INNER VISION LABORATORY – Interview

Eines der berührensten Werke der letzten Zeit ist INNER VISION LABORATORY mit "Anywhere Out Of This World" gelungen. Mit jenem emotionalen Werk warfen sich mir so einige Fragen auf, die der kreative Kopf, Karol, ohne Umschweife beantwortete. Also, tretet ein und habt Teil an diesem interessanten Schriftwechsel mit einem hoffnungsvollen Projekt.

blizzard: Gratulation zu einer sehr guten Arbeit! Wie sind die Reaktionen von anderen Musikern?

Karol: Hi. Vielen Dank für deine freundlichen Worte und für die Gelegenheit, deine Fragen zu beantworten. Ich muss sagen, dass ich bis zum jetzigen Zeitpunkt sehr viele positive Kommentare und Meinungen zu meinem neuen Album erhalten habe. Ich bin sehr froh darüber, weil "Anywhere Out Of This World" ein sehr persönliches Album und daher auch eine ziemlich wichtige Aufnahme von mir ist.

blizzard: Wer hat das Cover dazu erschaffen? Was kannst du uns darüber sagen?

Karol: Das Artwork wurde von Infamis vom Beast of Prey Label erschaffen. Es basiert auf einer Fotografie, aufgenommen von einem Freund von mir.

blizzard: Existiert ein Konzept auf diesem Album?

Karol: Sicher gibt es ein Konzept und man könnte sagen, dass alles miteinander verbunden ist. Einst lud mich ein Freund zu einer Fotoausstellung ein und die Fotografien wurden von Dokumentaraufnahmen während des Tschetschenienkrieges entnommen. Diese waren von zahlreichen Interviews begleitet, mit Menschen, die den Konflikt überlebten. Das war wirklich sehr bewegend. Es war wirklich ein trauriges und auch sehr inspirierendes Ereignis in meinem Leben zu jener Zeit. Als ich nach Hause zurückkehrte wuchs das Konzept für ein neues Album in meinem Kopf. Ich hatte das Gefühl, nach der Ausstellung mit Wahrscheinlichkeit eines der bedeutendsten und inspirierendsten Themen der musikalischen Schöpfung für mich gefunden zu haben, in Bezug auf die Zeit und die Art und Weise. "Anywhere Out Of This World" handelt um das Aussterben und den Prozess des allmählichen Aussterbens verschiedener Kulturen und ihrer ethnischen Zugehörigkeit, über die zerstörerische Natur der Menschheit als Ganzes. Es ist mein persönlicher Versuch, meine Gefühle darüber auszudrücken, wie ich manchmal das Verhalten der Menschen verachte, die Gewalt und Selbstsucht unserer Art. Ich habe immer noch dieses Gefühl, dass wir alle unsere kurze Lebensdauer wirklich irgendwie als Spezies verschwenden. "Anywhere Out Of This Time" ist so etwas wie der Anruf eines entfernten Beobachters, der danach schreit uns zu helfen, die Fehler unserer Art zu entdecken. Das war die Idee hinter der Musik, aber ich muss auch darauf hinweisen, dass ich immer Musik eher bevorzugt höre, als darüber zu reden, und das ist es auch wahrscheinlich, warum ich eher zurückhaltend bin. Generell ist ein Konzept in der Musik natürlich wichtig, aber das Wichtigste ist doch der Klang. Ich bin ganz sicher kein Anhänger des 'neuen Weges', der so genannten Konzeptkunst, die Musik mit mehr als 20 Seiten konzeptionellen Text, Videos, Performance usw. verbindet. Ich kenne zwar einige Menschen, die es verstehen, dies zu verbinden, aber ich bin keiner von ihnen.

blizzard: "Anywhere Out Of This World" ist ein sehr emotionales Album. Gibt es da ein spezielles Gefühl, wenn man solche Musik erschafft? Wie lange hast du für das Album gebraucht?

Karol: In meinem Fall gibt es immer eine Menge Emotionen beim Prozess der Erstellung der Musik. Selbst wenn ich es vermeiden will und versuche, Musik ohne Emotionen zu schreiben, so würde ich immer daran scheitern, meine eigenen Gefühle von dem Material, das ich erschaffe, zu trennen. Die Gefühle während des Komponierens selbst sind sehr abwechslungsreich und wirklich anders. Es hängt vom jeweiligen Konzept des Titels, Album etc. ab. "Anywhere Out Of This World" ist eher mit traurigen Gedanken gefüllt. Ich war wirklich für eine lange Zeit unsicher, ob ich es überhaupt freigeben sollte. Aber nach einiger Zeit und einer Menge Gedanken entschied ich mich dafür und jetzt bin ich froh darüber. Ich glaube, es war eine gute Idee, weil ich durchweg eine positive Resonanz von Menschen auf der ganzen Welt bekomme. Da der Prozess selbst ziemlich lang war, dauerte es einige Jahre, um das Album fertig zu stellen.

blizzard: "Memorial" ist ein sehr melancholischer Track. Was war die Inspiration dafür?

Karol: Da bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Ich war in einer sehr melancholischen Stimmung während des Komponierens des Werkes. "Memorial" war das erste Stück, welches ich für dieses Album fertig stellte. Seit diesem Zeitpunkt sind es fast 3 Jahre her, so dass ich das dir gar nicht mehr so genau sagen kann. Einige der Inspirationen stammen aber aus verschiedenen Erinnerungen aus meiner Kindheit und ich denke, das merkt man auch in diesem Song.

blizzard: Sehr gut gelungen sind die weiblichen Vocals. Waren diese Interpretationen so geplant?

Karol: Ich mag Ambientmusik mit Gesang wirklich. Auf "Anywhere Out Of This World" habe ich frühere Stimmproben genommen, aber bei meinem nächsten Album namens "Perpetua" gibt es neben Probeaufnahmen auch eine Gastsängerin und meine eigene Stimme dazu.

blizzard: Wie wichtig sind deiner Meinung nach textliche Umsetzungen im Dark Ambient?

Karol: Ich denke, dass textliche Umsetzungen in der Ambientmusik zu mehr Klarheit für das jeweilige Thema verhelfen können und dir das Gefühl geben, sich mehr auf die Musik zu konzentrieren. Solche Samples können auch verschiedene Atmosphären erschaffen, wie vielleicht ein bisschen mehr Literatur einzubauen. Ich mag das manchmal.

blizzard: Warum hast du das Label gewechselt?

Karol: Ich habe das Label deshalb gewechselt, weil Rage in Eden in diesen Tagen mehr für die Richtung Industrialmusik steht und ich hatte aber das Bedürfnis, den Stil mehr zu Ambientklängen zu ändern. Ich glaube auch, dass ich jetzt noch eine bessere Promotion im Vergleich zu anderen Labels, mit denen ich gearbeitet habe, bekomme. In diesem Moment arbeite ich mit zwei polnischen Labels zusammen, welche Beast of Prey und Zoharum sind. Aber ich bin auch offen für andere Labels, da ich nicht das Gefühl habe, dass es eine Notwendigkeit ist, Musik nur über ein bestimmtes Label zu veröffentlichen.

blizzard: Bist du mit deinem neuen Label Beast of Prey zufrieden? Wie kam es zum Kontakt?

Karol: In Bezug auf diese beiden Labels bin ich mit ihrer Arbeit recht zufrieden. Es gibt viele Unterschiede zwischen ihnen, aber das ist für mich OK. Ich versuche normalerweise den Labels die Musik anzubieten, die von der Richtung her auch zu ihnen passt. Das ist alles. Aber ich kann schon sagen, dass zwei weitere Alben auf Zoharum im Laufe dieses und Anfang nächsten Jahres veröffentlicht werden, ich arbeite aber auch an Tribalsachen für Beast of Prey. Die Zeit wird zeigen, was als nächstes passiert.

blizzard: Warst du schon vor INNER VISION LABORATORY musikalisch aktiv?

Karol: Ja, das kann man sagen, bin ich doch mein ganzes Leben bisher musikalisch aktiv. Ich lernte Klavier spielen, als ich gerade mal 5 Jahre alt war (Dank an meine Eltern), beendete zwei musikalische Schulen, und so könnte man sagen, bin ich ein richtig ausgebildeter Musiker. Ich spielte auch Gitarre in einer lokalen Band und sang im Schulchor für 3 Jahre, was nun in ferner Erinnerung scheint. Ich möchte in der Lage sein, so viele Instrumente zu erlernen, wie ich spielen kann. In diesem Moment spiele ich ein Klavier, ein bisschen Gitarre, ethnische Trommeln, Flöten und ich lerne Duduk, ein armenisches Instrument, zu spielen. Ich bin sicher, dass es über die Jahre hinweg mehr davon geben wird

blizzard: Dein erster Kontakt mit Dark Ambient? Was reizt dich eigentlich an solchen Klängen?

Karol: Ich hatte meinen ersten Kontakt mit Dark Ambient vor ca. 9 Jahren und das war, als ich das Cold Meat Industry -Label entdeckte. Ich entdeckte die Alben von Bands wie Brighter Death Now und Heid in diversen Musikläden und beschloss, mehr über diese Art von Musik herauszufinden. Das war etwas anderes als Stile wie Rock, Metal oder Instrumentalmusik, mit denen ich aufwuchs. Ich begann mit den Raison D'etre und Sephiroth Alben und genoss diese Klänge mehr und mehr. Ich würde sagen, dass ich Dark Ambient durch Zufall entdeckt habe, die meisten meiner damaligen Freunde würden mein Interesse an dieser Art von Musik wohl nicht teilen.

blizzard: Was sind die musikalischen und persönlichen Einflüsse von INNER VISION LABORATORY?

Karol: Für mich gab es schon immer viele verschiedene Einflüsse und Inspirationen. Zunächst einmal höre ich verschiedene Arten von Musik, wann immer ich kann und ich liebe die Entdeckung neuer Projekte. Es gibt so viele Bands, Künstler und Menschen, die ich bewundere, dass ich nicht sicher sein kann, hier jeden zu benennen! Aber ich hätte da ein paar bedeutende wie Inade, Herbst9, wahrscheinlich jedes Projekt vom Cyclic Law-Label, Sator Absentia, Yen Pox, - R - A - A - N -, Post Scriptvm, Hybryds, Coil, Dead Can Dance, Sephiroth, Roto Visage, Empusae, Flint Glass, Frank Riggio, Tom Waits, Schriftstellern wie Philip K. Dick, Jacek Dukaj, Robert Anton Wilson, Aldous Huxley, Komiker George Carlin, Produzenten wie Jim Jarmusch, David Lynch, David Cronenberg und viele, viele, viele mehr. Ich finde Inspirationen in Büchern, Filmen, Reisen in die Berge, ebenso wie die städtischen Erkundungen, Interviews, Lesungen und so weiter. Natürlich ebenso im Alltag, wie zum Beispiel beim Trinken von viel Kaffee, während das Rauchen von Zigaretten auch zusätzliche Ideen gibt

blizzard: Polen hat eine große Industrial / Ambient-Szene. Du stehst in Kontakt mit anderen Bands?

Karol: Ich bin in Kontakt mit einigen Künstlern und ein paar anderen Projekten, aber im Moment bin ich nicht mit jedem auf einer gemeinsamen Initiative, bezogen auf kreativer Ebene, wir sind aber gute Freunde.

blizzard: Dark Ambient ist nicht wirklich so bekannt. Woran könnte das deiner Meinung nach liegen?

Karol: Ich denke, es liegt daran, dass die Mehrheit der Menschen in erster Linie zur Standardmusik greift und dies aus einer eher 'klassischen Sicht' hört. Und sie brauchen Instrumente, Melodien, Gesang und vor allem, sie brauchen den Rhythmus. Dark Ambient ist eine harte und schwierige Art von Musik, die Konzentration auf Klänge, viel Fantasie, Freizeit und großes Interesse an Musik im Allgemeinen erfordert. Ich denke, die meisten Leute brauchen keine Musik, die sie in eine Richtung führt oder ihre Stimmung ändert, sie nutzen Musik nur als beiläufigen Hintergrund im Alltag. Ich weiß von vielen Leuten, die einfach nur sitzen und Musik hören und nichts anderes in der gleichen Zeit tun. Für mich ist das Hören von Musik so gut und so angenehm wie ein Buch zu lesen oder einen Film zu sehen.

blizzard: Wie ist deine Meinung zu Power Electronics und Death Industrial?

Karol: Ich muss sagen, dass ich Power Electronics ab und an höre, besonders wenn ich verärgert bin Aber nicht zu oft. Allerdings bin ich kein Fan von Noise und anderen heftigen musikalischen Experimenten.

blizzard: Gibt es noch letzte Worte?

Karol: Vielen Dank, ich freue mich über das Interesse. Nun, sollten wir uns nicht einen guten starken Kaffee gönnen und dabei einige tiefe Frequenzen hören?

Artikelbild Copyright: Inner Vision Laboratory

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