RNGMNN – Arctic Interference

So unerbittlich die Natur auch sein kann, so fasziniert diese doch viele Musiker vielleicht auch gerade deshalb umso mehr. Das frostige, lebensfeindliche Klima der Antarktis musikalisch umzusetzen, ist deshalb auch keine neue Sache, Sleep Research Facility und auch Ugasanie haben da schon bemerkenswerte Aspekte setzen können. Aber um so erfreulicher ist die Tatsache, dass Ronny Engmann mit seinem Projekt RNGMNN sich nicht davon abhalten ließ, sich eben auch mit jener Thematik zu beschäftigen. Das wäre auch zu schade gewesen, denn was der Musiker hier mit "Artic Interference" abliefert, kann sich absolut hören lassen!

"Feldaufnahmen, perkussive Elemente, gesampelte Sounds, dunkle elektronische Pads, Kratzer und Stiche erzeugen zusammen ein Gefühl von driftender Isolation, Desorientierung und knietiefen, gezackten Bewegungen über weite schneebedeckte und sturmgeplagte Gedankenlandschaften."

Besser als die Umschreibung des Labels kann man dies auch gar nicht in Worte fassen, denn das Werk ist in allen Belangen nicht nur fesselnd ausgefallen, sondern vermag auch schlagartig Besitz vom Hörer zu nehmen. Die begeisternden Stücke unterscheiden sich merklich vom Aufbau, weshalb der variable Aspekt viel Bedeutung innehat, was natürlich dazu führt, dass "Artic Interference" schön lange fesseln kann.

"Der anhaltende Wintersturm schickt mir allmählich seine Frostwellen entgegen. Der Nachthimmel verschluckt die ohnehin dunklen Berge. Die eisige Kälte trübt zunehmend meine Wahrnehmung. Das einzige, was ich von außen hören kann, ist das rhythmische Geräusch der Eiszapfen, die hin und wieder aufeinander prallen und anschließend zu Boden fallen. Die Erinnerung daran, wie ich überhaupt hierher gekommen bin, fängt langsam an zu verblassen. Alles wird dunkel. Alles wird taub."

Gleich einem scheinbaren Trip ohne Rückkehr, so ist man lediglich darauf bedacht, den nächtlichen Kampf mit Mutter Natur zu überleben, wo eisige Winde das Atmen schwer machen und der Puls langsam aber sicher in die Tiefe geht. Die eigenen Spuren mittlerweile fast komplett verweht, so schwindet Hoffnung, die Nacht bricht ein und was bleibt, ist die bange Frage, ob es ein Erwachen gibt.

Ehrlich. Eine solch starke Publikation habe ich nicht erwartet, zumal mich das bisherige Schaffen von RNGMNN nicht wirklich ansprechen konnte. Mit "Artic Interference" ändert sich das, ein richtig starkes Album, welches wohl mit zu den Besten des Jahres 2019 gezählt werden kann/muss. Meine Empfehlung!

Artikelbild Copyright: Winter-Light

  • 9/10
    Gesamtwertung - 9/10
9/10

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