Jedem Freund düsterer Klänge, in Verbindung mit martialischer Schlagseite, sollte der Name Cold Fusion eigentlich ein Begriff sein. Jenes Projekt zählt neben Rukkanor und Krepulec zweifelsfrei mit zu den Aushängeschildern in dieser Tonkunst. Und auch die Szene in Polen ist diesbezüglich in den letzten Jahren mächtig angewachsen, was sicherlich auch ein Verdienst von Marcin Bachtiak ist, der ja bekanntlich nicht nur hinter Cold Fusion steckt, sondern auch Mitbetreiber des Labels Rage In Eden ist. Aber nun zurück zu dem aktuellen Silberling dieses Projektes. "Rundfunktechnische Versuchsanstalt I" (ein experimenteller Funktechnik-Außenposten in Deutschland im Juli 1940) beginnt mit "Parabellum", welches offiziell auf der Split mit Krepulec veröffentlicht wurde und nicht vielen bekannt sein dürfte. Diese lange Darbietung offenbart ihren Reiz erst nach längerer Eingewöhnung, wo sich alsbald ein Hauch der Bedrückung durch das Liedgut zieht, ein alter Gassenhauer und Sprachsamples gehören da zum Klangbild. Schnell wird klar, dass sich diese Atmosphäre mit hoher Wahrscheinlichkeit durch das komplette Werk zieht, und so ist es auch. Darbietungen wie "Battalions" und "Kolberg" sind da keine alltäglichen Darbietungen, sondern wachsen zu recht emotionalen Brocken heran. Klar, hier darf natürlich auch ein stimmiger Stampfer nicht fehlen, der aber auch bereits mit dem folgenden "Birds Of War" in den Startlöchern steht. Unruhe kommt auf, welche aber zwischenzeitlich durch die Hinzunahme einer Akustikgitarre abgefedert wird.
Ehrlich gesagt habe ich nicht gedacht, einen solch starken Auswurf präsentiert zu bekommen. Im Vergleich zu einem Werk wie "Simmetria" ist das Orchestrale hier komplett entschwunden, lässt sich vielmehr in den Anfangszeiten von Cold Fusion ansiedeln. Verstörend und befremdlich sind wohl die besten Umschreibungen für die "Rundfunktechnische Versuchsanstalt I", bewirken doch die hierbei erzeugten Klangdokumente im späteren Verlauf einen finsteren Sog aus Beklemmung, schüren Emotionen und zeigen dieses Projekt von seiner besten Seite. Ein wirklich gutes Album, wobei die Darbietungen aber so gesehen keine neuen sind. Vielmehr bekommt man ältere, rare Stücke geboten, die man so wohl nicht mehr in die Hände kriegen dürfte. Was soll ich da noch sagen? "Rundfunktechnische Versuchsanstalt I" ist eben einfach ein Pflichtwerk für martialische Klangliebhaber.
Artikelbild Copyright: Rage In Eden
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8/10