Court of the Dead: The Chronicle of the Underworld

Freunde nekrotischer Fantasy-Welten aufgepasst: Mit der hauseigenen “Court Of The Dead“-Reihe erschuf sich der amerikanische Figurenhersteller Sideshow Collectibles ein ganzes Universum, das vom Sensenmann und seinen untoten Untertanen beherrscht wird. Angefangen bei hochwertigen Figuren, die die einzelnen Prominenten dieses Totenreichs verkörpern, über viele andere Projekte wie Messeauftritte und Comics, ist bei Sideshow Collectibles schon so einiges im Rahmen von “Court Of The Dead“ geschehen, so dass deren gruselige Totenwelt auch beständig erweitert wird. Heute betrachten wir mit dem opulenten ”Court Of The Dead: The Chronicle Of The Underworld” einen ganzen Almanach, der diese Nekro-Welt und ihre spektakulären Bewohner ganz genau beleuchtet. Was es hier alles zu entdecken gibt, erfahrt Ihr in folgendem Test:

Inhalt

”Court Of The Dead: The Chronicle Of The Underworld” ist zwar bezüglich der Inhalte klassisch in Kapitel eingeteilt, das Buch ist für den Leser gleichzeitig aber auch wie eine Reise in die Totenwelt aufgebaut. Neben den Erläuterungen Eures Totenführers begegnen Euch aber auch immer wieder die spitzfindigen Kommentare von Malavestros, dem Todes-Harlequin mit der spitzfindigen Zunge:

Die Reise ins Totenreich beginnt mit der Vorstellung der Hauptstadt Illverness, welche mit dem gewaltigen Turm Daer-Gholl, in welchem sich auch der Sitz des Gerichts des Todes (also der namensgebende Court of The Dead) befindet, das Zentrum der jenseitigen Welt darstellt. Die Hauptstadt der Toten bietet darüber hinaus aber noch zahlreiche andere wichtige Örtlichkeiten, die sich ebenso vielfältig, wie die Bewohner selbst, die sich aus allen Zeitaltern und Regionen der Erde rekrutieren, darstellen.

Die Totenwelt ist ein Ort voller Möglichkeiten und reich gefüllt mit den spektakulärsten Örtlichkeiten und Institutionen.

Nach der Beschreibung von Illverness folgt in ”Court Of The Dead: The Chronicle Of The Underworld” die Vorstellung der verschiedenen Mitglieder des Gerichts der Toten, welches sozusagen die Regierung des Totenreichs darstellt. Darin befinden sich neben dem Tod höchstselbst ausschließlich dessen Kinder und eigene Schöpfungen.

Neben dem sog. Court of the Dead, der über allen Bewohnern des Totenreichs steht, gibt es noch eine Einteilung der einzelnen Machthaber und Führungspersönlichkeiten der Totenwelt in Form von drei Fraktionen. Diese gliedern die Bewohner grob in “Bone“ (Knochen), “Flesh“ (Fleisch) und “Spirit“ (Geist), was auch deutliche Rückschlüsse auf deren Aussehen und Eigenschaften zulässt, denn während sich in “Bone“ z.B. ausschließlich skelettierte Vertreter der Toten wiederfinden, sind es in der “Spirit“-Fraktion eher Geister und Phantome. Eine jede dieser Fraktionen hat ihre eigenen Führer und andere wichtige Persönlichkeiten, die wiederum Allianzen und Feindschaften zu anderen Faktionen pflegen, was in einem verwirrenden Diagramm mit schon “Game Of Thrones“-artigen Auswüchsen, das die einzelnen Intrigen und Machtkämpfe die hier im Totenreich herrschen zeigt, angedeutet wird. Mit der “Blood“(Blut)-Fraktion, die lediglich aus dem zwölften Kind des Todes, Raevells, besteht, endet die Beschreibung der Fraktionen, wobei es sich bei letzterem um eine kaum greifbares Mysterium mit ganz eigenem Antrieb handelt.

Gethsemoni ist die Tochter des Todes, Königin der Toten, Mitglied des Court of the Dead und Anführerin der “Flesh“-Fraktion.

Im darauffolgenden Kapitel “Mourners Of The Underworld“ geht es um die Beschreibung der Bewohner des Totenreichs, die sich in “Soulborn“, also Verstorbene, die auf der Erde gestorben und anschließend ins Totenreich gekommen sind und “Spiritborn“, also Geschöpfe, die im Totenreich erschaffen wurden, aufteilen lassen. Diese Bewohner des Totenreichs, egal welchen Ursprungs sie nun sind, bewältigen nun verschiedene Aufgaben, wie etwa dem Bau von Gebäuden, dem Handel, der Kunst oder der Bewahrung von Wissen. Der Tod ist also kein Grund mit dem Arbeiten aufzuhören. ? Danach wird uns im Kapitel “Deadmeanor - Crypt Culture & Etiquette“ vom “Leben“ im Totenreich erzählt, das sich bisweilen gar nicht so groß vom dem auf der Erde unterscheidet und verschiedenste Annehmlichkeiten bietet. Von der Kleidung, der Bedeutung der Familie und anderer Verbindungen bis hin zu den Reisemöglichkeiten wird hier so manches Thema vom Leben nach dem Tod behandelt. Im Kapitel “Military - The Thin Dead Line“ geht es dann um die jenseitigen Streitkräfte und deren Befehlshaber, die allen voran zum Schutz der Unterwelt vor unliebsamen Eindringlingen eingesetzt werden. Die nächsten beiden Abschnitte von ”Court Of The Dead: The Chronicle Of The Underworld” erzählen schließlich die Geschichte der Unterwelt unter der Herrschaft des Todes sowie die Entstehung dieser Sphäre, bevor es im Anhang noch ein paar großflächige Artworks, eine Auflistung der an der Buchherstellung beteiligten Autoren und Künstler (mitsamt witziger Portraits, die diese als Untote zeigen ? ) sowie eine Danksagung von “Court Of The Dead“-Schöpfer Tom Gilliland gibt.

Eine neue Welt der Toten

“Court Of The Dead“, erdacht von Tom Gilliland dem Creative Director von Sideshow Collectibles, ähnelt vom Grundprinzip her “He-Man And The Masters Of The Universe”, welches inhaltlich zwar absolut (hehe, bis auf Skeletor vielleicht, der hier perfekt reinpassen würde ^^) nichts damit zu hat, aber eben auch als umfangreiche Welt mit spektakulären Bewohnern designt wurde, um den hauseigenen Figurenmarkt wieder anzukurbeln. Auch “Court Of The Dead“ sieht man diese Ursprungsintention zum Glück absolut nicht an. Tom Gilliland und die beiden Autoren des Buches Corinna Bechko und Landry Q. Walker erschufen mit ”Court Of The Dead: The Chronicle Of The Underworld” einen schönen Grundstein, für eine Welt voller vom Tod und Verfall inspirierter Fantasy, die in erster Linie durch ihre vielfältigen Bewohner auf sich aufmerksam macht, die es dann in Form von hochwertigen Figuren bei Sideshow Collectibles zu erwerben gibt. Eine Auswahl dieser Figuren findet ihr hier:

Death: Master of the Underworld

Gethsemoni: Shaper of Flesh

Malavestros: Death’s Chronicler-Fool

Und mein Favorit, weil er als einzige Figur wirklich echt gruslig aussieht:

The Red Death

Zur weiteren Ausgestaltung der Welt von “Court Of The Dead“ sind ebenfalls schon einige Comics erschienen, die sich als Sammelband mit dem Titel “Court Of The Dead: Grave Tales“ auch erwerben lassen.

Was die Erstellung toller Einzelcharaktere angeht, die von Sideshow Collectibles, wie man es von ihnen ja auch gewohnt ist, als wirklich beeindruckende Figuren/Statuen umgesetzt wurden, gibt es an sich nichts zu bemängeln, mir fehlt es der Welt von “Court Of The Dead“ aber ehrlich gesagt am gewissen Etwas, das diese Fantasy-Totenwelt von anderen abhebt. Die Untoten-Fraktion im Universum von “Warcraft“ zum Beispiel mitsamt der Unterstadt und den Ruinen von Lordaeron besitzt - trotz des Comiclooks – einfach viel mehr Atmosphäre und ist in sich stimmig, genauso wie andere, ähnliche Welten, wie aus den “Dark Souls“-Rollenspielen oder auch anderen Medien (die sich aber meist nur in Teilen einer derartigen Welt widmen). Mir fehlte es bei “Court Of The Dead“ einfach auch an einem groteskeren Gothic-Charme, auch was die einzelnen Artworks und Texte angeht, die mir etwas zu “glattgebügelt“ vorkommen. So bietet mir “Court Of The Dead“ zwar eine reichhaltige und auch sehr vielseitige Untoten-Welt, die in einigen Teilen gut ausgestaltet wurde, das große Ganze scheitert aber an einer unspektakulären Linie. Auch die Darstellung des Todes selbst, enttäuscht mich bei “Court Of The Dead“ sehr, da dieser als eine Art gutmütige Totengottheit, die den seinen mit dem Totenreich eine Zuflucht gebaut hat, dargestellt wird. Mir wäre hier generell einfach mehr Horror und Grusel wichtig gewesen, stattdessen ist “Court Of The Dead“ eine vom Tod inspirierte Fantasy-Welt geworden, der es an einem packenden Konzept mangelt.

Bilder

Die gelungenen Artworks, von denen ”Court Of The Dead: The Chronicle Of The Underworld” wirklich reich befüllt ist, stammen von vielen verschiedenen Künstlern. Trotz unterschiedlicher Techniken und Stile geben sie dem Werk einen homogenen Look, was auch an der zielgerichteten Farbgebung in kühlem Blau, seltener in Brauntönen oder auch klassischem Schwarz-Weiß liegt. Die im Werk enthaltenen Bilder sind allesamt sehr gelungen, teilweise fehlt mir nur ein wenig mehr Groteske, das ist aber dann auch schon wirklich alles an Kritik. Als besonders gelungen möchte ich die passend mit (leichen-)blassen Farben eingefärbten Tuschewerke und auch vereinzelte mit Bleistift erstellte Bilder Sean Andrew Murray’s, David Palumbos hochdetaillierte, realistische Bilder und Ian MacDonalds großflächige Bildkompositionen, die dieser ebenso wie sein eben zuvor genannter Zunftkollege vermutlich mit Öl- oder Acrylfarben verwirklichte, an dieser Stelle unbedingt noch erwähnen.

”Court Of The Dead: The Chronicle Of The Underworld” ist reich illustriert und auch generell ein optisches Highlight.

Veröffentlichung

”Court Of The Dead: The Chronicle Of The Underworld” erscheint beim Verlag Insight Editions mit Sitz in den USA. Da das Buch die Welt einer Figurenreihe von Sideshow Collectiobles behandelt, ist das Buch natürlich auch dort zu bekommen. Hierzulande findet ihr das Werk auch bei Amazon.

Das Werk (Format: Höhe: ca. 28,7 cm; Breite: 24,2 cm) wurde reichhaltig mit Besonderheiten, wie speziell designten Seitenhintergründen, blau gefärbten Seitenrändern, einem Prägedruck an Vorder- und Rückseite sowie einer Banderole, ausgestattet und generell sehr hochwertig designt. Die 192 Seiten weisen auch eine sehr gute Druck- und Papierqualität auf. Das Buch ist auf Englisch.

Fazit

Aufwändig gestalteter, von weitestgehend stimmigen Texten begleiteter Bildband, der eine reich ausgestattete Fantasy-Welt des Todes mit ihren untoten Bewohnern und beeindruckenden Örtlichkeiten, beschreibt. Für mich persönlich fehlen ”Court Of The Dead“ weitestgehend Elemente aus Horror und der Groteske, die dem Universum von Sideshow Collectibles noch mehr Atmosphäre verliehen hätten. Auch das zu unspektakuläre Konzept der Welt hätte einer Überarbeitung von Grund auf gut vertragen können. Das Buch ist aber optisch - und das auch dank zahlreicher gelungener Bilder verschiedenster Künstler - ein echtes Highlight.

Für zahlreiche weitere Eindrücke gibt’s nun noch den Buch-Trailer zu ”Court Of The Dead: The Chronicle Of The Underworld”:

Behold! The Underworld!