Monster faszinieren uns seit Anbeginn der Zeiten und finden in den verschiedensten Medien Erwähnung. Quell der Inspiration vieler Autoren, Künstler und Designer sind oftmals mittelalterliche Dokumente, die sehr deutlich aufzeigen, wie sehr das damalige Weltbild von der Existenz der verschiedenartigsten Monster und Fantasiekreaturen geprägt war. Auch wir von Raben Report haben uns schon öfter mit diesen Werken beschäftigt (z.B. ”Bestiary - Being an English Version of the Bodleian Library, Oxford, MS Bodley 764”) und auch heute werfen wir mit dem Büchlein “Medieval Monsters“ der Autoren Damien Kempf und Maria L. Gilbert einen Blick in die Vergangenheit. Das Buch bietet dabei nicht nur zahlreiche Abbildungen verschiedenster Monster, sondern beschäftigt sich interessanterweise auch ein wenig mit der Frage, warum die Menschen damals an deren Existenz glaubten.
Inhalt
In ihrem Buch “Medieval Monsters“ stellen uns die Autoren Damien Kempf (ein Historiker mittelalterlicher Manuskripte) und Maria L. Gilbert vom J. Paul Getty Museum verschiedene Monster und Fantasiekreaturen aus der mittelalterlichen Welt anhand historischer Bilder vor. Begleitet werden diese Abbildungen aus dem Mittelalter von begleitenden Texten der Autoren, die näher auf die Hintergründe und Erscheinungsformen der jeweiligen Kreaturen eingehen.
Das Buch lässt sich dabei gut in verschiedene Abschnitte einteilen, die jeweils eine Art von Kreatur bzw. eine Gruppe ähnlicher Wesenheiten zum Thema haben. So werden zunächst menschliche Hybridwesen, wie z.B. die langohrigen Panotii oder die Blemmyea, die keinen Kopf besitzen und deren Gesichter am Körper sitzen, beschrieben. Schon zu Beginn trumpft “Medieval Monsters“ also mit äußerst kuriosen Wesen auf, von denen selbst jemand wie ich, der sich mit diesen Themen regelmäßig beschäftigt, noch nie etwas gehört hat. Aber auch bekanntere menschenähnliche Hybridwesen, wie Zyklopen oder Sirenen werden hier kurz beleuchtet. Man geht auch ein wenig auf die Bedeutung so mancher Wesenheit ein, wie z.B., dass die hundeköpfigen Cynocephaly zur Darstellung wilder, unchristlicher Heiden verwendet wurden. Gerade religiöse Inhalte finden wir auch in den weiteren Abschnitten von “Medieval Monsters“, die sich mit verschiedenen Dämonen bis hin zu Wesenheiten, wie dem Höllenschlund höchstselbst beschäftigen. Aber auch die Furcht und gleichzeitige Faszination vor dem Unbekannten spiegelt sich in der Darstellung von Wesen, die in der damaligen Zeit entfernte, weitestgehend unbekannte Landstriche, wie z.B. Indien, bevölkert haben sollen, wieder. Ganz ähnliche Abbildungen lassen sich auch im Werk “Seeungeheuer Und Monsterfische: Sagenhafte Kreaturen Auf Alten Karten“ finden, wobei hier der Fokus auf unbekannten Gewässern und nicht auf den kaum erforschten Landstrichen liegt. Monster als Kennzeichnungen unbekannter Gebiete auf Karten zu verwenden ist also eine zu dieser Zeit durchaus gängige Praxis gewesen. Einige Monsterbilder dienten aber auch lediglich als hübsche Verzierungen.
Die Bilder
Die über 100 farbigen Abbildungen der mittelalterlichen Bilder zeigen verschiedenste Fantasiekreaturen. Leider war es um die Kunstfertigkeit der Künstler des Mittelalters nicht sonderlich gut bestellt, fehlte diesen doch die alles entscheidende Entdeckung der Perspektive in der Kunst am Ende des Mittelalters bzw. zu Beginn der Renaissance. Einen gewissen Charme kann man den mittelalterlichen Werken aber gewiss auch nicht abstreiten und an Kreativität mangelte es den damaligen Künstlern auch beileibe nicht, wie die mannigfaltigen Fantasiewesen des Bandes zweifelsfrei beweisen. Hin und wieder findet man sogar echte Meisterwerke, wie etwa die verschiedenen in “Medieval Monsters“ enthalten Abbildungen der Tore zur Hölle, die als regelrechte Höllenschlünde eines gigantischen Dämons dargestellt werden und in ihrer Intensität wirklich bemerkenswert erschreckend sind.
Veröffentlichung
“Medieval Monsters“ erscheint bei The British Library Publishing Division als kleinformatiges (Höhe: ca. 19,7 cm; Breite: ca. 15,7 cm) Hardcover Buch mit schön illustriertem Schutzumschlag. Die 96 Seiten des Buches weisen eine sehr gute Druck- und Papierqualität auf. Das Buch ist auf Englisch verfasst worden. “Medieval Monsters“ erhaltet ihr bei der The British Library Publishing Division in Großbritannien oder alternativ auch bei Amazon Deutschland.
Fazit
Zahlreiche bekannte Kreaturen wie Einhörner, Drachen und Greifen finden in “Medieval Monsters“ genauso Erwähnung wie verschiedene Exoten, die kaum bekannt sind. So bietet des Buch einen reichhaltigen Fundus sowohl für Freunde von alten Bestiarien als auch mittelalterlichen Abbildungen. Leider gehen die Autoren in den Begleittexten nicht sehr in die Tiefe, was das Buch aber dadurch auch zugänglicher für Einsteiger in die Materie macht, die sich z.B. als Kreaturen-Designer ohnehin eher vom Aussehen verschiedenster Fantasiekreaturen inspirieren lassen wollen.
Verlag/ Label: The British Library Publishing Division
Autor: Damien Kempf, Maria L. Gilbert
Veröffentlichung: 00.03.2015
Seitenzahl: 96
ISBN: 978-0712357906
Altersfreigabe: unbekannt
Webseite: https://www.bl.uk/shop/medieval-monsters/p-297
Webseite 2: Amazon
Copyright Artikelbild: The British Library Board
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