KADAVERFICKER – Interview

Wenn die KADAVERFICKER am Werkeln sind, dann kommt Leben in die Bude. Selbige wackelt mitunter mächtig und da die Jungs diesmal enorm abwechslungsreich agierten, so galt es für mich die Fühler etwas ausstrecken. Goreminister stand schneller Rede und Antwort, als mancher seine Flasche leert.

blizzard: Salve nach Dortmund! Euer neuer Hieb scheint gut anzukommen. Wie steht ihr selbst zum Endresultat und gibt es etwas, was euch im Nachhinein stört?

Goreminister: Ja tach auch! Natürlich ist das neue Album erneut ein nekrotisches Meisterwerk, das kann man gar nicht in Frage stellen. Besser geht es nicht! Aber mal ernsthaft; Im Nachhinein findet man immer Stellen die man hätte besser machen können, aber Jörg Uken vom Soundlodge Studio hat einen gigantischen Job gemacht und dabei geholfen unsere bisher bestklingende Platte aufzunehmen. Von daher sind es nur Kleinigkeiten, die aber dem Umstand geschuldet sind, dass man eben keine Wochenlangen Studiosessions absolvieren kann.

blizzard: "KFFM 931.8" erscheint in Kooperation von Rotten Roll Rex und Morbid Generation. Konntet ihr euch nicht auf ein Label einigen, oder was sind die Gründe dafür?

Goreminister: Frank von Morbid Generation wollte sofort und ohne zu zögern die Vinyl-Version rausbringen und Marco von Rotten Roll Rex hatte sich direkt angeboten die CD zu machen. Im Endeffekt ist uns scheißegal wer die Platten rausbringt, solange sie erscheinen. Dass die neue Scheibe jetzt bei den Labels von zwei Typen erschien, die wir mögen und respektieren, passt dann natürlich noch umso besser.

blizzard: Für was steht der Titel "KFFM 931.8"?

Goreminister: Ganz simpel. Die Geschichte hinter der Platte ist, dass wir eine Radiostation besetzen, wobei KF natürlich für Kadaverficker steht und FM für den Sender. 93 ist das Gründungsjahr, wohingegen 1.8 für das jetzige Jahr steht. Es symbolisiert ganz schlicht und ergreifend unser 25-jähriges Bandbestehen.

blizzard: Ihr geht mittlerweile sehr Punk- und Riffbetont zur Sache. Seht ihr das als einen logischen Schritt der Entwicklung bei KADAVERFICKER?

Goreminister: Keine Ahnung. Gibt es eine Entwicklung? Wenn man uns heute (beispielsweise) mit den ersten vier Demos vergleicht, so klingen wir sicherlich wesentlich versierter, aber eigentlich interessiert uns das überhaupt nicht. Logische Schritte gibt es bei uns nicht, da alles aus dem Bauch heraus passiert. Von daher passt es schon, wenn du von Punk sprichst. Auch wenn unsere Musik nicht 100%ig Punk ist, so vertreten wir doch diese Einstellung. Denn hey, immerhin bezeichnen wir uns selbst als die letzte wahre Punkband Deutschlands. Alle zu weich geworden, zu politisch korrekt. Einfach auf alles und jeden scheißen,... das ist unser Ding.

blizzard: Mit "Stuhlgewitter" verlasst ihr ja eigentlich schon so ziemlich die KADAVERFICKER Schiene. Eine Art Experiment, oder gar ein Wink der Zukunft?

Goreminister: Nö gar nicht! Wir denken nur für den Moment und selten über die Zukunft nach. Bei "Stuhlgewitter" wollten wir einfach einen Rechtsrock Song mit linken Texten machen, um Leute abzufucken. "Man kann doch nicht Adolf Hitler singen", haben wir schon einmal gehört. Warum nicht? Selber Schuld, wenn man sich nicht eingehender mit dem Inhalt beschäftigt und nur eine Phrase aufschnappt. Aber ist ja eh so ein Ding der heutigen Welt, Zitate aus dem Kontext reißen und Fakten anders darstellen. Nicht unser Problem! Dient eher dazu, dass wir uns darüber amüsieren.

blizzard:  Inwieweit darf man politische Ansichten in die Musik einbringen?

Goreminister: Wenn man da Bock drauf hat, warum nicht? Wir vertreten ja keine wirkliche politische Aussage, da wir ohnehin Anti gegen alles und jeden sind. Gut, den eben angesprochenen Song "Stuhlgewitter" könnte man als politisch bezeichnen, aber aus dem Grunde haben wir den nicht gemacht. Im Moment der Entstehung geisterte in unseren kranken Gehirnen nur herum, mal wieder ein paar intelligenzresistenten Leuten vor den Kopf zu stoßen.

blizzard: Ohne euch auf die Füße treten zu wollen, aber ihr hattet auch schon mal mehr Zunder auf der Pfanne. Dafür kommt ordentlich Groove zum Einsatz, was ich wiederum sehr gut finde. Kommentare dazu?

Goreminister: Uns kann man nicht auf die Füße treten. Alter, wir haben die Band gegründet um so beschissen wie möglich zu sein und um damit richtig am Nervenkostüm der Hörer zu zerren. Von daher sind wir eigentlich schon viel zu gut und professionell geworden. Aber um auf den fehlenden Zunder zu sprechen zu kommen, wir haben immer seltener Bock auf simples Geprügel. Das gibt es schon zu Hauf, deswegen lautet unsere gestörte Mission den Hörer so gut es geht zu überraschen, zu verwirren und Dinge zu tun, die man so vielleicht weniger von uns erwarten würde. Man kann ohnehin nichts Neues mehr machen, von daher machen wir einfach wonach uns gerade ist. Vielleicht wird die nächste Platte übelstes Lo-Fi Geschepper, vielleicht aber auch Softrock mit Gegrunze. Weiß man nicht. Alles kann passieren.

blizzard: Verdammt viele Split’s zieren euren Wertegang, aber bislang lediglich nur drei vollwertige Longplayer. Wie erklärt ihr euch das?

Goreminister: Weil wir früher sehr oft gehört haben, dass man sich die Scheiße nur maximal 10 Minuten geben kann. Da machen Split-Singles eine Menge Sinn. Außerdem sind wir Vinylfreaks mit dem Ziel die Extremband mit den meisten 7"es in Deutschland zu werden.

blizzard: KADAVERFICKER existiert mittlerweile seit über zwanzig Jahren. Wie fühlt es sich eigentlich an, als alte Hasen gehandelt zu werden?

Goreminister: Wir hätten ja damals nie für möglich gehalten, dass sich der Dreck solange hält, bzw. wir nicht als Eintrag in der Drogentotenstatistik enden. Von daher… gute Frage. Wie fühlt sich das an? Gar nicht besonders, außer dass man nicht mehr so viel Probleme hat, Platten zu veröffentlichen. Irgendwer wird’s schon machen, haha.

blizzard: Gab es mal einen Punkt, wo eure Kreativität zu schwächeln begann?

Goreminister: Ja klar, so eine Phase hat wohl jede Band. Also legt man die Instrumente für ein paar Monate komplett beiseite, spielt vielleicht ein paar Shows und zieht sich gemeinsam nur Alkohol und Drogen rein, dann kommt die Inspiration von ganz alleine zurück.

blizzard: Komischer Humor hat bei KADAVERFICKER festen Bestandteil. Entsteht dieser spontan beim Songwriting, oder schweben da schon vorher gewisse Ideen im Raum?

Goreminister: Es gibt keinen Plan A oder B, sondern nur den Moment. Von daher entstehen die meisten Ideen spontan beim Songwriting und ganz wenige im Anschluss, wenn die Texte geschrieben werden. Aber eigentlich wird immer alles spontan raus gekotzt. Gut, vor den Aufnahmen zu "KFFM 931.8" haben wir vorher zwei, drei Mal geprobt und Ideen gesammelt. Auch eine ungewöhnliche Arbeitsweise, weil wir das zum ersten Mal in 25 Jahren gemacht haben.

blizzard: In der Kürze liegt die Würze, denn längere Songs sind ja scheinbar überhaupt nicht euer Ding. Oder wie?

Goreminister: Ja wie? Hör dir mal "Das Todbringende Schlabbergeziefer vs. Menschenmus Ultra – Runde 2" an. Der Song geht über 7 Minuten. Voll episch und so! Aber eigentlich stimmts. In der Kürze liegt die Würze. Lieber ein geiles Riff nur 4-8 Mal spielen, als zu Tode exerzieren. Manche Bands machen das ja so nach dem Motto "Geiles Riff, lass uns das richtig lang spielen". Dadurch wird das geilste Riff meistens langweilig. Außerdem… Wenn Dir die Songs zu kurz sind, hör sie halt mehrmals hintereinander!

blizzard: Jetzt könnt ihr noch was ablassen…

Goreminister: *Furz*

Artikelbild Copyright: Kadaverficker

Noch keine Kommentare bis jetzt.

Einen Kommentar schreiben