Wir bleiben erstmal beim Thema Dinosaurier und betrachten heute ein weiteres Dinosaurierbuch, diesmal vom moses. Verlag, der sich unter anderem auf Kinder- und Jugendbücher spezialisiert hat. “Das Riesenbuch Der Dinosaurier“, welches ich Euch heute präsentieren möchte, eignet sich auch ganz gut als Einstiegslektüre in diesen Bereich und punktet zudem durch vortreffliche Dino-Abbildungen, nimmt es allerdings mit den Fakten nicht immer so genau, wie wir sogleich im Test erfahren werden:
Inhalt
“Das Riesenbuch Der Dinosaurier“ des Autors Tom Jackson heißt nicht etwa so, weil es einen großen Umfang mit vielen Inhalten aufweist, nein vielmehr bezieht sich der Buchtitel auf das angenehm große Format des Werkes, sowie auf die großflächig präsentierten Dinosaurier-Abbildungen im Inneren.
“Das Riesenbuch Der Dinosaurier“ beschränkt sich auf die Beschreibung von insgesamt 36 Dinosauriern und anderen Urzeittieren aus dem Mesozoikum (der Dimetrodon existierte als einziges Lebewesen in diesem Buch sogar schon zuvor). Unter den beschriebenen Dinos finden sich bekannte Vertreter, wie z.B. Tyrannosaurus rex, Allosaurus, Stegosaurus und Triceratops, aber auch weniger bekannte, wie etwa der etwas kleinere Verwandte von Pachycephalosaurus, Stygimoloch, der für einen Dinosaurier geradezu winzige Microraptor oder auch der gewaltige Fleischfresser Giganotosaurus.
Die Dinosaurier und anderen Lebewesen der Urzeit (z.B. Meeresreptilien und Flugsaurier) werden jeweils auf einer Doppelseite in Form von kurzen Stickpunkten, sowie einer großflächigen Abbildung präsentiert. Leider haben es die beiden Autoren mit den abgebildeten Fakten nicht so streng genommen, was sich in dem ein oder anderen Fehler niedergeschlagen hat. Dabei handelt es sich aber selten um wirkliche Unwahrheiten, sondern eher um kleine Übertreibungen, die sich z.B. in den Größenangaben der Dinosaurier oder der Bewertung ihrer Fähigkeiten niederschlagen. Ich möchte Euch dazu mal ein paar Beispiele geben: Unter der Beschreibung des Allosaurus, einem der gewaltigsten Jäger des Jura, steht, dass dieser als Lieblingsspeise Stegosaurier fraß. Es gibt hier zwar definitiv Beweise, dass Allosaurus Stegosaurier als Beutetiere auswählte, der schwer bewaffnete Stegosaurus stellte für den Allosaurus aber eine derart große Gefahr dar, dass dieser den dornigen Pflanzenfresser wohl nur im äußersten Notfall, wie etwa bei Nahrungsknappheit, angegriffen hat. Bei den fossilen Überresten eines Allosaurus wurden auch eindeutige Spuren einer schweren Verletzung durch einen Stegosaurus gefunden, die beim Allosaurus im Nachhinein sogar zum Tod führten. Richtig merkwürdig wird es allerdings bei der Beschreibung des Deinonychus, dem großen Vetter des Velociraptors, von dem behauptet wird, seine mit Federn behafteten Arme würden es ihm ermöglichen steile Abhänge hinaufzuflattern. Es gilt mittlerweile zwar als gesichert, dass auch Deinonychus über eine Befiederung aus Protofedern verfügte, zu flattern oder gar zu fliegen ermöglichte ihm dies allerdings noch lange nicht. Nicht mal vom Archäopteryx oder Microraptor weiß man, ob diese überhaupt in der Lage waren sich aus eigenen Kraft in die Lüfte zu befördern, viel mehr gehen die Wissenschaftler davon aus, dass diese als hervorragende Kletterer Bäume bestiegen und anschließend mit ihren Flügeln im Gleitflug in den urzeitlichen Wäldern große Distanzen zurücklegen konnten. Es gibt zwar ein paar neuere Hinweise, dass sich Jungtiere des Deinonychus möglicherweise in die Lüfte erheben konnten, für ein erwachsenes Exemplar gilt dies aber noch lange nicht. Und auch die Behauptung, dass das Urkrokodil Sarcosuchus mit einer Länge von 12 Metern das länge Krokodil aller Zeiten war ist wahrscheinlich falsch, dieser Titel gebührt mit einer erstaunlichen Größe von bis zu 17 Metern dem monströsen Purusaurus, einer Art Ur-Kaiman. Und auch die Angabe, dass Sarcosuchus` Beikraft die des T. rex um das Doppelte überragte ist so nicht richtig, denn das Urkrokodil, dass diese kräftigen Kiefer trug, heißt nun mal Deinosuchus.
Trotz dieser Macken sollte man “Das Riesenbuch Der Dinosaurier“ aber nicht vorverurteilen, schließlich würde ich mal schätzen, dass 95% der im Buch enthaltenen Angaben stimmen. Genauere Recherche seitens des Autors hätte aber auch definitiv nicht geschadet!
Wirklich dramatisch sind diese kleinen Ungereimtheiten also nicht und reihen sich vielmehr in die lange Reihe von “nicht so ganz korrekten“ Angaben ein, von denen sich im Internet zum Thema “Dinosaurier“ (und nicht nur dazu 😊) ja ausreichend finden lassen. “Das Riesenbuch Der Dinosaurier“ ist also ganz bestimmt kein Werk für Paläontologen, sondern richtet sich mit den groben Beschreibungen der Dinos im Stichpunktformat an Kinder und Jugendliche mit erstem Interesse an den fantastischen Lebewesen der Urzeit, die auch mal verschmerzen können, wenn sich hier vereinzelt nicht ganz 100%ig korrekte Informationen mit in die ansonsten anschaulich präsentierten Angaben mischen. Und darüber hinaus sind es ohnehin die tollen Dinosaurier-Abbildungen (darunter auch eine sehr anschauliche Weltkarte mit den jeweiligen Fundorten der Dinosaurier-Fossilien am Ende des Buches), die “Das Riesenbuch Der Dinosaurier“ zu einer Empfehlung machen. Lasst uns im folgenden Abschnitt hier gleich mal genauer drauf eingehen:
Bilder
Die großformatig auf jeweils auf einer Doppelseite präsentierten Abbildungen der 36 in “Das Riesenbuch Der Dinosaurier“ präsentierten Dinosaurier stammen vom Künstler Rudolf Farkas, der hier einen wirklich tollen Job gemacht hat! Seine Bilder digitalen Ursprungs zeigen die einzelnen Dinosaurier bzw. Urzeitlebewesen nach dem neusten Kenntnisstand der Paläontologie und stellen für mich den Hauptkaufgrund dieses Werkes dar. Gerade Freunde der Paleo-Art sollten also unbedingt mal einen Blick in “Das Riesenbuch Der Dinosaurier“ werfen! Rudolf Farkas Dinosaurier wirken – auch durch ihre feine schwarze Umrandung – sogar ein wenig plastisch, was durch die gelungene Schattierung und die naturnahe Nachbildung der Hautstruktur der Urzeitbewohner mitsamt ihrer Stacheln, Hörner und Knochenplatten noch unterstützt wird. Lediglich der Umstand, dass man bei der Kolorierung den digitalen Ursprung mitsamt einer leichten Blässe und Unschärfe nicht vermeiden konnte, wirkt sich leicht negativ auf die Werke des Künstlers aus. Traditionell erstelle Arbeiten sind und bleiben in fast jedem Fall also im Vorteil.
Veröffentlichung
“Das Riesenbuch Der Dinosaurier“ erschien im Jahr 2016 bereits in England unter dem Titel “The Magnificient Book Of Dinosaurs“, bevor es das Werk dieses Jahr dank dem moses. Verlag in lokalisierter Version auch zu uns schaffte. Das großformatige (Höhe: ca. 37,6 cm; Breite: ca. 27,8 cm), gebundene Hardcover Buch umfasst 80 Seiten in sehr guter Druck- und Papierqualität.
Von Tom Jackson erschienen beim moses. Verlag mit "Das Riesenbuch Der Wilden Tiere" und "Das Riesenbuch Der Meerestiere" noch weitere Werke aus der Reihe mit Schwerpunkt auf der Vorstellung anderer Tiergruppen.
Fazit
Trotz verschiedener inhaltlicher Macken überzeugt “Das Riesenbuch Der Dinosaurier“ durch Zugänglichkeit, ansehnlicher, großformatiger Verarbeitung und tollen Dino-Bildern des Künstlers Rudolf Farkas. Somit empfiehlt sich das Buch insbesondere für Jung-Paläontologen und Freunden von Paleoart.
Verlag/ Label: moses. Verlag
Autor: Tom Jackson
Veröffentlichung: 07.03.2018
Seitenzahl: 80
ISBN: 978-3897779785
Altersfreigabe: ab 8 Jahren
Webseite: https://www.moses-verlag.de/das-riesenbuch-der-dinosaurier.html
Webseite 2: Amazon
Webseite 3: http://www.rudolfart.hu/index.html
Copyright Artikelbild: moses. Verlag GmbH; Rudolf Farkas
Copyright andere Bilder: moses. Verlag GmbH; Rudolf Farkas
Gesamtwertung
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8/10