Die von Comic-Mastermind Garth Ennis`s geschaffene Apokalypse der total gestörten, ultraabartigen, dauergeilen Mordaffen, der sog. Gefirmten, geht mit “Crossed 20 Badlands 13“ in die nächste Runde und wir von Raben Report sind mal wieder live am Tatort das unfassbaren Geschehens. Die bluttriefenden Drehbücher dieser Ausflüge in den absoluten Wahnsinn stammen diesmal von “Say Anything“-Frontman Max Bemis, der dem Gemetzel einen erstaunlich tiefsinnigen Unterton mit auf den Weg gibt:
Handlung
“Crossed 20 Badlands 13“ enthält die beiden Comicgeschichten “Familientherapie“ und “Fanboys“. Im Folgenden findet ihr einen kurzen Anriss der Handlung beider Comicepisoden:
“Familientherapie“:
Die Brüder Jack und Clancy waren schon ihr gesamtes Leben lang wie Feuer und Wasser. Das änderte sich auch nicht nach Ausbruch der Gefirmten-Apokalypse, als Clancy, der Raufbold und ständiges Schwarzes Schaf der Familie, in der bisher von den Sexzombies verschonten Kleinstadt, in der sein anständiger Bruder, der Psychiater Jack, wohnt, urplötzlich aufschlägt. Clancys wildes Gemüt hatte sich in all den Jahren kein Stück verändert und nun hat er sich auch noch direkt mit der Gefirmten-Seuche angesteckt. Doch Familienbande sind nun mal stark und so schließt Jack seinen Bruder in seinem Haus ein, anstatt sein eigen Fleisch und Blut einfach zu töten. Als Psychiater ist er zudem daran interessiert, trotz der grausamen Veränderung, die sein Bruder im Zuge der Verwandlung in einen Gefirmten durchmacht, zu den Überbleibseln von Clancys Verstand durchzudringen und auf diesem ungewöhnlichen Weg Erkenntnisse über das Wesen der Gefirmten zu erlangen. Doch anstatt lehrreicher Sitzungen tun sich in den therapeutischen Gesprächen zwischen den beiden Brüdern unerwartete Abgründe auf…
“Fanboys“
Die gerade bei aufgeschlosseneren Comicfans, aufgrund ihrer modernen Note, sehr angesagte Comiczeichnerin Leigha hatte das ausgesprochen üble Pech, dass sie im Moment des Gefirmten-Ausbruchs gerade eine Signierstunde in einem beschaulichen Comicladen abgehalten hat, was an sich ja kein Problem darstellen würde, hätten die nerdigen Besitzer des Comicladens nicht die Gunst der Stunde ergriffen, die junge Frau eingesperrt und hemmungslos als Sexsklavin missbraucht. Während sie nun also die abartigen Wunschvorstellungen pickliger Nerds befriedigen muss, um zu überleben, kommt ihren Peinigern vor lauter Langweile (irgendwann hatten sie nämlich alle Comics in ihrem Laden durchgelesen und nach draußen zu gehen ist aufgrund der Sexzombie-Apokalypse keine Option) die Idee, dass ihr Lustobjekt ja eigentlich eine begnadete Comiczeichnerin ist, die ihren Hunger nach neuen Geschichten ebenfalls befriedigen könnte. Zunächst gelingt Leigha es zwar sich durch die Lieferung immer neuer kreativer Ergüsse, im Stile der minderbemittelten Wunschvorstellungen ihrer Peiniger, immer mehr Freiraum und Rechte zu erkämpfen, aber auch dieses Zeitfenster ist nur von kurzer Dauern geprägt, bevor die Machtgier und Geilheit ihrer Peiniger erneut zuschlägt…
Zeichnungen
Leider stellt die graphische Ausarbeitung die Schwachstelle dieses Comicbandes dar, auch wenn es sich hier keinesfalls um einen Totalausfall, sondern lediglich um Mittelmaß-Kost handelt. Die Comicepisode “Familientherapie“ hat der erfahrene Comiczeichner Fernando Melek aus Argentinien optisch in Szene gesetzt, was dieser prinzipiell ganz gut gemacht hat, wäre da nicht die blasse, detailarme, Kolorierung, die ihren digitalen Ursprung nicht im Geringsten verstecken kann. Diese Farbgebung durch die Digikore Studios (von denen ich eigentlich besseres gewohnt bin) gibt der ganzen Comicepisode einen billigen Anstrich, welcher der intensiven, bedrohlichen Gesamtatmosphäre leider sogar echt schadet. “Familientherapie“ gebe im Wertungsbereich der graphischen Ausarbeitung eine klare 6 von 10 möglichen Punkten.
Ein bisschen besser sieht es in der zweiten Episode mit dem Titel “Fanboys“ aus, die vom argentinischen Comiczeichner German Erramouspe und dem ebenfalls argentinischen Inker Mauro Vargas ausgestaltet wurde. Auch hier sind die Zeichnungen gut, die nicht immer 100%ig stimmigen Proportionen der Figuren passen sehr gut zum leicht punkigen Stil der Story. Aber leider bekleckern sich auch hier die Digikore Studios, was die Farbgebung angeht, nicht gerade mit Ruhm, wobei in Falle dieser Comicepisode aber die tolle Tuscharbeit von Mauro Vargas das Gesamtbild rettet und die viel zu arg sauber, digital kolorierten, Bilder mit starkem Kontrast versieht. “Fanboys“ gebe ich für die graphische Ausgestaltung eine gerade noch so mit ach und krach erreichte “7“.
Was den in “Crossed 20 Badlands 13“ dargestellten Gewaltgrad angeht, bewegen wir uns “Crossed“-typisch auf einem äußerst hohen Niveau, auch wenn sich dieser Band, ebenso wie sein direkter Vorgänger, noch unter dem bewegt, was “Crossed“ eigentlich zu bieten hat. Klar, hier sehen wir auch wieder Szenen, die zweifelsfrei klar machen, warum die Serie “Crossed“ erst ab 18 ist und empfindlichere Gemüter allen Alters ohne weiteres richtig verstören kann. So beißt sich z.B. ein Gefirmter in “Crossed 20 Badlands 13“ schonmal ein Paar Finger ab und steckt sie sich in den Arsch, Babys zerplatzen in blutigem Dunst, wenn sie mit voller Wucht gegen eine Autofrontscheibe prallen und wenn Menschenstücke jeglicher Machart und Größe durch den Raum fliegen, fällt das in all dem Gemetzel eigentlich kaum mehr auf. Die Gewalt- und Sex-Darstellung sowie ihre grausame Kombination ist bei “Crossed“ derart over the top, dass hier bitte nur Hardcore-Horror- und Gore-Fans reinlesen und alle anderen einen großen Bogen darum machen, denn ihr werdet mir für diese Warnung garantiert danken. 😉
Veröffentlichung
“Crossed 20 Badlands 13“ erscheint beim Panini Verlag als Softcover Ausgabe (Format: Höhe: ca. 26,0; Breite: ca. 17,0 cm) mit Klappenbroschur. Die 144 Seiten des Werkes weisen eine gute Druck– und Papierqualität auf.
“Crossed 20 Badlands 13“ enthält die im US-Original als Einzelausgaben veröffentlichten Comicausgaben “Crossed Badlands“ #87-92.
Neben der Standardausgabe sind beim Panini Verlag noch eine auf 222 Exemplare limitierte Hardcover-Ausgabe sowie eine auf lediglich 69 Exemplare (leider bereits ausverkauft) limitierte Hardcover-Ausgabe mit Splatter-Variant-Cover erhältlich.
Fazit
“Crossed 20 Badlands 13“ wird deutlich von den Einflüssen von Comicautor und Sänger der Indie-Rockband Band “Say Anything“, Max Bemis, geprägt und das ist auch richtig gut so, denn Bemis gelingt es, in gleich zwei Comicepisoden, mit seinen Ideen für das “Crossed“-Universum überraschend intelligente Inhalte, in Form von Gesellschaftskritik und überraschenden Wendungen, einzuflechten. So wird “Crossed 20 Badlands 13“ tatsächlich zu einem Comicband, der zum Nachregen anstößt, mit Inhalt punktet und der durch die übermäßige Gewalt- und Sex-Darstellung zur Übermittlung seiner Botschaften sogar massiv profitiert. Umso trauriger ist, dass dieser Band deutliche Schwächen bei der graphischen Ausgestaltung aufweist, die sich insbesondere in der schwachen Kolorierung niederschlagen. Wer sich aber an der Optik nicht stört, erlebt mit “Crossed 20 Badlands 13“ ein mutiges Statement im Gewande von literweise Blut und übellaunigem Sperma.
Verlag/ Label: Panini Verlag
Autor: Max Bemis
Veröffentlichung: 26.06.2018
Seitenzahl: 144
ISSN: 4197959319997
Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Webseite: https://www.paninishop.de/artikel/dacro020-crossed-20-softcover
Webseite 2: Amazon
Webseite 3: https://www.paninishop.de/?s=artikel&g_artikel_id=124703
Copyright Artikelbild: Panini Verlags-GmbH; Garth Ennis; Avatar Press Inc.
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