Dunkle, groteske Kunst hat es uns auf Raben Report richtig angetan, wir Redakteure tauschen mittlerweile sogar regelmäßig Empfehlungen zu Künstlern der Szene aus. Diese faszinierende, doch auch sehr gewöhnungsbedürftige Kunstform, die ganz ganz sicher nicht jeden anspricht, zeigt Bilder und Kunstwerke, die mit ihren Motiven unter die Haut gehen. Tod, Verfall und Ekel sind oft gewählte Themen der grotesken Kunst, doch überhaupt erst die Kombination mit Erotik/Pornographie und/oder unverdorbener Unschuld oder Perfektion macht das besonders faszinierende an dieser Kunstform aus. Krasse Gegensätze, eigentlich unvereinbare Pole, und damit hin und wieder auch verbundene Gesellschafts- oder Sozialkritik sind immer wiederkehrende Elemente der grotesken Kunst, die sicher für einige Leute überraschenderweise schon eine lange Vergangenheit aufweist, schließlich widmeten sich auch Bereiche der Schwarzen Romantik immer wieder diesem Thema.
Die groteske Kunst umfasst mittlerweile viele Künstler rund um den Globus, von denen einige bereits im “INSIDE artzine“, dem Magazin des Artscum Blog, der sich ganz und gar der Betrachtung der alternativen Kunst verschrieben hat, zu finden waren. Heute möchte ich Euch die mittlerweile 19. Ausgabe des Magazins vorstellen, das für Freunde von schwer verdaulicher Kunst eine wahre Fundgrube darstellt:
Faszination Groteske
Das “INSIDE artzine“, das International Artscum Magazine, ist eines von wenigen Magazinen weltweit, das sich der dunklen Seite der Kunst widmet, die die meisten Leute als abartig, widernatürlich und gegen Sitten und Ordnung gerichtet empfinden und am liebsten wohl auf der Stelle verbieten würden. Zum Glück gibt es aber auf dieser Welt immer Andersdenkende, die die Grenzen überschreiten und die Ergebnisse in verschiedenster Medienform präsentieren. Schon sehr früh wanderte die Groteske in die Kunst und auch Kunstgrößen aller Zeiten, wie Hieronymus Bosch, H. R. Giger und Francisco de Goya widmeten sich dar bannenden Darstellung von Tod, Gewalt und Verfall in einer Weise die gleichzeitig abschreckt, aber den Betrachter auch nicht mehr loslässt. Egal ob man diese Kunstform nun mag oder nicht, eines gilt für jeden: Man kann diese Bilder nicht betrachten ohne dabei starke Gefühle zu haben. Teilweise mögen es gar Empfindungen sein, die uns in Bezug auf uns selbst sogar erschrecken, weil wir womöglich gar Lust bei eigentlich abschreckenden Darstellungen empfinden, die gesellschaftlich verpönt oder gar verboten sind. Groteske Kunst ist Kunst die polarisiert, den Betrachter nicht mehr loslässt und das erklärt zum Teil auch schon ihre immense Faszination. Vielen Menschen – mich eingeschlossen – gefällt diese Art der Darstellung extrem, weil sie mich anspricht und das nicht nur auf künstlerischer Ebene, die eben auch die handwerkliche Machart umfasst, sondern auch weil mich die Motive – so grotesk und abartig sie zum Teil auch sein mögen – sehr ansprechen. Viele Leute finden gar Trost in Todessymbolik und Abbildungen von Monstern, Dämonen und Elementen, die von Tod und Verfall geprägt sind, seien es nun verfallene Häuser oder eine verwesende Leiche. “Schwarze Romantik“, “Halloween“ und “Horror-Filme“ sind Begriffe, die Teile dieser Faszination beinhalten und schon absolut gesellschaftsfähig geworden sind, doch man kann immer noch mindesten einen Schritt weitergehen und somit landen wir dann bei Begriffen wie “Ero guro nansensu“ und “grotesker Kunst“, die hier eigentlich nur noch viel extremere Ausprägungen der zuerst genannten darstellen. Zu erklären, warum wir Menschen uns von solchen eigentlich abschreckenden Thematiken angezogen fühlen und das auch weit über einen Thrill hinausgehen kann, das würde diese Rezension bei weitem sprengen, doch ich hoffe Euch mit meinen Worten zumindest eine kleine Einleitung in das Ganze gegeben zu haben.
Jedenfalls bietet uns das “INSIDE artzine“ – und damit sind wir wieder beim eigentlichen Thema angelangt – einen bunten Rundumblick über verschiedenste Künstler und Ausprägungen der grotesken Art der künstlerischen Darstellung.
Inhalt
Im “INSIDE artzine“ wurden in ihrer langjährigen Laufbahn bereits mehrere Werke von großen wie auch noch eher unbekannten Künstlern der Groteske vorgestellt. Auch Künstler, die ich sehr schätze, wie Kris Kuksi, der einfach unfassbar filigrane und detailreiche Meisterwerke erstellt, der Großmeister des biomechanischen Schreckes, H. R. Giger, oder auch Olivier de Sagazan, ein Mann der es versteht mir wirklich Angst einzujagen, befanden sich bereits in “INSIDE artzine“. Neben den Abbildungen der Kunstwerke verschiedenster Art befinden sich im Magazin auch Interviews mit den Künstlern, verschiedene Texte, Gedichte und Reviews zu Veröffentlichungen aus der Szene.
Auch Ausgabe 19 wartet mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Werken von Künstlern aus der ganzen Welt auf. Besonders gut gefallen haben mir hier das mit Ölfarben erstellte Gemälde der Griechin Christina Trani, die gekonnt die dreidimensionalen Eigenschaften von gezielt platzierten Farbklecksen nutzt, um ein mit Wunden im Gesicht entstelltes, kleines Mädchen auf die Leinwand zu bringen. Gruselige, mit Sackkapuzen verhülle untote Leichname hingegen präsentiert uns der Russe Alexandr Kumpan auf seinem Werk “In The Subway“. “INSIDE artzine“-Herausgeber und Künstler jenzzz präsentiert uns in dieser Ausgabe mit dem Werk “Qual-le“, das im Heft als herausnehmbares Poster enthalten ist, eine Abbildung des menschlichen Gehirns mitsamt Wirbelsäule mit einer Interpretation aus Datenmüll und “schabiger“ Krankheit und das eben in Form einer Tiefseequalle. Der wohl bekanntester Künstler in dieser Ausgabe ist Trevor Brown, der in Form eines großen Specials mit dem Titel “Nippon-o-Maniac“ im Magazin vertreten ist. Seine Werke, die an als eine extrem gewagte Mischung aus Guro und Lolicon beschreiben könnte, könnten provokativer und anstößiger nicht sein. Ergänzend dazu finden wir auch eine Kurzrezension seines Artbooks “Pandora“. Herrlich ungeschönte Kritik bezüglich der Präsidentschaft von Donald Trump bietet uns Karen Fiorito aus den USA in Form von mehreren Bildern und einem Interview im kleinen Special “Trying To Have Some Fun With All The Hate“. Ergänzt wird der Artikel auch durch die Werke anderer Künstler, von denen ich vor allem den Trump aus Wurstscheiben und ner Bananen-Tolle von Asier Sanz echt passend finde. ? Zu Guter Letzt möchte ich noch die “gruslige Geisternonne“ von Paul Cristina mit dem Titel “Living In Fear Among Us“ erwähnen, die durch eine immense Atmosphäre und herrlich abartig gestalteter Gore-Darstellung im Mundraum überzeugt. Neben diesen Künstlern und Werken, die mich persönlich überzeugt haben, befinden sich in “INSIDE artzine“ #19 aber noch viele weitere Kunstwerke und deren Ersteller, die es zu entdecken gibt.
Veröffentlichung
“INSIDE artzine“ erscheint in unregelmäßigen Abständen (etwa alle 1-2 Jahre) als Papermagazin (Format: Höhe: 29,7 cm; Breite: 21,0 cm) in englischer Sprache. Das Magazin existiert bereits seit 1993. Ausgabe Nr. 19 umfasst 60 Seiten in sehr guter Druck- und Papierqualität.
Eine tolle Lesevorschau findet ihr auf der Produktseite von “INSIDE artzine“. Weitere Eindrücke von den im Magazin enthaltenen Werken findet ihr auf der DeviantArt-Seite des Magazins. Darüber hinaus empfiehlt sich auch immer wieder ein Besuch des Artscum Blogs.
“INSIDE artzine“ erhaltet ihr im Shop von Artscum.
Fazit
Ob wir jetzt nen Dachschaden haben oder nicht, wir Liebhaber des Grotesken haben mit dem “INSIDE artzine“ ein Magazin gefunden, das uns wunderbare Einblicke in die künstlerischen Interpretationen der unterschiedlichsten Großmeister und Newcomer dieser gewagten Kunstrichtung bietet. Je nach Ausgabe schwankt natürlich die persönliche Empfindung, da die Vielseitigkeit der gezeigten Werke immens ist und man natürlich nicht alles mag. Grundsätzlich ist das “INSIDE artzine“ aber ein unverzichtbarer Bestandteil der Magazin-Landschaft, da es in dieser Form hierzulande nicht nur nahezu einzigartig ist, sondern eben auch mit zahlreichen hochqualitativen Inhalten und enormer Abwechslung punktet.
Verlag/ Label: INSIDE Artzine
Autor: verschiedene Autoren; Herausgeber: Jenz Dieckmann
Veröffentlichung: 00.00.2017
Seitenzahl: 60
ISBN: N/A
Altersfreigabe: unbekannt
Webseite: https://www.inside-artzine.de
Webseite 2: http://artscum.org/shop/
Webseite 3: http://artscum.org
Copyright Artikelbild: Seungyea Park; INSIDE Artzine
Copyright andere Bilder: Bild 1: Richard G. Davis; Bild 2: Chris Mars