TOBIAS KÖNEMANN – Aus Tod wird Heimat (Limitierte Edition)

Groteske/Dunkle Kunst, Schwarze Romantik und eine dicke Portion Gesellschaftskritik - mit einer Kombination dieser Begriffe lassen sich die Werke des deutschen Künstlers Tobias Könemann, dessen Artbook “Aus Tod Wird Heimat“, wir uns heute genauer anschauen werden, recht gut beschreiben. Dieses Buch soll dieses Jahr den Auftakt in unserer Artbook-Sparte einläuten und - wie wir im Verlauf des Tests sehen werden - ist “Aus Tod Wird Heimat“, das beim Pandämonium Verlag erscheint, für Liebhaber dieser eben genannten Kunstsektoren, ein durchaus empfehlenswerter Vertreter, wenn er auch nicht ohne ein paar störende Macken präsentiert wird:

Inhalt

Tobias Könemanns “Aus Tod Wird Heimat“ gliedert sich in fünf Kapitel, die unterschiedlichen Themen gewidmet sind und jeweils aus einer Kombination aus Bildern/Fotos (vorrangig aus den Jahren 2009-2013) und Texten des Künstlers bestehen. Für ein Artbook ist der Textanteil recht hoch, was allerdings auch daran liegt, dass die unterschiedlichen Textarten zentraler Bestandteil des Werkes sind und die Botschaft der Bildwerke erweitern. Leider trifft in diesem Fall der Autor und Künstler für mich nicht immer ins Schwarze und zieht mit seiner Kritik an der Gesellschaft so manche Hingabe und Errungenschaft von Einzelpersonen und der Zivilisation im Ganzen zu sehr in den Schatten. Wie man Könemanns kritische Ansichten einordnet, bleibt selbstverständlich jedem selbst überlassen, ich selbst teilte allerdings viele Ansichten des Künstlers, bin im Laufe der Zeit aber darüber hinausgewachsen und kann diese nun als “überarbeitet" einstufen. In einem Teil der Fälle gehe ich allerdings mit Könemanns Ansichten nach wie vor vollkommen d’accord, wie z.B. in einem Abschnitt in Kapitel zwei des Buches, der sich mit Menschen beschäftigt, die immer wieder Langeweile verspüren und die sich aus diesem Grund um nahezu jeden Preis mit irgendwas schnell verfügbarem, schnelllebigem beschäftigen, um sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen und so gerne auch mal Menschen ohne Langeweile parasitär auf den Geist gehen.

Beispiele zu Könemanns düsterer Weltsicht ziehen sich durch die ersten vier Kapitel von “Aus Tod Wird Heimat“. So werden im ersten Kapitel “Das Jahr Ohne Frühling“ die Konditionierung und der Innere Antrieb des Menschen behandelt, wo Tobias Könemann zwar einige gute Ideen bezüglich der Entstehung psychischer Störungen mit einbringt, aber auch hier im Endeffekt die Kritik zu einseitig ausfallen lässt.

In Kapitel 2 “Dröglichter“ räumt Tobias Könemann mit den Moralvorstellungen von uns Menschen auf, wohingegen sich das dritte Kapitel “Sturm Als Signal“ interessant mit einer Analyse zur Bedeutung von Träumen und einer passenden Geschichte beginnt, allerdings dann aber erneut zu sehr in der Gesellschaftskritik verkommt. Man beachte hierzu doch einfach nur die frühen Werke von Sigmund Freud und widerlegt somit Könemanns Ansichten schon im Ansatz.

Beleuchtet man den Erfolg von Plattformen, wie DeviantArt und Kickstarter und dem Engagement der vielen kleinen Künstler und Kunstförderer, so kann ich Tobias Könemanns harte Kritik am Umgang mit der Kunst an sich ebenfalls absolut nicht nachvollziehen. Zwar mag sich seine harsche Kritik auf die sich zum Teil arg selbst in den Himmel lobenden, “bekannten Kunstgenres“ beziehen, die eben angedeutete, immer stärker werdende Wertschätzung von Kunstarten, wie der Konzeptkunst, der Grotesken/Dunklen Kunst, Kunst die von Normen und Regeln abweicht usw. usw. läutet meiner Meinung nach aber ohnehin eine Auflösung der von Könemann benannten Probleme ein. In weiteren Abschnitten des 4. Kapitels “Mandragora“ rechnet der Autor und Künstler unter anderem dann noch mit dem neueren Umgang mit psychischen Störungen in unserer Gesellschaft ab, wobei hier behauptet wird, dass sich immer mehr Menschen mit diesen brüsten, was ich absolut nicht nachvollziehen kann und nach wie vor eine immense Stigmatisierung in diesem Bereich vorfinde.

Im abschließenden Kapitel “Die Beseelten Bücher“ finden wir verschiedene Werke Könemanns, mit denen andere Buchtitel des Pandämonium Verlages illustriert wurden. Auf der letzten Seite finden wir zudem noch ein kurzes Künstlerportrait.

Während ich mit Könemanns Texten inhaltlich nicht immer einverstanden bin und diese generell in “Aus Tod Wird Heimat“ in dieser Menge auch absolut nicht als Bereicherung empfinde, sieht das mit den Bildern des aus Deutschland stammenden Künstlers ganz anders aus:

Könemanns "Sinister" ist definitiv eines der Highlights von "Aus Tod Wird Heimat" und an Intensität kaum mehr zu übertreffen!

Die Werke

Was mich zunächst bei meiner Recherche angelockt hat, waren Tobias Könemanns Graphit- und Tintenzeichnungen, auf denen der talentierte Künstler so manche makabere Szene festhält. In ihrer Machart und Konzeption erinnern diese Werke regelrecht an mittelalterliche Kupferstiche. Aber auch mit Ölfarben und dem Fotoapparat weiß der aus Deutschland stammende Künstler umzugehen, wie er in “Aus Tod Wird Heimat“ mehrfach beweist. Ein Bild, das besonders eindrucksvoll ist, begegnet und schon auf den ersten Seiten von “Aus Tod Wird Heimat“: Auf “Sinister“ aus dem Jahr 2010 sehen wir zwei sich im Mutterleib befindliche Zwillinge, wobei der den Betrachter finster anblickende, eine Knabe sich genüsslich an seinem längst ermordeten Bruder labt. Ein weiteres meiner Lieblingsbilder aus “Aus Tod Wird Heimat“ mit dem Titel “Honigdiebe“ zeigt zwei Skelette, die sich an den Bienenstöcken einer Imkerei am süßen Lebenssaft bedienen. Für mich eine interessante Kombination aus Leben und Tod, die gerade in der Grotesken Kunst einen wesentlichen Bestandteil darstellt. Was die bedrückende Atmosphäre angeht, stehen bei mir die beiden Ölgemälde “Chamber“, dass bei der Darstellung des Ofens/Krematoriums mit einer beeindruckenden Plastizität aufwartet und “Communion“, auf dem wir reihenweise maskierte, schwarzgewandete Mönche in einer Kirche vorfinden, im Vordergrund.

"Communion" 2010.

So, wo ist nun aber die Verbindung zu Tobias Könemanns kritischen Texten? Nun, das ist der Punkt, ein direkter Zusammenhang ist für mich nicht immer gegeben, vielmehr laden die Bilder für mich viel mehr zu eigenen Interpretationen und Überlegungen ein und drängen sich dem Leser/Betrachter damit auch nicht so auf.

Die in “Aus Tod Wird Heimat“ enthaltenen Bildwerke Könemanns werden mal großflächige auf einer gesamten Seite, mal zusätzlich als vergrößerte Teilausschnitte, mal in kleinerem Format, doch immer so, dass sie ihre volle Wirkung entfalten können, präsentiert.

Veröffentlichung

“Aus Tod Wird Heimat“ erscheint beim Pandämonium Verlag als Softcover Artbook (Format: Höhe: 29,6 cm; Breite: 290,8 cm). Das 76 Seiten umfassende Werk weist eine sehr gute Druck- und Papierqualität auf.

Zusätzlich zur Standardausgabe ist auch eine streng limitierte Special Edition (es existieren davon lediglich 40 Exemplare) verfügbar, die direkt bei Tobias Könemannselbst angefragt werden kann. Diese Version, die wir dankenswerter Weise auch zum Test erhielten (Vielen Dank dafür an dieser Stelle!) ist nicht nur vom Künstler persönlich signiert und nummeriert (eine Pappbanderole und ein im Buch selbst eingeklebtes Bild bestätigen dies), sondern enthalten auch weitere Extras (ein original Linoldruck (29,7cm x 21cm), 3 Postkarten (je 14,8 cm x 10,5 cm) in einem schicken, schwarzen Briefumschlag und ein Lesezeichen (14,8 cm x 5 cm). Geschützt wird das Gesamtpacket von einer Plastikhülle.

Fazit

Bis auf vereinzelte brauchbare Ansätze übertreibt es Tobias Könemann in seinem ersten Artbook mit dem Titel “Aus Tod Wird Heimat“ zu sehr mit der Schwarzmalerei in Form von Gesellschaftskritik, was dem Gesamtwerk leider schadet. Wenn bei zukünftigen Werken der Fokus auf die gelungenen Bilder und den kreativen Textformen gelegt wird, wittere ich allerdings einen potentiellen Geheimtipp für alle Freunde der Dunklen Kunst!

Verlag/ Label: Pandämonium Verlag
Autor: Tobias Könemann
Veröffentlichung: 00.03.2014
Seitenzahl: 76
ISBN: 978 - 3944893020
Altersfreigabe: unbekannt
Webseite: http://www.pandaemonium-verlag.de/autoren/tobias-k%C3%B6nemann/
Webseite 2: Amazon
Webseite 3: https://www.sidh-art.de
Copyright Artikelbild: Pandämonium Verlag, Tobias Könemann
Copyright andere Bilder: Pandämonium Verlag, Tobias Könemann

  • 5/10
    Texte - 5/10
  • 7/10
    Konzept - 7/10
  • 8/10
    Bilder - 8/10
  • 9/10
    Veröffentlichung - 9/10
7.3/10

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