Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie in einem stilistisch doch arg eng gestecktem Genre wie dem des Dark Ambient ab und an auch unerwartet eine Köstlichkeit zum Vorschein kommt. Jene hört in vorliegendem Fall auf den Namen Rasalhague, auch bekannt als ein Stern im Sternbild Schlangenträger. Mit Malignant Records dürfte dieses Projekt ordentliche Rückendeckung erhalten, treten doch mitunter viele Projekte nicht aus ihrem Schatten aufgrund verkehrter Labelwahl. Nicht so in diesem Fall, aber der Reihe nach. Ein gewisser Kerry Brand ist es, der den Stücken hier Leben einhaucht und "Rage Inside The Window" stellt dabei nach einer eigenen Selbstveröffentlichung zugleich auch das offizielle Debüt von Rasalhague dar. Basierend auf einer wahren Geschichte ließ man sich von der Begebenheit eines jungen Mädchens inspirieren, welches von seiner gedanken- und gefühllosen Mutter regelrecht im Schmutz eingesperrt war und viel Elend durchmachte. Ein recht nachdenklicher Aspekt und man sollte in der heutigen Zeit wirklich froh sein, dass Wände nicht sprechen können. Das im blutroten Digipak erschienene Werk offenbart sich entsprechend als ein Trip in desolate Klangwelten, in denen sich gelegentliche warme Eingebungen einen beständigen Kampf mit finstersten Drohnen liefern. Auch wenn der Musiker hierbei ab und an auch harsche Elemente einbringt, so ist "Rage Inside The Window" aber zweifelsfrei dem Dark Ambient zuzurechnen, wobei es dann entsprechend ungemütlich zur Sache geht und kein Platz für die schönen Dinge im Leben gewährt wird.
Intensiv bedrohliches Pulsieren baut sich bereits mit dem Opener auf, lässt aufhorchen und schürt zugleich Ängste auf das da noch Kommende. Und richtig, scheint doch das Biest mit "Squalor Prison" Fleisch anzunehmen, zum Ende hin gar personifiziert wirken. Ist man bei der dritten Darbietung angelangt, sind schon längst dunkle Wolken aufgezogen, scheint doch auch jene Darbietung lediglich darauf bedacht, das Gemüt des Hörers zu schädigen. Gleich einem brodelnden Kessel, angereichert mit Verstörtheit und krankem Gedankengut, nimmt das Album den Hörer gefangen und zeigt eindrucksvoll die dunkle Seite der menschlichen Psyche auf. Die beiden letzten Stücke tragen dann nochmals ungeheuer dazu bei und exzellentes Kopfkino macht sich breit. Daraus resultiert der Fakt, dass "Rage Inside The Window" ein Werk ist, welches sich beständig steigert und zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen lässt.
Lange musste ich überlegen, welche Band wohl als Referenz herhalten darf und auch wenn es hier etwas kühler und bedrohlicher erscheint, so sollten sich Anhänger von Atrium Carceri angesprochen fühlen. Für ein Debüt verdient diese Scheibe mehr als nur etwas Respekt und man darf gespannt sein, was die Zukunft für dieses hoffnungsvolle Projekt bereithält. Aber seid gewarnt: Was sich auch immer hinter dem abgebildeten Fenster verbirgt, Freunde düsterer Klangwelten sollten einen Einblick wagen. Was bleibt ist die bange Frage der Wiederkehr, eure Seele ist nämlich schon jetzt verloren.
Artikelbild Copyright: Malignant Records
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9/10