KIRKMAN & ADLARD & MOORE & RATHBURN – The Walking Dead – Kompendium 1

So, jetzt ist es endlich soweit! Nachdem ich nun schon ewig alle nur erdenklichen Werke mit dem Medienphänomen “The Walking Dead“ verglichen und auch ein paar Produkte aus dem Bereich vorgestellt habe, werde ich euch heute endlich auch mal das Hauptwerk (sozusagen die Quelle des Bösen ^^) vorstellen. Während vielen Fans vor allem die geniale Serie von AMC bekannt ist, kennen leider weniger Leute die ebenfalls geniale Comicvorlage vom Comicautor Robert Kirkman. Während die “The Walking Dead“-Comics eigentlich zunächst als Einzelausgaben erscheinen, möchte ich euch heute eines der bisher drei erschienenen Kompendien vorstellen, die jeweils acht Einzelbände in sich vereinen und somit wahre Comicmonster von über 1000 (!!!) Seiten ergeben. Allein mit diesem Brocken bewaffnet könnte man sich in der Zombieapokalypse schon gut zur Wehr setzen. 🙂 Sehet und staunet also in den folgenden Zeilen und lauschet meinen Worten zu einer der besten Comicgeschichten, die je das diffuse Licht der Endzeit erblickten:

Handlung

Der Polizist Rick Grimes fällt nach einer schweren Schussverletzung ins Koma und erwacht erst Wochen später wieder im Krankenhaus. Merkwürdigerweise ist das gesamte Hospital menschenleer und alle Räumlichkeiten scheinen überhastet verlassen worden zu sein und das schon vor einiger Zeit. Doch Rick muss nicht lange auf den Grund warten, denn schon bald trifft er auf die wandelnden Toten, die nun in seiner Heimatstadt Atlanta überall herumstreunen. Bevor er überhaupt begreifen kann, was mit dieser Welt eigentlich los ist, eilt Rick in der Hoffnung seine Familie wiedersehen zu können überhastet nach Hause. Doch bis auf die aggressiven Toten scheint die gesamte Stadt verlassen. Lediglich Morgan und sein Sohn Duane, die in einem der Nachbarhäuser neben Ricks Zuhause Zuflucht gefunden haben, scheinen die einzigen lebendigen Menschen weit und breit zu sein. Die beiden klären Rick darüber auf, was in der Zwischenzeit, als er im Koma lag, so alles geschehen ist und Rick erkennt, dass er als einer von wenigen eine Katastrophe überlebte, die fast alle Menschen in wandelnde Leichen verwandelte, die nun nichts weiter antreibt als die Gier nach frischem Fleisch. Doch trotz aller widriger Umstände gibt Rick nicht auf und begibt sich auf die Suche nach seiner Frau Lorie und seinem Sohn Carl, die er irgendwo da draußen in dieser neuen, absolut lebensfeindlichen Welt vermutet….

Zombiegeschichten neu erfunden - eine neue Ära des psychologischen Schreckens nahm ihren Anfang

“The Walking Dead”-Fans merken schon, dass ich mich mit der Handlung der Serie in dieser Rezension noch komplett zurückhalten möchte und nur die allerersten Szenen beschreibe. Wenn wir die Möglichkeit von Cross Cult bekommen euch auch die weiteren Bände von “The Walking Dead“ vorstellen zu können, werden wir hierzu natürlich noch viel weiter ins Detail gehen, zunächst einmal bleiben wir aber bei den Rahmenbedingungen, die erklären sollen warum die Comicreihe “The Walking Dead“ derart genial ist.

Zunächst einmal ist “The Walking Dead” kein klassischer Zombie-Horror, sondern definierte das gesamt Zombie-Genre komplett neu (was auch zahlreiche Nachahmer mit tollen Geschichten mittlerweile bewiesen haben) und erhob es zu vollkommen neuem Glanz und auch deutlich mehr Ansehen bei Kritikern aller Art. Einige Elemente dieses psychologischen Horrors, der sich mehr auf die Konflikte von Menschen innerhalb einer lebensfeindlichen Umgebung (“The Walking Dead” würde auch ohne Zombies funktionieren und das ist eben auch der Clou an der ganzen Sache) konzentriert, als auf den puren, brutalen Horror klassischer Zombie-Geschichten, bekamen wir aber auch schon z.B. bei den Werken des Zombiegroßmeisters George A. Romero zu spüren. Die beklemmende Situation in einem Einkaufszentrum etwa, wo Munition und Nahrung ausgehen, während draußen der Tod in Form von verfaulenden Menschenfressern wütet, kannten wir schon von damals. “The Walking Dead” geht hier nur einen Schritt weiter und begleitet den Leser bzw. den Zuschauer bei der gelungenen Serien Adaption über einen deutlich längeren Zeitraum hinweg.

Eines der Ziele des erfahrenen Comicautors Robert Kirkman (dem wir unter anderem auch die Comicreihe “Outcast“ zu verdanken haben) war es eine Zombieapokalypse von Anfang bis Ende zu zeigen und gedanklich durchzuspielen, ganz im Gegensatz zu den meisten (oder allen?) anderen Zombiegeschichten, die nur einen Abschnitt (meist den Ausbruch der Zombie-Seuche oder einen interessanten Punkt lange nach dem Ausbruch) aus dem ganzen Verfall zeigen. So ändert sich “The Walking Dead” im Laufe der gesamten Handlung (diese ist nicht beendet und wird fortgesetzt) immer wieder sehr stark und setzt immer wieder neue Schwerpunkte, sowohl was den Horror angeht, aber auch was philosophische und gesellschaftskritische Fragen betrifft. Gerade auf diese Punkte würde ich gerne mit euch in kommenden Rezensionen näher eingehen und euch auch die tollen Charaktere (von denen es in “The Walking Dead” so viele gibt) ein wenig näherbringen. Wenn ihr darüber hinaus noch Fragen und Anregung zu weiteren “The Walking Dead” bezogenen Themen habt, lasst es mich bitte in den Kommentaren wissen, denn dann kann ich in Zukunft gerne darauf eingehen.

Zeichnungen

Das erste Kapitel von “The Walking Dead“ unterschiedet sich optisch noch vom gesamten Rest des Comicwerks, denn hier war noch der Zeichner Tony Moore am Werk, der die gesamte graphische Ausgestaltung bestehend aus den Vorzeichnungen, dem Inken sowie für die Kolorierung mit Grautönen verantwortlich war. Der Grund, dass Moore nicht auch die weiteren Kapitel von “The Walking Dead“ ausgestalten durfte war keineswegs sein fehlendes Talent, sondern ein Zerwürfnis zwischen Kirkman und Moore. Für die folgenden Werke waren dann der Zeichner und Tuschezeichner Charlie Adlard sowie Cliff Rathburn für die Grautöne zuständig. Und auch wenn Adlard und Rathburn Moores Stil sehr nahekommen stellt Tony Moores Vorarbeit für mich persönlich doch den optisch imposantesten Teil der gesamten bisherigen Reihe dar. Insgesamt wirkt “The Walking Dead“ auf den ersten Blick graphisch nicht unbedingt spektakulär, der Funke liegt hier aber etwas verborgen im Detail bei der meisterlichen Charakterausgestaltung, vor allem was die Mimik und Gestik der Figuren und ihre damit verbundenen Gefühlsäußerungen angeht. Des Weiteren muss man bei der unfassbaren Masse an Material auch die dennoch sehr hohe Qualität hervorheben. Es stört auch nicht im Geringsten, dass “The Walking Dead“ komplett in Schwarz-Weiß mit Grautönen gehalten wurde, nein eher unterstreicht dieser Look die Sicht auf das Wesentliche, den Menschen im Mittelpunkt der Geschichte und deren Gemütslage, die vor allem in der “Gefängnis-Passage“ (ein umfangreiches Kapitel im “The Walking Dead Kompendium 1“) im Mittelpunkt steht (mehr noch als in der Serie “The Walking Dead“ von AMC) und es mit ihrer Intensität versteht dem Leser die Luft abzuschnüren. Mehr Intensität in Bild und Schrift zu transportieren ist schlichtweg unmöglich.

Polizist Rick Grimes begibt sich im zombieverseuchten Atlanta auf die Suche nach seiner Familie.

Veröffentlichung

Das “The Walking Dead Kompendium 1“ erscheint beim Cross Cult Verlag und umfasst die ersten acht Einzelausgaben des Erfolgscomics. Optisch ist der als Softcover (Format: Höhe: 21,0 cm; Breite: 14,0 cm; Dicke: 5,6 cm) erscheinende Comicband eine echte Wucht, denn mit sage und schreibe 1088 Seiten war der Comic in diesem Ausmaß zu seiner Erscheinungszeit im Jahr 2013 (in Deutschland) eine echte Seltenheit. Mittlerweile gibt es vor allem in den USA jedoch deutlich mehr dieser Omnibus-Ausgaben, die große Teile bekannter Comicreihen umfassen. Die US-Originalausgabe (welche wir zum Vergleich hier haben) besitzt im Vergleich zur deutschen Ausgabe jedoch ein etwas größeres Format, was es auch einfacher macht das große Werk zu lesen. Warum man sich hierzulande für ein kleineres Format entschieden hat, ist mir ein Rätsel, da ich die US-Version hier im Vorteil sehe. Die Druckqualität des “The Walking Dead Kompendium 1“ ist gut, die Papierqualität leider nur mittelmäßig, da die einzelnen Seiten schon sehr dünn sind.

Eine gute Leseprobe findet ihr sowohl bei der Produktseite des Cross Cult Verlages als auch bei Amazon.

Fazit

Der legendäre “The Walking Dead“-Comic wird seinem Hype absolut gerecht und überrascht zusätzlich mit einer phänomenalen Charakterausgestaltung und dem Aufzeigen tiefster menschlicher Abgründe. Allein aus psychologischer Hinsicht ist der Anfang der umfangreichen “The Walking Dead“-Reihe ein wahres Meisterwerk und übertrumpft in dieser Hinsicht sogar die geniale Serien Adaption (die ihrerseits wiederum andere Stärken hat; beide Produkte stehen prinzipiell für sich und stellen enorme Glanzleistungen der Produzenten dar). Unterm Strich habe ich so einen der besten Comics aller Zeiten vor mir, der in dieser Form der Veröffentlichung, als sog. Kompendium, vielleicht nicht die beste Art der Präsentation erfährt, dafür aber auf einen Schlag eine ganze Masse hochwertigster Comickunst preiswert ins eigene Zuhause liefert.

Verlag/ Label: Cross Cult 
Autor: Robert Kirkman
Veröffentlichung: 14.11.2013
Seitenzahl: 1088
ISBN: 978-3-86425-358-4
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Webseite: https://www.cross-cult.de/titel/twd-kompendium-1.html
Webseite 2: Amazon
Webseite 3: http://www.thewalkingdead.com
Copyright Artikelbild: Robert Kirkman, LLC
Copyright andere Bilder: Robert Kirkman, LLC

  • 10/10
    Handlung - 10/10
  • 10/10
    Intensität und Atmosphäre - 10/10
  • 8/10
    Graphische Ausarbeitung - 8/10
  • 10/10
    Charaktere - 10/10
  • 10/10
    Innovation - 10/10
  • 10/10
    Horror und Gore - 10/10
  • 10/10
    Spannung - 10/10
  • 8/10
    Druckqualität und Haptik - 8/10
9.5/10

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