Auf der Suche nach billigen Arbeitskräften ging die Menschheit, im Laufe ihrer Geschichte, schon ganz grausige Methoden ein, man bedenke nur, welche Kulturen großflächig auf Sklavenarbeit aufbauten und welches Leid auf den Rücken zahlreicher Zwangsverpflichteter und Gefangener ausgetragen wurde. Während Genies, wie Stephen Hawking, oder Visionäre, wie James Cameron und Gale Anne Hurd in “Terminator“ (1984), vor den Gefahren einer zunehmenden Technologisierung, mitsamt selbstständig agierender KI warnten, begeht man im Anime Film “The Empire Of Corpses“, dem ersten Teil der inhaltlich vollkommen voneinander unabhängigen “Project Itoh Trilogie“, einen ganz anderen, äußerst unheiligen Pfad, der allerdings ebenfalls eine Warnung an die Wissenschaft darstellt, die ihren Fortschritt, angesichts möglicher fataler Folgen, nicht um jeden Preis voranpeitschen darf.
Wieso nicht einfach die Ressource “Leiche“ ins Spiel bringen, so spekuliert der leider bereits verstorbene Japanische Autor Project Itoh in seiner Romanvorlage für die vorliegende Anime Umsetzung aus dem renommierten Hause der Wit Studios (u. a. "Attack On Titan"), und wieder zum Leben erweckte Tote als willenlose, nimmermüde Arbeitssklaven und sogar Soldaten missbrauchen? Was diese, absolut von Klassikern, wie Mary Shelley`s “Frankenstein“, inspirierte Geschichte an Inhalten portiert und was der gute alte Sherlock Holmes darin zu suchen hat, das alles klären wir hier im Test zum beim Publisher KAZÉ erschienenen “The Empire Of Corpses - Project Itoh Trilogie Teil 1“:
Project Itoh
Der Japaner Project Itoh, welcher mit bürgerlichem Namen Satoshi Itoh hieß, war ein bekannter Autor und Webdesigner. Der früh verstorbene Project Itoh hinterließ im Bereich der Science-Fiction durchaus Eindruck, wodurch gleich drei seiner Werke im Jahr 2015 (in Japan) als Anime-Adaptionen, entstanden bei verschiedenen Animationsstudios, als sog. “Project Itoh Trilogie“ auf den Markt kamen. Den Anfang machte hierbei “The Empire Of Corpses - Project Itoh Trilogie Teil 1“, gefolgt von “Harmony - Project Itoh Trilogie Teil 2“ und “Genocidal Organ - Project Itoh Trilogie Teil 3“.
Handlung
In einer alternativen Realität, im Großbritannien des Jahres 1878, welches sich in dieser Version ebenfalls extrem geprägt von Industrialisierung und neuartiger Technologie darstellt, bleibt dem jungen Genie Dr. John Watson, der wegen verbotener Experimente im Bereich der allseits florierenden Leichentechnologie (Necroware) verhaftet wurde, nichts anderes übrig, als Richtung Afghanistan aufzubrechen, um dort, auf Befehl der Regierung, den gefährlichen Wissenschaftler Karamazov aufzuhalten, der dort, in der Isolation, daran arbeitetet, Dr. Frankensteins unerreichte Leichentechnologie zu kopieren und damit ein eigenes Königreich der Toten, unter seiner Herrschaft, zu errichten. Zudem lautet Watsons Auftrag Dr. Frankensteins wertvolle Notizen, die beschreiben, wie dieser einst in der Lage war den perfekten Untoten zu kreieren, der im Gegensatz zu den gängigen Leichnamen, auch über eigene Intelligenz verfügt, wiederzubeschaffen, da diese im Konflikt mit den anderen Staaten Großbritannien einen unverzichtbaren Vorteil verschaffen würden und somit auf keinen Fall in den falschen Hände verbleiben dürfen.
Dr. John Watson, der selbst bereits außergewöhnliches im Bereich der Necroware geleistet hat und unter anderem seinen Freund Friday als wandelnde Leiche wiederauferstehen lies, ist allerdings auch einer von wenigen Menschen, der überhaupt erst in der Lage ist Dr. Frankensteins wertvolle Aufzeichnungen zu verstehen und umzusetzen. Und so begeben sich Dr. John Watson, der Untote Friday, sowie der Leibwächter Captain Frederick Burnaby und der russische Guide Nikolai Krasotkin auf die beschwerliche Reise nach Afghanistan, die schon von Beginn an mit überraschenden Gefahren gesäumt ist und am Ziel noch weitaus umfassendere, persönlichere und absolut erschütternde Offenbarungen für alle Beteiligten bereithält…
Ein Cross-Over mit massig Inhalt
“The Empire Of Corpses”, der erste Film der “Project Itoh Trilogie”, stellt sich zunächst als sehr intelligent konzipierte Warnung vor überhastigem Forschungsdrang und den Folgen fehlender Ethik vor, entwickelt sich im Laufe der Handlung aber leider zu einem wahren Kuddelmuddel aus wirr zusammengestückelten Einflüssen und hat am Schluss inhaltlich kaum mehr etwas mit dem starken Auftakt am Hut. Und auch wenn die zahlreichen Cameos schillernder Romanfiguren, wie Sherlock Holmes (man beachte nur den Namen des Protagonisten!) und berühmten realen Persönlichkeiten, wie Thomas Edison, die mal mehr, mal weniger sinnvoll in die Handlung integriert werden, ganz nett anzuschauen sind und so manchem Fan wirklich erfreuen, so überladen sie das Setting des Anime Filmes doch nur überflüssigerweise und lenken massiv von den eigentlichen Botschaften ab. Dabei hätte “The Empire Of Corpses - Project Itoh Trilogie Teil 1“, wenn man sich in erster Linie auf die zum Teil geradezu abartig-genial inszenierte Leichentechnologie fokussiert hätte, wirklich einschlagen können, zahlreiche Denkanstöße und gut integrierte Inhalte (wie z. B. der nach wie vor mysteriöse Umstand, dass ein Sterbender nach dem Exitus 21 Gramm Gewicht verliert und man darin das etwaige Entschwinden einer “Seele“ vermuten könnte; im Zuge der Anwendung der Necroware wird den Toten anschließend eine künstliche Seele “aufgespielt“) sind definitiv vorhanden, werden aber traurigerweise nicht bis zum Ende durchdacht und in der Handlung eingesetzt.
Leider kann ich euch nicht sagen, in wie fern sich der ursprüngliche Roman Project Itoh`s und die Anime Umsetzung vom Wit Studio unter der Regie von Ryotaro Makihara unterscheiden, da ich die Buchvorlage selbst leider nicht gelesen habe.
Bild und Ton
Zum Test haben uns KAZÉ freundlicherweise die Blu-ray Version von “The Empire Of Corpses - Project Itoh Trilogie Teil 1“ zur Verfügung gestellt (Vielen Dank!!!), alle Angaben beziehen sich also auf diese Art der Veröffentlichung:
Bildformat: 16:9 (1080p)
Tonformat: Deutsch und Japanisch (Dolbi Digital 5.1)
Was das geniale Bilderlebnis von “The Empire Of Corpses - Project Itoh Trilogie Teil 1“ angeht, so merkt man ab der ersten Sekunde, dass hier absolute Profis am Werk waren! Die Wit Studios, denen wir neben “The Empire Of Corpses - Project Itoh Trilogie Teil 1“ auch optisch brillante Titel, wie “Attack On Titan“ und “Kabaneri Of The Iron Fortress“ zu verdanken haben, inszenierten hier einen Augenschmaus, der die meisten aktuellen Anime Titel optisch absolut in den Schatten stellt. Kein Bereich des Bilds zeigt Schwächen auf, ganz besonders gut gelungen sind allerdings die Lichteffekte sowie die traumhaften Bewegungsanimationen, die unter anderem bei den rasanten Verfolgungsjagden auf die Spitze getrieben werden. Aber auch die steifen Bewegungen der Untoten sind nicht nur absolut überzeugend dargestellt worden, sondern sorgen damit auch beträchtlich zur grotesken Atmosphäre derartiger Szenen bei.
Absolut gelungen verhält es sich auch beim Thema Sound, der sowohl mit einem stimmigen Soundtrack, überzeugenden Soundeffekten, als auch einer rundum gelungenen Synchronisation (sowohl bei der Deutschen Lokalisierung, als auch im Japanischen Original) aufwarten kann. Natürlich finden wir im Menü auch die Option deutsche Untertitel einblenden zu lassen.
Veröffentlichung
Leider haben wir von KAZÉ lediglich eine Ansichts-Blu-ray zum Test erhalten und können aus diesem Grund keine exakte Beschreibung der Veröffentlichung im Handel, als Special Edition durchführen. Wir beziehen und in diesem Fall auf die auf der Homepage von KAZÉ veröffentlichten Produktinformationen.
“The Empire Of Corpses - Project Itoh Trilogie Teil 1 Collector`s Edition“ erscheint beim Publisher KAZÉ in Form einer Collector`s Edition (eine Standard Edition existiert in diesem Fall nicht), welche sowohl die Blu-ray- als auch die DVD-Fassung des Films enthält. Die Datenträger finden in einem schön illustrierten Steelbook Platz. Bonusmaterial befindet sich keines in dieser Veröffentlichung.
Fazit
In bestimmten Teilen von “The Empire Of Corpses - Project Itoh Trilogie Teil 1“ meint man fast, man dürfte hier tatsächlich einen neuen “Frankenstein“ erwarten, gerade wenn es um die rücksichtslose Anwendung der im Film verwendeten Necroware/Leichentechnologie geht, Tote unter anderem als kostenlose, unermüdliche Arbeitssklaven etabliert, oder man beim Anblick zweier Armeen bestehend aus langsam voranschreitenden Leichen, mit totem Blick, die Sinnlosigkeit einer solchen kriegerischen Aktion noch von einer ganz anderen Seite vor Augen geführt bekommt. Allerdings übernimmt sich der optisch brillant inszenierte Anime Film, nach einer Romanvorlage des Japaners Project Itoh, mit übermäßig vielen, kaum zusammenpassenden Inhalten und weitet die ursprünglich stark inszenierte Handlung aus und vergisst schließlich sogar seine eigenen Intentionen. Unter Strich eine geniale Idee, die Umsetzung bleibt aber leider deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Kino-Event 2016: Project Itoh - The Empire of Corpses
Verlag/ Label: KAZÉ
Veröffentlichung: 28.04.2017
Laufzeit: 120 Minuten
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Webseite: https://www.kaze-online.de/Programm/Anime/Project-Itoh-The-Empire-of-Corpses-Blu-ray-DVD-Collector-s-Edition.html
Webseite 2: Amazon
Webseite 3: http://project-itoh.com/#/empire/top/
Copyright Artikelbild: Project Itoh & Toh EnJoe / THE EMPIRE OF CORPSES
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