Anlässlich der Ausstellung der beeindruckenden Werke des japanischen Künstlers Nagasawa Rosetsu, aus dem 18. Jahrhundert, im Museum Rietberg Zürich, im letzten Jahr, erschien beim Prestel Verlag ein begleitender Prachtband, in dem Rosetsus Werke mitsamt erläuternder Texte präsentiert werden. Darüber hinaus werfen die beiden Autoren auch einen genauen Blick auf das Leben des außergewöhnlichen Künstlers selbst, der sich gerne mal gegen bestehende Konventionen hinwegsetzte und damit die damalige Kunstwelt bereicherte.
Inhalt
Nach einem Vorwort von Albert Lutz, dem Direktor des Museums Rietberg Zürich, einem Geleitwort von Miyata Ryōhei, dem Kommissar für kulturelle Angelegenheiten in Japan, einem Dankeswort der Autoren des Buches, Khanh Trinh und Matthew P. McKelway, Hinweisen für die Leser hinsichtlich im Buch verwendeter Angaben und Anmerkungen bezüglich japanischer Begriffe, sowie einer Einleitung der beiden Autoren, folgen die zwei umfangreichen Parts des Buches, “Rosetsu Werden: Nagasawa Rosetsu Und Die Zeit in Nanki“ (von Matthew P. McKelway) und “Rosetsu Nach Nanki“ (von Khanh Trinh), die das Leben und die Arbeiten des japanischen Künstlers aus dem 18. Jahrhundert im Detail beleuchten.
Rosetsus Aufenthalt in Nanki wurde bewusst als Trennungselement der Buchkapitel gewählt, da sich Rosetsu in diesen Monaten auf dem Land, in der Gegend von Nanki, wohl stark veränderte und fortan, sowohl was seine Persönlichkeit, als auch was seinen Zeichenstil angeht, deutlich eigenständiger, eigenwilliger und auch kreativer voranschritt. In diesen Monaten durfte, der aus einer der angesehenen Samuraifamilien stammende Rosetsu, der seine Lehre in der damaligen Hauptstadt Kyoto abgeschlossen hatte, einen großen, bedeutenden Auftrag für den Zen-Klerus (die Raumaufteilung und die Standorte der Bilder in den Tempeln werden im Buch auch exakt aufgezeigt) ausführen, den dieser in Rekordzeit und mit beachtlichen Ergebnissen abschloss. Schon in jungen Jahren zählte Rosetsu, der schon seit der Jugend als eigenwillig, stolz und ungeduldig galt und sich nicht mit den traditionellen Lehrmethoden abfinden wollte (im Buch werden dazu auch nette Anekdoten erzählt, darunter auch, wie Rosetsu seinen Zeichenlehrer regelrecht vorführte ^^), zu den größten Malern Kyotos und später auch ganz Japans und erlangte durch seinen Zeichenstil, mit der oftmals “wilden Pinselführung“ große Berühmtheit.
Beide Autoren widmen sich schließlich im Kapitel “Katalog“, der etwa die Hälfte des Buches umfasst, den Werken Rosetsus im Detail und erläutern sowohl die Entstehungsgeschichte, als auch die Motive, sowie deren mythologische bzw. historische Hintergründe. Im Anhang finden wir den Inhalt bzw. die Abbildung von zeitgenössischen Dokumenten, wie Tagebucheinträgen, Briefen, die von Rosetsu handeln oder gar von ihm selbst stammen. Die für das Werk herangezogene Bibliographie sowie Kurzbiographien des Autorenteams beenden schließlich “Rosetsu: Fantastische Bilderwelten aus Japan“.
Beeindruckend inszenierte Landschaften gehören zu Rosetus Spezialitäten.
Die Werke von Rosetsu
Nagasawa Rosetsus große Leistung war es mittels unterschiedlicher Techniken komplett verschiedene Oberflächen zu bemalen. Neben Leinwänden bemalte Rosetsu beispielsweise auch Türen, wobei die einzelnen Gemälde, auch was die Motive und den Darstellungsstil angeht, hervorragend an die jeweilige Größe und den Untergrund angepasst wurden und somit ihre volle Wirkung entfalten konnten. Egal ob Leinwände, Schiebetüren oder auch Seidenschals, Rosetsu schaffte es mittels unterschiedlicher Techniken seine Gemälde zu erstellen. Meist verwendete er dabei Tusche, die er nicht nur mit dem Pinsel, sondern auch mittels Spritzverfahren oder den Fingern auftrug. Ergänzt wurden manche Bilder auch mit Farben, die je nach Intention des Künstlers mal enorm dominant ins Auge sprangen, oder auch einfach nur ganz leicht aufgetragen für die nötige Kolorierung sorgten. Was den Stil Rosetsus angeht, mag dieser auf den ersten Blick zwar als “typisch japanisch“ angesehen werden (Rosetsu wird der berühmten Maruyama-Shijō-Schule zugeordnet, die eine realistischere Darstellungsweise anstrebte), er entpuppt sich allerdings sehr schnell als überraschend modern und auch vielseitig. Gerade die Tierdarstellungen stechen hier ins Auge, die mal realistisch, andererseits aber auch mal einen interessanten, typisch japanischen, eher cartoonhaftigen Darstellungsstil (und dabei meine ich keinen Manga-Stil, sondern eine ältere, traditionellere Tierdarstellung) aufweisen. Vielmehr will Rosetsu - und das gilt ganz besonders auch für die Darstellung von Menschen und Landschaften in seinen Werken - die Seele, die Stimmung, ja das Innerste des gezeigten Motivs auf die jeweilige Leinwand projezieren, was ihm auch durchaus gelingt.
Bei dieser Kranich-Darstellung handelt es sich um einen Ausschnitt aus einem Motiv Rosetus, der hier sechs Papier-Schiebetüren bemalte. Sein Stil kombinierte hier bereits traditionelle mit eigenen Zeichentechniken.
Veröffentlichung
“Rosetsu: Fantastische Bilderwelten Aus Japan“ erschien am 11. September 2018 beim Prestel Verlag als Hardcover Band (Format: Höhe: ca. 28,7 cm; Breite: ca. 24,8 cm; Dicke: ca. 3,2 cm) und umfasst 296 Seiten in sehr guter Druck- und Papierqualität. Zwei mehrseitige Bilder zum Ausklappen, im Mittelteil des Buches, sorgen für besondere Highlights.
Eine kleine Buchvorschau findet ihr auf der Produktseite von Amazon.
Das Buch ist beim Verlag selbst mittlerweile leider ausverkauft, ihr findet im Netz aber noch vereinzelt ein paar Exemplare bei verschiedenen Händlern.
Fazit
“Rosetsu: Fantastische Bilderwelten Aus Japan“ bietet einen hervorragenden Einblick in die aufwändige Ausstellung der Werke des japanischen Künstlers Rosetsu, der im 18. Jahrhundert wirkte, die den einmaligen Charakter des eigenwilligen Talents aufzeigen und die Ausstellung dabei - soweit es in Buchform möglich ist - ins heimische Wohnzimmer transportiert. Dennoch sind ist das Buch nur wirklich für Freunde der Kunst Rosetus sowie der japanischen Kunst im Allgemeinen (wobei Anime und Manga als Richtung hier nicht zwingend gemeint sind) geeignet, da sowohl Nagasawa Rosetsus Lebensgeschichte als auch seine Werke nur einen Teil der Kunstbegeisterten ansprechen werden, eben auch weil Rosetus Werke oftmals lediglich in ihrer vollen Größe ihre Wirkung entfalten können (wobei dann umso mehr ein Besuch der Ausstellung im Museum Rietberg Zürich empfehlenswert gewesen wäre).
Freunde traditioneller, japanischer Kunst dieser Epoche und natürlich allen Fans von Nagasawa Rosetus Werken bzw. der Person selbst, können der Wertung definitiv noch einen Punkt hinzufügen, wodurch ich diesen angesprochenen Personengruppen “Rosetsu: Fantastische Bilderwelten Aus Japan“ auch ohne Einschränkung empfehlen möchte.
ROSETSU – Fantastische Bilderwelten aus Japan
Verlag/ Label: Prestel Verlag
Autoren: Khanh Trinh und Matthew P. McKelway
Veröffentlichung: 11.09.2018
Seitenzahl: 56
ISBN: 978-3791357256
Altersfreigabe: unbekannt
Webseite: https://www.randomhouse.de/Verlag/Prestel/58000.rhd?gclid=EAIaIQobChMI9LKw85-u5gIV2eWaCh2Drw9oEAAYASAAEgLQ-PD_BwE
Webseite 2: https://de-de.facebook.com/prestel/
Webseite 3: Amazon
Copyright Artikelbild: Prestel Verlag
Copyright andere Bilder: Prestel Verlag
-
7/10