MORONIC – Interview

Kernige Kost fliegt dem Freund extremer Klänge auf dem Einstand MORONIC's entgegen, weshalb ich mich nicht lumpen lies, die Truppe zu kontaktieren. Frontsau Clausi stand Rede und Antwort bei diesem ausführlichen Interview, welches viele interessante Dinge aufzeigt.

blizzard: Salve erst einmal und Glückwunsch zu einer vorbildlichen Ballerorgie. "Recipes For Disaster" ist ohne Frage eine kraftvolle Angelegenheit. Seid ihr vollkommen zufrieden mit dem Resultat? Wie sind die bisherigen Reaktionen?

Clausi: Erstmal vielen lieben Dank fürs Kompliment. Doch, die harte Arbeit hat sich wirklich gelohnt, denn fast alles daran und darin haben wir in Handarbeit selbst gemacht.Wir  sind wirklich mehr als zufrieden mit dem Resultat und auch die ersten Reaktionen sind bisher alle durchweg nur positiv ausgefallen, was uns wirklich sehr freut und motiviert an dieses Album anzuknüpfen. Also es gab bisher wirklich noch keinen der gesagt hat: Was das für 'ne Scheisse??! – hahaha – eher das Gegenteil ist der Fall! Viele, wie Ihr, sind geradezu begeistert. Da ist man dann schon bissel stolz auf das Erreichte. Wir hatten es uns mit dem Album auch wirklich nicht leicht gemacht, erst das ganze technische Knowhow gesammelt, sogar unseren Proberaum dafür umgebaut, alles selbst aufgenommen und es damit geschafft irgendwie nen eigenen Sound zu entwickeln, den wir auch Live fahren. Der ganze Prozess hatte deshalb fast ein Jahr gedauert. Natürlich gab es dabei auch die einen oder anderen technischen Rückschläge und Herausforderungen zu meistern, bei denen man sich auch beinah fast  in die Haare gekriegt hätte und wir waren selbst äußerst skeptisch, ob das überhaupt nochmal was werden wird. Aber zu unserem Glück haben wir dann die richtigen Leute gefunden, wie das Kohlekeller-Studio, die uns mit unseren Aufnahmen weiterhelfen konnten und was dem Ganzen dann noch den absolut richtigen FÖN aufgesetzt hat, sowie Frank und Nicole von Morbid Generation Records, die uns mit Veröffentlichung und Vertrieb hilfreich zur Seite gesprungen sind.

blizzard: Bei MORONIC sind ja nun nicht gerade Unbekannte am Werkeln. Könnt ihr unseren Lesern einen kurzen Abriss geben, was eure musikalische Vergangenheit betrifft?

Clausi: Wir kennen uns alle schon seit Jahren, kommen alle aus derselben Region, sind eng befreundet und haben alle schon mal über die Dekaden irgendwelche Projekte miteinander am Laufen oder  hatten miteinander musiziert. So war Gianni als „Astaroth“ auch mal Tourdrummer bei MYSTIC CIRCLE. Heinrich basserte Anfang der 90'er zu Gründerzeiten bei CREMATORY und CRACK BRAIN SOCIATY. Beide hatten zusammen dann ne Band Namens AB:NORM mit Felix Stass (Crematory), später auch mit mir (Clausi). Patrick ist unser Jüngster und kommt von den Goregrind-Newcomern WEEPING SKULLS. Hansi und ich (Clausi) trieben bei BLOOD unser Unwesen. Hansi 7 und ich 20(!) Jahre.

blizzard: Was war der ausschlaggebende Punkt für die Geburt von MORONIC?

Clausi: Eigentlich ging der Geburt von MORONIC ein nicht ganz so schöner Anlass voraus. Bei BLOOD ging es zu der Zeit um 2013/14 leider etwas drunter drüber, weshalb Gianni noch kurzer Hand zu BLOOD dazu gestoßen war. Aber die Zukunft für das Speyerer Flaggschiff  war zu der Zeit einfach sehr ungewiss geworden, das Fahrwasser rau und der Kahn taumelte recht angeschlagen, weshalb es dann halt auch leider zum Split kam und Hansi, Gianni und ich schließlich die Band verließen. Die Entscheidung damals fiel keinesfalls leicht. Wenn man so will war das dann der Startschussfür  MORONIC, denn  Hansi, Gianni und ich wollten einfach auch weiter Mucke machen mit ähnlichem Stil. Zur Namensgebung kam es allerdings erst etwas später nachdem Patrick und Heinrich mit ins Boot gestiegen sind und alles auch etwas konkreter wurde. Ich bin aber froh, dass BLOOD dann doch die Kurve gekriegt und mit Martin und Chuck jetzt mit "INFERNO" ein Hammer-Comeback und Paukenschlag hingelegt haben. 20 Jahre und ein halbes Leben in der Band verbinden halt und es ist dann aber auch cool zu sehen, dass es mit der Band endlich den verdienten Weg bergauf geht.

blizzard: Um was dreht es sich eigentlich bei "Recipes For Disaster" und woher bezieht ihr stilistisch/thematisch eure Einflüsse?

Clausi: Eigentlich hatten wir thematisch für das Album kein konkretes Konzept. Die Themen sind frei gewählt und handeln teils von Selbstzerstörung, sinnlosem Hass und Gewalt, teils sind sie sozialkritisch, teils ironisch, sarkastisch, mit schwarzen Humor,aber auch durchaus mal mit dem nötigem Ernst. Die Einflüsse beziehen wir aus Themen des täglichen Lebens, aus einer Welt die gerade vollkommen aus dem Ruder läuft weil augenscheinlich von Geisteskranken regiert wird und man sich fragt, wie das alles weitergehen und wo das hinführen soll.

(Anmerkung: Deshalb auch der Bandname MORONIC (Schwachsinnig/Bescheuert), der sich eigentlich mehr mit der Welt, wie wir sie sehen befasst: Nicht WIR sind bescheuert, sondern DIE WELT DA DRAUSSEN ist es! Im Grunde halten wir der Gesellschaft mit dem Namen den Spiegel vor)

Also alles Rezepte für eine gelungene Katastrophe, zwischenmenschlich, wie auch Global, weltlich, wie geistlich. Stilistisch, denke ich, hört man schon heraus was uns in Vergangenheit geprägt hat und wo wir ursprünglich her stammen. Der gewisse Touch Old-School haftet schon an uns. Der Apfel fällt ja bekanntlich nicht weit vom Birnenbaum.- hahaha. Dennoch war es uns wichtig beim Songschreiben völlig frei zu sein und auch mal was aus dem Bauch raus, vollkommen "bescheuertes" auszuprobieren und mit altbekanntem zu verbinden. Dabei heraus kam dieses Album.

blizzard: "SkullCrusher (Anthem)" und "The Way Of War" pflügen mit viel Groove und einer Portion an Schwere durch die Landschaft, wogegen andere Teile mächtig ballern. Wie würdet ihr euren Stil selbst umschreiben?

Clausi: Als brutal groovy death/grindmadness –hahaha; Wie schon gesagt, uns war es sehr wichtig stilistisch uns zwar in eine gewisse Richtung (Deathmetal/Grindcore/Old School) zu begeben, aber dennoch darauf nicht festzukleben, sondern alles an Einflüssen mit einzubauen die uns gerade  in die Hände fallen. Das gibt dann jedem einzelnen Song einen gewissen Wiedererkennungswert, den viele Bands in ihren Songs heutzutage leider ein wenig vermissen lassen, weil sie vielleicht zu sehr auf einer Schiene fixiert sind und dabei dann einfach ein bissel eben die gewisse Abwechslung fehlt. Uns dagegen treibt die Abwechslung geradezu an und es macht einfach Laune.

blizzard: Wer schreibt die Texte, oder gibt jeder seinen Senf dazu?

Clausi: Die meisten Texte stammen von mir, ganz klar… aber auch von Hansi und Patrick. Im Grunde gibt aber jeder auch mal seinen Senf dazu oder teilt seine Ideen und Wünsche mit. Die Mucke machen wir allerdings ALLE gemeinsam und da legen wir auch Wert drauf.

blizzard:  Welche Story verbirgt sich eigentlich hinter dem komischen "A Frogs Life From Scientific View" und dem nicht minder seltsamen anmutenden "Napalm Boogie"?

Clausi: Hahaha – die Auflösung des Rätsels um den Frosch: Wir sind einfach nur Tierlieb und haben erfahren dass das Leben eines Frosches, aus wissenschaftlicher Sicht, nicht allzu lange währt, wenn er unter den Laster kommt! Das hat uns dann inspiriert den Song darüber zu schreiben – "it‘sshort!" - hahaha. Nein – Es ist völligst Sinnfrei! Wir kamen  einfach auf die Idee nen kurzen Song alla Napalm Death (You Suffer) oder Blood (Head of Deadcat) zu machen und haben dem Ganzen dann einfach ne kleine lustige Story verpasst… Auf dem Album wurde daraus jetzt mehr ein kleiner Sketch, woran man erkennen kann, dass wir uns selbst manchmal doch nicht allzu ernst nehmen. "Napalm Boogie" beschreibt die Sichtweise eines durchgeknallten Bomber Piloten, der nach abgeworfener Fracht seine Opfer buchstäblich zwischen den Einschlägen springen und tanzen sehen möchte (ähnlich wie bei Lucky Luke, wenn er dem Bösewicht zwischen die Beine schießt und Der deshalb tanzen muss)– also ebenfalls völligst Sinnfrei, dafür aber sehr unterhaltsam, hoff ich doch!- hahaha.

blizzard:  Worauf liegt der Fokus beim Schaffen von MORONIC? Wimps aufmischen, einfach die Sau rauslassen, oder mit kernigem Death/Grind die deutsche Szene aufpeppen?

Clausi: In erster Linie geht es bei MORONIC alles um den Spaß am Mucke machen und allem Drumherum. Wir sind selbst Fans, wissen wo es drauf ankommt und wollen coole Songs schreiben, nen geilen Sound haben. Natürlich wollen wir aber auch LIVE Qualität abliefern, denn wir sind definitiv eine LIVE-Band! …da legen wir allergrößten Wert drauf,  und den Mob zum Toben bringen und gerne nen bleibenden Eindruck hinterlassen- das ist hauptsächlich unsere Motivation! Dafür Leben wir und machen die Mucke! Das gelingt uns auch, glaub ich, ganz gut und das nimmt man uns auch ab.

blizzard: Apropo deutsche Szene. Wie denkt ihr über jene und pflegt ihr irgendwelche engen Kontakte?

Clausi: Ja, klar! Ohne diese Kontakte wären wir ja noch immer nicht aus unseren Proberaum rausgekommen. Wir sehen im Osten eine super organisierte Szene, da ist Jeder für Jeden da, da herrscht ein "Miteinander" und die machen unheimlich viel "zusammen", und das sogar Clubübergreifend von Fans für Fans, Konzerte; Festivals und  andere Events. Dort gibt es kaum "Einzelkämpfer", so mein Eindruck, und es ist manchmal unheimlich was die alles auf die Beine stellen...gerade auch wenn Bands zu Gast sind. Das ist grandios! Deshalb haben wir dem SkullCrusher- Heavy Metal Dresden. E.V. nen eigenen Song gewidmet, gerade auch weil wir von ihnen, von der Geburtsstunde an, allen erdenkbaren Support bekommen und die Jungs und Mädels von Anfang an auf uns gezählt haben- und weil es einfach ein geiler Club ist! Im Westen dagegen vermisse ich einen solchen derartigen Zusammenhalt, aber sehe auch dass man es zumindest regional versucht und sich bemüht und dass es jetzt langsam auch beginnt Früchte zu tragen.

blizzard: Es existiert bereits eine Live DVD von MORONIC. Wie kam es zu dieser (doch ehr frühzeitlichen) Entscheidung?

Clausi: Die DVD war eigentlich mehr ein reiner Zufall! Wir waren im September 2016 im SkullCrusher, Dresden zum "Benefiz für krebskranke Kinder" zu Gast und bekamen mitgeteilt, das ZUGABE.TV alle Bandauftritte aus 4 Blickwinkeln filmt und Live ins Netz stellt. Wir waren 2. Band des Abends  und keiner kannte uns bisher und das ist diesem Video super festgehalten, wie wir es schaffen den Saal zu füllen und Stimmung immer weiter zu steigern, bis alles am Schluss am Abtanzen ist. Selbst haben wir unseren Auftritt damals ebenfalls mit unserer Handcamgefilmt gehabt. Als wir das gesamte Material zuhause gesichtet hatten, waren wir derart abgeholt- da war sofort klar, dass man das veröffentlichen muss. Ein klasse Zeit-Dokument der Bandgeschichte. Der Sound kam dafür vom Mischpult und war Hammermäßig von Beta-Sound abgemischt. Den haben wir dann sogar noch gemastert, und die komplette Szenen selbst in mühevoller Kleinstarbeit in Eigenregie geschnitten, das Menü und Inlay, DVD-Disk dazu mit viel Schweiß und Hirnschmalz gestaltet. Herausgekommen ist eine, für das, dass das alles von uns "Laien" zusammengebastelt und selbst gebrannt und bedruckt wurde, richtige Profi-DVD mit nem Hammersound, in, auf 100 Stk. limitierter Handnummerierter Erstauflage! Kreativität ist auch etwas was ich in dieser Band sehr sehr schätze. Wir machen nicht nur Mucke selbst oder nehmen selber auf, sondern machen auch noch fast das ganze Drumherum an Gestaltung selbst.

blizzard: Noch irgendwelche Gedanken zum Ende?

Clausi: Vielen Dank für Euer Interesse an uns und dieses Interview und wir freuen uns wenn wir  Euch "Recipes for Disaster" bald mal Live um die Ohren ballern dürfen. In diesem Sinne: HORNS UP!

Artikelbild Copyright: Moronic

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