SUTCLIFFE JUGEND – With Extreme Prejudice

Sutcliffe Jugend ist in Sachen harscher Electronic fraglos eines der extremsten Projekte und die Abbildung einer blutigen Rasierklinge lässt eventuelle Schmerzen erahnen, die vielleicht in Kürze den Hörer in gelegentlichen Wellen heimsuchen. In diesem Sinne: Augen zu und durch. Und zack, du spürst jeden feinen Schnitt, der sich brennend durch das Fleisch zieht und blutende Wunden hinterlässt. Mir kommen Wörter wie krank und abnormal in den Sinn. Gibt es eigentlich richtige Lärmfetischisten da draußen? Wenn ja, dann darf genau jene Zielgruppe sich auf ein Tänzchen freuen, wohlgemerkt in einem abgelegenen Kämmerchen, um nicht vom entsetzten Otto Normalverbraucher brutalst erschlagen zu werden. Sutcliffe Jugend waren zweifelsfrei schon immer recht krass drauf, zumindest was das Musikalische betrifft, und mitunter hat es gar den Anschein, dass man nur existiert, um musikalische Extreme bis aufs Äußerste auszureizen. Das konnten die Burschen schon immer ganz gut und bereits der recht lange Opener bringt so manche Nervenzelle zum Platzen – wie viele überleben werden, ist eine Frage der Tagesform. Dennoch will ich "With Extreme Prejudice" keinesfalls als blankes Terrorprodukt verunglimpfen, kommen doch zudem tatsächlich recht verträgliche Kaliber zum Vorschein. Spontan fallen da "Beaten" und "Lucky" auf, wobei Letzteres aber variabler hätte umgesetzt werden sollen. Natürlich gibt es ebenso Kost zum Haare raufen und zum abgedrehten Samba in der Geschlossenen mag vielleicht ein "I Want To Kiss This Sick, Sick World Goodbye" taugen, was mich fast schon wieder dazu verleitet, hier das Wort 'Terror' zu gebrauchen. Auch das folgende "Death Of A Post Christian Humanist" ist nicht gerade nahe am musikalischen Anspruch anzusiedeln, vermittelt dennoch einen überaus beklemmenden Charakter, wogegen "Oblivion" schon fast als stilfremd zu bezeichnen ist. Da scheint man wohl tatsächlich variable Muster für sich entdeckt zu haben.

Trotzdem. Mit seiner stolzen Spieldauer offenbart sich dieser Ausbruch gelegentlich zum blanken Nerventest und viele werden daran jämmerlich scheitern. Nur wer in die harschen Klänge mit Leib und Seele verliebt ist, sollte sich an das Werk heranwagen, in welchem es nur selten Kompromisse gibt und Sutcliffe Jugend abermals lautstark verkünden, nur begrenzt von ihrem musikalischen Wahn abzuweichen. Was bleibt, ist richtig harter Tabak, der allerdings ab der zweiten Hälfte tatsächlich verträglich und konsumierbar wird. Wenn das ein Wink für die Zukunft ist, werden Sutcliffe Jugend und ich vielleicht noch ganz dicke Kumpel.

Artikelbild Copyright: Cold Spring Records

  • 6.5/10
    Gesamtwertung - 6.5/10
6.5/10

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