Unsere Brettspiel- und Tabletop-Sektion wird in nächster Zeit massiv ausgebaut werden, auf euch warten also diverse Highlights, die ich euch demnächst und in Zukunft vorstellen möchte. Auch heute wartet mit dem Brettspiel “Arcadia Quest“ etwas ganz Besonderes auf euch, denn das auf Miniaturen basierende Gesellschaftsspiel trumpft mit einem herrlichen Mittelalter-Fantasy Setting im Anime Look auf. Ob das Spiel aus dem Hause Cool Mini or Not auch regeltechnisch am Spieltisch zu überzeugen weiß, klären wir in folgendem Test:
Setting
“Arcadia Quest“ handelt in einer typischen Mittelalter-Fantasy-Welt mit Elfen, Orks, Untoten und mächtigen Helden. In dieser Welt lebten alle Völker in Frieden, bis die Götter die Menschen erschufen und diese mit ihrem Forschungsdrang alles durcheinanderbrachten. Neben zahlreichen anderen Errungenschaften, brachten die Menschen sogar den Tag-/Nacht-Rhythmus und die Jahreszeiten in die Welt, was den anderen Völkern äußerst sauer aufstieß. Ganz besonders (und auch vollkommen nachvollziehbar) ärgerte dies den Vampirfürsten Fang, der seine geliebte Finsternis im Gebirge nun mit einigen Sonnenstunden teilen muss. Um sich an den Menschen für dieses Verbrechen zu rächen sammelte er Untote, Orks, Trolle, Tiermenschen, Minotauren und Goblins und erstürmte mit ihnen die Stadt Arkadia. Die Menschen waren nun aus ihrer geliebten Hauptstadt vertrieben worden, doch das konnten und wollten diese nicht auf sich sitzen lassen! So sammelten die verschiedenen Gilden der Stadt zahlreiche Helden und versuchten die Stadt in einer großangelegten Aktion zurückzuerobern. Dieses Projekt sollte unter dem Namen “Arcadia Quest“ in die Geschichte eingehen…
Inhalt
In der Grundbox von “Arcadia Quest“ finden wir zahlreiche, toll verarbeitete Inhalte. Schon auf den ersten Blick imponierte mir die hochwertige Aufmachung der Regelbücher und das Design der einzelnen Spielbestandteile. Ein besonderes Highlight von “Arcadia Quest“ sind natürlich die fantastischen Miniaturen, auf die wir später noch genauer eingehen werden.
Hier eine Auflistung aller Bestandteile der Grundbox von “Arcadia Quest“:
- Ein Regelheft mit den Grundregeln
- Ein Regelheft mit den Kampagnenregeln
- Ein Block mit Kampagnenblättern zum Notieren verschiedener Ergebnisse
- 37 Miniaturen
- 15 Basen für die Miniaturen
- 14 Würfel
- 260 Karten
- über 300 Spielmarker
- 9 doppelseitig bedruckte Spielflächen aus Pappe
- 4 Gildentafeln aus Papier
Die Regelbücher liegen dem Spiel als großformatige Hefte bei, die durchgehend sehr anschaulich und verständlich formuliert wurden. Die Regeln werden gut nachvollziehbar beschrieben und anhand von konkreten Beispielen (auch mit Bildern) verdeutlicht. Während das Grundregelbuch alle grundsätzlichen Spielregeln behandelt, finden wir im Kampagnenbuch alle Infos zu den Szenarien und wie man diese aufbaut und durchführt.
Neben den Regeln finden wir in den Spielbüchern aber auch viele Hintergrundinformationen zur Spielwelt und ihrer Bewohner. Die beiden Hefte wurden zusätzlich mit Fotos der Spielinhalte, anschaulichen Zeichnungen und hochwertigen Artworks verschönert.
Spielablauf
“Arcadia Quest“ ist ein Kampagnen Spiel für 2-4 Spieler. Ein Spielleiter wird bei “Arcadia Quest“ nicht benötigt. Jede Kampagne besteht aus mehreren Szenarien und dauert insgesamt etwa eine Stunde. Kleine Anpassungen sind möglich, die Regelbücher geben hierzu aber kaum Vorschläge und Anregungen. Das Spiel beginnt zunächst mit der Auswahl einer von vier Gilden. Während diese Wahl nur optische Unterschiede bietet, ist die nächste Entscheidung der Spieler absolut elementar. Die Wahl der drei Helden (die Grundbox bietet 12 unterschiedliche Helden zur Auswahl) ist enorm wichtig und kann die gesamte Kampagne über nicht mehr rückgängig gemacht werden. Jeder Spieler kann die Helden entweder frei wählen, oder alternativ auch per Zufall (die Anleitung bietet hierzu eine gute Methode) zugeteilt bekommen. Die Helden unterscheiden sich spielerisch durchaus stark und besitzen unterschiedliche Eigenschaften und Charakterwerte (z.B. unterschiedlich hohe Lebenspunkte). Danach muss jeder Spieler fünf Startgegenstände (ein Schwert, eine Schleuder usw.) auf seine Helden verteilen. Ein jeder Held kann insgesamt aber nur vier Gegenstände mit sich führen.
Der Angriff zur Befreiung Arcadias von der Macht des Bösen gliedert sich in drei Phasen. Zunächst müssen die Außenbereiche zurückerobert werden, danach die Stadtmitte bevor es schließlich im Finale dem Vampirlord Fang selbst an den Kragen geht. In jedem Bereich gibt es eine bestimmte Zahl an Szenarien zu klären (Außenbereiche drei, Innenstadt zwei und das Finale). Insgesamt werden im Zufallsverfahren pro Kampagnendurchgang sechs von insgesamt elf dem Spiel beiliegender Szenarien gespielt, so dass das Spiel bei einem weiteren Spieldurchgang wieder etwas anders gestaltet ist.
Nach dem Aufstellen des Spielfeldes, wobei alle Elemente Szenario-spezifisch angerichtet werden, geht es dann auch schon los!

Hier sehen wir einen Teil des Aufbaus des Startszenarios “District Of Hammers“.
Die Spieler/Gildenanführer müssen nun ihre Helden durch die Szenarien mitsamt deren speziellen Aufgaben (jedes Szenario umfasst drei Quests) manövrieren. Dabei stellen sich ihnen nicht nur Monster, sondern auch die anderen Spieler in den Weg. Das Spiel unterstützt kein kooperatives Gameplay, prinzipiell wäre - mit einigen Regelanpassungen - aber auch dies denkbar. Welche Gilde nun als erstes die drei Quests des Szenarios geschafft hat, gewinnt das Szenario und die damit verbundenen Belohnungen, wie z.B. spezielle Ausrüstung, die die Fähigkeiten eurer Helden steigern. Das im Szenario gesammelt Gold (das gibt es fürs Erledigen der Monster, dem erfolgreichen Abschluss von Quests, beim Tod von Helden anderer Gilden und diverser anderen Begebenheiten im Spiel) kann anschließend in der sog. Upgrade-Phase auch zum Verbessern eurer drei Helden verwendet werden. Es gibt drei verschieden Arten von Upgrade-Karten, und zwar Angriffskarten (spezielle Angriffe), Boost-Karten (Verbesserung von Angriffen) und permanente Karten, die den Helden permanent bleibende Fähigkeiten verleihen.

Ein anderer Blickwinkel auf das Spielbrett offenbart die detaillierten Miniaturen und die zahlreichen im Spiel verwendeten Marker und Token.
Natürlich werden eure Helden im Spielverlauf auch mal das Zeitliche segnen, doch der Verlust eurer Helden bedeutet nicht das Aus für den Spieler (Spieler können zu keinem Zeitpunkt des Spiels ausscheiden. Erst am Ende wird der Gesamtsieger ermittelt) sondern lediglich Nachteile für die Helden. Gefallene Helden können auch während der laufenden Spielrunde wiederbelebt werden, der Spieler verliert dadurch jedoch einen kompletten Spielzug. Nach dem Szenario gibt es erst die richtigen Auswirkungen für die Heldentode: So steigt mit jedem Tod eines Helden dessen Chance für Nachteile durch den sog. Todesfluch. Hier erhält der Held Karten mit Nachteilen, die seine Fähigkeiten im nächsten Szenario einschränken. Mit einem Heiltrank lässt sich dieses Manko aber beheben. Todesflüche werden auch nach einem Szenario wieder aufgehoben, d.h. wenn ein Held in einem Szenario mal nicht sterben sollte, hat er danach keine Nachteile mehr.
Nach dem Ende eines Szenarios darf der Gewinner dieses Szenarios auswählen, welches Szenario das nächste sein wird. Lediglich das letzte Szenario, der finale Showdown gegen den Vampirfürsten Fang, ist immer festgelegt.
Anstelle des Kampagnenmodus wird im Regelbuch auch ein Episodenmodus vorgestellt, in dem die einzelnen Szenarien auf andere Art aneinandergereiht werden.
Miniaturen

Die 12 Helden haben sich hier zum Gruppenfoto versammelt und posen vor meiner Kamera!
Die Grundbox von “Arcadia Quest“ bietet 37 tolle, detaillierte Miniaturen (Maßstab: 28 mm), die vom Stil her an eine typische Mittelalter-Fantasy Welt erinnern. Das Besondere aber ist, dass diese sich in einem ungewöhnlichen Anime Style zeigen, was nicht nur niedlich aussieht, sondern auch noch hervorragend passt. Die Plastikminiaturen wurden sehr gut verarbeitet und sind sehr kreativ und abwechslungsreich designt. In der Grundbox sind 12 komplett unterschiedliche Helden und 25 Monster zu finden. Neben dem Endboss, dem Vampirlord Fang, finden wir da noch 6 Goblinbogenschützen, 8 Orks, 2 Schwestern des Vergnügens, 2 Schwestern des Schmerzes sowie den imposanten Figuren des Minotaurus, des Trolls und der Tiermenschen (2x mit Hammer und 2x mit Speeren). Eigentlich hätte ich die grandiosen Figuren gerne mit einer 10 bewertet, doch es gibt da draußen sogar noch imposantere Figuren, so dass ich diesen die Höchstwertung reserviere. An den tollen Miniaturen von Cool Mini or Not, die bei “Arcadia Quest“ (mitsamt Erweiterungen) eingesetzt werden, gibt es aber absolut nichts auszusetzen.

Auf der Gegenseite motiviert Vampirlord Fang seine Horden, bestehend aus Untoten und anderen furchterregenden Ungeheuern.
Testspiel
Die Inhalte der Grundbox von “Arcadia Quest“ bieten viel Abwechslung für zahlreiche Spielstunden. Das Spiel funktioniert hervorragend, egal ob man es zu zweit, zu dritt oder zu vier spielt. Ich kann mir aber durchaus auch vorstellen, dass man das Spiel mit einer paar Anpassungen auch mit noch mehr Spielern oder auch alleine spielen kann. Das Regelsystem hat dies zwar prinzipiell nicht vorgesehen und die Entwickler geben hierzu auch keine Anregungen, ein erfahrener Rollenspieler wird hier aber seine wahre Freude haben eigene Zusatzregeln zu entwickeln und dem Spiel noch mehr Variationen zu verleihen. Das gilt auch für die Szenarien, die prinzipiell auch selbst erdacht werden können. Das Spielprinzip und der Aufbau regen ja regelrecht dazu an das Spiel noch weiter auszubauen, sei es mit den offiziellen Erweiterungen oder eben auch mit selbsterdachten Spielelementen. Schade nur, dass in den Anleitungsheften praktisch keine Anregungen für eigene Spielmodifikationen zu finden sind.
Einziges Manko von “Arcadia Quest“ scheint der langwierige Aufbau zu sein, der auch zwischen den Szenarien immer wieder zu langen Pausen im Spielablauf führt. Man hätte mit Sicherheit auch ein paar der Spielelemente, wie die zahlreichen Tokens zur Darstellung von Türen, Portalen, Items etc. einsparen können, denn diese sorgen nicht gerade für eine Erleichterung der Übersichtlichkeit (was ihrem Daseinszweck auch etwas widerspricht).
Man könnte auch noch spielerische Ungleichheiten, die im Laufe der Kampagnen auftauchen können, wenn ein Spieler ständig Siege davon trägt und seine Helden deutlich stärker als die der anderen Spieler sind, hier anfügen, aber ich sehe den Umstand jetzt nicht so kritisch, schließlich können sich ja im Verlauf des Spiels ja auch kurzfristige Allianzen gegen mächtige Spieler bilden. Darüber hinaus bietet das Spielprinzip für die Teilnehmer ständig neue Möglichkeiten das Spiel zu kippen und wieder aufzuholen.
Veröffentlichung
Wir von Raben Report erhielten unsere Testversion von “Arcadia Quest“ direkt vom Hersteller Cool Mini or Not in der ursprünglichen Version auf Englisch. Das Spiel ist jedoch auch hierzulande auf Deutsch erhältlich. Bei unserem Test verwenden wir des Öfteren die englischen Spielnamen von Figuren und Spielelementen (z.B. heißt der “Vampire Lord Fang“ auf Deutsch “Vampirlord Zahn“) , lasst euch davon aber nicht verwirren. Neben der Basisbox, die alle zum Start benötigten Spielelemente sowie einige Möglichkeiten für Variationen enthält, gibt es vom Hersteller Cool Mini or Not aber noch einige weitere Spielbausteine zu erwerben, die das Erlebnis “Arcadia Quest“ noch weiter ausbauen. So gibt es mittlerweile mit den Boxen “Arcadia Quest: Beyond The Grave“ und dem bald erhältlichen “Arcadia Quest: Inferno“ zwei große Spielerweiterungen ("Arcadia Quest: Inferno" kann auch einzeln ohne das Basisspiel verwendet werden) sowie diverse kleinere Erweiterungen mit vielen unterschiedlichen Helden und Monstern. An erweiternden Spielelementen mangelt es “Arcadia Quest“ also garantiert nicht.
Fazit
Gut zu erlernendes Miniaturen Brettspiel, das mit wunderbar verständlichem Regelwerk und vielen Möglichkeiten zur Erweiterung des Spielerlebnisses aufwartet. Highlights sind neben der tollen Gesamtpräsentation vor allem die hervorragend designten Miniaturen im Anime-Fantasy Stil!
Verlag/ Label: Cool Mini or Not
Veröffentlichung: 00.00.2014
Spieleranzahl: 2- 4
Spielzeit: 60 Minuten (mit Erweiterungen auch mehr möglich)
Altersfreigabe: ab 14 Jahren
Webseite: http://arcadiaquest.com/en/home
Webseite 2: https://www.coolminiornot.com/shop/boardgames/arcadia-quest-core-game.html
Webseite 3: Amazon
Copyright Artikelbild: Spaghetti Western Games; Cool Mini or Not
Copyright andere Bilder: borbarad666
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