Kennt ihr das, wenn man ein Stück im Schädel hat und jenes perdu nicht mehr verschwindet? Dieses Kunststück brachten die Tage Light Bearer bei mir zustande, die mittels "Matriarch" eines der besten Doom Stücke veröffentlicht haben, welches mir aus jenem Sektor geläufig ist. Aber der Reihe nach. Light Bearer stammen von den Inseln und zelebrieren eine richtig gute Fusion aus Doom/ Post Metal, mit der man es auf erstaunliche Art schafft, selbst lange Tonstücke am Leben zu halten. Kein leichtes Unterfangen, gerade wenn es um zähe Klanglandschaften geht. Light Bearer haben damit kein Problem und legen auf "Silver Tongue" sechs Teile nieder, denen allerlei Feinheiten beiwohnen, welche sich allerdings beim ersten Kontakt gar nicht so einfach erfassen lassen. Die knapp achtzig Minuten wollen erst einmal komplett durchforstet werden, ehe man sich ein wirkliches Bild machen kann, was aufgrund der Fülle einiges an Zeit beansprucht. Gut so, man bekommt also etwas für sein Geld geboten, und wenn auch noch die Qualität passt, dann steht einer guten Wertung auch nichts im Wege. Was auffällt, sind die nicht wenigen 'Ruhephasen', die gut in das Gesamtbild passen und den Rezipienten auch immer mal etwas herunterholen, was aufgrund der Schwere ein gut gewähltes Mittel scheint. Die Rechnung geht jedenfalls auf und somit hat auch jedes Stück an irgendeiner Stelle sein ganz spezielles Erkennungsmal, wobei Melodiereichtum ein wichtiger Bestandteil im Schaffen der Truppe ist. Gerade das erwähnte "Matriarch" ist ein perfektes Paradebeispiel, glänzt mit Intensität und zäher Innbrunst, erfährt seine Einleitung aber mittels ruhiger Basis, ehe man sich beständig in ein atmosphärisch beeindruckendes Kopfkino steigert, welches lange anhält. Das überaus angenehm stimmige "Clarus" gewährt dann eine kleine Verschnaufpause in dem schleppend drückenden Fundament, ehe bei "Aggressor & Usurper" geiler Groove in Kombination mit elegischem Gitarrenspiel verzaubert nimmt- ich bin begeistert! Jene Eingebungen finden mehrmals ihre Umsetzung auf "Silver Tongue", was enorm zur Eingängigkeit beiträgt. Etwas gewöhnen muss man sich dafür beim Einklang vom Titelstück, wo die ruhigen Gitarren irgendwie nicht so richtig passen wollen, was jetzt aber Nörgeln auf verdammt hohem Niveau ist. Das von epischen Grundzügen geprägte Monument zeigt nämlich gerade im Mittelteil eine ungemeine Gefangenheit und frisst sich damit unausweichlich in sämtliche Hirnwindungen.
Light Bearer haben mit vorliegendem Tondokument ein intensives, wie auch getragenes Musikwerk kredenzt, dessen Umfang und Ausmaß absolut überzeugen kann und in jede gepflegte Sammlung gehört, wo Doom und Post Metal seinen festen Bestand hat- meine absolute Empfehlung!
Artikelbild Copyright: Light Bearer
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