Es muss um 1986 gewesen sein, als sich die Herren Hess, Heston und Kaylor (Finlay stieß erst etwas später dazu) zusammenfanden, um mächtig Staub aufzuwirbeln. Das Korsett dieses britischen Urgesteins war nämlich Thrash Metal, und zwar in einer (für die damalige Zeit) sehr gewöhnungsbedürftigen Form. Die Rohheit und die verzerrte Artikulierung waren etwas, was man bislang kaum zu hören bekam und ich kann mir aufgrund dessen durchaus vorstellen, dass Virus mit zu den damaligen Verrissen gezählt wurden. Anderseits sorgte dies für eine gute, wenn auch kaum gewollte, Werbung für Liebhaber des gepflegten Lärms, und umsonst zählen Virus nicht zu den Pionieren des Thrash Metal. Die Briten warteten dabei mit Titelgebungen wie "Neo Warlords/Nuclear Gods" oder "Thermo-Nuclear-Thrash" auf, was schon einen gewissen Wink abgab. Man darf nicht vergessen, dass "Pray For War" vor 30(!) Jahren seine Veröffentlichung fand, weshalb dieser Meilenstein mit der heutigen Szenerie überhaupt nicht verglichen werden kann, was übrigens auf die meisten Tonträger zutrifft, die zukünftig unter dem Anhang 'a cult release of the past' hier zu finden sind. Aber Virus hatten auch noch mehr drauf, als nur dreckigen Thrash zu fabrizieren, und so fand sich zum Beispiel mittels "Night Siege" ein futuristisch anmutendes Instrumental ein, welches hervorragend in das teils apokalyptisch anmutende Konzept passte.
Die hier besprochene Neuauflage beinhaltet zudem noch das Werk "Force Recon", welches die Band zwar in gereifterer, aber irgendwie auch gezähmterer Form präsentierte. Dennoch konnte auch hier der ruppig anmutende Thrash gut überzeugen, ohne aber das Debüt zu toppen. Was weitere Alben von Virus betrifft, so sind mir jene nicht geläufig, weshalb ich auch nur die beiden ersten Teile erwähne, die ich einst im kultigen Vinyl hatte. Wer ein Faible für die frühe Zeit des Thrash Metal hat, der wird hier wohl zuschlagen müssen.
Artikelbild Copyright: Marquee Records
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8/10