Mass Effect: Andromeda [Playstation 4]

Schwierigkeit: Mittel - Sehr Schwer; New Game Plus: Ja; Spielzeit: 80+ Stunden; Getestetes System: Playstation 4; Spielerzahl: 1 (Singleplayer Kampagne); 4 (Multiplayer-Modus)

“Mass Effect: Andromeda“ heißt der neueste Streich der kanadischen Entwicklerlegenden von BioWare und stellt zugleich auch den neuesten Eintrag der hochgelobten “Mass Effect“-Rollenspielreihe dar. Diesmal schlüpfen wir jedoch nicht in die Haut von Commander Shepard, dem Hauptcharakter der bisherigen drei “Mass Effect“-Teile, sondern müssen uns als Pathfinder Scott bzw. Sarah Ryder beweisen. Lange Jahre wurde gerätselt welches Setting BioWare dem neuen “Mass Effect“ denn nun spendieren würde, denn bisher wusste man lediglich, dass sich der neue Teil nicht um die N7 Legende Commander Shepard drehen wird. BioWare wählt mit “Mass Effect: Andromeda“ nicht den Weg einer direkten Fortsetzung, sondern schickt uns weitab bekannter Welten in die Andromeda-Galaxie, die als Ziel einer großangelegten Besiedelungsaktion das Fortbestehen der kulturschaffenden alliierten Völker der Milchstraße sichern soll. Klingt alles schon mal recht spannend, sehen wir also mal, wie sich der Titel, der für die Playstation 4, die Xbox One sowie für den PC vor kurzem erschienen ist, sonst so schlägt:

Handlung und Szenario          

Um auf Dauer überleben zu können beschlossene die alliierten Völker der Milchstraße ein großangelegtes Projekt zur Besiedelung der Andromeda Galaxie. Im Vorfeld wurden dort bereits durch Langstreckenscans einige potentiell bewohnbare Planeten, die sog. “goldenen Welten“ entdeckt, die nun Siedler vor Ort untersuchen müssen. Das Ganze geht aber nicht von heute auf morgen, denn alleine die Reise durch den Orkusnebel bis nach Andromeda dauert ganze 600 Jahre, eine Zeit, die alle Besatzungsmitglieder der Mission nur im Kälteschlaf überstehen. Während in ihrem ehemaligen Zuhause Commander Shepard gegen die Invasion der Reaper kämpft, ist die Andromeda-Expedition viele, viele Lichtjahre entfernt und was danach in der Milchstraße geschah schon alles längst Geschichte. Die einzelnen Völker reisen dabei separat in eigenen Schiffen zu einem Treffpunkt, einer Raumstation, die ähnlich der Citadel in der Milchstraße einen Anlaufpunkt für alle Völker darstellt. Diese Station mit dem Namen Nexus erreichte den Zielort aber schon eine Weile vor allen anderen, da es bei einer derartig langen Reise natürlich zu Zwischenfällen kommen kann…

Doch bevor das Schiff der Menschen, die Hyperion, überhaupt auf der Nexus eintrifft kommt es bei einer ersten Mission in der neuen Galaxis schon zu einer feindlichen Konfrontation mit einer unbekannten Alien-Rasse, bei der der Pathtfinder der Menschen, Alec Ryder, ums Leben kommt. Eines seiner Kinder (Sarah oder Scott Ryder, das liegt ganz an unserer Wahl, welches Geschlecht wir unserem Hauptcharakter geben wollen) muss nun die Rolle des Pathfinders übernehmen, der die Hauptverantwortung bei der Besiedelung der neuen Welten spielt. Wie schwer dieser Job sein wird, zeigt sich schon bei der Ankunft auf der Nexus, die schon 14 Monate zuvor am Zielpunkt angekommen ist und auf der nach einem Aufstand das heillose Chaos herrscht. Zudem erfahren wir dort, dass von den vier Schiffen der einzelnen Völker lediglich das der Menschen eingetroffen ist, von den anderen fehlt nach wie vor jede Spur. Und als wäre das alles nicht genug, bekommt es unsere Hauptfigur auch noch mit einem merkwürdigen Erbe seines Vaters zu tun, der schon vor dem Aufbruch der Expedition gegen eine der elementarsten Regeln der Galaxie verstoßen hat um die Menschheit auf eine neue Stufe zu führen…

Unsere Aufgabe ist es also nun in diesem Chaos für Ordnung zu sorgen und die wenigen Ressourcen sinnvoll zu verwenden um eine Basis zum Überleben in einer unbekannten Galaxie zu schaffen. Harte Entscheidungen und der ein oder andere Rückschlag werden euch erwarten, doch werden euch auch unbekannte Kräfte und wertvolle Verbündete zur Seite stehen um diese Mammutaufgabe zu meistern.

Die Raumstation Nexus weckt Erinnerungen an die Citadel aus der “Mass Effect“-Trilogie.

Gameplay und Leveldesign

Im Gegensatz zur ursprünglichen “Mass Effect“-Trilogie setzt “Mass Effect: Andromeda“ einen komplett anderen Schwerpunkt. Weg von einer geradlinig inszenierten, hochspannenden Geschichte hin zu riesigen, frei begehbaren Welten auf denen es viel zu entdecken und erledigen gibt. Sehr schnell merkt man “Mass Effect: Andromeda“ an, dass sich ein großer Teil der Spielzeit in diversen Sammelquests und Erkundungen auf spektakulären Arealen verläuft und die Story immer wieder für lange Zeit pausiert. Das macht “Mass Effect: Andromeda“ aber auch einfach zu einem komplett anderen Spiel, einem Open-World Action-Rollenspiel, das auf viel Inhalt setzt, dabei aber einige Einbußen machen muss. Intensive Szenen, wie die gruselige Erkundung des Raumschiffs der Kollektoren in “Mass Effect: 2“ werdet ihr in “Mass Effect: Andromeda“ genauso vermissen wie die bedrohlichen Schlachtfelder, auf denen die Reaper in “Mass Effect: 3“ wüten, denn eine derartige erzählerische Dichte finden wir in diesem Spiel einfach nicht.

“Mass Effect: Andromeda“ wirkt ein wenig wie “Dragon Age: Inquisition“, dass man einfach in den Weltraum portiert hat und dabei nicht alles zu Ende gedacht hat. Zwar passt der farbenintensive Look der bei beiden Spielen verwendeten Frostbite 3 Engine bei der Gestaltung der Welten sehr gut, doch scheint diese sich nicht bei der Darstellung der rasanten Kämpfe zu eignen, die in “Mass Effect: Andromeda“ schnell zu einem heillosen Chaos ausufern. Während wir uns im Team von Commander Shepard noch von Deckung zu Deckung bewegten und unsere Gefährten taktisch einbauen mussten, bleibt einem Spieler in “Mass Effect: Andromeda“ meist nicht mal die Möglichkeit zur Orientierung bevor man schon das Zeitliche gesegnet hat. Zwar baut das Kampfsystem immer noch auf Deckung auf, dieses System funktioniert aber nicht so tadellos, wie es nötig gewesen wäre. So verliert man sich in den großen Arealen schnell, verliert den Überblick von wo überall Feinde auftauchen könnten und so ist meist die schnelle Flucht mit dem Jetpack erstmal die beste Option. Stellung halten? Fehlanzeige. Begleitern sinnvolle Befehle erteilen? Genauso Fehlanzeige, denn die Steuerung der zwei Gefährten, die man in den Missionen mit sich nehmen kann, beschränkt sich auf einfache Kommandos, bei denen man diesen z.B. eine neue Position zuweisen kann. Der Rest, wie der Einsatz ihrer speziellen Fähigkeiten, erfolgt automatisch.

Das Kampfsystem in “Mass Effect: Andromeda“ weist diverse Probleme auf, so dass ein Kampf gegen eine Überzahl von Feinden schnell ins Chaos abdriftet.

Leider ist das Kampfsystem damit schon echt bedenklich, weil Spaß hat man damit als Spieler auch nicht unbedingt. Wir sehen also, dass die Darstellung riesiger fantastischer Welten bei der Entwicklung Vorrang hatte und zumindest hier haben die Entwickler von BioWare voll zugeschlagen, denn die verschiedenen Planeten auf denen wir in “Mass Effect: Andromeda“ landen (und das sind so einige) sind allesamt abwechslungsreich und optisch spektakulär designt. Auf den großflächigen Maps reist ihr dann von einem Standort zum anderen und erkundet dabei die zahlreichen Geheimnisse der Welten, erledigt Quests (meist leider nur stupide Sammelquests) und sammelt Ressourcen (Geld, Mods, Rohstoffe zum Bau von Ausrüstung), scannt die Umgebung wie die Weltmeister (für Forschungspunkte) und stoßt auf Feinde. Unterstützt werdet ihr bei den Reisen von eurem Nomad, einem sechsrädrigen Space-Geländefahrzeug, mit dem ihr auch durch schwer strahlungsbelastetes Gelände gelangt.

RPG-Elemente

Das Action-RPG “Mass Effect: Andromeda“ verwendet viele bekannte Elemente der “Mass Effect“-Trilogie, wie eine Party aus drei Mitgliedern (wobei es insgesamt natürlich mehr Verbündete gibt aus denen ihr eure Gruppe zusammenstellen könnt), ein Beziehungssystem zu den Charakteren (was im Idealfall natürlich in herrlichem Alien-Sex endet ^^), verschiedene Ausrüstungsgegenstände, ein Dialogsystem, bei dem wir aus verschiedenen Antworten (mitsamt emotionaler Komponente) wählen können und Fähigkeitenbäume, die sich nach und nach freischalten lassen. Anders ist in “Mass Effect: Andromeda“ jedoch, dass das Ausrüstungssystem mit deutlich mehr Möglichkeiten versehen wurde, so dass wir im Spiel nicht nur viel mehr unterschiedliche Waffen (die Waffengattungen Sturmgewehr, Pistole, Sniper und Nahkampfwaffe bleiben aber identisch zu den Vorgängern) finden, sondern in einem deutlich umfangreicheren Crafting-System auch mehr rumbasteln dürfen.

Neben unseren Charakteren dürfen wir aber durch das Erledigen von Missionen auch die einzelnen besuchten Planeten aufrüsten, wodurch wir wiederum mehr Ressourcen und andere Boni freischalten.

Der aus London stammende Liam Kosta ist einer der sechs im Spiel verfügbaren Begleiter.

Ein ganz großes Lob muss ich BioWare wieder bei der Ausgestaltung seiner reichhaltigen Welten mitgeben, die auch abseits der graphischen Präsentation in Form unzähliger Gespräche, Schriftstücke, Audiodateien und Kodexeinträgen immenses leisten um das Spiel für interessierte Spieler zu bereichern. Wer hier Interesse hat kann sich, wie einst schon beim glorreichen “Baldur‘s Gate“ in der Bibliothek von Kerzenburg, über die Welt und ihre Bewohner informieren, wie in kaum einem anderen Spiel, was das Spielerlebnis umso lebendiger macht.

Grafik und Sound

Mensch, was hat der Titel im vorherein schon für einen Shitstorm erfahren müssen und dann auch noch ungerechtfertigterweise. Ausgelöst wurde das Ganze durch die angeblich minderwertigen Gesichtsanimationen im Spiel. Der Mist ging sogar soweit, dass verantwortliche Mitarbeiter von BioWare im Internet angegangen wurden. Zunächst einmal eine Entwarnung: Die Gesichtsanimationen von “Mass Effect: Andromeda“ sind vollkommen ok und können sich ohne weiteres mit denen anderer aktueller Spielegrößen messen. Trotzdem erreichen die Gesichter mitsamt ihrer Mimik nicht das hervorragende Niveau von “Dragon Age: Inquisition“, das ebenfalls aus dem Hause BioWare stammt und eigentlich schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat. Warum man in “ Mass Effect: Andromeda“ nicht die gleiche Qualität erreicht, ist mir hier schleierhaft, vor allem da die übrige Grafikqualität das hohe Niveau eines “Dragon Age: Inquisition“ durchaus halten kann. Beide Rollenspiele sehen sich ohnehin sehr ähnlich, was an der Verwendung der Frostbite 3 Engine liegt. So werden Spieler, die beiden Games gezockt haben durchaus erstmal etwas irritiert sein gewissermaßen in einem “Dragon Age: Inquisition im Weltall“ gelandet zu sein.

Was die Soundqualität von “Mass Effect: Andromeda“ betrifft werden uns auch hier, ähnlich wie in den Vorgängertiteln, futuristisch klingende Elektrosounds geboten, die die Atmosphäre des Spiels sehr gut unterstützen. Auch auf bemerkenswerte Melodien, wie wir sie aus der Shepard-Trilogie kennen, müssen wir hier nicht verzichten.

Die deutsche Synchronisation der zahlreichen Figuren ist BioWare gut gelungen und bereichert das Spiel mit unzähligen vertonten Zeilen. Wer auf die noch bessere englische Vertonung steht, kann diese mitsamt deutscher Untertitel auch auswählen.

Multiplayer

Nach dem Überraschungserfolg des Multiplayerparts von “Mass Effect 3“ schufen die Entwickler von BioWare einen spielerisch nahezu identischen Multiplayer für “Mass Effect: Andromeda“. Auch in diesem Multiplayermodus können wir in einem Team aus bis zu 4 Spielern in Form eines Art Horde-Modus auf unterschiedlichen Maps Belohnungen einsammeln, die steigen, je nachdem wie hoch der gewählte Schwierigkeitsgrad ausfällt. Mit diesen Belohnungen (die man auch mittels Mikrotransaktion per Echtgeld erwerben kann) rüsten wir unseren Multiplayercharakter weiter auf und verpassen diesem verschiedene neue Waffen, Rüstungen und Fähigkeiten. Im Multiplayerpart bleiben wir auch nicht auf die Wahl eines Menschen als Spielcharakter beschränkt, sondern können aus verschiedenen Spezies, wie Turianer,Asari, Kroganer usw. wählen, die allesamt andere Eigenschaften und Werte besitzen. Wichtig an dieser Stelle ist auch zu erwähnen, dass wir im Multiplayer-Modus Belohnungen für den Singleplayer-Modus freischalten können. Einen derartigen Einfluss, wie wir es aus  “Mass Effect 3“ kennen, hat dieser aber zum Glück nicht. 

Ein Videospiel, das eines BioWare würdig ist?

Nein. So knapp und hart lautet meine Antwort. Und damit bin ich nicht alleine, denn ein Großteil der Spieler sehnen die Qualität der Spiele, die man früher von den kanadischen Entwicklern gewohnt war, heutzutage nur noch verzweifelt herbei. Doch darauf warten Fans schon lange und so langsam lohnt es sich schon gar nicht mehr in jedem Test eines der Spiele von BioWare die alten glorreichen Zeiten heraufzubeschwören, denn diese scheinen längst vorbei. Das bedeutet aber nicht, dass es BioWare nicht mehr schaffen ein geniales Rollenspiel auf die Beine zu bringen, nein, das nicht, aber die letzten Titel waren alle einfach nur gut und eben nicht genial. Nun, bei “Mass Effect: Andromeda“ begibt sich BioWare nun echt eine Stufe weiter nach unten und begibt sich tatsächlich in die Mittelmäßigkeit, die ihre Spieleveröffentlichungen aufsaugt und in der Nichtigkeit verschwinden lässt. Und das kann BioWare auf jeden Fall besser!

So ist “Mass Effect: Andromeda" unterm Strich ein optisch schönes, großes Weltraumabenteuer mit so mancher Schwäche. Freunde des “Mass Effect“-Universums, die sich darauf einstellen keine derart intensive Story, wie in den Vorgängern zu erleben und Freude am ausgiebigen Entdecken, Sammeln und Entwickeln haben und dabei auch vor der ein oder anderen repetitiven Quest nicht zurückschrecken, die können mit “Mass Effect: Andromeda aber durchaus zahlreiche Stunden gute Unterhaltung finden. Denn eines macht BioWare sehr gut in “Mass Effect: Andromeda: Es setzt sein geschaffenes Universum konsistent fort und fängt den Spieler sofort in der liebgewonnene “Mass Effect“-Welt mit ihrem eigenen einzigartigen Stil auf, so dass sich dieser sofort heimisch fühlt.

Veröffentlichung

“Mass Effect: Andromeda“ erscheint für die Playstation 4, die Xbox One sowie für den PC. Zum Test erhielten wir die Playstation 4 Version, vielen Dank an EA für das Testexemplar!

“Mass Effect: Andromeda“ erscheint auf Konsole als Handelsfassung (auch als Download, aber ihr kenn ja unsere Einstellung zu digitalen Gütern, deswegen erwähnen wir eine derartige Erscheinungsform meist erst gar nicht) in Form einer Standardversion. Vorbesteller erhielten noch Ausrüstungsgegenstände per DLC.

Fazit

“Mass Effect: Andromeda“ bietet ein komplett anderes Spielerlebnis als die ursprüngliche Trilogie und setzt auf eine gigantische Welt voller Möglichkeiten zur Erkundung. Freunde von Loot und riesigen Spielwelten werden hier mehr auf ihre Kosten kommen, als Fans intensiver Spielelemente und einer spannenden Handlung, wie wir sie aus den Abenteuern Commander Shepards kennen. So tut sich BioWare unterm Strich mit dem Release von “Mass Effect: Andromeda“ keinen Gefallen und ein weiterer Stein bricht aus dem Bollwerk des damals zu Zeiten von “Baldurs Gate“ bis “Dragon Age: Origins“ so wegweisendem Entwicklerstudio.

Mass Effect: Andromeda - Accolades Trailer

Positiv:

- spektakuläre, frei begehbare Welten mit gewaltigen Ausmaßen

- großer Spielumfang

- stimmige Welt, die mit unzähligen Hintergrundinfos versehen wurde

Negativ:

- chaotisches Kampfsystem

- diverse kleine Grafikfehler

- erzählerisch ok, aber kein Vergleich zu anderen BioWare-Rollenspielen

Verlag/ Label: Electronic Arts
Veröffentlichung: 23.03.2017
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Webseite: https://www.masseffect.com/de-de/buy?utm_campaign=mea_hd_ww_ic_soco_yt_mea-meabuy-112816-yt&utm_source=youtube&utm_medium=social&cid=27451&ts=1492531079212
Webseite 2: Amazon
Copyright Artikelbild: Electronic Arts
Copyright andere Bilder: Electronic Arts

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