AUN – Interview

"Black Pyramid" klingt nicht nur finster, sondern ist es auch geworden. Dieser kleine Leckerbissen hat sich da recht breit in meiner heimischen Anlage gemacht und ist nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich recht interessant geworden. Logisch, ein Interview mit dem kreativen Kopf musste da her und wer von diesem Werk ebenso fasziniert ist, der sollte hier mal weiterlesen.

blizzard: Stellt euch doch bitte zuerst einmal unseren Lesern vor.

Martin: Ich bin Martin Dumais vom psychedelischen, industriellen, kosmischen Duo AUN, das ich im Jahr 2006 gestartet habe und mittlerweile teile ich die kreativen Aufgaben mit meiner Frau Julie.

blizzard: Worin lag die Inspiration für dieses Werk und wie groß ist der Einfluss von Enki Bilal in Bezug darauf?

Martin: Bilal hat nicht direkt so viel mit dem Album zu tun, aber mehr in der allgemeinen Wahrnehmung der Zukunft. Ich lese Bücher, seit ich ein Kind war und in der Regel haben Künstler, mit einem gewissen Grad von Dunkelheit oder Traurigkeit, in ihrer Arbeit einen Einfluss dabei ausgeübt.

blizzard: Das Cover von "Black Pyramid" steht perfekt zum Inhalt. Siehst Du das genauso oder gab es noch Alternativen?

Martin: Es gibt immer ein starkes Gefühl dafür, was das Visuelle bei den AUN Alben betrifft und es gab eigentlich auch keine Alternativen zu dieser Zeit. Es vermittelt wirklich gut die Art der Musik und das Bild hat tatsächlich geholfen, das Endstadium der Aufnahme und das Abmischen zu unterstützen.

blizzard: Wann hattest Du die Idee einer musikalischen Interpretation von "2095"?

Martin: "2095" ist eigentlich das Jahr des Bilalfilms "Immortal", aber die Inspiration kommt mehr aus Buenos Aires, wo ich vor etwa zehn Jahren war. Die Stadt war im Nebel der "normalen Telefon- und Elektroleitungen", die ein komplettes Durcheinander waren, mit alten und neuen Leitungen auf der jeweils anderen Seite, aufgetürmt vor über hundert Jahren, etwa einen halben Meter dick und an manchen Stellen erreicht die Sonne kaum die Straße, aber ich nehme an, dass es nunmehr korrigiert ist. Die Zukunft wird etwas Ähnliches bringen, mehr und mehr mit Ebenen und Schichten von statischer Elektrizität, Mikrowellen, unzählige Frequenzen sind bei der ständig wachsenden Zahl von elektronischen Geräten vorhanden, all dies mit dem Zusatz von dichter und dünner Luft. Hoffentlich wird es nicht so schlimm werden, wie es die dicke klaustrophobische Atmosphäre in der Musik projiziert, aber es fühlt sich an, als ob es eine genaue Projektion sein könnte.

blizzard: Wie lange brauchst Du, um einen Track fertig zu stellen? Gibt es da einen bestimmten Arbeitsprozess?

Martin: Über einen Tag, manchmal einen halben oder auch bis zwei Tage, obwohl es manchmal ziemlich schnell geht und andere dafür Monate in Anspruch nehmen. Wir versuchen uns die Zeit zu nehmen die wir brauchen, lassen es ruhen und verschieben den Zeitraum für die Fertigstellung. Es gibt keinen spezifischen Prozess, was das erste Instrument betrifft, egal ob eine Gitarre, Percussion oder ein Synthesizer bis zu einem gewissen Grad die Richtung vorgibt. Einige der Sounds sind am Ende so weit von ihrem Ursprung, so dass wir uns oft nicht erinnern, wie jene im Anfang klangen. Da wir die Tracks gesamt mehr wie ein Organismus, als nur ein einzelnes Element fühlen, wird so viel klangliche Veränderung benötigt, um zu versuchen, das Wesen zu erfassen.

blizzard: "Black Pyramid" ist eure erste Arbeit für Cyclic Law. Wie kam der Kontakt zustande?

Martin: Wir machten vor ein paar Jahren Konzerte mit den Bands des Labelchefs Fred Arbour, Visions und Longing For Dawn, und während dieser Zeit sind wir gute Freunde geworden, so dass wir uns sehr geehrt fühlten, als er eine Veröffentlichung auf Cyclic Law vorschlug. Es ist auch toll, mit jemandem persönlich und geografisch nahe zu arbeiten und so fühlt sich "Black Pyramid" mehr wie eine Teamleistung wegen der Nähe und Freundschaft an.

blizzard: Was unterscheidet AUN von anderen Bands?

Martin: Wie kann man sich heute im Genre der Drone / Ambient von anderen Bands unterscheiden. 25 Jahre mit experimenteller, elektronischer Musik gelebt, gearbeitet und musikalisch entwickelt, gibt uns viel Perspektive und Erfahrungen und so ziehen wir die Tatsache vor, dass wir nicht wie andere an Grenzen kommen, sondern versuchen, uns immer ein bisschen weiter und weiter voranzutreiben. Mit dem heutigen Stand unserer Liveshows und neuen Aufnahmen bin ich glücklich damit, dass wir Ambientelemente noch mehr in den Mittelpunkt des Sounds entwickelt haben. Aber eben mit Zugabe von mehr elektrischer Instrumentierung, Rhythmus und Gesang, so dass wir uns im Moment nicht wirklich wie eine Droneband fühlen, sondern nur mehr Musik im Allgemeinen erforschen. Ich denke nicht, dass wir uns mit Hilfe des Ambient wirklich differenzieren können.

blizzard: Bist Du noch in anderen Projekten aktiv?

Martin: Ich habe ein paar Aufnahmen unter eigenem Namen, mehr davon in Kürze. Julie hat Aufnahmen und performt solo als de.i.te. Und ich spiele auch Streicher und Synthesizer im Power-Drone-Trio Ghidrah, Gitarre bei Thisquietarmy und Maggot Breeder.

blizzard: Deine Meinung zu Themen wie Gottheit, dem Übernatürlichen, Zukunft, und Technik?

Martin: Wir haben da keine spezifischen Ansichten oder schnelle Antworten zu jedem dieser Themen parat, die aber tiefgründig und interessant für uns beide sind: für Julie das Göttliche und Übernatürliche und für mich die Zukunft.

blizzard: Welche Themen birgt euer nächstes Album? Gibt es bereits Pläne?

Martin: Unsere musikalische Reise führt uns im Moment auf die Erde, das nächste Album, das Anfang 2011 abgeschlossen sein soll, ist weniger thematisiert, mit vielleicht einem jazzigen, progressiven und sogar rockigen und mittelalterlichen Flair. Aber ich bin mir sicher, wir werden wieder die Inspiration im Nachthimmel sehen.

 

blizzard: Vielen Dank für dieses Interview. Letzte Worte?

Martin: 2012 ist nicht das Ende.

Artikelbild Copyright: Cyclic Law

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