders zu tragen. (Kleines Detail am Rande: die vom Spieler gesteuerte Figur zieht natürlich beim Betreten eines Hauses die Schuhe aus und beim Verlassen desselben die Schuhe wieder an.)
Sprechen wir noch kurz über das Wichtigste: der Kampf gegen Yo-Kai und ihre Befreundung. Im Kampf gegen einen oder mehrere gegnerische Yo-Kai kämpfen die eigenen Yo-Kai eigenständig. Dem Spieler bleibt es überlassen, besondere Soultimate-Moves einzusetzen, also besonders starke Attacken, oder die eigenen Yo-Kai mit Hilfe von einer Vielzahl von Nahrungsmitteln und Getränken zu heilen. Möchte man einen gegnerischen Yo-Kai befreunden, so sollte man ihm sein bevorzugtes Nahrungsmittel oder Getränk zuwerfen. Damit erhöht man die Chance, das der Yo-Kai sich nach dem Kampf dem Spieler anschließt. So weit, so gut. Leider erweist es sich immer noch sehr schwer bestimmte Yo-Kai zu befreunden, da man sie nicht nur an den richtigen Stellen zur richtigen Zeit, sondern auch beim richtigen Wetter antreffen muss. Ray O'Light findet sich beispielsweise nur im Sonnenschein auf Wiesen um Harrisville der Vergangenheit. Allerdings freut man sich nach dem erfolgreichen "Fang" noch mehr über sein Glück.
Kommen wir nun zum für mich einzigen Wermutstropfen der Spielereihe: Die befreundeten Yo-Kai sind an das Cartridge gefesselt. Es gibt seitens Level-5 keine Möglichkeit seine geisterhaften Freunde von einem Spiel zum anderen zu transferieren. Das ist schade, weil man für manche Yo-Kai tatsächlich eine große Menge Zeit investieren muss. Hier sollte Level-5 dringend über eine Art Yo-Kai-Bank nachdenken.
Fazit: Yo-Kai Watch 2 ist der ersten Version in praktisch allen Bereichen überlegen. Es gibt mehr Yo-Kai, eine größere Welt und mindestens genau so viele Quests. Auf jeden Fall zugreifen!
Copyright Artikelbild: LEVEL-5 Inc.; TexJoachim
Copyright andere Bilder: LEVEL-5 Inc.; TexJoachim
-
9/10